TITUS
Ulrich von Eschenbach, Alexander
Part No. 111
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Chapter: 153a  
Verschwörung von Nabârsones und Bessus


Verse: 15921       dise rede ist wâr und ungelogen.
Verse: 15922    
der edle keiser het erzogen

Verse: 15923    
zwêne sîner knehte:
Verse: 15924    
von krankem geslehte

Verse: 15925    
was ir leben und ir art,
Verse: 15926    
die der fürste wol bewart

Verse: 15927    
het brâht in hôhe wirdikeit,
Verse: 15928    
daʒ in mit dienste wârn bereit

Verse: 15929    
grâven, hêrren, ritter gnuoc.
Verse: 15930    
der fürste in guoten willen truoc

Verse: 15931    
und getrûte den argen wol,
Verse: 15932    
des was ir gewalt rîcheit vol.

Verse: 15933    
als ich die krônike hân gelesen,
Verse: 15934    
sie wârn sîn kamerer ê gewesen,

Verse: 15935    
sie hete der tugentlîche
Verse: 15936    
des guotes gemachet rîche:

Verse: 15937    
sach man sie in schalle leben,
Verse: 15938    
golt, silber, gesteine geben.

Verse: 15939    
sie zugen daʒ volc vaste an sich
Verse: 15940    
und ist mir leit daʒ ich

Verse: 15941    
werdikeit von in sol sagen:
Verse: 15942    
die valschen wolden nie verzagen.

Verse: 15943    
sie ze strîte kâmen,
Verse: 15944    
an vînden ie sie nâmen

Verse: 15945    
den sic und werlîchen prîs.
Verse: 15946    
des kêrte der künc an allen wîs

Verse: 15947    
sînen flîʒ an die unhêren,
Verse: 15948    
wie er mohte ir wirde mêren.

Verse: 15949       
Bessus und Narbâsones
Verse: 15950    
heten sich vereinet des,

Verse: 15951    
daʒ sie den keiser vâhen
Verse: 15952    
wolden oder slâhen

Verse: 15953    
und in Alexandrô bringen.
Verse: 15954    
sust hoften sie gedingen,

Verse: 15955    
alsô gerten sie ze hulden komen.
Verse: 15956    
ouch umb ander sache hân ich vernomen:

Verse: 15957    
ob ze strîte kæme,
Verse: 15958    
daʒ ir valscheit den sic næme

Verse: 15959    
an dem Kriechen jungen;
Verse: 15960    
wurde er von in betwungen,

Verse: 15961    
solde Bessus krône tragen
Verse: 15962    
in Mêdâ, (mê hôrt ich sagen)

Verse: 15963    
Narbâsones in Persiâ
Verse: 15964    
und in den landen anderswâ.

Verse: 15965       
der selbe vür den keiser trat,
Verse: 15966    
durch sîn dienst er in bat,

Verse: 15967    
daʒ in sîner rede gezæme
Verse: 15968    
und die vür guot name.

Verse: 15969    
sprach der fürste unverzagt
Verse: 15970    
'ich wil hœren waʒ ir sagt,

Verse: 15971    
daʒ ir der rede fuoge gebet.'
Verse: 15972    
er sprach 'hêrre, ir habt gelebet

Verse: 15973    
lange zît und manic jâr
Verse: 15974    
mit sælden craft in wirde gar:

Verse: 15975    
die siht man iuch schiuwen
Verse: 15976    
und iur unsælde niuwen.

Verse: 15977    
die gote sint iu an helfe laʒ.
Verse: 15978    
mit habt ir verdienet daʒ?

Verse: 15979    
wiʒʒent ir wie der wîse tuot,
Verse: 15980    
der ûf eim schif hât al sîn guot,

Verse: 15981    
von daʒ schif ist überladen,
Verse: 15982    
daʒ er wænt enphâhen schaden?

Verse: 15983    
ist er wîse, wirft er abe
Verse: 15984    
ein teil des guotes in die habe,

Verse: 15985    
daʒ daʒ schif iht undergê
Verse: 15986    
und ouch der lîp im bestê.

Verse: 15987    
alsô tuot ir, ob ir welt leben.
Verse: 15988    
Bessô sult ir die krône geben

Verse: 15989    
und bevelhet im daʒ rîche
Verse: 15990    
(der helt ist ellens rîche)

Verse: 15991    
und haltent iuch vürbaʒ an gemach.'
Verse: 15992    
'er hât wâr,' der êrste sprach.

Verse: 15993    
'waʒ dem houbte wirret
Verse: 15994    
überal den lîp irret.

Verse: 15995    
ist gelücke iu alsô tiur,
Verse: 15996    
daʒ wir alle engelten iur.

Verse: 15997    
volget ir mir, ir mugt genesen
Verse: 15998    
und dar nâch aber hêrre wesen.'

Verse: 15999       
der valsche daʒ gesprach,
Verse: 16000    
den keiser man gar zornic sach.

Verse: 16001    
der edel süeʒe fürste wert
Verse: 16002    
an der stunde ruct daʒ swert,

Verse: 16003    
er wolde den bœsen haben erslagen:
Verse: 16004    
des sach man in flühtic von im jagen.

Verse: 16005    
Archâbatus der werde man
Verse: 16006    
nam den keiser sunder dan.

Verse: 16007    
im was des fürsten swære leit.
Verse: 16008    
mit rehten triuwen er die cleit.

Verse: 16009    
er sprach 'hêrre, ze dirre zît
Verse: 16010    
wiʒʒet ir wol wie iu lît.

Verse: 16011    
dar umbe müeʒet ir vertragen.
Verse: 16012    
hœrt ir alle tage sagen

Verse: 16013    
daʒ Alexander nâhen ist,
Verse: 16014    
mit dem ir sult in kurzer frist

Verse: 16015    
ûf lîp und êre strîten;
Verse: 16016    
dar umb ze disen zîten

Verse: 16017    
lâʒet dise rede bestân.
Verse: 16018    
geloubet daʒ ist guot getân.

Verse: 16019    
die wârheit ich iu sagen wil:
Verse: 16020    
dise haben liute vil,

Verse: 16021    
dar umb sult ir in übersehen,
Verse: 16022    
ob sie iu helfe wellen jehen.

Verse: 16023    
lât sie dirre schulde
Verse: 16024    
komen an iuwer hulde.'

Verse: 16025    
der keiser sprach 'daʒ nim ze dir.
Verse: 16026    
ob du hœrest daʒ sie mir

Verse: 16027    
getriuwelîche wesen ,
Verse: 16028    
lâʒ ich sie der schulde frî

Verse: 16029    
und wil sie haben wert als ê,
Verse: 16030    
daʒ sieʒ getuon nimmer .'

Verse: 16031       
der keiser trat in sîn gezelt,
Verse: 16032    
Narbâsones vaste ûf daʒ velt.

Verse: 16033    
der keiser ze den fürsten sprach
Verse: 16034    
daʒ sie sich hielten an ir gemach.

Verse: 16035    
der hêrre ranc mit sorgen
Verse: 16036    
die naht biʒ an den morgen.

Verse: 16037    
reit der hêrre Archâbatus
Verse: 16038    
ze Narbâsones und Bessus.

Verse: 16039    
die jâhen beide ûf ir eit
Verse: 16040    
daʒ in von herzen wære leit.

Verse: 16041    
Archâbatum sie vaste bâten
Verse: 16042    
daʒ er in wolde râten

Verse: 16043    
und wære in ze dem keiser guot.
Verse: 16044    
er sprach 'des habt vesten muot,

Verse: 16045    
daʒ mîn hêrre sînen zorn
Verse: 16046    
ûf iuch genzlich hât verkorn.'

Verse: 16047    
jâhen sie daʒ sie wolden
Verse: 16048    
im dienen als sie solden.

Verse: 16049    
des tâten sie sicherheit.
Verse: 16050    
Archâbatus von in reit

Verse: 16051    
und sagt dem keiser mære,
Verse: 16052    
daʒ guot ir wille wære

Verse: 16053    
im genzlîchen ze dienen
Verse: 16054    
und lâʒen daʒ durch niemen.

Verse: 16055    
dise zwên wârn triuwen vol,
Verse: 16056    
des geloubten sie den argen wol:

Verse: 16057    
wer wârheit und ganze triuwe hât,
Verse: 16058    
gerne er sich zen liuten lât.

Verse: 16059       
die naht ein ende hât,
Verse: 16060    
saʒ der edel admirât

Verse: 16061    
ûf ein ors und reit ze velde.
Verse: 16062    
von gezelde ze gezelde

Verse: 16063    
fürsten, hêrren al gelîche
Verse: 16064    
bat er wesen frœlîche

Verse: 16065    
und daʒ sie hæten vesten muot.
Verse: 16066    
er teilte in williclich sîn guot.

Verse: 16067    
sie jâhen âne alleʒ wanken
Verse: 16068    
wolden sie immer danken

Verse: 16069    
sînen gnâden und sîme gebot,
Verse: 16070    
im blîben unz in den tôt.

Verse: 16071    
sehs tûsent und sehshundert
Verse: 16072    
und sehsundsehzic ûʒ gesundert

Verse: 16073    
hete noch der keiser ûf dem plân,
Verse: 16074    
die in nihtes wolden lân.

Verse: 16075    
wârn ouch dise zwêne komen.
Verse: 16076    
sie den keiser heten vernomen,

Verse: 16077    
mit flêhendem gruoʒe
Verse: 16078    
vielen sie im ze fuoʒe.

Verse: 16079    
der nie triuwen vergaʒ,
Verse: 16080    
Darîus von dem orse saʒ,

Verse: 16081    
er huop die unwerden
Verse: 16082    
ûf von der erden

Verse: 16083    
als ein vater sîne kint.
Verse: 16084    
'daʒ wiʒʒen alle die hie sint,

Verse: 16085    
ich hân iuch lieplich erzogen.
Verse: 16086    
ir wâret des ie unbetrogen,

Verse: 16087    
wes ir gegen mir gert,
Verse: 16088    
gerne ich iuch des gewert.

Verse: 16089    
welich schult hât mich dar zuo brâht,
Verse: 16090    
daʒ ir mir leides hât gedâht?'

Verse: 16091    
sie jâhen ûf ir trIuwe
Verse: 16092    
daʒ sie sêre riuwe,

Verse: 16093    
waʒ sie hæten missetân,
Verse: 16094    
sie woldenʒ gerne vürbaʒ lân.

Verse: 16095    
die ungetriuwen beide lugen,
Verse: 16096    
den edlen keiser sie betrugen.

Verse: 16097       
hete durch vorhte und durch zorn
Verse: 16098    
Alexandern verkorn

Verse: 16099    
Pâtrôn, ein werde Krieche hêr,
Verse: 16100    
von tet er überkêr.

Verse: 16101    
der was ze dem keiser komen.
Verse: 16102    
der het den rât wol vernomen.

Verse: 16103    
der edel Krieche gemeit,
Verse: 16104    
Pâtrôn ze dem keiser reit.

Verse: 16105    
er sprach 'hêrre, ich sag iu offenbâr
Verse: 16106    
bœse mære, die sint leider wâr.

Verse: 16107    
Bessus und Narbâsones
Verse: 16108    
die haben sich vereinet des,

Verse: 16109    
daʒ sie iuch wellen slahen tôt
Verse: 16110    
oder bringen in vanknisse nôt.

Verse: 16111    
welcher under in des lougen wil,
Verse: 16112    
hêrre, mir ist des niht ze vil,

Verse: 16113    
ich welle es bereden als ich sol.
Verse: 16114    
ich getriuwe mîner wârheit wol.'

Verse: 16115    
sprach der getriuwe
Verse: 16116    
'und ist ditz noch alniuwe,

Verse: 16117    
als sie mir hiute haben gesworn.
Verse: 16118    
habt ir gegen in keinen zorn

Verse: 16119    
oder ob sie deheinen haʒ iu tragen,
Verse: 16120    
dar umb sult ir sie niht besagen,'

Verse: 16121    
sprach der getriuwe admirât.
Verse: 16122    
'ich wil der rede haben rât.

Verse: 16123    
ich geloube iu der mære niht.'
Verse: 16124    
Pâtrôn sprach 'sô ist ein wiht

Verse: 16125    
waʒ ich dienstes gegen iu kêre.
Verse: 16126    
edel fürste hêre,

Verse: 16127    
ich wilʒ in under die ougen jehen
Verse: 16128    
und sies bereden, daʒ sehen

Verse: 16129    
fürsten, hêrren, ritter, knehte,
Verse: 16130    
wie sie mir vinden ze rehte.'

Verse: 16131       
wârn ouch dise zwêne komen.
Verse: 16132    
die rede heten sie vernomen,

Verse: 16133    
vür den keiser sie trâten,
Verse: 16134    
gespræches sie ouch bâten.

Verse: 16135    
Bessos ze Pâtrône sprach
Verse: 16136    
'ich hoffe daʒ iur sage swach

Verse: 16137    
ûf getriuwe ritter sulle sîn.
Verse: 16138    
ich und der geselle mîn

Verse: 16139    
wellen des beide wesen phant,
Verse: 16140    
daʒ dirre schult uns mîn hant

Verse: 16141    
mit kempflîchen sachen
Verse: 16142    
sol unschuldic machen.'

Verse: 16143    
Pâtrôn sprach 'sô lieben tac
Verse: 16144    
gelebt ich nie, ob mir daʒ mac,

Verse: 16145    
hêrre min, alsô geschehen
Verse: 16146    
daʒ al die fürsten sehen.'

Verse: 16147    
der keiser sprach 'lât daʒ bestân.
Verse: 16148    
ich weiʒ unschuldic dise man,

Verse: 16149    
dar umb lât beider sît von.'
Verse: 16150    
sprach der edle Pâtrôn

Verse: 16151    
'edel fürste hêre,
Verse: 16152    
waʒ touc ich iu vürbaʒ mêre?

Verse: 16153    
sît ir mich von wârheit scheidet,
Verse: 16154    
daʒ leben mir immer leidet.

Verse: 16155    
daʒ ich iuch niht entriuge,
Verse: 16156    
mit den goten ich daʒ beziuge.

Verse: 16157    
ouch enwirt sich daʒ niht sparn,
Verse: 16158    
ir sult die wârheit baʒ ervarn.

Verse: 16159    
doch wil ich biten immer ,
Verse: 16160    
hêrre, daʒ iu wol ergê.'

Verse: 16161    
urloup nam der werde man
Verse: 16162    
Pâtrôn und schiet von dan.

Verse: 16163    
ze dem Kriechen er kam,
Verse: 16164    
der in vil gerne wider nam

Verse: 16165    
und machte in des guotes rîcher
Verse: 16166    
und hielt in ouch wirdiclîcher.

Verse: 16167       
Dem keiser gie doch angest zuo
Verse: 16168    
des andern morgens vil fruo

Verse: 16169    
crefteclîchen er gebôt
Verse: 16170    
daʒ man Jupiter dem got

Verse: 16171    
erbute mit opher êre.
Verse: 16172    
selbe was der hêre

Verse: 16173    
wunnenclîchen an geleit
Verse: 16174    
in rîche keiserlîche cleit.

Verse: 16175    
gienc der gehiure
Verse: 16176    
under einer krône tiure

Verse: 16177    
(als mir die krônike hât verjehen,
Verse: 16178    
wart nie beʒʒer gesehen),

Verse: 16179    
vil künge, fürsten mit im was,
Verse: 16180    
von der rîcheit ich ouch las.

Verse: 16181    
wære von ze sagene vil,
Verse: 16182    
daʒ ich hie lâʒen wil.

Verse: 16183    
grâven, vil hêrren wâren,
Verse: 16184    
ritter, knehte gebâren

Verse: 16185    
als den armuot tiure was.
Verse: 16186    
von rîcher kost ein wît palas

Verse: 16187    
het er dem gote erdâht
Verse: 16188    
von phelle ûʒ manegen landen brâht.

Verse: 16189    
ein rîcheʒ opher man tet.
Verse: 16190    
der keiser volent sîn gebet,

Verse: 16191    
er bat in lûtem schalle
Verse: 16192    
die hêrren beiten alle,

Verse: 16193    
biʒ er beredete sîne nôt:
Verse: 16194    
daʒ was sîn bete und sîn gebot.

Verse: 16195       
er sprach 'ir hêrren, ist kein man,
Verse: 16196    
dem ich habe getân

Verse: 16197    
des ich niht tuon solde,
Verse: 16198    
gerne ich daʒ beʒʒern wolde:

Verse: 16199    
er fürste, hêrre, ritter, kneht,
Verse: 16200    
dem wil ich hiute hie bieten reht

Verse: 16201    
und ergetzen immer .
Verse: 16202    
ob dirre strît alsô ergê,

Verse: 16203    
daʒ ich von scheide
Verse: 16204    
ân swærlîche leide,

Verse: 16205    
die mich niht bringet an den tôt;
Verse: 16206    
ich wil erbeitlîcher nôt

Verse: 16207    
alle die mîne ergetzen
Verse: 16208    
und in hœher wirde setzen.'

Verse: 16209    
jâhen al gelîche
Verse: 16210    
arm unde rîche,

Verse: 16211    
sie wolden mit rehter triuwe siten
Verse: 16212    
die gote umb sîn sælde biten,

Verse: 16213    
und hæten alle den muot
Verse: 16214    
daʒ sie durch reht und niht durch guot

Verse: 16215    
ân alleʒ betrâgen
Verse: 16216    
sich wolden im wâgen.

Verse: 16217    
des dancte der tugentrîche
Verse: 16218    
in allen lieplîche,

Verse: 16219    
doch zwîvelt im daʒ herze
Verse: 16220    
ein bitterlîcher smerze,

Verse: 16221    
der gerne bescheinet
Verse: 16222    
waʒ dem menschen ist gemeinet.




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This text is part of the TITUS edition of Ulrich von Eschenbach, Alexander.

Copyright TITUS Project, Frankfurt a/M, 12.9.2008. No parts of this document may be republished in any form without prior permission by the copyright holder.