TITUS
Ulrich von Eschenbach, Alexander
Part No. 105
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Chapter: 126  
Belagerung Uxiâs


Verse: 14903       Dar nâch der junge helt gemeit
Verse: 14904    
gegen Sûsâ der stat reit,

Verse: 14905    
die was grôʒ und guotes rîche,
Verse: 14906    
die im williclîche

Verse: 14907    
gâben die burgære
Verse: 14908    
âne strîtlich swære.

Verse: 14909    
sie bewîsten im holden muot
Verse: 14910    
und gâben im ein creftic guot,

Verse: 14911    
golt, silber, edel gesteine,
Verse: 14912    
daʒ er den hêrren gemeine

Verse: 14913    
teilte milticlîche.
Verse: 14914    
ouch was der fürste rîche

Verse: 14915    
mit den burgæren frô.
Verse: 14916    
er ahte cleine der vînde drô.

Verse: 14917    
er von Sûsâne schiet,
Verse: 14918    
gegen Uxiâ sîn wec geriet,

Verse: 14919    
hôrte zuo ein rîcheʒ lant.
Verse: 14920    
die stat er wol ze wer vant.

Verse: 14921    
dar obe ein burc gar veste lac,
Verse: 14922    
der ein getriuwe hêrre phlac.

Verse: 14923    
die veste stat und daʒ lant
Verse: 14924    
hete der keiser im benant,

Verse: 14925    
solt im wesen undertân.
Verse: 14926    
er was ein wert edel man,

Verse: 14927    
getriuwe, stæte unde wîs.
Verse: 14928    
er hete mit rehter manheit prîs

Verse: 14929    
in strîte mit ritterschaft bejagt,
Verse: 14930    
er truoc ein herze unverzagt:

Verse: 14931    
Medates der werde hieʒ.
Verse: 14932    
Alexander an im werben lieʒ

Verse: 14933    
daʒ er im gæbe die stat.
Verse: 14934    
Medates die triuwe hat,

Verse: 14935    
daʒ er jach ern wolde,
Verse: 14936    
waʒ im geschehen solde.

Verse: 14937    
er jach er wolde dienest tuon
Verse: 14938    
der süeʒen Sisîcâmis suon,

Verse: 14939    
gegen dem solt sîn triuwe
Verse: 14940    
wesen alt und niuwe:

Verse: 14941    
wie manʒ im sæch uneben gên,
Verse: 14942    
er wolt im doch niht abe gestên.

Verse: 14943    
ûʒ der stat gar heimelichen
Verse: 14944    
kâmen geslichen

Verse: 14945    
etslîche der burgære.
Verse: 14946    
sie sagten dem Kriechen mære,

Verse: 14947    
durch den vels gienge ein hol,
Verse: 14948    
daʒ man in die burc wol

Verse: 14949    
heimelîchen mohte komen.
Verse: 14950    
Alexander daʒ hete vernomen,

Verse: 14951    
er schuof dar hern Thaurôn,
Verse: 14952    
an dem er manheit was gewon,

Verse: 14953    
die er mit vesten triuwen truoc:
Verse: 14954    
er was ze solichen sachen cluoc;

Verse: 14955    
mit im werder ritter vil,
Verse: 14956    
der ich niht nennen wil,

Verse: 14957    
wann mir ir ist verzigen:
Verse: 14958    
durch daʒ sint sie von mir verswigen.

Verse: 14959    
sie kâmen heimelîche dar.
Verse: 14960    
sie des holes wurden gewar,

Verse: 14961    
Thaurôn sich bereite
Verse: 14962    
zuo der arbeite.

Verse: 14963    
der helt kêrte gegen dem hol.
Verse: 14964    
wâren bereitet wol

Verse: 14965    
ebenhœh, trîbocke, mangen,
Verse: 14966    
pheterære, katzen, hebstangen,

Verse: 14967    
mit menteln und igelen
Verse: 14968    
sach man die veste verigeln,

Verse: 14969    
aller hande strîtes werc
Verse: 14970    
hieʒ er triben an den berc,

Verse: 14971    
ouch vaste criegete den sînen vor
Verse: 14972    
Alexander gegen dem tor.

Verse: 14973    
die werc ûf den schîben
Verse: 14974    
an die mûre hieʒ er trîben,

Verse: 14975    
die wâren wît unde starc,
Verse: 14976    
dar in vil volkes sich verbarc,

Verse: 14977    
daʒ dar ûʒ die mûre brach.
Verse: 14978    
manic wurf dar ûʒ geschach,

Verse: 14979    
der in schatte cleine.
Verse: 14980    
von den ûʒern mit manegem steine

Verse: 14981    
wart in die burc geswenket,
Verse: 14982    
daʒ der innern fröide krenket.

Verse: 14983    
mit dem trîbocke grôʒ
Verse: 14984    
an daʒ tor manic stôʒ

Verse: 14985    
crefteclîchen ergienc,
Verse: 14986    
daʒ doch lützel vervienc.

Verse: 14987    
swâ in des daches gebrach,
Verse: 14988    
swinde man die Kriechen sach

Verse: 14989    
ûʒ den wern letzen,
Verse: 14990    
sunder lebens ergetzen.

Verse: 14991    
ouch gulten sich die Grâiure
Verse: 14992    
an dem sturme harte tiure.

Verse: 14993       
Alexander die sînen
Verse: 14994    
begunde mit worten pînen.

Verse: 14995    
'ôwê' sprach er 'der schanden!
Verse: 14996    
man sach mit heldes handen

Verse: 14997    
iuch ie prîs erwerben,
Verse: 14998    
daʒ wil alhie verterben.

Verse: 14999    
waʒ iuwer ellen erziuget hât,
Verse: 15000    
schemelich daʒ lop zergât.

Verse: 15001    
gedenket daʒ unz her nie wart
Verse: 15002    
dehein werc veste noch hart,

Verse: 15003    
ir habt mit krefticlîcher hant
Verse: 15004    
ân der vînde danc zertrant.

Verse: 15005    
wart nie stickel mûr.
Verse: 15006    
wolt ir iuch regen, ir wert ir schûr.

Verse: 15007    
seht waʒ mac vor uns bestên,
Verse: 15008    
dem wir mit haʒʒe gegen gên?'

Verse: 15009    
er in dise wort vor sprach,
Verse: 15010    
der fürste gegen dem turne sach.

Verse: 15011    
was Thaurôn komen ûf,
Verse: 15012    
der lûte schrît der Kriechen ruof

Verse: 15013    
'hie Macedô! hie Macedô!
Verse: 15014    
werden Kriechen weset frô!'

Verse: 15015    
die an die veste kêrten
Verse: 15016    
mit grimme ir prîs mêrten.

Verse: 15017    
die burger swære nôt begreif,
Verse: 15018    
sie umbeslôʒ der sorgen reif.

Verse: 15019    
sumelîche durch genesen
Verse: 15020    
von der burc wolden wesen,

Verse: 15021    
etslîche wolden sich noch wern,
Verse: 15022    
die selben sach man kêrn

Verse: 15023    
gegen Thaurô über lanzen, turn,
Verse: 15024    
von sie stürmen niht verburn.

Verse: 15025    
mit schüʒʒen tâten sie gedon
Verse: 15026    
dem unverzagten Thaurôn;

Verse: 15027    
sie buten in daʒ selbe wider.
Verse: 15028    
doch der burcgrâve sante nider

Verse: 15029    
in fride drîʒic sîner man,
Verse: 15030    
von den die bete wart getân,

Verse: 15031    
daʒ man daʒ volc lieʒ abe gên
Verse: 15032    
gesunt, und daʒ man lieʒ bestên

Verse: 15033    
die burc unzerbrochen.
Verse: 15034    
daʒ wart widersprochen.

Verse: 15035    
er jach sie müesten ir leben
Verse: 15036    
algelîch ze gelte geben.

Verse: 15037    
er wolt ir dehein gnâde hân.
Verse: 15038    
trûric kêrten sie von dan

Verse: 15039    
zuo irn burgæren
Verse: 15040    
niht mit guoten mæren.

Verse: 15041    
man sach hant winden,
Verse: 15042    
von frouwen unde kinden,

Verse: 15043    
manec wengel lieht erbleichen,
Verse: 15044    
daʒ ê truoc der rôsen zeichen,

Verse: 15045    
in der fürste enbôt den tôt,
Verse: 15046    
manec süeʒeʒ mündel rôt

Verse: 15047    
sach man mit jâmers güssen
Verse: 15048    
mit senender clage küssen

Verse: 15049    
ûf der burc die werden heiden.
Verse: 15050    
an tœtlîcheʒ scheiden

Verse: 15051    
daʒ volc gedâhte,
Verse: 15052    
daʒ vil jâmers brâhte.

Verse: 15053    
Medates doch ermante,
Verse: 15054    
heimelich er sante

Verse: 15055    
ze der frowen Sisîcâmis.
Verse: 15056    
in dûhte wesen daʒ gewis,

Verse: 15057    
wes sie an dem fürsten gerte,
Verse: 15058    
daʒ er sie des gewerte.

Verse: 15059    
er bat sie umb hulde werben
Verse: 15060    
und wenden ir volkes sterben.

Verse: 15061    
Medates der triuwen phlac.
Verse: 15062    
er was der küniginne mâc

Verse: 15063    
und ouch der keiser ir suon,
Verse: 15064    
des solde sieʒ ze rehte tuon.

Verse: 15065    
die frowe in lange versagte,
Verse: 15066    
daʒ den boten niht behagte,

Verse: 15067    
doch ermante sie rehte güete,
Verse: 15068    
die ie stæte erblüete

Verse: 15069    
an werden wîben süeʒen,
Verse: 15070    
daʒ sie sich erbarmen müeʒen,

Verse: 15071    
sie ieman wiʒʒen in nôt.
Verse: 15072    
rehte triuwe ir daʒ gebôt.

Verse: 15073    
sprach die guote
Verse: 15074    
in trûrigem muote

Verse: 15075    
'west ich wie mit êren
Verse: 15076    
den fürsten an gekêren,

Verse: 15077    
er hât mich erhœret vil:
Verse: 15078    
ouch ichʒ noch versuochen wil'.

Verse: 15079    
ze dem fürsten sie sante,
Verse: 15080    
umb Medatem sie in mante

Verse: 15081    
und al der beseʒʒen schulde,
Verse: 15082    
daʒ er in gæbe hulde.

Verse: 15083    
alsô lût der frouwen bete,
Verse: 15084    
daʒ er mit dem lande tete

Verse: 15085    
waʒ sîn wille wære.
Verse: 15086    
sprach der helt mære

Verse: 15087    
'waʒ gebiutet die frouwe mîn,
Verse: 15088    
daʒ sol âne zwîvel sîn,

Verse: 15089    
des ich sie williclîche wer'.
Verse: 15090    
zehant hieʒ gebieten er

Verse: 15091    
daʒ sie lieʒen ir strîten
Verse: 15092    
und daʒ volc mit fride abe rîten,

Verse: 15093    
daʒ der burcgrâve, vür in kæme
Verse: 15094    
und sîne wort vernæme.

Verse: 15095    
Medates die besten mit im nam.
Verse: 15096    
er vür den fürsten kam,

Verse: 15097    
der tet im sînen willen kunt.
Verse: 15098    
der burcgrâve in zühten stunt,

Verse: 15099    
der man im ie und manheit jach.
Verse: 15100    
hœrt, wie Alexander sprach!

Verse: 15101    
'mîn frouwe hât erworben
Verse: 15102    
daʒ gegen iu ist erstorben

Verse: 15103    
und gegen den iuwern mîn zorn,
Verse: 15104    
der leit ich starke hete gesworn.

Verse: 15105    
danket ir und sît sîn begeben.
Verse: 15106    
ir sult âne swære leben.

Verse: 15107    
durch triuwe, die ich an iu weiʒ,
Verse: 15108    
die burc und des landes kreiʒ,

Verse: 15109    
her Medates, sol wesen iur.
Verse: 15110    
ouch gibe ich iu daʒ ze stiur:

Verse: 15111    
sît zinses frî immer
Verse: 15112    
die wîle, daʒ die werlt stê !'

Verse: 15113    
er bôt im êren alsô vil:
Verse: 15114    
vür wâr ich daʒ sprechen wil,

Verse: 15115    
sie wârns von Darîô erlân.
Verse: 15116    
die hete was getân,

Verse: 15117    
Medates was gar frô,
Verse: 15118    
ouch sîn geverten wâren so.

Verse: 15119    
dem künge wart vil genigen
Verse: 15120    
daʒ er sie tôdes hete verzigen.




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