TITUS
Ulrich von Eschenbach, Alexander
Part No. 100
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Chapter: 264  
In Babilôn


Verse: 14547        reit der minnen soldier
Verse: 14548    
umb sich kaffende als ein tier.

Verse: 14549    
er vant des sîn herze gert
Verse: 14550    
manic wîp, jungfrouwen wert

Verse: 14551    
in wunneclîchem blicke,
Verse: 14552    
die ouch der minnen stricke

Verse: 14553    
minniclîchen kunden sehen.
Verse: 14554    
er sach ûʒ manegem venster brehen

Verse: 14555    
manegen munt rôsen glîch,
Verse: 14556    
wann sie von êrst entslieʒen sich,

Verse: 14557    
den selben glîch ir wangen.
Verse: 14558    
wen solde erlangen,

Verse: 14559    
er der süeʒe urkunde
Verse: 14560    
reine geschicket funde

Verse: 14561    
in weider ougelweide?
Verse: 14562    
im zergienc gar sîn leide.

Verse: 14563    
er kôs manic liehte kel,
Verse: 14564    
wol stênde kinne sinewel,

Verse: 14565    
manec brüstel als wære gedræt,
Verse: 14566    
in die luft underwæt

Verse: 14567    
die wât gegen der krenke
Verse: 14568    
gar minniclich gelenke

Verse: 14569    
dem wunsche gar gelîche,
Verse: 14570    
ûf ir hüffel borten rîche,

Verse: 14571    
hendel wîʒ und blanken arm:
Verse: 14572    
mohte ein frostic herze warm

Verse: 14573    
werden, ob daʒ geschæhe
Verse: 14574    
daʒ ers vürbaʒ gesæhe,

Verse: 14575    
aldâ schicket der süeʒen schôʒ,
Verse: 14576    
und mohte im bringen liebe grôʒ.

Verse: 14577    
reit der minnen soldier
Verse: 14578    
umb sich kaffende als ein tier.

Verse: 14579       
Manegen gruoʒ er bôt,
Verse: 14580    
des manec süeʒeʒ mündel rôt

Verse: 14581    
dankte minniclîche
Verse: 14582    
lachende wunneclîche,

Verse: 14583    
ouch wurden ir clâren ougen
Verse: 14584    
in spilenden blicken tougen

Verse: 14585    
geworfen ûf den süeʒen
Verse: 14586    
mit lieplîchem grüeʒen.

Verse: 14587    
hæte der helt wol erliten,
Verse: 14588    
solt er lange sîn geriten,

Verse: 14589    
wann er ie frouwen gerne sach,
Verse: 14590    
des reine art alsô verjach

Verse: 14591    
daʒ im wæren werde wîp
Verse: 14592    
liep alsô sîn selbes lîp.

Verse: 14593    
er sach manegen alten man
Verse: 14594    
gebalsmet in rîcher wæte gân

Verse: 14595    
in anblic glîch den rôsen.
Verse: 14596    
man hôrte süeʒeʒ kôsen

Verse: 14597    
von den witzegen frouwen,
Verse: 14598    
die er gerne mohte schouwen

Verse: 14599    
in liehter varwe und wol gestalt,
Verse: 14600    
wie sie der jâre wæren alt.

Verse: 14601    
ouch vernam der fürste ninder
Verse: 14602    
baʒ gecleite kinder:

Verse: 14603    
al ir knehte ir meide
Verse: 14604    
wârn in tiurem cleide

Verse: 14605    
mit rôtem golde durchslagen,
Verse: 14606    
daʒ sies vor swære verdrôʒ ze tragen.

Verse: 14607    
daʒ der povel was genant,
Verse: 14608    
die sach man tragen rîch gewant.

Verse: 14609    
loup, bluomen, touwic gras
Verse: 14610    
ouch in die wege geströut was.

Verse: 14611    
sie heten von Arâbiâ
Verse: 14612    
manger slahte wurze ,

Verse: 14613    
cassia und calamî,
Verse: 14614    
thymota und cinamî,

Verse: 14615    
von mirre unde wîrouch
Verse: 14616    
sach man ûf stîgen manegen rouch,

Verse: 14617    
muschât, ir bluomen und negelîn
Verse: 14618    
und waʒ wol riechender wurze sîn,

Verse: 14619    
der wurden gâhes vil geriben,
Verse: 14620    
mit treten in der strâʒe zetriben:

Verse: 14621    
die stat der wol geströuwet lac.
Verse: 14622    
man moht prüeven süeʒen smac.

Verse: 14623    
holz âloê ze stiure
Verse: 14624    
gâben sie überal ze ir viure,

Verse: 14625    
und wurze manger hande
Verse: 14626    
daʒ viur ouch swande.

Verse: 14627    
tigris, lêbarte, seltsæn tiere,
Verse: 14628    
vil lewen wurden schiere

Verse: 14629    
ûʒ irn holn gelâʒen
Verse: 14630    
gegen im an die strâʒen.

Verse: 14631    
man sach ûf gestôʒen
Verse: 14632    
manegen zwîc grôʒen

Verse: 14633    
von grüenem lôrloube;
Verse: 14634    
kerzen als grôʒe schoube

Verse: 14635    
sach man enzündet:
Verse: 14636    
daʒ loup sîn sigenunft kündet.

Verse: 14637    
daʒ volc in alsô gerne sach,
Verse: 14638    
daʒ sie stigen ûf die dach.

Verse: 14639    
etslîche gegen im sprungen,
Verse: 14640    
ein süeʒeʒ lop die sungen

Verse: 14641    
ûf aller hande seitenspil;
Verse: 14642    
ouch süeʒer videlære vil,

Verse: 14643    
sistrum unde schellen,
Verse: 14644    
ouch hôrte man erhellen

Verse: 14645    
die rotten und den salter:
Verse: 14646    
manic werder man alter

Verse: 14647    
kunde den wol erclengen,
Verse: 14648    
mit süeʒem sange mengen.

Verse: 14649    
busînen und tambûren
Verse: 14650    
sie erschelten ûf den mûren.

Verse: 14651    
seht! vür alle dise spil
Verse: 14652    
ich die videle loben wil,

Verse: 14653    
sie ist ze hœren gesunt.
Verse: 14654    
welich herz mit riuwe ist verwunt,

Verse: 14655    
daʒ enphâht senfte gemüete
Verse: 14656    
von ir süeʒer dœne güete.

Verse: 14657       
der ze Rôme sît truoc crône,
Verse: 14658    
Augustus nie so schône

Verse: 14659    
wart nâch strîte enphangen,
Verse: 14660    
er in doch gevangen

Verse: 14661    
Anthiochum sînen swâger brâht,
Verse: 14662    
der der Rœmer schaden hete gedâht,

Verse: 14663    
als ir vernemt in der Juden buochen,
Verse: 14664    
welt ir die rede suochen,

Verse: 14665    
wie ir strîten ergienc,
Verse: 14666    
er Anthiochum vienc

Verse: 14667    
ûf der ouwe Leucadê.
Verse: 14668    
man sagt mir daʒ nâhen

Verse: 14669    
daʒ clâre waʒʒer Sabîns,
Verse: 14670    
Gâwân holt mit valle zins,

Verse: 14671    
er Orgelûsen brâhte den kranz
Verse: 14672    
von dem boume, des phlac Gramoflanz.

Verse: 14673       
Pompejus ein künic hieʒ,
Verse: 14674    
der ouch Rœmer niht erlieʒ,

Verse: 14675    
er tet in grôʒlîche leit,
Verse: 14676    
dar umb Julîus mit im streit

Verse: 14677    
in Emâciâ dem lande,
Verse: 14678    
er in gewan ze phande

Verse: 14679    
vür manger hande swære,
Verse: 14680    
die von im Rœmære

Verse: 14681    
heten erliten lange.
Verse: 14682    
in starker bande getwange

Verse: 14683    
sant ern in Êgiptô
Verse: 14684    
dem fürsten Ptolomêô,

Verse: 14685    
der über Pompejum rihte.
Verse: 14686    
daʒ enphâhen was ze nihte

Verse: 14687    
daʒ Julîô Rœmer tâten,
Verse: 14688    
noch ninder glîch berâten

Verse: 14689    
wirdic noch schône,
Verse: 14690    
als enphâhen die Babilône.

Verse: 14691    
wart ie kein fürste geborn,
Verse: 14692    
des ellen dar zuo habe gesworn

Verse: 14693    
daʒ er junc in kurzer zît
Verse: 14694    
gehüebe menlîchen strît?

Verse: 14695    
man vindet ir ninder einen,
Verse: 14696    
niuwan den süeʒen reinen,

Verse: 14697    
den man im gelîchen mac,
Verse: 14698    
des sin von jugent ie lac,

Verse: 14699    
daʒ er ân aller vînde danc
Verse: 14700    
gewalticlich nâch prîse ranc.

Verse: 14701    
sîner vînde craft er neiget,
Verse: 14702    
sîn wirdikeit er steiget

Verse: 14703    
und ziuhet in alle tage.
Verse: 14704    
daʒ ist ander fürsten clage,

Verse: 14705    
daʒ daʒ der süeʒe werde man
Verse: 14706    
mit sînen tugenden dienen kan,

Verse: 14707    
daʒ sîn prîs in loufet vor
Verse: 14708    
und sie erreichen niht sîn spor

Verse: 14709    
und tragen dem ellenthaften nît.
Verse: 14710    
dar ûf sîn manheit cleine gît.

Verse: 14711    
er Alexander, wa er noch streit,
Verse: 14712    
er Salomôn an wirdikeit,

Verse: 14713    
an wîsheit, an reinem gemüete:
Verse: 14714    
sîn angeborne güete

Verse: 14715    
tuot den süeʒen hêren
Verse: 14716    
alle wirde lêren.

Verse: 14717    
sîn ellen hât erworben daʒ,
Verse: 14718    
wenn er schône oder baʒ

Verse: 14719    
wurde nâch strît enphangen,
Verse: 14720    
des mich kunde niht erlangen.




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This text is part of the TITUS edition of Ulrich von Eschenbach, Alexander.

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