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Dies ist eine Internet-Sonderausgabe des Buches
"Iranica Armeno-Iberica.
Studien zu den iranischen Lehnwörtern im Armenischen und Georgischen [Bd. 1]"
von Jost Gippert (1990).
Sie sollte nicht zitiert werden. Zitate sind der Originalausgabe, veröffentlicht als
"Österreichische Akademie der Wissenschaften,
philosophisch-historische Klasse,
Sitzungsbericht, 606. Band" /
"Veröffentlichungen der Kommission für Iranistik, Nr. 26",
Wien 1993,
zu entnehmen.

Attention!
This is a special internet edition of the book
"Iranica Armeno-Iberica.
Studien zu den iranischen Lehnwörtern im Armenischen und Georgischen [Bd. 1]"
by Jost Gippert (1990).
It should not be quoted as such. For quotations, please refer to the original edition, published as
"Österreichische Akademie der Wissenschaften,
philosophisch-historische Klasse,
Sitzungsbericht, 606. Band" /
"Veröffentlichungen der Kommission für Iranistik, Nr. 26",
Wien 1993.



Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved:
Jost Gippert, Frankfurt 2002.

Jost Gippert



Iranica

Armeno-Iberica



Studien zu den
iranischen Lehnwörtern
im Armenischen und Georgischen






van-:

1. Im NT einmal etwa "Herberge, Unterkunft, Gaststätte" als Übersetzung von gr. κατάλυμα in der Adiši-Hs. (Mk. 14,14 {1.}: -i); die Redaktion der "Protovulgata" hat an derselben Stelle das genuine sa-q̇op-el-i, wtl. "zum Sein = Aufenthalt dienend(er Ort)". van- konkurriert in dieser Verwendung ferner mit der Weiterbildung sa-van-e-, die im Lukasevangelium in beiden Redaktionen gebraucht ist (Lk. 2,7 DEC {58.}; Lk. 22,11 DE {45.} gegenüber Lac. in C). Nicht ganz deckungsgleich ist das Verhalten der armen. Bibel, die ohne erkennbares Motiv zwischen vankՙ (Lk. 22,11) und iǰavan (Mk. 14,14; Lk. 2,7) schwankt. Auch wenn dem van- der Adiši-Hs. gerade an der hier behandelten Stelle aus Mk. nicht das einfache vankՙ gegenübersteht, das sich bis auf die Tatsache, daß es ein Plurale tantum ist, mit dem georg. Wort deckt, sondern iǰavankՙ, das als Kompositum von vankՙ aufzufassen ist (s.u.), läßt sich doch annehmen, daß die Wahl des Wortes mit dem armen. Text in Zusammenhang steht. Das gleiche darf auch für einen Beleg von van- in der AT-Übersetzung gelten, nämlich 1.Kön. 9,22 M {29.}: Hier gebraucht auch die armen. Bibel für gr. κατάλυμα wieder das einfache Grundwort vankՙ (in einem zweiten Beleg im selben Buch, 1.Kön. 1,18 {83.}, steht dem arm. vankՙ allerdings georg. saxl- "Haus" gegenüber).
Ansonsten verhält sich bei der Wiedergabe von κατάλυμα sowohl die armen. wie auch die georg. Bibel uneinheitlich: Dem einen weiteren Beleg für arm. vankՙ in Jer. 33,12 (40,12 LXX {84.}) setzt der georg. Text sa-dgur-, wtl. "Halteplatz" (s.u.) entgegen. In Ex. 4,24 {49.} erscheint wieder das Kompositum iǰavankՙ, dem im georg. Text die Ableitung sa-van-e- entspricht (s.u.); sa-van-e- ist außerdem noch in Ez. 23,21 IO {59.} zu notieren, wo der armen. Text awtՙevankՙ hat, das ebenfalls als Kompositum von vankՙ aufzufassen ist (s.u.; der Text der Gelati- und Mcxeta-Bibel hat hier wieder sa-dgur-). awtՙevankՙ ist daneben noch in Jer. 14,8 {85.} gebraucht, wo der georg. Text wieder sa-q̇op-el- verwendet (s.o.). Das letztere Wort erscheint auch in Jer. 25,38 (= 32,38 LXX {87.}), wo die armen. Bibel gr. κατάλυμα auffälligerweise durch mori "Höhle" wiedergibt; hierfür dürfte eine Kontamination mit ähnlichen Stellen wie z.B. Jer. 4,7 {87a} verantwortlich sein, wo im griech. Text statt dessen das bedeutungsnähere μάνδρα steht, das in 2.Kön. 7,8 {87b} im armen. Text selbst ebenfalls durch vankՙ übersetzt ist (s. dazu weiter unter banaḳ-, 10.). sa-q̇op-el- ist noch für 1.Chr. 28,13 {88.} zu notieren, wo die Zohrab-Bibel mnacՙord "Überrest" hat; sollte κατάλυμα hier als κατάλειμμα aufgefaßt sein? Die vom griech. Text noch weiter abstehende zweite Redaktion des Buches (X) bietet mas "Teil" und vičak "Lage". — Ein weiteres Mal erscheint arm. awtՙevankՙ für gr. κατάλυμα noch, allerdings nur in der zweiten Redaktion, in 1.Chr. 17,5 {86.}, wo der georg. Text wieder sa-dgur- verwendet; die armen. Vulgata hat hier statt dessen vayrabnak, wtl. etwa "Ortsansiedlung", für das eventuell vranabnak, i.e. "Zeltanlage", einzusetzen ist (cf. in diesem Sinne das Ven.Wb. s.v.), wie das anklingende vranayark, wtl. "Zeltdach" suggeriert, das im selben Vers in X für gr. ἐν σκηνῇ, arm. xoranaw der Vulgata steht. — Auffällig ist noch Od. 1,13 = Ex. 15,13 {89.}, wo gr. κατάλυμα in der georg. Bibel durch banaḳ- wiedergegeben ist, das primär "Heerlager" bedeutet (s.d.); auch hier besteht wieder eine Übereinstimmung mit dem arm. Text, der zwar nicht banak selbst, immerhin aber ein Kompositum davon, nämlich banaketł verwendet. Im gleichen Zusammenhang ist auch 2.Kön. 7,6 {90.} zu nennen, wo die Mcxeta-Bibel die Ableitung sa-banaḳ-e- bietet (ggüb. armen. iǰavankՙ); s. dazu weiter unter banaḳ-.
2. Nahe zu der bisher vorgestellten Verwendung von van- ≈ gr. κατάλυμα stellt sich die Fügung van-i davidvat "wir werden unser Lager bereiten" in der Homilie des Aphraates über das "Gelübde" im Šaṭberd-Codex (317,38 {5.}: -i). Dabei handelt es sich um ein Zitat aus Jo. 14,23 {5a}, das allerdings von dem Text beider georg. NT-Redaktionen weit abweicht: Während diese die griech. Wendung μονὴν .. ποιησόμεϑα übereinstimmend allein durch das Verb da-v-a-dgr-e-t "wir werden haltmachen" wiedergeben, steht der Wortlaut der Homilie offensichtlich unter dem Einfluß der armen. Version, die ebenso wie die armen. Bibel eine Fügung mit dem bereits oben erwähnten awtՙevankՙ als Objekt gebraucht1. Dabei ist wieder zu bedenken, daß das als Objekt verwendete awtՙevankՙ ebenso wie iǰavankՙ als Kompositum von vankՙ gelten kann. So bleibt zu erwägen, ob iǰavankՙ und awtՙewankՙ an den gegebenen Stellen sekundär — möglicherweise zur Verdeutlichung — für ursprüngliches vankՙ eingesetzt worden sind. Zu beachten ist im gegebenen Fall noch das Zeugnis der syr. Textzeugen, die in beiden Fällen das Wort ܐܘܳܢܳܐ aw(w)ānā verwenden, das für die etymologische Beurteilung der betreffenden Wörter von Bedeutung ist (s. dazu weiter unten). — An den übrigen Belegstellen von arm. awtՙewankՙ + Verb im NT bietet die georg. Bibel meist wieder einfache Verben. Dabei ist zunächst erneut da-dgr-om-a- in Mk. 6,10 {91.} zu notieren, und zwar für beide Redaktionen. Die Protovulgata gebraucht außerdem sogar einfache finite Formen von q̇op-a- "sein, sich aufhalten" (Jo. 1,38f. {46.}); hier steht die Adiši-Hs. dem armen. Text wieder näher, indem sie das von van- abgeleitete sa-van-e- verwendet. Umgekehrt ist das Verhältnis in Jo. 14,2 {47.}, wo sa-van-e- nur in der zweiten Redaktion erscheint, in C jedoch sa-dgur-, das als parallele Bildung eines Nomen loci zu da-dgr-om-a- zu stellen ist; dabei ist zu beachten, daß hier auch der gr. Text das Subst. μονή enthält, während in Mk. 6,10 und Jo. 1,38f. das finite Verb μένειν erscheint. Ein armen. Einfluß ist also nur da begründbar, wo das letztere auf "analytische" Weise durch ein Substantiv mit dem Verb "sein" übersetzt ist. — Über das Verhältnis zwischen sa-van-e- und sa-dgur- s. weiter unten.
3. Den bisherigen Fällen schließen sich zwei weitere Belege im NT an, wo van- für gr. ξενία "Gastfreundschaft, -lager" steht (Apg. 28,23 {27.}: -ad; Phile. 22 {7.}: -i); das sind gleichzeitig die einzigen Belege des griech. Wortes in der Bibel überhaupt. Der georg. Text deckt sich dabei wieder völlig mit dem armen., der beide Male vankՙ verwendet. Bemerkenswert ist noch, daß in einer Hs. der D-Redaktion der Paulus-Briefe anstelle von einfachem van- erneut die Ableitung sa-van-e- erscheint.
4. Einmal dient van- in der Protovulgata-Redaktion der georg. Evangelienübersetzung als Übersetzung von gr. οἶκος (Mk. 8,3 DE {26.}: -ad), das ansonsten in beiden Redaktionen völlig regelmäßig durch saxl- (im Adverbial meist, wie hier in C, saxi-d oder aber saxe-d lautend) wiedergegeben wird. Auch in der AT-Übersetzung wird οἶκος nur ausnahmsweise durch van- übersetzt (Gen. 42,33 OM {9.}: -sa; 43,17 OM {28.}: -ad), während auch hier die Normalvertretung das Wort saxl- darstellt. Ein armen. Einfluß ist an den gegebenen Stellen nicht erweisbar, da die armen. Bibel für οἶκος hier wie auch sonst regelmäßig town "Haus" einsetzt; gleiches gilt auch für den in diese Kategorie fallenden Beleg im Protoevangelium Jakobi (XVI,3 {30.}: -ad). Da van- in Mk. 8,3 {26.} nur in der Tradition der Protovulgata (unter Einschluß der Haemeṭi-Hs. Y) auftritt, ist ein Zusammenhang mit armen. Gegebenheiten prinzipiell weniger zu erwarten. Angesichts der aufgezeigten Bezeugungslage scheint hier jedoch ein besonders altertümlicher Sprachgebrauch durchzuschimmern. Dabei ist auch das arm. i vanacՙ Kayiapՙay zu berücksichtigen, das in Jo. 18,28 {93.} einfaches gr. ἀπὸ τοῦ Καϊάϕα wiedergibt, und das in der Adiši-Hs. durch saxl-it ḳayapaysit "aus dem Hause des Kaiphas" reflektiert ist (gegenüber einfachem ḳaiapaysit der Protovulgata, das sich wiederum mit dem gr. Text deckt); auch arm. vankՙ scheint also einmal die (Neben-)Bedeutung von "Wohnhaus" gehabt zu haben. In diese Richtung weist letztlich vielleicht auch der Beleg in 2.Kön. (13,24 {10.}: -sa) in der Mcxeta-Bibel, wo von der "Wohnstätte des eigenen Dieners" (van-sa monisa twsisasa) gesprochen wird, während die griech. und die armen. Bibel mit einfachem μετὰ τοῦ δούλου σου bzw. ənd car̄ayi kՙowm "mit deinem Diener" die Lokalität nicht ausdrücklich bezeichnen. Der Wortlaut der Mcxeta-Bibel steht an der gegebenen Stelle auch mit dem vorangehenden išuebdin "er möge jubeln" isoliert da, das weder als Wiedergabe des griech. καὶ οἱ παῖδες αὐτοῦ noch des arm. ew car̄aykՙ iwr "und seine Kinder / Diener" erklärbar ist2. — Von der kontextuellen Bedeutung her steht den hier aufgeführten Belegen auch der in einer Homilie "Über das Fasten" des Johannes Chrysostomus nahe (25,10 {36.}), wo es um das "Beherbergen eines Fremden im eigenen Haus" geht; die Homilie steht zwar ohne Parallelversionen da, dennoch kann auch hier ein armen. Einfluß ausgeschlossen werden, da die Sammelhs., in der der Text enthalten ist, mit großer Sicherheit aus dem Arabischen übersetzt ist (cf. Outtier, Recueil [BK 31]). — In die gleiche Verwendungskategorie gehört ferner der Beleg im Martyrium des hl. Evsṭati von Mcxeta (34,11 {33.}: -ad), wo mit van- offenbar die "eigene Behausung" gemeint ist, in die die Christen von Mcxeta nach ihrer Freilassung aus dem Gefängnis des Statthalters Arvand Gušnasṗ von den "Oberhäuptern Kartlis" zurückgebracht werden.3 Dieser Beleg leitet zur folgenden Verwendung über:
5. In zahlreichen hagiographischen Texten, angefangen beim Martyrium der hl. Šušaniḳ (13,11; 22,11 {31.; 32.}: -ad), bezeichnet van- speziell den Aufenthaltsort von Mönchen, etwa im Sinne von "Kloster" oder "Klause"; besonders häufig ist diese Verwendung in der Vita des Grigol von Xanʒta (260,20 {4.}: u.ö; vgl. noch Jak.Nis. 361,42 {34.}: -ad). Unter den hier zu nennenden Texten befinden sich auch einige der von I. Abulaʒe bearbeiteten armen. Übersetzungstexte des 9. Jhs. (Mart. Ners. 70,27 ≈ Movs.Xor. 3,20. {6.}: -i; Mart. Sah.Parth. 83,13 {35.}: -ad; Mart. Osḳ. 18,9 {24.}: -isa); dabei deckt sich der Gebrauch jeweils wieder genau mit dem der armen. Vorlagen, die im gleichen Sinne vankՙ verwenden. Bisweilen schimmert auch hier eine Konnotation des "Beherbergens" (etwa im Sinne von "Hospiz") durch, die mit den Belegen unter 3. sowie der unter 4. angeführten Stelle aus Joh.Chrys. Jej. übereinstimmt (Mart. Ners. 70,27 {6.}). Bemerkenswert ist der Beleg in der Antonius-Vita des Athanasius von Alexandrien, wo van- nur in der durch die Londoner Hs. (Brit.Mus. Add. 11281) vertretenen Redaktion (G 11,14 {14.}: -sa) ein der hier vorgestellten Bedeutungssphäre völlig adäquates gr. ἀσκητήριον τόπον wiedergibt, während die zweite Redaktion (AB) das autochthone sa-mḳwdr-eb-el-, wtl. etwa "Siedlungsstätte", verwendet. — Die Konnotation "Mönchsklause" wird für van- auch durch den bisher einzigen Beleg der Ableitung mo-van-e- vorausgesetzt, s.u.
6. Weiter ab von den bisherigen Verwendungen steht eine kleine Gruppe von Belegen in der AT-Übersetzung, wo van- griech. ἀποσκευή wiedergibt (Gen. 43,8 OM {8.}: -i-ca; in M Num. 32,24 {21.}: -isa; 26 {2.}4; 30 {3.}: -i); als Bedeutung ist an den gegebenen Stellen etwa "häuslicher Anhang" anzugeben.
Dem griech. Wort entspricht ansonsten meist č̣urč̣er- (z.B. Gen. 15,14 O {97.}) bzw. dessen dissimilierte Variante č̣urč̣el- (v.a. in der Mcxeta-Hs., z.B. Gen. 46,5 {98.}); nur vereinzelt werden andere Äquivalente benutzt wie na-q̇op-, wtl. "Gemachtes" (Gen. 14,12 O {103.}), mo-mzad-eb-a-, wtl. "Vor-, Zubereitung" (Ex. 39,22 O {104.}), gan-mzad-eb-ul-eb-a- "id." (Gen. 15,14 M {97.}; dazu auch gan-mzad-a in 2.Chr. 32,29 M {108.}, das als finite Verbalform letztlich auf einer Mißdeutung von ἀποσκευήν beruhen dürfte), sa-pas-e-, wtl. etwa "Wertsachen" (2.Chr. 21,17 M {105.}), mo-na-geb-, wtl. etwa "Zugewinn" (2.Chr. 21,14 M {106.}), das Hendiadyoin pas- da monageb-, wtl. "Wert(e) und Zugewinn" (Deut. 20,14 M {107.}), xuasṭag-, als iran. Lehnwort wtl. "Eigentum" (2.Chr. 32,29 M {108.} neben gan-mzad-a), si-mravl-e-, wtl. "Menge" (Ex. 10,24 M {100.}), q̇rma-dedeb-, wtl. "Kinder-Frauenschar" (Ex. 12,37 M {101.}) sowie das hapax legomenon bunaur-eb-a- (Num. 32,16 M {109.}), das zu dem iran. Lehnwort bun- "Grundlage" zu stellen ist. Ähnlich divergierend verhält sich die armen. Bibel, die für die Wiedergabe von ἀποσκευή die Wörter stacՙowackՙ (z.B. Gen. 15,14 {97.}), ałx (z.B. Num. 32,16 {109.}), kazmac (z.B. Gen. 46,5 {98.}), kah (z.B. Deut. 20,14 {107.}), patrastowtՙiwn (z.B. 2.Chr. 32,29 {108.}), inčՙ (z.B. Gen. 14,12 {103.}) sowie das Hendiadyoin kah ew karasi (z.B. Gen. 34,29 {99.}) benutzt. Obwohl dabei z.Tl. übereinstimmende Benennungsgrundlagen mit georg. Äquivalenten erkennbar sind wie etwa im Falle von patrastowtՙiwn, wtl. "Zubereitung", und mo-mzad-eb-a- "id.", ergeben sich doch keine systematischen Zusammenhänge, die Aufschluß über die jeweilige Wortwahl im georg. oder armen. Text geben könnten. So steht georg. van- in Gen. 43,8 {8.} stacՙowackՙ gegenüber, in den Belegen in Numeri jedoch ałx, das aber gerade in Numeri auch an allen weiteren Belegstellen von gr. ἀποσκευή gebraucht ist. Auch eine semantische Differenzierung, etwa in "lebendige" und "leblose" Bestandteile des Haus(rat)es, kann für die Verteilung nicht verantwortlich gemacht werden, da die in zwei der vier hier behandelten Textstellen erscheinende Verbindung ἡ ἀποσκευὴ καὶ αἱ γυναῖκες, innerhalb derer ἁποσκευή am ehesten lebende Personen ("Gesinde"?) meint, auch anderswo begegnet und dabei anders wiedergegeben ist (durch č̣urč̣er- z.B. Gen. 34,29 {99.}; durch pas- + monageb- Deut. 20,14 M {107.}). Letztlich liefert auch ein Vergleich mit den Gegebenheiten des syr. AT-Texts oder der hebr. Bibel keine Erklärung für die völlig divergente Wortwahl etwa in den beiden eng benachbarten Stellen Gen. 43,8 {8.} und 46,5 {98.}, da mit syr. ܝܩܪܬܐ iqartā und hebr. טף ṭap̄ hier jeweils dasselbe Wort erscheint. So bleibt die Möglichkeit zu erwägen, daß sich an den gegebenen Stellen sowohl im Georgischen als auch im Armenischen unterschiedliche Textstrata manifestiert haben, wobei die Verwendung von georg. van- eventuell auf ein älteres Stratum weist.
7. Ähnliches gilt in der georg. AT-Übersetzung für die Wiedergabe von gr. ἀπαρτία, das zur selben Bedeutungssphäre wie ἀποσκευή gehört und das im Sinne von "bewegliche Habe" einmal durch van- übersetzt ist (Ex. 40,30 O = 40,34 M, armen. = 40,36 LXX {25.}: -it-urt).
Die Reflexe von ἀπαρτία sind sogar noch weniger einheitlich als die von ἀποσκευή, da es an allen übrigen Stellen durch jeweils andere Wörter wiedergegeben ist, nämlich durch ḳarav-, wtl. "Zelt" (Num. 10,12 {110.}), sopel-, wtl. "Dorf" (31,17 {111.}), ḳrebul-, wtl. "Versammlung" (31,18 {112.}), sa-cxor-eb-el-, wtl. "Lebensmittel" (Deut. 20,14 {107.}; eher "lebendige Habe"?), č̣urč̣el- (Jud. 2,8 = 17 LXX {114.}), gund-, wtl. "Truppe" (Jud. 3,15 M = 10 LXX {115.}) und banaḳ- (Ez. 25,4 I {116.}; s. dort). Die armen. Vs. divergiert hier nicht so stark, indem sie innerhalb der Bücher des Pentateuchs überall ałx verwendet, ansonsten je einmal kah ew karasi (Jud. 2,8 {114.}; s.o.), darman, wtl. "Mittel" (3,15 {115.}) sowie mełkՙ, wtl. "Schulden" (Ez. 25,4 {116.}), das auf einer Verwechslung von ἀπαρτία und ἁμαρτία beruhen dürfte (man vgl. dazu Num. 16,26 {117.}, wo sich in den Hss. der Septuaginta beide Wörter als Lesarten gegenüberstehen). Der in Ex. 40,30 {25.} durch aġ-bm-a- (in M aġ-geb-a-) c̣ar-ʒrv-ad (in M ṭrv-ad) van-it-urt, wtl. "das Anschirren (bzw. Sich-Aufstellen) zum Sich-Losbewegen mit dem van-", bezeichnete Zug der Israeliten wird zwei Verse danach {19.} noch einmal durch das Genetivsyntagma van-is ʒrva- (in M van-is-a ṭrva-) wiederaufgenommen, wo die Septuaginta nur ἀναζυγαί, die armen. Bibel čՙowkՙ, wtl. "Züge" erwähnt. Das dabei verwendete Verb ʒrva- übersetzt (mit Präverb aġ-) in Jud. 16,25 M (16,21 LXX {118.}) einmal auch das gr. ἀναζεύγνυμι selbst; ansonsten tritt es recht häufig auch für gr. ἐξαίρω in der Bedeutung des "Sich-Erhebens" auf, wo dieses von einem "Lager" gesagt wird (z.B. Num. 10,18 {119.} mit Präv. c̣ar-; Num. 4,5 {120.} mit Präv. aġ-). Daß für "Lager", griech. παρεμβολή in diesen Fällen regelmäßig banaḳ- erscheint (s. dort, 1.), deutet an, wie nahe sich banaḳ- und van- in semantischer Hinsicht stehen.
8. Es fällt auf, daß arm. van(kՙ) in den beiden zuletzt behandelten Verwendungen offenbar nicht vorkommt. Daß dies aber einmal möglich gewesen sein kann, erweist sich an dem zweimal in 1.Kön. belegbaren Kompositum vanapan, mit dem die "Hüter des Geräts" unter König David bezeichnet werden (1.Kön. 17,22 {16.}; 30,24 {15.}). In der georg. Bibel entspricht diesem Kompositum das Genetivsyntagma van-is- mcvel-, das in dieser Form noch an zwei weiteren Stellen im selben Buch erscheint (25,13 {17.}; 30,21 {18.}), daneben ein drittes Mal, mit der "analytischen" Nachstellung des Genetivs, in der Form mcvel- vanisa- (30,9 {18a}). Ausgangspunkt für die Verwendung von vanapan bzw. van-is- mcvel- dürfte die erstgenannte Stelle sein, wobei die Grundlage nicht in dem einfachen τοῦ ϕύλακος der Origenischen Rezension der Septuaginta zu suchen ist, sondern in dem in der Lukianischen Rezension vorzufindenden τοῦ σκευοϕύλακος, das selbst genau das hebr. שׁוֹמֵר הַכֵּלִים šōmēr hakēlīm, etwa "Hüter des Trosses" übersetzt. Eine Vermittlung der syr. Bibel ist statt dessen wohl auszuschließen, da diese an derselben Stelle die relativ weit abstehende Fügung ܓܢܒ ܡـܵـܐܢܐ ge(n)b mānā, wtl. "auf die Seite des Geräts", bietet, die gerade eine Entsprechung des "Hütens" vermissen läßt. Wenn die Identifikation von vanapan mit gr. σκευοϕύλαξ richtig ist, ist das Vorderglied natürlich mit gr. σκεῦος gleichzusetzen; damit ist gleichzeitig der Bezug zu den unter 6. behandelten Textstellen mit georg. van- für gr. ἀποσκευή hergestellt, da sich σκεῦος und ἀπο-σκευή weitgehend gleich verhalten: Auch σκεῦος wird im Georgischen in der überwiegenden Zahl der Fälle durch č̣urč̣er- bzw. č̣urč̣el- wiedergegeben. Die Äquivalenz von van- mit σκεῦος dürfte auch für die übrigen Belegstellen von vanapan bzw. vanis-mcvel- verantwortlich sein, soweit hier im griech. Text ebenfalls σκεῦος erscheint (1.Kön. 30,24; 25,13); in 1.Kön. 30,9 und 21, wo die Septuaginta nur einfach von "zurückgelassenen" (ἐκλυϑέντες) bzw. "übrigen" (περισσοί) Männern spricht, scheinen vanis-mcvel- und mcvel- vanisa- hingegen eher als erläuternde Zusätze in den Text eingefügt worden zu sein. Dabei ergibt sich an der letztgenannten Stelle doch noch eine Übereinstimmung mit dem syr. Text, insofern dieser hier ebenfalls das Wort ܡܐܢܐ mānā für "Gerät" verwendet.
9. Nur im Buch Josua gebraucht die Mcxeta-Bibel van- einige Male für griech. ἔπαυλις in der Bedeutung "Gehöft" (13,23; 28; 15,28; 46-47; 60 {37.-41.}: -eb-i); hinzu kommt ein weiterer Beleg, wo van-eb-i im griech. Text κῶμαι, i.e. "Dörfer" zu entsprechen scheint (19,23 {42.}: -eb-i), während in 19,38 {43.} eine griech. Entsprechung ganz fehlt. Da die hebr. Bibel an allen Stellen außer 15,28 {39.} jeweils das Wort חָצֵר ḥāṣēr verwendet, dürfte letztlich dieses im Hintergrund gestanden haben; entsprechend hat auch die syr. Bibel an den genannten Stellen einheitlich ܐܓܘܪܣܐ aḡursā, das auf gr. ἄγρος zurückgeht. Weniger einheitlich verfährt der Text der armen. Vulgata, der an den gegebenen Stellen ständig zwischen awan und agarak schwankt. Der Grund dürfte darin zu suchen sein, daß in der Aufzählung der Ländereien und Ansiedlungen der Stämme Israels im Buch Josua häufig auch von "Dörfern", gr. κῶμαι die Rede ist, wofür in der armen. Übersetzung ebenfalls awan die Normalvertretung ist; wenn nun wie in Jos. 15,46-47 {40.} κῶμαι und ἐπαύλεις nebeneinander stehen, mußte der armen. Übersetzer für das zweite Wort auf agarak, wtl. "Acker", ausweichen, wobei der lautliche Anklang von syr. aḡursā die Wahl des Wortes begünstigt haben mag; agarak konnte so zu einem Äquivalent für ἔπαυλις werden.
Dennoch gibt es einen deutlichen Hinweis darauf, daß auch für gr. ἔπαυλις bzw. das dahinter stehende hebr. ḥāṣēr arm. awan das ursprüngliche Äquivalent gewesen ist, und daß dieses dem georg. van- in der hier vorliegenden, von den bisherigen Verwendungen erheblich abweichenden Sonderfunktion zugrundeliegt. Diesen Hinweis liefert die im unmittelbaren Kontext stehende Stelle Jos. 15,36 {121.}, wo die Mcxeta-Bibel den Fügungen αἱ ἐπαύλεις αὐτῆς bzw. agarakkՙ nocՙa des griech. und armen. Texts ein <awanbimisi> gegenüberstellt, hinter dem sich nichts anderes verbergen dürfte als ein Syntagma /avanebi misi/, das die Reproduktion eines arm. *awankՙ nora darstellen würde. Nun ist der Stamm avan- im Georgischen ansonsten nur in zweien der aus dem Armenischen übersetzten hagiographischen Texte des 9.-10. Jhs. belegbar, so daß es sich eindeutig um ein Fremdwort handelt (s. dazu weiter unter avan-). Sollte also den Belegen von van- im Buch Josua in der Mcxeta-Bibel jeweils *avan- zugrundeliegen, so wäre dieses durch den Redaktor als ihm unbekanntes Wort durch das anklingende van- ersetzt worden. Die Bedeutungsdivergenz zwischen beiden konnte umso leichter überbrückt werden, als ἔπαυλις neben sich das abgeleitete Verb αὐλίζομαι hatte, das soviel wie "übernachten" bedeutete und sich darin mit van- in seinen geläufigeren Verwendungen traf (s. dazu weiter unter da-van-eb-a-). Lediglich in Jos. 15,36 hat der Redaktor, ebenso wie die Herausgeberin der jetzt vorliegenden Edition, die Graphie <awanbimisi> als ON aufgefaßt und so, wie sie war, im Text belassen. Eine genaue Parallele dafür liefert der Beleg im Martyrium des hl. Aristakes und seiner Gefährten (Mart. Arisṭ. 64,20), wo der "Flecken Tՙil" der armen. Vorlage, Tՙil awan, im georg. Text durch den Dativ avansa Til(s) wiedergegeben ist, was der erste Herausgeber, A. Xaxanov, offenbar ebenfalls als einen ON, Avansatil, aufgefaßt hat; im Martyrium des hl. Nerse ist derselbe Ort einmal "korrekt" durch avansa Tils (Mart. Ners. 77,14), einmal jedoch wieder durch vansa Tils benannt (s. dazu weiter unter avan- {1.; 2.}). Daß der präsumptive Redaktor der Mcxeta-Bibel, Sulxan-Saba Orbeliani, avan- tatsächlich nicht gekannt haben wird, geht auch daraus hervor, daß er es nicht als Lemma in sein Lexikon aufgenommen hat.
Wenn van- in der Bedeutung von ἔπαυλις also lediglich als "Stellvertreter" des armen. Fremdworts avan- in den Text der Mcxeta-Hs. gekommen ist, so gilt dies vermutlich auch für die Ableitung sa-van-e-, mit der ἔπαυλις in Jes. 42,11 {67.} in der Jerusalemer Bibel übersetzt ist.
Auch hier ist der Text mit dem der armen. Vulgata nicht völlig deckungsgleich, da diese zwar tatsächlich awan-kՙ hat, aber an der Stelle des direkt vorhergehenden gr. κῶμαι; für ἐπαύλεις ist statt dessen banak-kՙ verwendet (bzw., in der Oskan-Bibel, hangrowan, das ansonsten z.B. auch in Ex. 14,2 {122.} erscheint; die georg. Bibel hat dafür ġele- "Tal"). Da in der hebr. Bibel auch hier wieder das Wort ḥāṣēr erscheint, entspricht der Beleg ansonsten genau denen in Josua (die syr. Bibel schert allerdings aus, da sie hier nicht aḡursā, sondern ܡܪܓܐ margā, wtl. "Wiese", bietet). So ist anzunehmen, daß auch sa-van-e- an der gegebenen Stelle ein älteres *avan- ersetzt hat, wobei zu berücksichtigen ist, daß die Differenz im Stammauslaut (-e- vs. -∅-) bei der vorliegenden Form des Kollektivstamms auf -eb- neutralisiert werden konnte (vgl. sa-van-∅-eb-sa und *avan-eb-sa)5. Unklar bleibt demgegenüber der Wortlaut der Mcxeta-Bibel, die an der gegebenen Stelle das Wort arve- bietet, das sonst soviel wie "Herde" (von Schafen oder Ziegen) bedeutet (so z.B. Ps. 49,9 {123.}, wo es gr. ποίμνιον übersetzt; s. dazu weiter unter remaḳ-). Dabei ist in Jes. 42,11 nicht einmal die Feststellung möglich, ob arve- eher die κῶμαι oder ἐπαύλεις des griech. Texts wiedergeben soll, da es allein an der Stelle beider steht. Dennoch ist nicht undenkbar, daß auch arve- hier für eine Form von *avan- in einer Vorlagehs. eingesetzt wurde; allerdings scheint die Gelati-Bibel, mit der die Mcxeta-Hs. im Bereich der Propheten weitgehend übereinstimmt, hier bereits denselben Wortlaut zu haben (cf. die Variantenliste in der Ed. Dočanašvili, 31 f.). Ungeachtet dieser Frage bleibt für van- wie für sa-van-e- die Folgerung bestehen, daß ihnen das durch gr. ἔπαυλις und arm. awan vorgegebene Konnotat eines "Gehöfts" oder einer "Landansiedlung" ursprünglich nicht zugekommen sein dürfte, und daß die hierunter fallenden Belege vielmehr für georg. avan- als armen. Fremdwort zu verbuchen sind; s. dazu weiter unter diesem Lemma.

mo-van-e-:

Unter den innerhalb des Georgischen gebildeten Ableitungen von van- kann mo-van-e-, das das zur Bildung von Nomina personae dienende Circumfix mo--e- verwendet, bisher nur einmal belegt werden, und zwar in der im Sinai-Polykephalion enthaltenen Übersetzung der Chrysostomus-Homilie "Über das Fasten und Jonas" (101,11 {44.}: -ta-gan). Der Kontext erzwingt eine Interpretation im Sinne von "Einsiedler, Mönch", die ohne weiteres mit der oben unter 5. behandelten Verwendung des Grundworts in der Bedeutung "Mönchsklause" in Einklang steht ("zur Mönchsklause gehörende Person"), und die sowohl durch den gr. Text mit μοναζόντων als auch durch die beiden armen. Vss. bestätigt wird. Dabei zeigt der georg. Wortlaut eine besondere Affinität zu der zweiten armen. Redaktion (B), die ebenfalls eine Weiterbildung von van-, nämlich vanakan gebraucht (gegenüber "analytischem" miaynakeacՙ, wtl. "allein lebender", in A); da sich auch sonst Analogien zwischen armen. Bildungen auf -akan und georg. Nomina mit m-haltigen Affixen zeigen (s. dazu weiter unter masṗinʒel-), kann mo-van-e- durchaus eine momentan gebildete Calque des arm. vanakan darstellen6. — Besser bezeugt ist demgegenüber die Ableitung

sa-van-e-:
1. Wie bereits oben festgehalten wurde, ist sa-van-e-, das synchron jederzeit als Nomen loci mit Circumfix sa--e- von van- deutbar gewesen sein muß, mit seinem Grundwort in mehreren Bereichen äquivalent gebraucht. Dies betrifft zunächst die oben unter 1. angeführten Belege aus NT und AT, wo sa-van-e- im Sinne von "Herberge, Unterkunft" für gr. κατάλυμα erscheint (Lk. 2,7 ABCDE {58.}; 22,11 ABDE {45.} mit Xanmeṭi-Vorläufer in X; Ex. 4,24 OM {49.}; Ez. 23,21 IO {59.}). Es betrifft
2. die unter van-, 2. behandelten Stellen, wo sa-van-e- gr. μονή "Bleibe" bzw., in der "analytischen" Verbindung mit q̇op-a- "sein", finite Formen des Verbs μένειν wiedergibt (Jo. 14,2 DE {47.} bzw. Jo. 1,38-39 C {46.}). Hieran schließen sich einige Belege in der hagiographischen Originalliteratur an, wo sa-van-e- mit transitivem q̇op-a- "machen" oder mit gan-mzad-eb-a- "bereiten" soviel wie "(sich) eine Bleibe schaffen" bedeutet (Ser.Zarzm. 329,19 {53.}; 343,33 {54.}; Habo 49,9 {56.}); aus der Übersetzungliteratur ist der Beleg in der Vita Antonii des Athanasius Alexandrinus zu nennen (74,32 {61.}), wo beide Redaktionen (AB/G) das gr. μονή als Bezeichnung eines Gasthauses in Alexandrien durch sa-van-e- (-sa) wiedergeben. Ein zweiter Beleg im selben Text liegt nur in der zweiten Redaktion (G) des letztgenannten Textes vor (29,21-22 {63.}); hier übersetzt sa-van-e- (-d) gr. ξενία im Sinne von "gastliche Unterkunft", womit sich eine Übereinstimmung mit den oben unter 3. behandelten Textpassagen ergibt.
3. Etwas weiter ab steht eine Stelle in Genesis, wo sa-van-e- gr. παρεμβολή übersetzt (32,21 OM = 22 LXX {48.}). παρεμβολή wird in der Bedeutung "(Heer-)Lager" ansonsten regelmäßig durch banaḳ- wiedergegeben wie in einigen weiteren Passagen in Gen. 32 (1,2,7,8,10). Die Sondervertretung an der gegebenen Stelle kann nicht der armen. Vulgata angelastet werden, da diese hier wie auch sonst das dem georg. banaḳ- entsprechende banak verwendet (s. dort, 1.). Auch die syr. Bibel und der hebr. Text geben keinen Aufschluß, da sie das gemeinte "Lager" überall gleich bezeichnen, nämlich durch ܡܫܪܝܬܐ mašrīṯā bzw. מַחֲנֶה maḥăneh. Lediglich der ON מַחֲנָיִם Maḥănāyim in 32,2 (= 32,3 LXX, hebr.) ist in der syr. Version als solcher beibehalten und ܡܚܢܝܡ <mḥnym> geschrieben; die Septuaginta hat auch ihn durch Παρεμβολαί übersetzt, worin ihr die armen. und georg. Bibel mit banakkՙ bzw. banaḳeb- folgen (s. dazu weiter unter banaḳ-, 11.). Daß für Gen. 32,21 {48.} eventuell dennoch mit einem armen. Zwischenglied zu rechnen ist, erweist sich an 3.Esr. (= 1.Esr. LXX, armen.) 8,41 {55.}, wo das gr. παρενεβάλομεν durch die Fügung da-i-dv-es sa-van-ē wiedergegeben ist, die offensichtlich das arareal awtՙevans im armen. Text reflektiert; man vgl. dazu die unter van-, 2. behandelten Passagen. Unabhängig davon, ob für Gen. 32,21 eine armen. Variante mit awtՙevankՙ (oder vankՙ, iǰavankՙ) in Frage kommt, könnte der Wortlaut dadurch begründet sein, daß innerhalb des betreffenden Kapitels nur hier vom "Zubringen der Nacht" die Rede ist; vgl. dazu weiter unter da-van-eb-a- (4.).
4. Den unter van- (4.) diskutierten Belegstellen, wo das Grundwort soviel wie "(eigenes) Haus, Wohnstatt" bedeutet, schließt sich Ri. 18,15 {62.} in der Mcxeta-Hs. an, wo sa-van-e- (-d) gr. οἶκος übersetzt. Besonders auffällig ist dabei, daß ein zweites οἶκος im gleichen Vers wie üblich durch saxl- repräsentiert ist. Da auch die armen, syr. und hebr. Bibel in beiden Positionen jeweils dasselbe Wort verwenden (town bzw. ܒܝܬܐ baytā / בַּיִת bayiṯ), kann die Wortwahl des georg. Texts keinem Einfluß von außen zugeschrieben werden. Wenn es sich nicht einfach um eine absichtliche variatio sermonis handelt, ist der Beleg eventuell im Zusammenhang mit der unter da-van-eb-a- (1.ff.) behandelten Sonderstellung des Buchs Richter in der Gelati-Bibel zu sehen, s. dort.
5. Einer Bedeutung "Haus, (feste) Wohnstatt" scheint auch die Verwendung von sa-van-e- in der zweiten Redaktion der Vita des hl. Abibos nahezukommen (Abib.B 243,30 {65.}: -ta), wo von zec-isa sa-van-e-ni die Rede ist, was etwa als "Wohnstätten des Himmels" aufgefaßt werden kann. Dieselbe Fügung begegnet auch in der Schrift "Über die Bekehrung der Georgier" des Eprem Mcire (Epr.Mc. Uc̣q̇. 12,8 {66.}: -ta) innerhalb der Schlußwidmung; diese Schrift ist offenbar im Original georgische und erweist, deshalb daß zec-isa savane-ni in der Bedeutung der "himmlischen Wohnstätten" im Sprachgebrauch fest verankert war.
Hinter der Fügung dürfte 2.Kor. 5,1 {66a} stehen, wo von der οἰκία ἀχειροποίητος αἰώνιος ἐν τοῖς οὐρανοῖς gesprochen wird; allerdings erscheint hier für gr. οἰκία in beiden georg. Redaktionen nicht sa-van-e-, sondern wieder saxl-, was durch das in der Homilie "Über das Gelübde" des Aphraates (306,13-14 {66b}) erscheinende saxl- zec-isa-, wtl. "Haus des Himmels" bestätigt wird (das Zitat wurde von den Herausgebern des Texts übersehen). Deshalb ist anzunehmen, daß sich in der Wendung zec-isa savane- eine andere Tradition des Korintherbriefs manifestiert; man vgl. dazu das Gegenüber von arm. tačar .. yerkins in 2.Kor. 5,1 {66a} und town erknawor in der armen. Version der Aphraates-Homilie, die ebenfalls auf unterschiedliche Überlieferungsstränge weisen.
Für den Beleg in der Abibos-Vita bleibt fraglich, ob die Fügung hier authentisch ist, da die erste Redaktion gerade in dem betreffenden Teilsatz stark abweicht: hier ist statt dessen von "schönen Früchten aus den eigenen Vorratskammern" die Rede (naq̇opta matgan šuenierta, saunǯeta matgan twsta). Durch den Kontext läßt sich dieser Wortlaut sogar eher motivieren, da der hl. Abibos hier mit dem bibl. Joseph verglichen wird, der ja durch die Anhäufung von (Feld-)Früchten in den ägyptischen Vorratskammern eine Hungersnot verhinderte; vgl. dazu Gen. 41,47-56, wo tatsächlich die Termini naq̇op- und saunǯe- (für gr. βρῶμα bzw. σιτοβολών) erscheinen (für die Verbindung von naq̇op- + saunǯe- vgl. noch Mal. 3,10 I {125.} mit naq̇opi saunǯeta für gr. τὰ ἐκϕόρια εἰς τοὺς ϑησαυρούς; für den zweiten Beleg aus Abib.B s. im folgenden).
6. Bisweilen schimmert bei sa-van-e- noch die seiner Bildeweise entsprechende ursprüngliche Geltung als Adjektiv durch. So zunächst in der Vita des Grigol von Xanʒta (260,11-12 {52.}), wo savane als (endungsloser) Nom.Sg. offenbar attributiv zu dem folgenden adgili "Ort" zu stellen ist. Je nachdem, ob man sa-van-e- direkt von van- oder aber sekundär von dem selbst auf van- aufbauenden Verbum da-van-eb-a- (s.u.) abgeleitet sehen will, kann die Bedeutung hier mit "zur Bleibe dienender" oder "zum Sich-Niederlassen dienender Ort" angegeben werden. Da es an der gegebenen Stelle um die Errichtung eines Klosters geht, ist hier die erstere Möglichkeit vorzuziehen; als Übersetzung kann nach dem unter van- (5.) Gesagten sogar "für (ein) Kloster geeignet" vorgeschlagen werden (zum Bildungstyp der Nominalableitungen auf sa--e- cf. z.B. Šaniʒe, Sapuʒvlebi 132, 167.). Fraglich bleibt, ob auch der zweite Beleg des Wortes in der B-Redaktion der Abibos-Vita (246,2f. {60.}) im Sinne eines Adjektivs "zur Bleibe dienend" oder "für ein Kloster geeignet" aufgefaßt werden kann. Dem edierten Text zufolge müßte es sich bei sa-van-e-sa um einen lokalen Dativ handeln als Angabe des Ortes, wo ein Kloster (monasṭeri) erbaut worden ist (aġešena), etwa in der Bedeutung "Zufluchtsort". Allerdings ist die einzige Hs., die diese Textvariante enthält (A 832), an der betreffenden Stelle offenbar beschädigt, so daß gerade die Endung -sa von den Herausgebern als Ergänzung gekennzeichnet wurde7. Deshalb bleibt zu erwägen, ob hier eventuell auch ein anderer Kasus gestanden haben könnte; die Annahme eines Nom.Sg. sa-van-e-y (oder sa-van-e-ē ?), der das Wort in Kongruenz mit dem folgenden monasṭeri bringen würde, ist jedoch wohl auszuschließen. Keinen entscheidenden Hinweis gibt die A-Redaktion desselben Texts, der gerade die Entsprechung von savane[sa] fehlt; zu beachten ist allerdings, daß das hier erscheinende moc̣apetagan-sa "einer von den Schülern" (als Subjektsdativ zum Plusqu. aġešena) mit seiner Endung -sa der Wortfolge c̣midata-gan sa-(vane-) in B entsprechen könnte, wobei sich hinter vane- eventuell eine irrige Restituierung der als Abkürzung gedeuteten Partikel -ve "ebenso" verbergen würde8.

7. Für die einmalige Verwendung von sa-van-e- zur Wiedergabe von gr. ἔπαυλις in Jes. 42,11 {67.} s. bereits oben unter van- (9.).

(da-)van-eb-a-:
1. Für das Verbum da-van-eb-a-, das aufgrund seiner Formenbildung mit Sicherheit als Denominale zu van- aufzufassen ist, liefert das Wörterbuch von I. Abulaʒe eine ganze Reihe von Belegen aus der Gelati-Bibel, wobei die übrigen Hss. regelmäßig eine andere Wortwahl zeigen. Die angeführten Stellen beschränken sich auf die AT-Bücher Richter und Ruth, denen durchaus eine überlieferungsgeschichtliche Sonderstellung zukommen kann. Solange der Text der fraglichen Bücher aus der Gelati-Hs. nicht ediert ist, sind weitergehende Untersuchungen zum Hintergrund des Wortlauts natürlich nicht möglich. Dennoch ergibt sich die Feststellung, daß der Gebrauch von da-van-eb-a- in diesen Fällen mit der primären Bedeutungssphäre des Grundworts van- in Einklang steht. Dies betrifft zunächst Ri. 19,15 {80.} und 20 {76.}, wo der griech. Text das Verb καταλύω im Sinne von "zum Übernachten einkehren" verwendet; entsprechend hat auch die armen. Bibel aganim "übernachten". Zu diesen beiden Belegen gesellt sich die Stelle Gen. 26,17 {70.}, wo sämtliche AT-Redaktionen, die sie enthalten (OAKMCB), mit da-i-van-a = gr. κατέλυσεν ebenfalls eine finite Form von da-van-eb-a- bieten, sowie Gen. 19,2 {72.}, wo alle jüngeren Hss. mit da-i-van-e-t und da-v-i-van-o-t der Ošḳi-Bibel mit da-deg-i-t und v-i-q̇v-n-e-t gegenüberstehen; ansonsten bevorzugen auch diese Codices wie an den genannten Stellen aus Ri. meist da-dg-ma-, wtl. "stehenbleiben" (Kaus. da-mca-adgina "er würde sie veranlassen, haltzumachen" in 19,15 M {80.}), oder q̇op-a-, wtl. "sein" (nu iq̇opi "du sollst nicht bleiben" in Ri. 19,20 OM {76.}; zu Soph. 2,7 {69.} s.u. 5.). Tautologisch verhält sich in Gen. 26,17 {70.} die armen. Bibel, die hier sowohl καταλύω als auch das gleich darauffolgende κατῳκίζω durch bnakem "sich niederlassen" übersetzt, während καταλύω in Gen. 19,2 {72.} durch hangčՙim "sich ausruhen" wiedergegeben ist (zu da-i-masṗinʒl-os für gr. καταλύσῃ in Jer. 51,43 M s. unter masṗinʒel- {15.}).
2. Ebenfalls im Sinne von "übernachten" ist da-van-eb-a- an den drei Stellen Ri. 19,7 {71.} und 19,13 {78.} sowie Ru. 1,16 G {75.} aufzufassen, wo in der Septuaginta allerdings αὐλίζομαι gegenübersteht; die armen. Bibel hat auch hier wieder teils aganim (Ri. 19,7 und 13), teils hangčՙim (Ru. 1,16). Bemerkenswerterweise tritt αὐλίζω in der Septuaginta gerade erst vom Buch Richter an auf, so daß sich der Verdacht erhebt, daß hierin der primäre Hintergrund für die einseitige Verwendung von da-van-eb-a- in der Gelati-Hs. liegen könnte. Auch für ἀυλίζω wird ansonsten jedoch meist einfaches q̇op-a- "sein" wie in Ri. 19,13 M {78.} oder Ru. 1,16 OM {75.} oder aber da-dgr-om-a- "stehenbleiben" wie in Ri. 19,7 M {71.} benutzt; vgl. mit da-a-dgr-a = arm. agaw z.B. auch 3.Esr. 9,2 OM (= 1.Esr. LXX armen. {128.}).
3. Nicht weit ab von den bisherigen Belegen steht auch Ri. 18,2 G {73.}, wo da-van-eb-a- als Übersetzung von gr. καταπάυω erscheint; auch hier ist ein "nächtliches Verweilen" gemeint. Die Bedeutungsnähe zeigt sich nicht zuletzt daran, daß der armen. Text hier wieder hangčՙim, die Mcxeta-Bibel da-dgr-om-a- verwendet; vgl. dazu z.B. noch Ex. 10,14 O {129.} mit arm. dadarem "haltmachen".
4. Letztlich ist in diesem Zusammenhang noch Ri. 7,12 {81.} zu erwähnen, wo die Gelati-Hs. das PPP da-van-eb-ul- einem gr. παρεμβεβληκείς gegenüberstellt; dieser Beleg ist mit den oben unter sa-van-e- (3.) behandelten zu vergleichen. Die armen. Bibel hat hier die übliche Vertretung für das griech. Wort, nämlich banakeal, das sich wiederum genau mit dem Partizip da-banaḳ-eb-ul- der Mcxeta-Hs. deckt; s. dazu weiter unter sa-van-e- (3.) sowie unter banaḳ-.
5. Das PPP da-van-eb-ul- ist auch aus der Mcxeta-Bibel einmal zu belegen, nämlich in 2.Kön. 17,9 {82.}. Die Textgestalt weicht dabei in auffälliger Weise von dem der möglichen Vorlagen ab, indem hier dem gr. κέκρυπται und dem arm. łōłeal icՙē in der Bedeutung "er hat sich versteckt" in der Art eines Hendiadyoins da-mal-ul- und da-van-eb-ul- gegenüberstehen. Da gleichzeitig auch die syr. und die hebr. Bibel nur jeweils eine Verbalform zeigen (ܡܬܛܣܐ meṯṭaša՚, Wz. -ṭš՚- bzw. נֶחְבָּא neḥbā՚, Wz. -ḥb՚- "(sich) verstecken"), drängt sich die Vermutung auf, daß die "Verdoppelung" in der Mcxeta-Hs. auf einer in den Text geratenen Glosse beruht. Eine Verbindung zwischen da-van-eb-a- oder seinem Grundwort van- einerseits und da-mal-v-a- "sich verstecken" andererseits ist außerdem nur noch in Soph. 2,7 {69.} zu beobachten, wo das gr. καταλύουσιν in der Mcxeta-Bibel durch da-i-van-eb-en, in der älteren Redaktion jedoch durch da-e-mal-nen wiedergegeben ist; der armen. Text hat hier wieder unauffälliges dadarem. Auch wenn der divergente Wortlaut von Soph. 2,7 dadurch nicht erhellt wird, bleibt zu erwägen, ob sich hinter dem überlieferten da-van-eb-ul- in 2.Kön. 17,9 M {82.} nicht eher das Wort daran-eb-ul- (zu dem iran. Lehnwort daran- "Hinterhalt") verbergen könnte, das in der Bedeutung "im Hinterhalt liegend" besser zu da-mal-ul- passen würde.
6. In einer allgemeineren Bedeutung von "Zuflucht suchen" oder "sich häuslich einrichten" scheint da-van-eb-a- in der Vita des hl. Davit von Garesǯa gebraucht zu sein (A 230,28 {74.}: da-i-van-es). Da es dabei um eine Felshöhle geht, die sich Davit und sein Begleiter als Unterkunft in der Einöde aussuchen, weist der Beleg in die Richtung der unter van- (5.) bzw. sa-van-e- (6.) gesammelten Textstellen. Bemerkenswert ist, daß es sich um den einzigen Beleg seiner Art in der hier erfaßten hagiographischen Literatur handelt.
7. In einem singulären Beleg bietet uns die georg. Version des Hexaemerons Basilius des Großen (82,22 {68.}) eine Form des Verbs van-eb-a- ohne Präverb, nämlich die 3.Sg. Iter.Aor. i-van-is. Das Wort bezeichnet dabei das "Sich-Einhüllen" des Mondes in einen "Hof", das in der griech. Version durch περιλιμνάζομαι, wtl. "umschwemmt werden", umschrieben ist; deutlicher ist die armen. Vs., nach der "der Mond um sich einen Hof von Wolken hat". Eine Motivation für die Verwendung von van-eb-a- im gegebenen Sinne können weder die griech. noch die armen. Version liefern, da der Text aller Wahrscheinlichkeit nach auf eine arab. Vorlage zurückgeht, diese aber bisher nicht vorliegt (cf. I. Abulaʒe im Vorwort zur Edition, Uʒv.red. 20 bzw. 26). Über die Vorstellung eines "Sich-Einbettens" wäre die Verwendung von van-eb-a- mit der übrigen Belegmasse der hier behandelten Wortformen aber durchaus zu verknüpfen.

Arm. awan "Weiler" wurde schon frühzeitig mit apers. āu̯ahana- "Wohnplatz, Flecken" identifiziert und auf einen "verkürzten" miran. Vertreter dieses Wortes, etwa *āvān zurückgeführt (cf. die bei Ačar̄yan, AEW 1, 353 aufgeführte Literatur); trotz des lautlichen Einwandes bei Hübschmann, AG 112, 78., wonach man "im Phl. āvahan und danach im Arm. avahan erwarten (sollte), da h = urspr. s im Persischen zwischen Vocalen nicht schwindet", wurde diese Erklärung bald allgemein akzeptiert (vgl. z.B. Grdr.Iran.Phil. I/2, 96; Bthl.Wb. 333; Henning, Farewell [BSOAS 14], 520; Kent, Old Pers. 173). Arm. awan wäre damit als ein Fortsetzer des iran. Vertreters der uridg. Verbalwurzel *h2u̯es- aufzufassen, die etwa in dt. Wesen und dazugehörigen Formen des Paradigmas von sein vorliegt, und deren Ursprungsbedeutung aufgrund der ved. Bezeugung sowie wegen gr. ἀέσαι als "die Nacht verbringen" anzusetzen ist (cf. dazu etwa Klingenschmitt, Verbum 203). Zur gleichen Zeit wurde auch für das lautlich und semantisch nahestehende arm. van-kՙ eine Verknüpfung mit der iran. Verbalwurzel *u̯ah- vorgeschlagen (cf. Ačar̄yan, AEW 4, 303), die jedoch eine bei weitem geringere Akzeptanz fand; zwar schlug Andreas vor, von einer Form *u̯ahana- ≈ aind. vasana- "Wohnen" neben arm. van-kՙ auch npers. bān "Dach" abzuleiten, doch blieb diese Zusammenstellung seit ihrer Zurückweisung durch Hübschmann, Ps.Stud. 25 weitgehend unbeachtet (arm. vankՙ fehlt z.B. ganz bei Hübschmann, AG). Erst Hr. Ačar̄yan entschied sich in seinem Etymologischen Wörterbuch wieder eindeutig für die Herleitung aus einem iran. *wahana, wobei er auch die georg. Wortformen vani, savane, mevane, usavano, davaneba und davanebuli als Entlehnungen aus dem Armenischen in die Betrachtung einbezog. Zuletzt scheint sich noch einmal M. Androniḳašvili, die die Sippe um georg. van- allerdings nur äußerst knapp behandelt, für die Andreassche Herleitung entschieden zu haben; dies geht weniger aus der Darstellung in Narḳv. 235 hervor, wo die Zusammenstellung lediglich entsprechend Hübschmann, Ps.Stud. 25 zitiert ist, sondern eher aus ihrer Angabe "[georg.] vani – [armen.] van < [miran.] vahan" ib. 168 sowie der Formel "mpers. vān .. = georg. vani (npers. bān)" ib. 205. Androniḳašvili ließ daneben aber auch andere etymologische Vorschläge bestehen, unter denen sich die auf F. Müller zurückgehende Verbindung mit aind. vána- "Wald" (WZKM 9, 299) sowie der offenbar von Hübschmann stammende Anschluß an dt. wohnen mit der Verbalwurzel *u̯ah- natürlich nicht vereinbaren lassen. Eine ganz andere etymologische Basis für arm. awan und van-kՙ wurde dann noch einmal von Bailey postuliert, der beide Wörter an die in avest. niuuānənti "they cover" vorliegende Verbalwurzel van- anzuknüpfen vorschlug (Iran.Infl. [Enc.Ir.], 460).
Mit der hier untersuchten Beleglage von georg. van- und den dazugehörigen Bildungen ist eine neue Grundlage für eine etymologische Beurteilung der Sippe gegeben. Dies betrifft zunächst das Verhältnis zu arm. van-kՙ. Obwohl georg. van- und seine Ableitungen v.a. im Bereich der Bibelübersetzung eine enge Affinität zu dem armen. Wort zeigen und durch dieses aufgrund der lautlichen Identität immer wieder beeinflußt worden sein mögen, spricht die Gesamtbreite der Belege und die rege Ausnutzung innergeorgischer Wortbildungsmöglichkeiten doch dagegen, georg. van- als Übernahme aus dem Armenischen aufzufassen. Ohne weiteres akzeptabel bleibt hingegen die Möglichkeit, daß arm. van-kՙ (als Simplex sowie als HG der Komposita iǰa-van-kՙ und awtՙe-van-kՙ) auf der einen Seite und georg. van- auf der anderen Seite unabhängige Entlehnungen aus einer und derselben iran. Vorform darstellen. Aus der hier vorgestellten Beleglage und den sich darin abzeichnenden Bedeutungsnuancen ergeben sich nun durchaus Präferenzen im Hinblick auf die zur Debatte stehenden etymologischen Vorschläge. Geht man davon aus, daß die älteste Verwendung in den unter 1. bis 3. behandelten Belegen aus der Bibelübersetzung vorliegt, so läßt sich die hierfür anzusetzende Bedeutung eines "Nachtlagers" oder einer "temporären Unterkunft" als Ausgangsbedeutung des Wortes auffassen. Eine solche Ausgangsbedeutung würde nun genau mit der iran. Wurzel *u̯ah- übereinstimmen, wenn diese entsprechend ihrer aind. Kognate vas- ursprünglich soviel "die Nacht verbringen" bedeutet hätte. Demgegenüber läßt sich eine Verbindung mit avest. van- "verbergen" nur im Ausnahmefall rechtfertigen wie etwa bei dem unter da-van-eb-a- (7.) behandelten Beleg aus dem Hexaemeron des Basilius von Caesarea. Noch weiter ab steht das von Müller verglichene aind. vána-, das sich über einen Bedeutungsansatz "Lebensraum im Wald" allenfalls mit solchen Belegen in Einklang bringen läßt, wo georg. van- im Sinne von "Kloster" gebraucht ist; diese Verwendung kann aber eindeutig als jünger eingestuft werden. Vorzuziehen ist die Verknüpfung mit iran. *u̯ah- letztlich auch einem Anschluß an dt. wohnen (und Verwandte), da die durch wohnen vertretene Bedeutungsnuance innerhalb der germ. Sippe offenbar eine Sonderentwicklung darstellt und somit kaum für eine Wurzeletymologie bei einem iran. Substantiv geeignet ist.
Bei dem Rückgriff auf eine iran. Bildung wie *u̯ahana- oder *u̯āhana- mit der Bedeutung "Nachtlager" bleibt das von Hübschmann angesprochene Problem bestehen, wonach das Wort besonders frühzeitig das inlautende -h- verloren haben müßte; hier würde dann dasselbe gelten wie bei der Zurückführung von arm. awan auf ein iran. *ā-u̯ahana-, deren lautliche Seite weder durch die Hinzunahme von syr. aw(w)ānā (so zuerst bei de Lagarde, Ges.Abh. 149, nach dem das syr. Wort aus dem Armenischen entlehnt ist, dann bei Müller, Kl.Mitth. [WZKM 8], 184; dagegen Nöldeke, MG 136, Anm. 1, der eine semit. Anknüpfung bevorzugt) noch durch ein avana "village" in Kharosthi-Dokumenten (cf. Henning, Farewell 520 nach Burrow) noch auch durch die Identifizierung eines miran. Äquivalents in der Form hāyān (Henning ib.) einer Klärung näher gebracht wird. Nun erscheint aber Hübschmanns Feststellung, wonach die "Kontraktion von Vokalen" in der pers. Sprachgeschichte "selten und spät" ist (Ps.Stud. 170) und h = apers. h "im Inlaut zwischen Vokalen .. nicht geschwunden zu sein (scheint)", durchaus nicht genügend begründet. Statt dessen gibt es gewisse Anzeichen, daß schon im Apers. ein inlautendes -h- gegen den Schwund zu kämpfen hatte (cf. in diesem Sinne Hoffmann, Ap.Schrift [Aufs. 2], 639, Anm. 33). Die aus semantischen Gründen geradezu bestechende Zurückführung von georg. van- und arm. van-kՙ auf ein miran. *vān < airan. *u̯ā̆hana- verdient es deshalb, als Entscheidungsgrundlage ernst genommen zu werden. Das gleiche gilt auch im Falle von georg. avan-, für dessen anzunehmendes armen. Original sich aufgrund der Bezeugung eine Verwendung im Sinne von gr. ἔπαυλις als primär herausstellen läßt; da ἔπαυλις immer auf αὖλις "Nachtlager" beziehbar gewesen sein dürfte, läßt sich auch für arm. awan eine Konnotation des "die Nacht Verbringens" annehmen, die das Wort in die Nähe der Verbalwurzel *u̯ah- < *h2u̯es- rückt. Es trifft sich darin nicht zuletzt auch mit syr. ՚aw(w)ānā, für das Bedeutungen wie "hospitium ubi quis noctem agit" (Brockelmann, Lex.Syr. 7 b) oder "Post-Station, Nachtherberge" angeführt werden (Henning, Farewell 520, Anm. 9 nach Hoffmann), und das z.B. in dem oben behandelten Aphraates-Zitat (s. van- 2.) mit arm. awtՙevankՙ und georg. van- äquivalent gebraucht ist. Aus morphologischen Gründen auszuscheiden ist hingegen die bei Müller, l.c. vorgeschlagene Zurückführung von arm. awan über ein — von Müller selbst nicht belegtes — mpers. ՚p՚n̍ "a palace, a court" auf die "Wurzel aw, von der auch αὐλή, lat aula stammen"; aus lautlichen und semantischen Gründen entfällt auch die weitere Verknüpfung der hier behandelten Wortsippe mit npers. bān "Dach" (s. dazu weiter unter ban-).
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