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Dies ist eine Internet-Sonderausgabe des Buches
"Iranica Armeno-Iberica.
Studien zu den iranischen Lehnwörtern im Armenischen und Georgischen [Bd. 1]"
von Jost Gippert (1990).
Sie sollte nicht zitiert werden. Zitate sind der Originalausgabe, veröffentlicht als
"Österreichische Akademie der Wissenschaften,
philosophisch-historische Klasse,
Sitzungsbericht, 606. Band" /
"Veröffentlichungen der Kommission für Iranistik, Nr. 26",
Wien 1993,
zu entnehmen.

Attention!
This is a special internet edition of the book
"Iranica Armeno-Iberica.
Studien zu den iranischen Lehnwörtern im Armenischen und Georgischen [Bd. 1]"
by Jost Gippert (1990).
It should not be quoted as such. For quotations, please refer to the original edition, published as
"Österreichische Akademie der Wissenschaften,
philosophisch-historische Klasse,
Sitzungsbericht, 606. Band" /
"Veröffentlichungen der Kommission für Iranistik, Nr. 26",
Wien 1993.



Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved:
Jost Gippert, Frankfurt 2002.

Jost Gippert



Iranica

Armeno-Iberica



Studien zu den
iranischen Lehnwörtern
im Armenischen und Georgischen






nigoz-:

1. Bezeichnung der "Nuß" bzw. des "Nußbaums" als völlig regelmäßige Entsprechung von gr. κάρυον in der Bibelübersetzung. Die Verwendung erstreckt sich dabei nicht nur auf jene Fälle, wo im griech. Text das Grundwort κάρυον selbst steht (z.B. Gen. 43,11 {1.}: -i), sondern umfaßt auch die Ableitung καρύϊνος, die als Bezugsadjektiv durch den Gen.Sg. niguz-is- substituiert wird (Gen. 30,37 {9.}: -is-a-y; Jer. 1,11 {11.}: -is-a-sa). Der hier auftretende Stamm niguz- reflektiert die georg. Vokalschwächung durch die ein -o- in prädesinentialer Silbe zu -u- werden konnte; diese "Synkope" scheint bei dem vorliegenden Wort relativ fest gewesen zu sein, da lediglich in einer Lesart der Jerusalemer Bibel der nicht synkopierte Genetiv-Stamm nigoz-is- zu notieren ist (Jer. 1,11 I). Der synkopierte Genetiv hat sich nicht zuletzt auch in der Zusammenrückung niguz-is-saxe- manifestiert, die in der durch die Hss. H 1207 und Kut. 28 (AK) vertretenen Redaktion der georg. AT-Übersetzung wie ein Bahuvrīhi-Kompositum der Bedeutung "nuß-förmig" (mit saxe- "Gestalt, Form") das griech. καρυωτός übersetzt (Ex. 38,16 {6.}). Bemerkenswert ist hier das in den übrigen Textzeugen, der Ošḳi-, Bakar- und Mcxetabibel, erscheinende guel-is-saxe- (bzw. guel-saxe- in B), das wörtlich etwa "schlangenförmig" bedeuten müßte, tatsächlich jedoch auf einer Textentstellung beruhen wird, bei der ein ursprüngliches <nigovzis-> durch eine Verwechslung der Asomtavruli-Buchstaben Ⴄ <e> und Ⴅ <v> sowie Ⴊ <l> und Ⴆ <z> als <nigo(w)elis-> verlesen wurde. Dabei konnte das anlautende <ni-> als Flexionsendung des vorhergehenden Wortes, des Gen.Pl. mat-ta "deren, ihr", uminterpretiert werden, das sich in der Form mat-ta-ni auf das den Nebensatz einleitende romel-ni beziehen ließ; diesen Bezug zeigen zumindest die Mcxeta- und die Ošḳi-Hs.1, während die Bakar-Bibel die so entstandene schwerfällige Syntax durch die Umgestaltung zu mat-tana, wtl. "bei (oder mit) ihnen" auflöste. Festzuhalten bleibt, daß die Verlesung eine Graphie <nigovz-> voraussetzt, die v.a. durch das Zeugnis der Ošḳi-Bibel als relativ alt erwiesen wird. — Der Gleichsetzung von gr. κάρυον mit georg. nigoz- / niguz- gesellt sich im armen. Text ebenso regelmäßig das Wort ənkoyz zu, das bei der Wiedergabe von καρυωτός in Ex. 37,17 (≈ 38,16 LXX {6.}) in dem Bahuvrīhi-Kompositum ənkowzazard, wtl. "die Nuß als Zierde (oder eher: Form) habend", verbaut erscheint. Dieselbe Weiterbildung ist auch außerhalb der Bibelübersetzung zu notieren, nämlich aus dem Traktat über den Geier im Physiologus (185,35 {8.}), wo von dem "Geburtsstein"2 die Rede ist, der nach dem gr. Text "κατὰ τὸν κάρυον ἔχει τὴν περιϕέρειαν"; auch hier hat der georg. Text wieder die Zusammenrückung niguz-is-saxe-. Den bisher behandelten Belegen ist ferner eine Passage aus dem Martyrium der hll. Davit und Ṭirič̣an zuzuordnen (Dav.Ṭir. 188,20 {10.}), wo in einer offensichtlichen Anspielung auf die biblische Erzählung vom "Aaronsstab" (Num. 17,8) ein "zum Baum werdender Stock aus Nuß(baumholz)" thematisiert ist; auch hier erscheint wieder der synkopierte Gen.-Stamm niguz-is-a- (-y).
2. Als Wort der Bedeutung "Nuß" ist nigoz- auch in der klassischen Sprache nachweisbar. Ein bemerkenswerter Beleg findet sich im Visramiani (145,33 {4.}: -i), wo der "nicht im Herzen haftende" Ratschlag eines Freundes mit einer "nigoz- auf einer Kuppel (gunbad-)" verglichen wird. Den Hintergrund dieses Vergleichs bildet eine pers. Redewendung, die bei Steingass, Dict. 1102 b s.v. gauz angeführt wird; danach bedeutet gūz bar guṃbad afšāndan oder nišāndan, wtl. "eine Nuß auf eine Kuppel legen", soviel wie "to attempt something difficult or impossible". Tatsächlich erscheint diese Redewendung, wenn auch in leicht abgeänderter Form (mit na-pāyad "wird nicht feststehen" zu pāyīdan), auch im pers. Original des Visramiani (VR 246: 43.,44), wobei als Gegenstück zu dem georg. nigoz- die auch bei Steingass, l.c. verzeichnete npers. Wortform گوز <gwz> zu notieren ist, der gegenüber das heute übliche جوز <ǧwz> als arabisierte Variante gelten kann. Wie sich am Reim mit der Imperativform āmōz "lerne" zeigt, ist die Graphie <gwz> hier mit Sicherheit als gōz zu lesen.
3. Kein Gegenstück findet das georg. nigoz- in der Schrift "De hominis opificio" des Gregor von Nyssa (125,31 {3.}: -i), wo von dem tödlichen Saft des Schierlings die Rede ist: Während der griech. Text tatsächlich nur von einer "Flüssigkeit" (χύμος) spricht, weist die georg. Version die todbringende Wirkung in einem ergänzenden Nebensatz einer nigoz- des Strauches (matun-) zu. Solange die Vorlage der georg. Version nicht genau bekannt ist3, bleibt der Hintergrund dieser Ergänzung unklar; es spricht jedoch nichts dagegen, auch hier wieder die Normalbedeutung "Nuß" anzusetzen. — Wie oben (1.) festgehalten wurde, konnte nigoz- nicht nur die "Nuß" als Frucht, sondern auch den "Nußbaum" bezeichnen. Auf letzterer Bedeutung beruht wohl auch die Bildung

niguz-ovan-:
In den Graphien nigvzovan- und nigzovan- tritt ein solcher Stamm in Hohel. 6,10 {13.} in der Ošḳi- und der Mcxeta-Bibel auf, wobei er in Abhängigkeit von mṭil- "Garten" das κῆπος καρύας des griech. Textes wiedergibt. Es handelt sich offensichtlich um eine Erweiterung von nigoz- mit dem Suffix -ovan-, das gemeinhin etwa durch "reichlich versehen mit" übersetzt werden kann; für den synkopierten Stamm niguz-, der vor dem -ovan-Suffix regulär zu erwarten ist, bleiben die beiden Schreibweisen durchaus im Rahmen des üblichen. In grammatischer Hinsicht weichen die beiden Textredaktionen jedoch in nennenswert Weise voneinander ab: Während die Ošḳi-Bibel nigvzovan- im einfachen Dativ (-sa) kongruent mit mṭil-sa "in den Garten" verwendet und nigvzovan- hier folglich als Adjektiv aufzufassen ist, hat die Mcxeta-Hs. die Form nigzovan-ta-sa, die das Wort als Genetiv-Attribut (Gen.Pl. -ta-) zu interpretieren zwingt. Die Divergenz ist nur so zu erklären, daß niguz-ovan- in der Ošḳi-Bibel noch "reichlich mit Nußbäumen versehen" bedeutete, in der Mcxeta-Hs. jedoch den "Nußbaum" selbst als einen "reichlich mit Nüssen bedeckten, sc. Baum" bezeichnet. Diese Annahme steht in Einklang mit der Verwendung des Suffixes -ovan- bei einer anderen Fruchtbezeichnung, nämlich danaḳis-ḳud- "Dattel": Auch danaḳis-ḳud-ovan- bezeichnete im Altgeorgischen etwas "reichlich mit Dattelpalmen ausgestattetes", nämlich das Land Phönizien (s. dazu weiter unter danaḳ-). Die Mcxeta-Bibel mag bei ihrer Umdeutung einen Einfluß der armen. Bibel zeigen, die an der gegebenen Stelle nicht das einfache ənkoyz "Nuß", sondern den abgeleiteten Stamm ənkowzi aufweist (Gen.Pl. əngowzeacՙ; zu der graphischen Variante s. weiter unten), der mit "Nußbaum" gleichgesetzt wurde; nigz-ovan- wäre dann wie eine Lehnbildung gebraucht. — Als Lehnbildung auf der Grundlage von nigoz- kann noch ein weiterer Wortstamm aufgefaßt werden, der in der AT-Übersetzung auftritt, nämlich

nigozaḳ-:
In Ex. 25,33-34 {16.} bezieht sich der gr. Text mit dem Adjektiv καρύισκος zweimal auf die "nußförmige" Ausgestaltung der "Becher" (κρατῆρες) am Leuchter des jüd. Heiligtums. Die Mcxeta-Bibel und die ihr nahestehende Hs. A 179 (C) geben das Wort beide Male durch die Fügung niguz-is msgavs-, wtl. "einer Nuß ähnlich" wieder; dazu ist der armen. Text zu vergleichen, der hier wieder das Kompositum ənkowzazard gebraucht. Anders verhält sich die Redaktion AK, wo statt dessen die Form nigozaḳ-eb-ad auftritt, die als Adverbial zum Kollektivplural eines Stammes nigozaḳ- aufzufassen ist. Die Form ist dabei sogar dreimal zu notieren, da der Anfang von Ex. 25,34 in dieser Redaktion nach dem folgenden Vers noch einmal wiederaufgenommen ist (dies entspricht dem im Codex Vaticanus, B, niedergelegten Septuagintatext). Nahe zu der Redaktion AK stellt sich noch die Bakar-Bibel, die in Ex. 25,34 und 35 eine Lesart niguzaḳ-eb-ad bietet, in Ex. 25,33 jedoch einfaches niguz-eb-ad, bei dem als Adv.Koll. des Grundworts die Synkope regelgerecht ist. Daß der erweiterte Stamm nigozaḳ- ursprünglich jedoch keine Synkope gehabt haben dürfte, zeigt wiederum die Mcxeta-Bibel, die diese Graphie ihrerseits in Ex. 37,18 {16a} in einer zweiten Beschreibung des Leuchters bietet (Nom.Pl. -eb-i; die dabei auftretende einmalige Variante mit -s- statt -z- kann als Entgleisung betrachtet werden). Das Zeugnis ist umso wertvoller, als der Wortlaut im fraglichen Vers weder durch die griech. oder armen. Bibel motivierbar ist noch durch die übrigen georg. Versionen bestätigt wird. Dazu ist zu bemerken, daß die Mcxeta-Hs. im gegebenen Bereich des Buches Exodus weitgehend mit der armen. Bibel übereinstimmt, die im Gegensatz zur Septuaginta der Anordnung der syr. Bibel und weiter des masoretischen Texts folgt; dabei wird in Ex. 37,18 ff. der Wortlaut von Ex. 25,32 ff. nahezu wörtlich wiederholt. Im Gegensatz zur armen., syr. und hebr. Version bricht diese Repetition in der Mcxeta-Bibel jedoch mit Ex. 37,18 ab; es ist deshalb denkbar, daß dieser Vers Elemente aus den einmal vorhandenen Folgeversen in sich aufgesogen hat. Das nigozaḳ-eb-i der Mcxeta-Hs. könnte so mit dem arm. ənkowzazard gleichgesetzt werden, das die Zohrab-Bibel in Ex. 37,19-20 ≈ 25,33-34 verwendet. — Besondere Charakteristika zeigt im gegebenen Bereich die Ošḳi-Bibel. Auch hier ist zunächst der Wortlaut von Ex. 25,34 im folgenden Vers noch einmal wiederaufgenommen. Gleichzeitig fehlt hier jedoch der größte Teil von Ex. 25,33, was sich ohne weiteres durch die Annahme eines Textsprungs von ṭaḳuḳni in 25,33 zum selben Wort in 25,34 erklären läßt4. Auch in der Ošḳi-Bibel tritt der Stamm nigozaḳ- auf (im Dat.Koll. -eb-sa), aber nur in der "Ergänzung" des Verses Ex. 25,35; in Ex. 25,33/34 erscheint statt dessen eine Form govzaḳebad. Es wäre nun denkbar, daß es sich bei dieser Form lediglich um eine graphische Entstellung handelt, wobei durch die Endung -ni des vorangehenden Wortes (gamosaxul-ni Nom.Pl. "herausgeprägte" ≈ gr. ἐκτετυπωμένοι) das anlautende ni- von zu erwartendem *nigozaḳ-eb-ad haplologisch ausgefallen wäre. Eine andere Lösung ergibt sich jedoch im Zusammenhang mit der etymologischen Beurteilung der hier behandelten Wortsippe, die von dem schon früh konstatierten übereinstimmenden Gebrauch und der lautlichen Ähnlichkeit von georg. nigoz- und arm. ənkoyz ausgehen muß.

Das georg. und das armen. Wort für die "Nuß" wurden erstmals offenbar von H. Hübschmann miteinander in Verbindung gebracht, der für das armen. Wort im Gefolge von de Lagarde (Ges.Abh. 25, 57) einen Anschluß an ähnliche Termini in anderen Sprachen des Vorderen Orients suchte (Etym.Oss. 124; Semit.LWW [ZDMG 46], 236; AG 393, 4.); dabei handelte es sich teilweise um semit. Wortformen wie z.B. das in Hohel. 6,11 {13.} erscheinende hebr. אֱגוֹז ՚ĕḡōz, zum größeren Teil jedoch um iran. Vertreter, die von oss. (digor.) ængózæ über kurd. gųvīz bzw. govīz und pers. gōz bis hin zu yidgh. oγuzåh reichten. Allerdings wollte sich Hübschmann weder auf eine Ausgangsform noch auch nur eine Ausgangssprache festlegen.
Ohne auf die im Gang befindliche etymologische Diskussion einzugehen, wies auch N. Marr in seiner Physiologusausgabe auf die Übereinstimmungen zwischen georg. nigoz- und arm. ənkoyz hin, die er in eine Gruppe "schon anfänglich gemeinsamer Wörter, die dieselbe oder beinahe dieselbe Form im Armenischen und Georgischen haben", einordnete ("такiя исконныя общія слова, имѣющія тождественныя или почти тождественныя формы въ армянскомъ и грузинскомъ"). Auf Marrs Beobachtungen fußte dann Th. Kluge, der georg. nigozi (die Graphie "nigoəzi" meint den synkopierten Stamm niguz- = <nigowz->) im Physiologus als ein der Identität mit seinem armen. Pendant "verdächtiges Wort" aufführte (Gr.arm.LWW [WZKM 30], 116); die vorsichtige Ausdrucksweise mag darauf beruhen, daß Kluge das armen. Wort ənkowzazard irrig als ənkuġaġard las (aufgrund der Ähnlichkeit der armen. Minuskeln ղ <ł> und զ <z>).
Den ersten expliziten Versuch einer lautlichen Identifikation von arm. ənkoyz und georg. nigoz- wagte H. Vogt (Armen.Cauc. [NTS 9], 329), der für eine gemeinsame Vorform den Ansatz *nigauz-a vorschlug. Vogt rechtfertigte dabei ausdrücklich die — vermutlich wegen der anklingenden Termini in den semit. und iran. Sprachen — auch von Hübschmann vorgezogene Lesart əngoyz, indem er die etwa im Ven.Wb. als Normalform behandelte Schreibung mit -k- durch den Hinweis auf partēz "Paradies" < (miran.) *paridēz oder xałti-kՙ "Chaldäer" < *xałdi-kՙ als Neutralisationserscheinung begründete. Andererseits stellte sich Vogt somit bewußt in eine Gegenposition zu Hübschmann, der arm. ənkoyz allenfalls "über *ingoiz auf *engouz zurückführen" wollte. Unter Berufung auf Vogt wurde arm. ənkoyz dann sogar als Entlehnung aus dem Georgischen erklärt, und zwar von Z. Aleksiʒe, der in dem armen. Diphthong -oy- den Reflex einer "Reduktion und Metathese" des georg. "auslautenden" -i, d.h. der Nominativendung sah (Sir.-k.urt. [Kart.c̣q̇ar. 3], 38).
Ausführlich behandelt wurde die gesamte Sippe noch einmal im Ossetischen Etymologischen Wörterbuch von V.I. Abaev, der arm. əngoyz / ənkoyz und georg. nigoz- den osset. Formen ængūz / ængōzæ als "nächststehende" ("ближайшие") zur Seite stellte und für ihre weitere Verknüpfung mit pers. gauz, gōz, gūz etc. von einer "Ausgangsform goz, koz" ausging; das "anlautende n-" des osset., armen. und georg. Wortes erklärte Abaev als "auf kaukasischem Boden entwickelten Zuwachs" ("начальное n- .. представляет наращение, возникшее на кавказской почве": OEW 1, 161).
Tatsächlich kann die Divergenz zwischen den im Kaukasusgebiet bezeugten und den sonstigen Formen nicht aus dem Wege geräumt werden, ohne daß man die Übereinstimmungen in einen morphologischen Rahmen einzuordnen versucht. Weder Hübschmanns *engouz noch Vogts *nigauz-a noch auch Abaevs *goz, *koz waren ja im Hinblick auf ihre Wortbildung irgendwie fixiert worden. Die Möglichkeit eines befriedigenden Ansatzes für fast alle beteiligten Wortformen ergibt sich aber, wenn man einen iranischen Ursprung der Sippe annimmt. Geht man davon aus, daß die bezeugten Formen verschiedene Ableitungen einer iran. Verbalwurzel reflektieren, so lassen sich zumindest die unterschiedlichen Wortanlaute rechtfertigen, und zwar durch die Annahme von Verbalpräfixen. Eine Verbalwurzel, die von ihrer Bedeutung und ihrer Lautgestalt her in Frage kommt, ist die von avest. gū̆z- "verbergen", das zusammen mit aind. gūh- "id." auf ein urindoiran. *g(ʰ)ū�ʰ- zurückzuführen ist. Auf einer hochstufigen Ableitung dieser Wurzel, neben der im Iranischen auch ein bedeutungsnahes *gaud- "verhüllen" existiert hat (s. dazu B. Gharib, gauz-/gaud- [Mon.Nyberg I], 247 ff.), könnten zunächst die pers. Wortformen beruhen, deren ältest bezeugbare Gestalt in dem mpers. Text vom König Xosrow und seinem Pagen mit der Graphie <gwč> vorliegt (Ed. Unvala, § 50. {18.}); von einem thematischen Stamm *gauz-a- (oder fem. *gauz-ā-) ausgehend, wäre die "Nuß" dann etwa als die (sc. in ihrer Schale) "verborgene" Frucht bezeichnet worden. Nahe würde der mpers. Form, die bei einem solchen Ansatz nicht als gūč zu lesen wäre, wie in der Edition Unvala, sondern als gōz wie bei MacKenzie, Dict., noch das in Vīs u Rāmīn bezeugte gōz kommen, dessen Lautgestalt ja durch den Reim gesichert ist (s.o.). Auf der älteren npers. Wortform würde weiter zunächst arab. *ǧauz als Lehnwort beruhen, das seinerseits wieder ins Neupersische zurückentlehnt worden wäre5. Als direkte Entlehnung eines miran. *gōz ist dann auch das syr. ܓܘܙܐ gauzā zu notieren, das als Übersetzung von gr. καρύα (bzw. hebr. אֱגוֹז ՚ĕḡōz, das seinerseits unklar bleibt) in Hohel. 6,10 {13.} sowie im Physiologus {8.} sogar im gleichen Kontext auftritt wie arm. ənkoyz (ənkowz-i) und georg. nigoz- (niguz-ovan-)6.
Demgegenüber würde zunächst die seit Tomaschek, Pamir 58 bekannte Yidgha-Form oγuzåh auf eine präfigierte Variante des Wortes zurückzuführen sein, die sich auf derselben morphologischen Basis als *ā-gauzā- ansetzen läßt; in diesem Sinne ist mit der Herleitung von o'guzo < *ā̆gauzā- bereits Morgenstierne, Front.Lggs. 2, 189 zu vergleichen, der die Sippe noch um Šuġnī γūz "walnut" vermehrte (ebenso Shughni, 38; vgl. auch Sköld, Pamir 156, Nr. 279 sowie Steblin-Kamenskij, Nazv.rast. 110 f.). Während die Verbindung der Verbalwurzel *gauz- mit dem Präverb ā- bereits im Avestischen vorliegen dürfte (āguze, geschrieben <aguze> in Yt. 17,55 und 56 als 1.Sg.Aor.Med.), setzen arm. ənkoyz und georg. nigoz- nun eine verbale Bildung mit dem Präverb ni- voraus, die ihrerseits im Parthischen der Turfantexte bezeugt ist (cf. Gauthiot, Essai 64 mit dem Stammansatz niγōz-), und die in der Bedeutung nicht wesentlich von ihrem Grundwort abgewichen sein dürfte (cf. Gauthiot, ib. mit der Bedeutungsangabe "cacher"). Zu beachten ist dabei, daß arm. ənkoyz aufgrund seiner Lautgestalt, insbesondere mit dem Diphthong -oy-, auf eine relativ frühe Entlehnungszeit weist, so daß eine parth. Quelle ohne weiteres in Betracht kommt7. Georg. nigoz- zeigt demgegenüber keine besonders archaischen Züge; es bleibt aber festzuhalten, daß sich das Wort, von einer Vorform *nigōz < *ni-gauz-a- oder *ni-gauz-ā- ausgehend, überhaupt nur dadurch verändert hat, daß das ursprüngliche lange -ō- die für das Georgische übliche neutrale Länge angenommen und in bestimmten Formen die innerparadigmatische "Synkope" zu -u- erlitten hat. nigoz- unterscheidet sich in dieser Hinsicht deutlich von einigen anderen georg. Wörtern, deren armen. Äquivalent ebenfalls den Diphthong -oy- < iran. *-ō- aufweist, bei denen jedoch anstelle des Diphthongs ausschließlich ein -u- erscheint; diese Wörter, zu denen u.a. die Gefäßbezeichnung ṭaḳuḳ- gehört (s. dort), sind als Entlehnungen aus dem Armenischen anzusehen, während nigoz- keinerlei Anzeichen für eine armen. Provenienz erkennen läßt.
Hinzu kommt, daß im Georgischen auch der erweiterte Stamm nigozaḳ- zu belegen ist, dessen Suffix -aḳ- auf der Grundlage der bisherigen Ausführungen ohne weiteres mit dem iran. -k- Suffix identifiziert werden kann. Da dieses Suffix als Lehnelement wie im Armenischen, so auch im Georgischen eine gewisse Produktivität erlangt hat (s. dazu weiter zu saxl-aḳ- unter senaḳ-, 7., sowie danaḳ-), ist auch eine innergeorg. Neubildung des Wortes nicht auszuschließen, wobei dann die Bedeutung eines Diminutivs "Nüßchen" anzunehmen wäre. Sollte nigozaḳ- dennoch bereits als iran. Bildung entlehnt worden sein, käme für das Suffix auch eine ableitende Funktion in Betracht, die etwa im Sinne von "nußartig" für den durch nigozaḳ- bezeichneten Bestandteil des Leuchters genau zutreffen würde.
Daß die hier vorgestellte Sippe tatsächlich einen iran. Ursprung hat, läßt sich nun auch im Zusammenhang mit der Lesart govzaḳ- wahrscheinlich machen, die in Ex. 25,33-35 {16.} in der Ošḳi-Bibel an der Stelle von sonstigem nigozaḳ- zu verzeichnen war. Ein solcher Stamm ist für das Altgeorgische nämlich auch sonst zu belegen, und zwar in den folgenden Verwendungen:

govzaḳ-:
1. Dreimal Bezeichnung eines "linsenförmigen" Wasserbehälters als Wiedergabe von gr. ϕακός in der Mcxeta-Bibel (1.Kön. 26,11; 12 {20.}; 16 {21.}: -i); die armen. Bibel verwendet an derselben Stelle das Wort kowž, wobei auffällt, daß die georg. Bibel dem Attribut τοῦ ὕδατος, arm. ǰrov-d bzw. ǰroy-n nichts Entsprechendes entgegensetzt. Gr. ϕακός kommt in der Bibel ansonsten noch dreimal als Bezeichnung eines Gefäßes vor, nämlich in 1.Kön. 10,1 {26.} sowie 4.Kön. 9,1 und 3; die Mcxeta-Bibel verwendet hier das Wort rka-, das sich mit seiner Normalbedeutung "Horn" genau mit dem arm. srowak und weiter dem syr. ܩܰܪܢܳܐ qarnā deckt. In allen anderen Fällen (Gen. 25,34 {27.}, Ez. 4,9 {28.} und 2.Kön. 23,11 {29.}) benennt gr. ϕακός in der Bibel die "Linse" als Frucht; dabei wird es regelmäßig durch georg. osṗn- wiedergegeben, das mit arm. ospni zu identifizieren ist8.    
2. In Ex. 38,12 {22.} in der Ošḳi-Hs., mit der die Bakar- und die Mcxeta-Bibel (37,16) übereinstimmen, Bezeichnung eines Opfergefäßes als Äquivalent von gr. σπονδεῖον; die zweite Redaktion (AK), die hier generell weiter absteht, verwendet statt dessen das Wort barʒim-. Wieder ein anderes Wort, nämlich ṭaḳuḳ-, bieten alle georg. Textzeugen in Ex. 25,29 {22a}, das mit der hier interessierenden Stelle inhaltlich weitgehend identisch ist (vgl. oben zu Ex. 25,30 ff.), in der Aufzählung der vier Termini τρυβλία, ϑυίσκαι, κύαϑοι und σπονδεῖα jedoch geringfügig abweicht; auch in Num. 4,7 {22b}, wo dieselben Gefäße aufgelistet sind, erscheint ṭaḳuḳ- (s. dort, 4. ausführlich zu den angesprochenen Stellen). Die armen. Bibel, die an allen drei Stellen mit nowiranocՙ, wtl. "(Gefäß) für Darbringungen" operiert, gibt über die divergierende Wortwahl der georg. Bibel keinen Aufschluß.

Georg. govzaḳ- ist bisher wohl nur bei Androniḳašvili, Narḳv. 306 ausführlicher behandelt worden, die das Wort mit npers. kwzh "Tonkrug" zusammenstellt und den Ansatz eines mpers. *kovz-ak vorschlägt, das beiden Wörtern zugrunde liegen könne; aus demselben Etymon sei auch ngeorg. ḳovz-i hervorgegangen, das soviel wie "Löffel" bedeutet. Weiter vergleicht Androniḳašvili die georg. Wörter goza und gozauri "Weingefäß" sowie svan. q̇oš, xevsur. ḳoši, arm. kowž, russ. kovš, kuvšin sowie oss. "kՙūs / kՙos" (sic; gemeint ist k՚ūs / k՚os, cf. Abaev, OEW 1, 641) "Tasse" und erwägt für die svan. und xevsur. Wortform eine andere, möglicherweise nordiran. Herkunft ("skythisch"). Auch wenn die Gleichsetzung mit arm. kowž durch das hier vorgelegte Textmaterial gestützt zu werden scheint, erheben sich doch vielfältige Bedenken gegen Androniḳašvilis Herleitung. Dies betrifft zunächst die Differenz in der Lautgestalt, bei der v.a. das g- des georg. govzaḳ- gegenüber den sonstigen k-Lauten erklärungsbedürftig bliebe; es betrifft aber auch die semantische Seite, bei der sich die Autorin offenbar auf das Sabasche Lexikon verlassen hat, wo govzaḳ- einfach durch sarc̣q̇uli, i.e. "Wassergefäß" glossiert wird, ohne die spezifische Verwendung zu problematisieren (berücksichtigt wird nur der Beleg Ex. 38,12 {22.}9).
Auf der Grundlage der oben ausgeführten Überlegungen läßt sich nun erwägen, ob govzaḳ- nicht eher an die Sippe um mpers. gōz angeschlossen werden sollte. Auch dabei wäre wieder von einer Grundbedeutung "nußartig" auszugehen, die sowohl dem "linsenförmigen" Wassergefäß in 1.Kön. gerecht würde als auch, über die Vorstellung einer "Nußschale", auf die Belege in Exodus anwendbar wäre. Denkbar wäre dann weiter, daß die Bildung nigozaḳ-, die in Ex. 25,33 ff. ja nur in den jüngeren Hss. auftritt, auf einer "Verdeutlichung" des älteren, in der Ošḳi-Bibel erscheinenden govzaḳ- beruhen würde; dies würde voraussetzen, daß der etymologische Zusammenhang beider Wörter zur fraglichen Zeit noch präsent war.
Dazu bedarf es einer Diskussion der auffälligen Graphie mit -ov-, die sich in Androniḳašvilis Ansatz eines mpers. *kovzak niedergeschlagen hat, wobei sich die Autorin offensichtlich besonders auf russ. kovš "Gefäß, Kelle" und kuvšin "Krug" stützte. Geht man statt dessen von einem miran. *gōzak aus, so müßte das georg. -ov- einen direkten Reflex des miran. -ō- < *-au- darstellen; sein Verhältnis zu dem normalen -o- von nigoz- wäre damit natürlich erklärungsbedürftig. Im Zusammenhang mit der oben behandelten Lesart guelis-saxe- hatte sich nun aber Evidenz dafür ergeben, daß eine Schreibung mit -ov- auch bei nigoz- einmal möglich war (s.o.); es könnte sich also einfach um eine ältere Graphie des für miran. *-ō- substituierten georg. Lautes handeln, wobei die quasi-diphthongische Notation -ov- eventuell den Versuch darstellt, die miran. Vokallänge wiederzugeben. Die Schreibung mit einfachem -o- würde demgegenüber eine jüngere lautliche Vereinfachung wiederspiegeln.
Daß diese Annahme richtig ist, läßt sich durch einige weitere Argumente untermauern. Zunächst ist die jüngere Graphie -o- auch im Falle von govzaḳ- gut belegbar, nämlich in 1.Kön. 26,12 {20.} mit der Lesart gozaḳ-i in der Mcxeta-Hs. und in Ex. 38,12 {22.} mit der Form gozaḳ-eb-i in der Bakar-Bibel. Als eine jüngere Variante des Wortes, die sich zusätzlich durch den Übergang des Suffixes -aḳ- in einen Stamm auf -a- auszeichnet (s. dazu weiter unter danaḳ- und senaḳ-), könnte dann auch die bereits bei Androniḳašvili, l.c. erwähnte georg. Wortform goza und, als darauf aufbauende Weiterbildung, gozaur- aufgefaßt werden. Allerdings ist die Bedeutungsangabe "Weingefäß", die sich über ein Konzept von "Schale" mit govzaḳ- vereinbaren ließe, nur für das letztere berechtigt: cf. z.B. Saba, der gozaur-i durch "didi saġvine" bzw. "didi sac̣de", i.e. "großes Weingefäß" oder "großes Gefäß" glossiert, während goza nach ihm so etwas wie die "Spitze eines Bogens" bezeichnet ("mšvilidis mc̣vervali"). Diese Bedeutungsangabe wird auch durch mehrere Belege aus der georg. Version von Kalila und Dimna bestätigt, wo das Wort durchweg im Zusammenhang mit isar- "Pfeil" oder mšvilde- "Bogen" auftritt (z.B. 1, 343, 24-27 {30.}: -m); in die gleiche Richtung weist ferner das Kompositum goza-uḳuxril-, das als "umgekehrtes Bahuvrīhi" der Bedeutung "mit zurückgebogenen Enden" im Rusudaniani auf einen "Bogen" bezogen ist, mit dem die Augenbrauen einer Frau verglichen werden (300,28-31 {33.}). Ob eine solche Verwendung von govzaḳ- als Bezeichnung einer "nußförmigen Schale" aus begründet werden kann, muß solange offenbleiben, wie die Ausgestaltung von im historischen Georgien gebräuchlichen Bögen nicht bekannt ist10; denkbar wäre daneben auch, daß die Benennung vom "Nußbaumholz" als dem Material ausging11.
Leichter begründbar ist demgegenüber ein Zusammenhang mit einem anderen ngeorg. Wort, das bei Androniḳašvili nicht berücksichtigt ist. Es handelt sich um die Bildung gozinaq̇-, die als Bezeichnung einer "aus Mandeln und Nüssen (nigoz-) angerichteten Süßspeise" z.B. bei dem Dichter Ilia Č̣avč̣avaʒe erwähnt wird ({34.}; cf. Ganm.Leks. 2,1469). Bei Rogava, Ḳomṗoz. [Macne EL 1973/2], 138 wird dieses Wort direkt auf nigoz- bezogen, wobei der Autor von dessen kompositaler Verbindung mit der in svan. kǟn-naq̇-e "er hat gebacken, gebraten" ("გამოაცხო") vorliegenden Verbalwurzel -naq̇- "sengen, braten, backen" ausgeht und das anlautende ni- gegen das folgende na- wegdissimiliert sein läßt. Abgesehen davon, daß ein solches verbales Rektionskompositum (mit nom. nigoz-i im VG!) innerhalb der georg. Wortbildung völlig unmotiviert wäre, ist es prinzipiell leichter, in dem anlautenden goz- einen Reflex der durch mpers. und frühnpers. gōz vertretenen Wortform zu sehen. Tatsächlich dürfte georg. gozinaq̇- als ganzes aus dem Persischen entlehnt worden sein, wobei es mit dem — selbst wiederum arabisierten — npers. ǧauzīna zu identifizieren ist, das z.B. Steingass, Dict. 378 a mit der Bedeutung "sugared almonds; a syrup" anführt. Damit kann das Wort nicht als Kronzeuge für das Nebeneinander von nigoz- und einem nicht um das -k-Suffix erweitertem *goz- im Altgeorgischen gelten. Da die Entlehnung vielmehr erst in npers. Zeit erfolgt sein dürfte, ist auch das in gozinaq̇- erscheinende -o- nur mittelbar mit dem -o- in gozaḳ- zu vergleichen, da dieses als innergeorg. Weiterentwicklung eines älteren -ov- < miran. *-ō- aufzufassen ist, während gozinaq̇- direkt die frühnpers. Lautung wiederspiegeln wird.
Das für govzaḳ- (und nigoz-) vorauszusetzende Nebeneinander von älterem -ov- und daraus "vereinfachtem" -o- läßt sich nun noch an einem weiteren ageorg. Wort beobachten, für das eine Übernahme aus dem Iranischen wahrscheinlich ist, und das zugleich zeigt, daß für ein miran. k- entgegen der von Androniḳašvili für govzaḳ- angenommenen Entwicklung im Georgischen regulär die Substitution durch die Glottisokklusive ḳ- zu erwarten ist. Es handelt sich um ein Wort für einen "bartlosen jungen Mann", das zunächst in der Form ḳovsaḳ- in der georg. Version der Vita Sabae aus dem Werk des Kyrill von Skythopolis bezeugt ist, wo es gr. σπανός übersetzt (69,2 {35.}: -ad). Einen zweiten Beleg, wo das Wort in der Form ḳosaḳ- erscheint, verzeichnet das Wörterbuch von I. Abulaʒe aus einer unedierten Schrift über die "Taten der hll. Propheten", die in der Hs. A 691 {36.} enthalten ist; mit der Datierung dieser Hs. in das 17. Jh. (so nach Žordania/Ǯanašvili, Opisanie 2, 168) ist der Beleg eindeutig jünger als der in der Vita Sabae, die u.a. in der aus dem 11. Jh. stammenden Hs. Add. 11281 des britischen Museums enthalten ist (cf. dazu V. Imnaišvili in seiner Edition, M.Cx. 3 ff.). Georg. ḳovsaḳ- kann nun aufgrund seiner Bedeutung ohne weiteres mit npers. kōsa verknüpft werden, das z.B. bei Steingass, Dict. mit der Bedeutungsangabe "(A man) with little or no beard" angeführt wird; der npers. Form gegenüber muß es aber allein schon wegen des erhaltenen Suffixes -aḳ- ein älteres Stratum repräsentieren. Weiter ist zu erwägen, ob sich dasselbe Wort eventuell in arm. koys verbergen könnte, das in der Bibelübersetzung regelmäßig für gr. πάρϑενος erscheint (z.B. Lk. 1,27 {37.}). Auch wenn das georg. ḳovsaḳ- in dieser Verwendung nicht vorkommt — die georg. Bibel übersetzt πάρϑενος ab der Xanmeṭi-Zeit durch kalc̣ul-, wtl. "Frau-Kind" — können beide Wörter doch über eine Grundbedeutung "junger Mensch im noch nicht heiratsfähigen Alter" miteinander verbunden werden. Akzeptiert man die Zusammenstellung, so müßte man aufgrund des armen. Wortes, das wiederum den Diphthong -oy- aufweist, von einer frühen, arsakid. Entlehnungszeit ausgehen, was im Hinblick auf die obigen Annahmen zu georg. nigo(v)z- und govzaḳ- auch für das georg. ḳovsaḳ- zutreffen würde; als Etymon wäre dann ein miran. *kōsak anzunehmen. Die Parallelität zu der Sippe um georg. govzaḳ- erweist sich zusätzlich daran, daß auch npers. kōsa noch einmal ins Georgische entlehnt worden ist, und zwar in der bei Saba als Lemma angeführten Form kosa, die der Lexikograph ausdrücklich als "fremdsprachlich" ("sxvata enaa") bezeichnet, und die er durch ṗoṗliḳi "bartlos"12 sowie (in dem Handschriftenzweig ZAa) durch ḳosaḳi glossiert; daß kosa einem jüngeren Stratum angehört, erweist sich bei diesem Wort nicht nur durch den -a-Stamm, sondern auch durch das aspirierte k-.
Die bei Androniḳašvili vorgeschlagene Zurückführung von georg. govzaḳ- auf ein miran. *kovzak kann also abgelegt werden. Damit entfällt auch die Identifikation mit arm. kowž "Krug", die durch die Belege in 1.Kön. 26 nahegelegt wurde. Für arm. kowž, das in der Bibelübersetzung auch an der Stelle von gr. καψάκης (3.Kön. 19,6 {38.}), ὑδρίσκη (4.Kön. 2,20 {39.}) und βῖκος (Jer. 19,1; 10 {40; 41.}) erscheint, wobei ihm im georg. Text die Wörter sṭamn-, sarc̣q̇ul-, q̇wbar- und ḳaraba- gegenüberstehen, kommt als nächster Verwandter weiterhin das bei Hübschmann, AG 173, 324. angeführte npers. kūza "Kanne, Krug" in Betracht, für das durch die Entlehnungen arab. kūz und paštō kūza13 sowie durch khot.-sak. kūysa- "pot, jar" (Bailey, Dict. 62; frdl. Hinweis von R.E. Emmerick, briefl.) eine dem arm. -ow- entsprechende Lautung mit ursprünglichem -ū- erwiesen wird.
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