TITUS
Ulrich von Eschenbach, Alexander
Part No. 95
Previous part

Chapter: 143  
Prolog


Verse: 12903    Got aller wunder hât gewalt,
Verse: 12904    
die ich werhaft und manicvalt

Verse: 12905    
geloube und erkennen sol.
Verse: 12906    
got ist aller güete vol,

Verse: 12907    
daʒ wir wol alle tage sehen,
Verse: 12908    
ob wir der wârheit wellen jehen.

Verse: 12909    
wer in güetlîche mant,
Verse: 12910    
dem tuot er sîne helfe bekant.

Verse: 12911    
daʒ ist ofte worden schîn.
Verse: 12912    
die götlîche güete sîn

Verse: 12913    
bewîsete sich den sînen ie,
Verse: 12914    
als wir noch ofte lesen hie,

Verse: 12915    
daʒ er gegen einem starken her
Verse: 12916    
einen man schuof ze wer,

Verse: 12917    
daʒ er sic an den ervaht.
Verse: 12918    
des hân ich vür wunder mir gedâht

Verse: 12919    
und muoʒ mir seltsæne wesen,
Verse: 12920    
als wir von Saul dem künge lesen,

Verse: 12921    
er gegen Gôliâ lac,
Verse: 12922    
gegen dem er grôʒer sorgen phlac,

Verse: 12923    
wenn man het des risen maht
Verse: 12924    
gegen zehen tûsent geaht,

Verse: 12925    
als man singet unde list,
Verse: 12926    
und noch von im geschriben ist.

Verse: 12927    
Saul vorhte den tôt.
Verse: 12928    
in al den landen er gebôt,

Verse: 12929    
wer den risen törste bestân,
Verse: 12930    
den wolt er ze einem friunde hân,

Verse: 12931    
er wolt im sîne tohter geben,
Verse: 12932    
ob er Gôliâ næme daʒ leben.

Verse: 12933    
daʒ gebot und die wort
Verse: 12934    
der hirte Dâvît hete gehôrt,

Verse: 12935    
er jach er wolt den grôʒen man
Verse: 12936    
ûf die rede bestân,

Verse: 12937    
ob daʒ solde wesen stæte,
Verse: 12938    
daʒ er gelobt hæte.

Verse: 12939    
Saul sprach, ân allen vâr
Verse: 12940    
wolt er gerne lâʒen wâr.

Verse: 12941    
wart Dâvîde dar getragen
Verse: 12942    
Sauls harnasch, hôrt ich sagen.

Verse: 12943    
er daʒ an hete geleit,
Verse: 12944    
sprach Dâvît, der helt gemeit,

Verse: 12945    
'ich hab des deheinen muot,
Verse: 12946    
daʒ mir daʒ ze ihte guot,

Verse: 12947    
daʒ ir mir habt angetân.
Verse: 12948    
niht wol ich mich berüeren kan.

Verse: 12949    
schütt mich dar ûʒ und gebt mir her,
Verse: 12950    
mit ich mich sîn baʒ erwer,

Verse: 12951    
mînen stap und mîne slinge.'
Verse: 12952    
fünf herte kiselinge

Verse: 12953    
Dâvît und sîne slinge nam,
Verse: 12954    
mit der wer er an Gôliam kam.

Verse: 12955    
daʒ was dem risen ungemach.
Verse: 12956    
ze Dâvît dem cleinen er sprach

Verse: 12957    
'du solt verdienen hie cleinen solt.
Verse: 12958    
waʒ dîn manheit an mir erholt,

Verse: 12959    
daʒ bevindestu an dirre stunde.
Verse: 12960    
als gegen einem hunde

Verse: 12961    
komest du gegen mir mit dînem stabe.
Verse: 12962    
schiere ich dir daʒ bewîset habe,

Verse: 12963    
daʒ mich müet dîn komen her.
Verse: 12964    
an dirre stund ich dich des wer,

Verse: 12965    
daʒ ich wil dîn bluot vergieʒen,
Verse: 12966    
des die hunde suln genieʒen.

Verse: 12967    
dîn fleisch wil ich den vogeln geben,
Verse: 12968    
alsô endet sich dîn leben.'

Verse: 12969    
Gôlias mit zorne ranc.
Verse: 12970    
vor dem snellîchen spranc

Verse: 12971    
Dâvît unde mante got,
Verse: 12972    
daʒ er bedæhte sîne nôt.

Verse: 12973    
Dâvît der cleine
Verse: 12974    
Gôliam mit eime steine

Verse: 12975    
warf durch die stirne.
Verse: 12976    
er erschellet im sîn hirne,

Verse: 12977    
daʒ der grôʒe Gôlias
Verse: 12978    
wênic weste er was.

Verse: 12979    
den andern wurf er alsô maʒ,
Verse: 12980    
dêr dructe den êrsten vürbaʒ,

Verse: 12981    
der dritte die zwêne vürbaʒ treip.
Verse: 12982    
Dâvît in der mâʒe bleip:

Verse: 12983    
des vierden er alsô erdâhte,
Verse: 12984    
der die drî vürbaʒ brâhte.

Verse: 12985    
der fünfte wurf alsô geschach,
Verse: 12986    
daʒ der êrste durch daʒ hirne brach

Verse: 12987    
und hinden durch daʒ houbet.
Verse: 12988    
daʒ Gôliam lebens roubet.

Verse: 12989    
der viel ûf die erde nider,
Verse: 12990    
daʒ Saul wênic clagte sider,

Verse: 12991    
Dâvît des gedâhte
Verse: 12992    
daʒ er im sîn houbet brâhte;

Verse: 12993    
ouch schiet der wênige man
Verse: 12994    
gar ân allen schaden dan.

Verse: 12995    
von sîn wirde was grôʒ,
Verse: 12996    
des sînen sweher sît verdrôʒ

Verse: 12997    
und beswærte sêre sînen gedanc,
Verse: 12998    
daʒ man dis lop vür sînes sanc

Verse: 12999    
man hôrt in dem liede sagen
Verse: 13000    
daʒ Saul tûsent hæt erslagen,

Verse: 13001    
Dâvît slüege zehen tûsent tôt
Verse: 13002    
und half gotes volc ûʒ nôt.

Verse: 13003    
die wunder got an im begie.
Verse: 13004    
ob ich iu sage hie

Verse: 13005    
wie ouch ein rise wart erslagen,
Verse: 13006    
daʒ solt ir niht spotlîche tragen,

Verse: 13007    
sunder vaʒt in iwer gemüete,
Verse: 13008    
daʒ des hôchgelobten güete

Verse: 13009    
ie helfe bôt den sînen
Verse: 13010    
und lieʒ sîn vînde pînen.

Verse: 13011    
der müeʒe alsô uns wesen,
Verse: 13012    
daʒ an der sêle wir genesen.




Next part



This text is part of the TITUS edition of Ulrich von Eschenbach, Alexander.

Copyright TITUS Project, Frankfurt a/M, 12.9.2008. No parts of this document may be republished in any form without prior permission by the copyright holder.