TITUS
Old-Prussian Corpus (German texts)
Part No. 28
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Text: Litt.  
EPISTULARE

Die Briefe Abel Wills und Paul Megotts


On the basis of the edition by
V. Mažiulis
Prūsų kalbos paminklai II,
Vilnius 1981

preparated for the TITUS collection
by Wolfram Euler,
München 1997;
Wordcruncher version by Jost Gippert,
Frankfurt a/M, 13.1.98





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1. Brief Abel Wills



Line: 1     DEm achtbarn erwirdigen hochgelerten herrn M Johan Funken. pfarher der Altenstadt Konigsperg, meynem gunstigen liben herrn und gevattern zun eigen henden.
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Gottes gnad, segen und licht in Christo Jesu, unserem einigen Licht, der die Wahrheit, Gerechtigkeit und das Leben ist, sei mit euch zu aller Zeit. Amen.
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Achtbar, erwirdiger liber herr magister und gevatter. Wen es E.A.W. sammt Eurer tugendsamen Hausfrauen und ganzem Hausgesinde in glückseliger Wohlfahrt nach Gottes Willen alle Zeit wohlginge, das wäre mir ein besondere Freude von Euch zu hören. Ehrwürdiger lieber Herr Gevatter, Es ist E.A. W. wol wissentlich, was mir vor eyne erbeit im chatechismo, von euch, an stadt und auf befelch F.D. unsers gnedigsten herrn, ist auferlegt worden etc. Nun hette ich wol verhoffet, das ich meynen tolken (wie ich denn auch am nächsten mit E.A.W. darum geredet) bei diser erbeit gerulich hette brauchen wollen, damidt solche erbeit sovil schleuniger von stadt ginge, dieweil ehr sonderlich vor andern diser sprachen wol kundig und auch darin von Godt midt sondern gnaden begabet. Aber ich weiß E.A.W. nicht zu bergen, daß der Weltfürst Satan (als ein sonderer Feind solcher heilsamen Werke) mit seinem Werkzeuge solches zu hindern, in keinem Wege ablassen will. Denn der Hauptmann in Grünhoff denselben Tolken vielfältig aufgeboten, daß er ins Schaarwerk hat ziehen müssen
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und ihm auch solches Schaarwerk auferlegt, das seine Vorfahren und auch er, zuvor niemals haben thun dürfen. Nun hat ehr etzliche scharwerkstage versessen, insonderheit zu der zeit, wen ich beyn ihm gewesen und ehr mit ihm dolmetschen hadt helfen corrigiren. Ueber solchem hat ihm der Hauptmann Boten geschickt, und zu sich in den Grünenhoff diese vergangene Woche fordern lassen, und als er nun hineingekommen, hat ihn der Hauptmann aufs unglimfplichste angefertigt und übel abgericht midt wordten. Wie denn auch der arme Mann ganz betrüblich am nächst verschienenen Sonntag mir solches geklagt und öffentlich gesagt, er törste *1* und konnte fort mehr in dieser Arbeit mir nicht mehr helfen, wenn er solcher übeln Anfertigung vom Hauptmann viel dulden und tragen sollte. Dieweil aber mir (als eynem eyntzeln mann) solchs unmuglich ist, solchen catechismum in preusche sprachen zu brengen und mir der heuptmann durch seyne bedroungen und tirannei den tolken abhendig macht etc. wil ich E.A.W. auf dinstlichste gebeten haben, mir doch hirin zu raten, wes ich
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mich ferner halten sol in dieser sachen. Denn es ist leider (Gott erbarm es) ein elendes Wesen, daß dem Hauptmann in allen Dingen so gewaltig Raum gelassen wird; die Diener des Worts verachtet er; zur Kirche, Gottes Wort zu hören kommt er selten; das Volk, so gern des Sonntags zur Kirche ginge, wird durch seine vielfältige Verhinderniß davon gezogen; diejenigen, so gottselig leben wollen, und in der Ernte des Herren getreulich begehren zu arbeiten, die verfolgt er, und schreckt sie davon ab. Es ist fürwahr zu besorgen, daß Gott um solcher Leute willen dermal einst ganz ernstlich strafen wird, wo man ihnen solcher Tücke wegen nicht wehret. Derhalben bitte ich noch E.A.W. wollten mir hierin doch rathen, und durch schriftlichen Unterricht offenbaren, wessen ich mich halten soll, den Godt weis, das ich gantz gerne midt allem fleis aufs fürderlichste, dise erbeit verbrengen wolte, damidt F.D. wollen und begern genug geschege, wo nur solche oben erzählte HIndernisse aus dem Wege gebracht und abgethan würden. Will also E.A.W. den lieben Gott in seinen Schutz befohlen haben,
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und Euer in meinem Gebet nimmer vergessen, mit angehefteter Bitte, Ihr wollet meiner in gleichem Fall eingedenk sein. Grüset alle gunstige herrn und freunde. Datum Pobeten, dem 26. Julij Anno 1554.

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E.A.W. williger
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Abel Will pfarher.



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