TITUS
Konrad von Megenburg, Buch der Natur
Part No. 4
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Book: IIIB     III.
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B.
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VON DEM GEFÜGEL IN AINER GEMAIN.



Line: 15    Nu schüll wir sagen von allem gefügel und des êr\sten   15
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in ainer gemain. ain iegleich vogel, der guot flügel
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hât, daz ist der snell fleugt, der hât pœs und kranch
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füez, sam die swalben und den geleich. iegleich vogel
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klaines leibes singet mêr wan der grôzes leibs ist in der
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zeit irr unkäusch. ain iegleich gefügel, daz krum klâen   20
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hât, daz ist guotes fluges, und ain iegleich vogel, der an
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dem pain ain klâen hât, sam der han, der ist pœses flu\ges
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und krankes. ain iegleich vogel, der krump klâen
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hât, der lebt des flaisches. aber die andern die lebent
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der früht und der würm und der slangen. Aristotiles   25
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spricht, daz die vögel, die flaisch ezzent, niht mêr aiern
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denne ains mâls in dem jâr, ân die swalben, die aiert
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zwier. er spricht auch, daz man der vogel siechtum
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erkenne an der flügel geprechen. er spricht auch, daz
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under allem gefügel gemaincleich der er lenger leb danne   30
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diu si. er spricht auch, wenne die vogel mit enander
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streiten, legent si auf die wunden ain ackerwurz, diu
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haizt origanun, aber von den würzen werd wir her nâch

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sagend. er spricht auch, daz die vâhenden vogel haizer
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nâtûr sein und trückner. diu nâtûr haizt ze latein cole\rica.
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er spricht auch, daz all vogel krummer klâen wer\fent
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iriu kint auz den nesten wenn si nu gevliegen mügent,
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und wenne si volkumen sint, besorgent si sich nümmer,   5
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ân die krâen, diu betracht iriu kint etswie vil zeit. ain
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iegleich vogel, der vinger hât an den klâen, der izt
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flaisch, und ain iegleich vogel, der væht oder raubt, der
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væht anderlai vogel wan seines geslähtes, und mit dem
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sint si underschaiden von den vischen, wan der hecht   10
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væht den hecht. aber der spärwær darbt der sänftikait.
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der vogel flaisch, die ander vogel ezzent, ist pezzer und
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paz smeckend wan ander flaisch, ez sei denn ain sunder\leich
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dinch. aller vogel hüenel wenne si gar junk sint
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habent si langeu päuchel; wenne aber si gewahsent,   15
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werdent si in kurz. die vogel vallent niht auf ain âs,
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daz stinkend ist, ez hab denn guoten smack. diu si lebt
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dar umb kürzer wan der er, daz si gekrenkt wirt unz in
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den tôt von irn gezüchiden. kain vogel hât ain plâsen,
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dar umb, daz si wênig trinkent, aber allermaist dar umb,   20
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daz sich ir wäzzrig fäuhten verkêrt in ir federn. ain
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iegleich vogel, der langeu pain hât, der hât ainen langen
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hals, und der kurzeu pain hât, der hât ainen kurzen hals,
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ân die vögel, die leder habent zwischen den vingern, sam
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diu gans hât. ez ist grœzereu fruhtbærihait an den   25
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klainen vogeln wan an den grôzen. Isidorus spricht, daz
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der vogel air grôz kraft haben, sei daz man ain holz
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mit bestreîch, ez prinne niht, und daz auch daz gewant
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dar wider niht prinne. ist auch, daz man kalch dar zuo
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mischt, leimt man mit ain stuck an daz ander.   30
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diu zwai sint zweiflig mit uns. die vogel, die vil hüenl
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pringent mit ainander, die gepernt oder prüetent gar haim\leich.
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daz tier ie grœzer ist, ez ie lenger geschickt
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wirt in der muoter leib. all vogel, die krump klâen
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habent, die habent ain scharpf prust und die bedäut zorn   35
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behalten an in. die selben vogel tailnt den luft snell.

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alsô tuont die grimmen wüetreich, die mordent und tai\lent
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gotes freunt auf ertreich. iedoch mügent si si niht
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ertœten an der sêle, ob si si tœten an dem leib.



Chapter / Strophe: 1     1.
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VON DEM ADELARN



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Aquila haizt ain adelar, und spricht Augustînus, daz
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er der edelst vogel sei und sei ain küng aller vogel. er
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ist ain grôzer rauber und lebt neur des flaisches. er hât
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gar ain starch scharpf gesiht, alsô daz er die sunnen in
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ir clârhait angesehen mag. dar umb sitzet er gern gegen   10
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der sunnen. der adlar hât die art, daz er seineu kint
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auf hengt mit den klâen gegen der sunnen anplik. wel\hez
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dann die sunnen ân wankel ansiht, daz behelt er
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sam ainen wirdigen vogel seins geslähtes und fuort ez.
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welhez aber diu augen von der sunnen kêrt, daz wirft er   15
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hin sam ain unedelz kint. Adelînus spricht, wenne der
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adelar beswært wirt von seinem alter, merket er gar
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ainen kalten prunnen und fleugt ob dem auf über alliu
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wolken. wirt diu vinster seiner augen verzert von der
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sunnen hitz. nâch vellt er zehant nider mit der hitz   20
Line: 21    
in den vor geprüeften prunnen und tauchet sich dreistunt
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dar inne und fleugt danne in sein nest under seineu star\ken
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kinder, diu nu wol gerauben mügent, und mauset
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sich dann reht als in ainer küelen zwischen haiz und
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kalt nâch ainem fieber. speisent in diu kint und nerent   25
Line: 26    
in in dem nest, unz er sein federn vernewt und wider ge\wint.
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wenn im der snabel lang wirt, daz er daz ezzen
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niht wol dar mit gevâhen mag, sleht er in an ainen
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stain und reibt in dar an and kürzt den hâken seins sna\bels,
Line: 30    
unz er im eben wirt. des adelars hüenl sint in dem   30
Line: 31    
nest ân winseln und ân rüefen. Jacobus spricht, daz der
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adlar ainen stain hab in dem nest, der haizt echides oder
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gagates. der hât inwendig ain andern stain in im. den
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stain hât er in im wider sein grôze hitz. iedoch werd

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wir her nâch sagen von den stainen. hiet er des stains
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niht, prieten seineu air von grôzer hitz in dem nest.
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ander maister sprechent, daz der adlar zwên stain in seim
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nest hab, die haizent nides, und ân der kraft müg er niht
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geprüeten. der adlar tailt andern vögeln seinen raup mit,   5
Line: 6    
aber die gest schüllent sich hüeten vor dem wirt, wan hât
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er niht genuog, daz ezzen verzert ist, greift er die
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gest an und frizt si. diu krâ volgt dem adlarn etswenne,
Line: 9    
und er daz lang vertregt, begreift er si ze letzt mit
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den klâen. Plinius spricht, des adelarn federn gemischt   10
Line: 11    
mit anderr vogel federn unwirdischent von nâtur dar ab
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und frezzent si und leident ir gesellschaft niht. aber des
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gelaub ich niht. der adlar hât den rehten fuoz grœzer
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wan der tenken. er hebt seineu kint auf sein ahseln und
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lêrt si fliegen. alle edel vogel erschreckent, wenne si   15
Line: 16    
den adlar sehent, und getürrent den tag niht wol ge\rauben,
Line: 17    
wan si verliesent ir küenhait, ân den greiffalken,
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der væht den adlarn. Alexander spricht, daz der adlar
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mit seinem kaiserleichen geschrai den flug anderr vogel
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hinder. wenn er ainen tage vast, daz widerpringt er mit   20
Line: 21    
vil ezzens an dem andern tag. Gamaliel spricht, daz der
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adlar gar vleizig sei, wie er seineu kint lêr vliegen, und
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wenn er der schützen lâg fürht, tregt er seineu kint
Line: 24    
auf dem ruck und setzt alsô seinen leib zwischen den
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kinden und dem schützen, ob sein nôt gescheh, daz er   25
Line: 26    
den schuz vâhe sam ain schilt vor den kinden.



Chapter / Strophe: 2     2.
Line: 27    
Line: 28    
VON DEM ARPEN.



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Arpia ist ain vogel, sam Adelînus spricht, der wont
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in verren landen an der stat, diu Strapedes haizt, in der   30
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wüesten pei dem mer Jonicum. der vogel hât ainen
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grimmen hunger und wirt nümmer sat. er hât gar scharpf
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klâen, geschickt ze reizen und ze vâhen. der vogel hât
Line: 34    
ain menschleich antlütz und hât kain merschleich tugent

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Line: 1    
an im, wan er ist grimm, daz er unmenschleich ist.
Line: 2    
der vogel ertœtt den êrsten menschen, den er ansihtig
Line: 3    
wirt in der wüesten, dar nâch wenne er von geschiht
Line: 4    
kümt zuo ainem wazzer und siht sein antlütz dar inne,
Line: 5    
traurt er niht ain clain umb den tôten menschen und   5
Line: 6    
traurt etswenne unz in den tôt, dar umb, daz er sein ge\leichz
Line: 7    
ertœtt hât, und waint all zeit die weil er lebt umb
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den mort. der vogel wenn er gezämt wirt redet mensch\leich
Line: 9    
stimm, aber er hât niht menschleich vernunft.



Chapter / Strophe: 3     3.
Line: 10    
Line: 11    
VON DEM RAIGEL.



Line: 12    
Ardea haizt ain raigel, sam Jacobus und Ambrosius
Line: 13    
sprechent. der fleugt gar hôch über diu wolken, wan er
Line: 14    
fürht den regen und daz weter, daz auz den wolken kümt.
Line: 15    
wenne er nu über daz wolken kümpt, fleuht er daz   15
Line: 16    
weter. wie auch daz sei, daz der vogel sein waid in den
Line: 17    
wazzern suoch, doch macht er sein nest auf gar hôhen
Line: 18    
paumen. die habich müegent die raigel gar vil und setzent
Line: 19    
in vast zuo. aber der raigel helt seinen aftern gegen dem
Line: 20    
habich und verunrainet in mit seim mist, und er in   20
Line: 21    
trift, faulent des habichs federn. der raigel hât neur
Line: 22    
ainen darm sam der storch.



Chapter / Strophe: 4     4.
Line: 23    
Line: 24    
VON DER GANS.



Line: 25    
Anser oder auca haizt ain gans. der vogel bezaichent   25
Line: 26    
die zeit der naht mit seinem quiteln reht sam der han
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mit seinem kræen. die gens meldent auch die dieb mit
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irm quiteln, wan, sam Isidorus spricht, kain tier smeckt
Line: 29    
den menschen als schier als diu gans. die gens airnt
Line: 30    
oft ân den ganzen, aber diu air mügent niht zuo vogeln   30
Line: 31    
werden, sam Aristotiles spricht und ander maister. wenne
Line: 32    
ireu gensel noch krank sint, hüet ain gans allzeit und

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Line: 1    
rekt den hals auf, daz der rauber, der ar, iht köm. diu
Line: 2    
gans erkent wol den arn vor dem geirn, daz ainem men\schen
Line: 3    
gar swær wær. die wilden gens rihtent ir flüg
Line: 4    
nâch den winden, sam der sudenwint ist, der ze latein
Line: 5    
auster haizt, und der nordenwint, der aquilo haizt, wan   5
Line: 6    
wenne der nordenwint wæt, vliegent si gegen suden, daz
Line: 7    
ist gegen mittem tag, wenne aber der sudenwint wæt,
Line: 8    
vliegent si gegen norden. den gensen ist vliegen alsô
Line: 9    
lustig, daz si selten nümmer ruoent, si ezzen danne. si
Line: 10    
slâfent auch selten. aber den haimischen ist der flug gar   10
Line: 11    
swær, und emzicleichen ezzen ist in lustig und ruoen und
Line: 12    
slâfen ist in girich.



Chapter / Strophe: 5     5.
Line: 13    
Line: 14    
VON DER ÄNT.



Line: 15    
Anas haizt ain änt. daz ist ain bekanter vogel. des   15
Line: 16    
kindel habent die art, daz si zehant swimment, wenne si
Line: 17    
auz der schaln sliefent, und nernt sich selber, ob si der
Line: 18    
muoter niht hieten. die antreichen sint unkäusch und
Line: 19    
tobent in derlai hitz und gir, ir mêr dan ainr ist und
Line: 20    
neur ain änt under in ist, die vogelnt si ze tôd. ie ainer   20
Line: 21    
nâch dem andern, und peizent sich dar umb.



Chapter / Strophe: 6     6.
Line: 22    
Line: 23    
VON DEM HABICH.



Line: 24    
Accipiter haizt ain habich. daz ist gar ain edel vo\gel
Line: 25    
und ist grœzer wan der greiffalk, aber er ist verr   25
Line: 26    
træger, iedoch ist er im selber sicherr und hüet sich paz
Line: 27    
dann der greiffalk, wan er fleugt mæzicleicher. wenn der
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habich ainen vogel gevæht, reizt er in des êrsten an
Line: 29    
der seiten und suocht im daz herz, wan daz izt er aller
Line: 30    
gernst. dar umb gebent die herren und die waidman   30
Line: 31    
den habichen daz herz von dem raub, wenn daz fuog hât,
Line: 32    
und behaltent in selber die übermâz. der habich sein

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Line: 1    
alt federn wirft, strekt er sein plôz flügel gegen
Line: 2    
suden, dar umb, daz der sunnen wirm im seineu swaiz\fensterlein
Line: 3    
öffen und daz im die neuen federn dester leih\ter
Line: 4    
wahsen, wan diu nâtûr ist ain maistrinn des nutzes
Line: 5    
und der nôtdurft vil nâh an allen dingen, die sterbent   5
Line: 6    
und werdent. wenne der habich gesunt ist, hât er,
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aufgereht federn; wenne aber er krank ist. hât er ge\naiget
Line: 8    
federn. man tregt in auf der lenken hant, dar
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umb, daz er nach der gerehten swenk nâch dem raub.
Line: 10    
der vogel sleht seineu kint mit den vetachen und twinget   10
Line: 11    
si ze fliegen nâch dem raub und wirft si auz dem nest
Line: 12    
und pringet in kain âz, dar umb, daz si iht træg sein,
Line: 13    
wenne si nu gewahsen, alsô spricht Ambrosius. dar umb
Line: 14    
ist niht wunder, ob si die müeter versmæhent, wenne si
Line: 15    
selber gerauben mügent. wenn der habich gekocht ist   15
Line: 16    
in rôsenöl, ist er gar gesunt den kranken glidern, sam
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Plinius spricht. Alexander spricht, der habich win\terszeiten
Line: 18    
ainen vogel gevâh gegen der naht, halte er
Line: 19    
in all die naht under seinen klâen und lâz in des mor\gens
Line: 20    
ledig, diu sunn auf , ob der habich wol hung\rig   20
Line: 21    
sei, und bekom im der selb vogel des tages, er tuo
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im niht. er ändert seiner augen varb und seinen snabel.
Line: 23    
Augustinus spricht, daz daz prôt den habich tœt.



Chapter / Strophe: 7     7.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM AMER



Line: 26    
Amraam ist ain vogel, sam Aristotiles spricht, in
Line: 27    
den landen gegen der sunnen aufganch. der nist auf hôh
Line: 28    
perg, kain mensch zuo mag, und dar umb vint man
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seins nestes niht noch seineu kindel denn gar selten. si
Line: 30    
koment auch niht her ab in daz tal, si sein denn starch   30
Line: 31    
worden über al und der muoter gleich. Daz ist wider
Line: 32    
die gleichsner, die sich ê hailig machent, ê si sich ge\leichen
Line: 33    
unserr hailigen muoter der christenhait.

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Chapter / Strophe: 8     8.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM ACHANT.



Line: 3    
Achantis ist ain vogel, sam Plinius spricht, der
Line: 4    
speist sich von gras und von fuoter, und dar umb haz\zet
Line: 5    
er diu pfärt, diu der selben kost lebent, und er   5
Line: 6    
si siht, fleucht er. doch mag er sich niht an den pfär\den
Line: 7    
gerechen denn daz er ir spott mit der stimme, und
Line: 8    
wenne si rüehelnt rüehelt er auch in ze spott. der
Line: 9    
vogel ist gar fruhtpær, wie daz sei daz er clain sei,
Line: 10    
wann er pringt zwelf kinder mit enander.   10



Chapter / Strophe: 9     9.
Line: 11    
Line: 12    
VON DER LERCHEN.



Line: 13    
Alauda haizt ain lerch und ist als vil gesprochen
Line: 14    
als ain lobvogel, dar umb, daz er gar frœleich in den
Line: 15    
lüften singet in der frœleichen zeit, sam der lenz ist in   15
Line: 16    
dem maien. den vogel haizt Plinius galerica. wenne
Line: 17    
der himel trüeb ist oder wenne ez regent, singet er
Line: 18    
selten oder nümmer. diu lerch meldet den tag des mor\gens
Line: 19    
fruo, der morgenrôt næhent, mit gar frœleichem
Line: 20    
gesang. wenne si auf der erd sitzet, singet si selten:   20
Line: 21    
si singet wunnencleichen in irm aufflug, wanne si fleugt
Line: 22    
sänfticleichen auf und fleugt snell nider reht sam ain
Line: 23    
stain. Aristotiles spricht, diu lerch fürht den habich
Line: 24    
sêr, wenn er si jagt, daz si den menschen in sein schôz
Line: 25    
flieg und læzt sich oft mit der hant vâhen, dar umb,   25
Line: 26    
wan der mensch hât oft ain gewizzen, daz er sich er\parmt,
Line: 27    
aber der habich nümmer.



Chapter / Strophe: 10     10.
Line: 28    
Line: 29    
VON DEM ALZEN.



Line: 30    
Alcio ist ain klainer vogel, sam Plinius spricht. der   30
Line: 31    
vogel legt sein air winterszeiten in den sant und aller\maist

Page: 172  
Line: 1    
wenne sich daz mer aufzeuht auf daz lant und daz
Line: 2    
ûfer oder daz gestat beswært mit seinen ünden. nun
Line: 3    
der vogel seineu air hât gelegt in der ungestüemikait
Line: 4    
des mers, wirt daz mer gesänftigt und læzt von allen
Line: 5    
ünden und von winden, unz der alz seineu air geprüett,   5
Line: 6    
wan der vogel wont in dem mer und prüett seineu air
Line: 7    
siben tag. wenne die vergênt, zeuht er seineu kindel
Line: 8    
auz den airn. dar zuo tuot er dan aht tag, in den speist
Line: 9    
er si unz daz si kreftig werdent. vil genâden hât der
Line: 10    
klain vogel von got, daz sich die schefläut der vierzehen   10
Line: 11    
tage fräwent der fridsamen zeit auf dem mer und hai\zent
Line: 12    
die vierzehen tag der alzen tag und fürhtent sich
Line: 13    
niht auf dem mer in den selben tagen. Der vogel bedäut
Line: 14    
uns die läut, die in glückhaftiger zeit træg sint und ân
Line: 15    
frühten. aber wenne si widerwärtichait habent, kêrent   15
Line: 16    
si sich ze got mit vlêhen und mit piten und hoffent, daz
Line: 17    
in got genâde, und geschiht etswenne, daz si got erhœrt
Line: 18    
und læzt frid werden zwischen im und den sündern durch
Line: 19    
sein grôze erparmherzichait, wan er læzt uns niht ver\suochen
Line: 20    
über unser maht, noch vodert an uns, des wir   20
Line: 21    
niht vermügen.



Chapter / Strophe: 11     11.
Line: 22    
Line: 23    
VON DEM BACHAD.



Line: 24    
Bachadis haizt ain bachad und haizt etswâ ain wek.
Line: 25    
daz ist ain vogel der wehst von holz, und daz holz   25
Line: 26    
hât vil äst an im, dar auz die vogel wachsent, alsô daz
Line: 27    
ir zemâl vil an dem paum hangt. die vögel sint klainer
Line: 28    
wan die gens und habent füez sam die änten, si sint aber
Line: 29    
swarz an der varb reht sam aschenvar. si hangent an
Line: 30    
den paumen mit den snäbeln und hangent an den rinden   30
Line: 31    
und an den stammen der paum. si vallent pei zeit in
Line: 32    
daz mer und wahsent auf dem mer, unz si beginnent ze
Line: 33    
fliegen. etleich läut âzen die vogel, aber Innocentius der
Line: 34    
vierd pâbist des namen verpôt die selben vogel in einem
Line: 35    
concili ze Lateran.   35

Page: 173  



Chapter / Strophe: 12     12.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM HAUWEN ODER AUFEN.



Line: 3    
Bubo haizt ain auf oder in anderm däutsch ain haw.
Line: 4    
mit dem vogel væht man ander vögel, und bedäut den
Line: 5    
sünder, der offenbâr sündet und pringt ander läut mit im   5
Line: 6    
ze sünden. der auf trinket der tauben ir air auz und
Line: 7    
frizt die mäus und wont gern in den kirchen und trinket
Line: 8    
daz öl auz den ampeln und verunraint doch die kirichen
Line: 9    
mit seinem mist. wenn in die andern vogel anvehtent,
Line: 10    
velt er an den ruk und wert sich mit den fuozkræueln.   10
Line: 11    
wer des aufen herz nimt und legt ez ainer slâfenden
Line: 12    
frawen an die tenken seiten, sagt si allez daz si getân
Line: 13    
hât. sein mark gestrichen auf des menschen augen macht
Line: 14    
si clâr. Der vogel bedäut die ungezogenen pfaffen in der
Line: 15    
christenhait, die vaizt gotsgâb habent von iren kirchen und   15
Line: 16    
si doch verunrainent mit iren sünden, und wenne si die
Line: 17    
vögel strâfent, die pei dem tag vliegent (daz sint die daz
Line: 18    
gots wort sprechent), varnt si die an mit den scharpfen
Line: 19    
kræueln irr grimmikait. der vogel hât gnuog federn
Line: 20    
und ist doch an im selber swær.   20



Chapter / Strophe: 13     13.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM CALADER.



Line: 23    
Caladrius, sam Jacobus und Isidorus sprechent, ist
Line: 24    
ain weizer vogel über al. der hât die art, daz daz inwen\dig
Line: 25    
tail seiner hüff benimt den augen ir vinster. er hât   25
Line: 26    
auch die art, ist daz man in füert zuo ainem siechen
Line: 27    
menschen etswie oft, bedäutt er, ob der mensch sterben
Line: 28    
schol oder genesen. wan ist, daz er des menschen ant\lütz
Line: 29    
versmæht und kêrt sein augen von im, stirbt er;
Line: 30    
siht aber er den siechen an und kêrt sich niht von im,   30
Line: 31    
geniset er, wan er bekent sein antlütz und nimt sein
Line: 32    
siechtum an sich und fleugt in die lüft und verprent und
Line: 33    
zerstræut si; wirt der siech zehant gesunt. die vogel

Page: 174  
Line: 1    
heten die alten küng hie vor beslozzen in irn säln und
Line: 2    
in irr wonung. die vogel vant Alexander in dem lant
Line: 3    
Perside. der calader hât ain grôzez pain in seinen pain,
Line: 4    
des mark macht die vinstern in den augen clâr, der sich
Line: 5    
mit salbet.   5



Chapter / Strophe: 14     14.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEN ELBIZ ODER SWAN.



Line: 8    
Cignus haizt ain elbiz oder ain swan. daz ist ain
Line: 9    
weizer vogel und sprechent die maister, er sing gar schôn,
Line: 10    
aber daz hân ich nie gehœrt und hân ir doch vil gesehen.   10
Line: 11    
Jacobus spricht, der swan hât weiz federn und hât doch
Line: 12    
swarzez flaisch. er waiz von nâtûr seinen tôt vor, wan er
Line: 13    
singet frœleich und lusticleich vor wenn er sterben schol.
Line: 14    
er hât sein sterk in den vetachen. der tôt her gêt,
Line: 15    
fleuht er sein pein in dem hirn und singt alsô süezic\leich   15
Line: 16    
unz er stirbt. aber daz puoch hât ze latein: in\stante
Line: 17    
morte figit pennam in cerebro. daz spricht: wenne
Line: 18    
der tôt kümt, stekt er ain federn in daz hirn. daz
Line: 19    
hât niht sinnes, von hât der schreiber gevælt und
Line: 20    
schol sprechen: fugit penam in cerebro, daz spricht: er   20
Line: 21    
fleuht des tôdes pein in dern hirn mit seinem süezem ge\sang,
Line: 22    
wie daz sei, daz daz herz indes leid. er ist ainer
Line: 23    
haizen nâtûr, von ist er zornig. wenne er swimt mit
Line: 24    
ainem fuoz, meistert er sich mit dem andern an den
Line: 25    
weg den er wil, sam ain schefman. er izt wênig nâch   25
Line: 26    
der grœzen, die er hât. er hât underlâzen zend in dem
Line: 27    
snabel, mit tailt er sein ezzen. wenn er geslagen wirt
Line: 28    
auf daz haupt, stirbt er leiht, und mag doch anderr
Line: 29    
sêrung vil geleiden.



Chapter / Strophe: 15     15.
Line: 30    
Line: 31    
VON DEM CARISTEN.



Line: 32    
Carista, sam Solînus spricht, ist ain vogel, der fleugt
Line: 33    
in prinnendeu flammen ân all sein pein und ân allen

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Line: 1    
smerzen, alsô daz weder sein federn noch sein flaisch von
Line: 2    
dem feur leident. pei verstê wir die hailigen martrær,
Line: 3    
die daz feur diser werlt niht versêren moht.



Chapter / Strophe: 16     16.
Line: 4    
Line: 5    
VON DEM STORCHEN.



Line: 6    
Ciconia haizt ain storch und haizt in anderr däutsch
Line: 7    
ain ödbär. der vogel ist aschenvar, sam Isidorus spricht,
Line: 8    
und spricht Solînus, daz der vogel kain stimm hab denne
Line: 9    
daz er cläpper mit dem snabel. er cläppert auch von
Line: 10    
drein sachen. diu êrst ist von der zeit, diu wunnec\leich   10
Line: 11    
ist und warm. daz cläppern ist vor fräuden. er
Line: 12    
cläppert auch durch die übervliegenden vogel durch vorht,
Line: 13    
und cläppert vor zorn, wenne er sich rechen schol. wenne
Line: 14    
die störch über mer wellent vliegen, sint die krâen ir
Line: 15    
vorvliegerinn und ir überfüererinn. die storch habent   15
Line: 16    
grôzen vleiz und grôz sorg und auch grôz lieb zuo irn
Line: 17    
kinden und lâzent ir aigen federn reisen in ir nest, wenne
Line: 18    
si prüetent, dar umb, daz diu kindel sanft sitzen.
Line: 19    
habent auch diu störchel wider grôz trew zuo den müe\tern,
Line: 20    
wan als grôz zeit die müeter verzerent ob den kin\den,   20
Line: 21    
als grôz zeit verzerent diu kint ob den müetern und
Line: 22    
speisent si auch. von haizt man den vogel den sänf\ten
Line: 23    
vogel. der vogel ist den slangen gar gehaz und
Line: 24    
setzet in vil lâg, und wie daz sei daz er die slangen und
Line: 25    
ander vergiftegez dinch ezz, doch stirbt er niht von,   25
Line: 26    
sam Adelînus spricht. er izt niht kroten, in twing dann
Line: 27    
grôzer hunger. pei prüeft man, daz diu krot gar pœs
Line: 28    
ist wider ander vergiftegeu ding. des storchen mägel
Line: 29    
ist ain sunderleich erznei wider vergiftigeu dinch, sam
Line: 30    
Plinius spricht. ez ist ain velt in Asia, koment si   30
Line: 31    
zesamen und cläppernt mit enander sam ob si spræchen,
Line: 32    
und welher der letzst ist, den zereizent si und vliegent
Line: 33    
von dann. die störch tœtent iriu weip, diu êbrecherinn

Page: 176  
Line: 1    
sint und sich niht gereinget habent in den wazzern nâch
Line: 2    
irr pôshait. daz hât man oft gesehen.



Chapter / Strophe: 17     17.
Line: 3    
Line: 4    
VON DEM GALANDER.



Line: 5    
Calandris haizt ain galander. daz ist ain klainer vo\gel   5
Line: 6    
und ist nâhent der lerchen geleich. der vogel ge\fräut
Line: 7    
all die in hœrent mit seinem süezen gesang. wenne
Line: 8    
man in gevæht und in besleuzt in ainem häusel, ver\gizt
Line: 9    
er seinr vanknüss und seins leidens und ist nümmer
Line: 10    
ain stunt des tages ungesungen, und trabt nihts auf die   10
Line: 11    
vanknüss noch auf anders ihts denn auf sein gesang: des
Line: 12    
fräwet er sich und singt in manger vogel stimm. Pei
Line: 13    
dem vogel verstê wir die die êwigen sælichait hie betrah\tent
Line: 14    
und frô sint mit in selber, daz si vergezzent des
Line: 15    
ellendes hie, inne si sint. von den spricht sanctus   15
Line: 16    
Paulus, daz die selben ir gemainschaft und ir handlung
Line: 17    
ietzunt habent in dem himel. nu sich mir die galandern
Line: 18    
an, die tag und naht in der geschrift sitzent und spiegel\schawent
Line: 19    
götleicheu werk dar inne. ach muoter der parm\herzichait,
Line: 20    
hilf deinen galandern, die tag und naht dein   20
Line: 21    
spiegel welzent und handelnt. hilf, hilf, helferinne, hilf
Line: 22    
deinem sünder, waist allain, frawe, wen ich main.



Chapter / Strophe: 18     18.
Line: 23    
Line: 24    
VON DEM RABEN.



Line: 25    
Corvus ist ain rab. der vogel hât die art, sam Isi\dorus   25
Line: 26    
spricht, wen diu si ir air prüet, pringt ir der er
Line: 27    
ze ezzen. Augustînus spricht, der rab hât die art, daz er
Line: 28    
seineu kindel niht speist unz daz er siht, daz in die federn
Line: 29    
swarzent; von beleibent diu jungen räbel siben tag ân
Line: 30    
allez ezzen, und an dem sibenden tag swarzent si,    30
Line: 31    
nâch pringt er in ze ezzen. die raben werfent etleicheu
Line: 32    
kint auz dem nest, wenn si der arbait verdreuzt mit in,

Page: 177  
Line: 1    
daz si in niht genuog speis pringen mügent. etleich
Line: 2    
sprechent, daz die raben mit den snäbeln zuovâhen und
Line: 3    
auch gepern. aber Johannes spricht, daz der rab mit
Line: 4    
dem snabel zuovâh und seineu air leg, ander vogel
Line: 5    
airn. man spricht auch, daz die raben zuogevâhen, wenn   5
Line: 6    
si ain rabenai ezzen. der rab ist schraiig und macht
Line: 7    
mangerlai stimm, wan, sam Fulgentius spricht, er macht
Line: 8    
vierundsehzig stimm. die raben unkäuschent etswenn in
Line: 9    
irm flug. der rab ist sterker des tages, ist der auf
Line: 10    
sterker des nahtes. der rab frizt dem auf seineu air des   10
Line: 11    
tages, frizt der auf dem raben seineu air des nahtes.
Line: 12    
ez ist ain art der raben in dem land pei der sunnen auf
Line: 13    
ganch, die streitent mit dem esel und mit dem ochsen,
Line: 14    
wan diu tier vliehent, sitzet der rab auf si und
Line: 15    
fleugt in gegen den augen und stœzt in die augen auz   15
Line: 16    
und machet si irn herren unnütz. dar umb tœtt si ir herr
Line: 17    
und schindet si, wirt dem raben sein tail von dem âs.
Line: 18    
alsô gesigt der unêr vogel dem starken tier an. sam tuot
Line: 19    
ain unêr weip, diu gesigt oft ainem starken manne an,
Line: 20    
der doch vest ist seines muotes. vor besleuz dein   20
Line: 21    
augen, wan diu tuont den schaden. ich het ains tages
Line: 22    
ain frawen in der kirchen angesehen vil und aber vil.
Line: 23    
sprach ainz in dem slâf zuo mir, ich hiet zwên unken in
Line: 24    
den augen, die müesten sterben. hilf, fraw, hilf, daz si
Line: 25    
sterben! der rab hât den fuchs liep von nâtûr, und dar   25
Line: 26    
umb hilft er im wider die vogel, die achilen haizent, wan
Line: 27    
der achilon ist des raben veint.



Chapter / Strophe: 19     19.
Line: 28    
Line: 29    
VON DER KRAEN.



Line: 30    
Cornix haizt ain krâw und sint des selben geslähtes   30
Line: 31    
mit den raben, sam Plinius spricht. die krâen werdent
Line: 32    
auch gestrâft mit siehtum in den sümerleichen sün\wenden.
Line: 33    
die krâen anvehtent ander edel vögel sam ir
Line: 34    
veint, und daz kümt in oft zuo schaden, wan die edeln

Page: 178  
Line: 1    
vogel der krâen anvehten und ir zuoschiezen lang ver\tragent,
Line: 2    
werdent si zuo letst ungedultig und zereizent
Line: 3    
die krâen. diu krâw izzt gern nuz, und wenn si ain hert
Line: 4    
nuz hât, der si mit dem snabel niht geprechen mag,
Line: 5    
vleugt si in die hœhe ob herten stainen und læzt die nuz   5
Line: 6    
dar auf vallen als oft unz daz si zeprist. diu krâw speist
Line: 7    
ir sien, wenne diu prüett und niht auzfleugt.



Chapter / Strophe: 20     20.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM CUKUK.



Line: 10    
Cuculus haizt ain cukuk oder ain gauch. der ver\ändert   10
Line: 11    
sein stimm niht, er singt neur cukuk, cukuk, dar
Line: 12    
umb spottent sein diu kint. der vogel ist gar træg und
Line: 13    
unstæt an ainer stat. er legt sein air in ains andern vö\gelleins
Line: 14    
nest, daz haizt ain grasmuk, und nimt im als vil
Line: 15    
air her auz als er im hin ein legt, daz ez an der zal iht   15
Line: 16    
mêr vind denne ez haben schol und diu übrigen iht auz
Line: 17    
werf. prüett daz vremd vögellein des gauches air auz
Line: 18    
mit den seinen und speiset den jungen gauch mit seinen
Line: 19    
kinden und hât der witz niht, daz ez erkenne den gauch
Line: 20    
an der grœz auz seinen klainen vögellein. wenne nu der   20
Line: 21    
jung gauch an dem nest sitzt mit den grasmuken, zuckt
Line: 22    
er mit seiner geitichait der alten grasmuken alle zeit daz
Line: 23    
ezzen vor den andern, sam Plinius spricht, und alsô wirt
Line: 24    
er gar vaizt und gar schœn. fräut sich sein amme diu
Line: 25    
grasmuk, daz si ain schœn kint prâht hât, und dunket   25
Line: 26    
sich des edel an ir selber und versmæht iriu aigeneu kint
Line: 27    
gegen dem gauch und verzert sich selber gar, daz si
Line: 28    
gar âkreftich wirt. des wirt ir übel gelônet, wan der
Line: 29    
gauch erstarket und auz fleugt, volgt im diu amme vor
Line: 30    
liebe, versmæht er si und peizt si ze tôd. der gauch   30
Line: 31    
zeuht sein federn auz in dem winter und setzt sich in ain
Line: 32    
hol mit den federn in ainen sichern paum; dar ein hât
Line: 33    
er den sumer gesament daz ezzen, des er den winter be\darf.
Line: 34    
Isidorus schreibt ainz von dem gauch, daz ist doch

Page: 179  
Line: 1    
zweivelleich, und spricht, daz die gäuch alsô widerkömen
Line: 2    
ze land in der wunnencleichen zeit des lenzen, daz si
Line: 3    
sitzen auf der weien ahseln, dar umb, daz si iht müed
Line: 4    
werden mit langem vliegen über verreu lant. der gäuch
Line: 5    
spaichel pringet ackergrillen, die werdent dar auz. aber   5
Line: 6    
ich hân gesehen, daz ain hol rœrl dar auz wart silber\var
Line: 7    
gewunden umb ain ästel an ainem paum, er die
Line: 8    
spaicheln lie.



Chapter / Strophe: 21     21.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEM COREDEL



Line: 11    
Coredulus ist als vil gesprochen sam ain herzfrâz,
Line: 12    
alsô spricht Isidorus, wann ez ist ain vâhend vogel und
Line: 13    
lebt des raubes, und wenn er ainen andern vogel gevæht,
Line: 14    
gert er allermaist des herzen, und wæn, ez sei ain
Line: 15    
klain vogel, der haizt auf dem gäw würgelhôch. Der   15
Line: 16    
vogel bedäut got den obristen minner und ainen ieglei\chen
Line: 17    
minner, der spricht zuo seinem lieb: lieb, gib mir
Line: 18    
dein herz, daz wil ich haben; daz ist pilleich umb got.
Line: 19    
wan als sant Augustînus spricht, got hât des menschen
Line: 20    
herz gar tewr gekauft mit seinem schatzpærn pluot. dar   20
Line: 21    
umb besitzet er ez pilleich ain und niemant mêr. ach,
Line: 22    
wær dem alsô! niht ain haben verleust meng minnendez
Line: 23    
herz.



Chapter / Strophe: 22     22.
Line: 24    
Line: 25    
VON DER TAUBEN



Line: 26    
Columba haizt ain taub. daz ist gar ain sänftig
Line: 27    
vogel. diu taub reizt niht noch grimmt mit irm snabel
Line: 28    
und ist ân gallen, sam Beda spricht. aber Aristotiles
Line: 29    
spricht, si hab ain gallen, doch niht an der stat, si
Line: 30    
andreu tier haben, wan si hab die gallen in ainem in\gwaid.   30
Line: 31    
dar umb widerspricht Aristotiles niht dem, daz
Line: 32    
Beda spricht, wan Beda maint, diu taub hab kain gallen
Line: 33    
an der stat, si andreu tier habent; maint Aristo\tiles,

Page: 180  
Line: 1    
si hab si anderswâ. diu taub enzünt ir lieb mit
Line: 2    
snäbeln sam die menschen mit küssen. die tauben flie\gent
Line: 3    
scharot und schadent niemant. si lebt des tôten
Line: 4    
niht, wan si izt neur korn und getraid. si waint für ir
Line: 5    
singen. si fuort vremdeu kindel. diu taub pringt ir ge\siht   5
Line: 6    
neunstunt wider. si nist hôch, sam Jacobus und Beda
Line: 7    
sprechent, kain tier si berüeren mag. alsô schol un\ser
Line: 8    
wonung in dem hôhen himel sein. diu taub ruot gar
Line: 9    
gern pei dem wazzer, dar umb, daz si den durst lesch
Line: 10    
und daz si des habichs schaten in dem wazzer vor seh,   10
Line: 11    
ê er si begreif. Isidorus spricht, ez sei ain paum pei der
Line: 12    
sunnen aufganch, der haizt kriechisch peridixiοn und ze
Line: 13    
latein circa dextram, daz haizt ze däutsch pei der rehten
Line: 14    
hant. des paumes fruht ist süez. der begert diu taub
Line: 15    
wunderleichen vast, und der paum behüett die tauben mit   15
Line: 16    
seinen esten und mit seinem schaten, und in den selben
Line: 17    
landen sint ainrlai trachen, die den tauben lâg setzent,
Line: 18    
und die trachen hazzent den vor genanten paum von
Line: 19    
nâtûr alsô sêr, daz si seinen schaten fürhtent. wenn nu
Line: 20    
die tauben auf dem paum sitzent, sitzt der trach verr   20
Line: 21    
her dan und lâgt, ob kain taub auz dem paum vlieg, daz
Line: 22    
er si vâh. ist auch, daz des paumes schat zder rehten
Line: 23    
hant ist, setzet sich der trach zder tenken. ist aber
Line: 24    
der schat zder tenken, setzet er sich zder rehten.
Line: 25    
pei den trachen verstê die pœsen gaist und pei den tau\ben   25
Line: 26    
die geläubigen sêl, pei dem paum unsers herren
Line: 27    
kräuz, under des rehten arm stêt unser liebiu frawe gotes
Line: 28    
muoter. pei des paumes schaten verstê daz zaichen des
Line: 29    
hailigen kräuzes, daz wir für uns tuon mit rehtem ge\lauben,
Line: 30    
wan daz vliehent die pœsen gaist. Aristotiles   30
Line: 31    
spricht, daz die tauben gar stæt sein mit ir unkäusch,
Line: 32    
alsô daz si ir ê niht zeprechent. si habent auch die art,
Line: 33    
daz si in ain gemain haus suochent, und daz liebt in.
Line: 34    
daz selb haus lâzent si niht leiht, ez sei dann ain käu\scheu
Line: 35    
taub oder ain witib, diu selb fleuht die andern.   35
Line: 36    
die tauben gepernt alle zeit zwai täubel, des êrsten ainen

Page: 181  
Line: 1    
er und dar nâch an dem dritten tag ain si. si prüetent
Line: 2    
auch paideu, er und si, in zwain zeiten; wan diu si prüett
Line: 3    
nâch mittem tag unz ze metten zeit, dar nâch prüett der
Line: 4    
er die andern zeit, und an dem ahzênden tag beleibt er
Line: 5    
hie auzen. die tauben habent auch die art, wenn si ain   5
Line: 6    
irrvliegend tauben vindent, die nement si in ir gesellschaft.
Line: 7    
si habent auch die art, daz si stainl ezzent, dar umb, daz
Line: 8    
si des magen hitz sänftigen, wann si sint gar haizer nâ\tûr.
Line: 9    
wenn si mit enander vehtent, zestraubent si ir
Line: 10    
federn und allermaist auf den hälsen. si habent gar   10
Line: 11    
prinnenden und hitzigen mist, den werfent si auz irn
Line: 12    
nesten und lêrent auch ireu kint den mist auzwerfen.
Line: 13    
wer pluot nimt auz dem rehten flügel der tauben unden
Line: 14    
oder auz dem rehten flügel unden der swalben oder der
Line: 15    
turteltauben und daz in die vinstern augen legt, der wirt   15
Line: 16    
gesunt, wann daz pluot ist scharpf und hât die kraft, daz
Line: 17    
ez die diken materi zesträut und verzert. der taubhai
Line: 18    
wirft seineu gewahsen kint auz dem nest, aber ê er si her
Line: 19    
auzwerf, vogelt er si vor. diu taub wirt gar beswært,
Line: 20    
wenn si ir air gepirt, und ist daz si sich vertregt in dem   20
Line: 21    
gepern, wirt si pitterleich versêrt. die tauben habent
Line: 22    
die art under anderm gefügel, daz si ir häls niht auf
Line: 23    
hebent wenne si trinkent, unz si genuog habent getrunken.
Line: 24    
die jungen tauben sint aller pest und aller gesündischt in
Line: 25    
dem lenzen, man daz sumergetraid sæt, und in dem   25
Line: 26    
herbst, man daz wintergetraid sæt, dar umb, daz si
Line: 27    
danne neur des korns lebent. Plinius spricht, daz fri\schez
Line: 28    
taubenflaisch und swalbenflaisch zuo ainander ge\mischt
Line: 29    
und gemachet guot sei für die slangen. ez ist
Line: 30    
auch gewisleich wâr, daz etleich tauben die art habent,   30
Line: 31    
die nümmer gevogelt werdent und käusch beleibent. ez
Line: 32    
sint auch etleich, wenne si ir gemaheln verliesent, daz si
Line: 33    
witiben beleibent, und die vermeident auch gemaineu
Line: 34    
häuser der tauben, die ir gemahel habent, von, daz si
Line: 35    
die ern niht unruoen, und fliehent von in und wonent   35
Line: 36    
in den wilden velsen. die tauben habent grôzen vleiz,

Page: 182  
Line: 1    
wie si ir federn geslihten und gezieren und mit irm sna\bel
Line: 2    
stræln, und wenn si des beginnent, lâgt ir der
Line: 3    
spärwær allermaist und væht si danne und tœtt si. alsô
Line: 4    
lâget unser der pœs gaist, wenn wir unsern vleiz legen
Line: 5    
auf diser werlt gespenst und ir üppichait. ach herr, wie   5
Line: 6    
oft er mich gevangen hât, daz mich diu aller tugent\leichst,
Line: 7    
diu schœnst, diu reichst, diu edelst, diu gewel\tigst
Line: 8    
all zeit hât erlœst auz seinen scharpfen klâen, wie
Line: 9    
daz sei, daz ich laider ir taub niht sei, sunder ich pin
Line: 10    
ein armer rab. nu hilf, edleu kaiserin, hilf mir und   10
Line: 11    
allen guoten freunden.



Chapter / Strophe: 23     23.
Line: 12    
Line: 13    
VON DER WAHTELN.



Line: 14    
Coturnix oder quistula haizt ain wahtel und haizt
Line: 15    
in kriechisch οrtigia, dar umb, daz die vogel des êrsten   15
Line: 16    
gesehen wurden in ainer inseln, diu haizt Ortigia. er
Line: 17    
haizt auch ortigometa. die wahteln habent die art, daz
Line: 18    
si gegen winterszeiten über mer varnt in ainer grôzen
Line: 19    
meng, und wenne si varn wellent, besament si sich
Line: 20    
pei dem mer und vallent des nahtes in die segel und in   20
Line: 21    
diu schef und ze stunden in grôzer meng, daz si diu
Line: 22    
schef versenkent. Solînus spricht, wenn der wahteln zeit
Line: 23    
kümt, daz si über mer varn wellent und daz si zuo dem
Line: 24    
urfär nâhent, lâgt ir der habich allermaist. dar umb
Line: 25    
wartent si danne irr gelaiter, daz sint die kræen, der   25
Line: 26    
vliegent vil mit in und behüetent si vor den häbichen.
Line: 27    
alsô, lieber mensch, wenne von disem ellenden mer
Line: 28    
diser armen werlt schaiden muost und der sumer deins
Line: 29    
lebens und deinr üppigen fräud ain end hât, scholt
Line: 30    
dich vor gewarnt haben gewisser gelaiter, daz sint die   30
Line: 31    
heiligen engel, die dich sicherleichen füeren vor den hel\lischen
Line: 32    
häbichen, daz sint die pœsen gaist. wizz auch,
Line: 33    
daz under den wahteln mêr ern sint denn sien, und under

Page: 183  
Line: 1    
den vischen, die ze latein pectines haizent, sint auch mêr
Line: 2    
ern wann sien; aber under den menschen werdent mêr
Line: 3    
dirnkint geporn dann degenkint. daz ist dar umb, daz
Line: 4    
der mensch vil genaigt ist zuo unkäusch, und daz er des
Line: 5    
âbents gar oft und in der êrsten stunt des nahts unkäu\schet   5
Line: 6    
mit seiner frawen, wenne der leip noch voller rauchs
Line: 7    
ist und dunstes von ezzen und von trinken, ê die leiplei\chen
Line: 8    
gaist gefürwet werdent und gerainigt in dem slâf
Line: 9    
von den selben dünsten. in der selben zeit werdent die
Line: 10    
frawen swanger des kränkern geslähtes, daz sint dirn\kindel.   10
Line: 11    
aber die man, die ir frawen des morgens gegen
Line: 12    
tag beslâfent, wenne des rainen pluotes zeit ist, die ma\chent
Line: 13    
gar saubreu degenkindel oder gar frecheu röscheu
Line: 14    
maidel, wan hât sich paideu, fraw und man, ain klain
Line: 15    
ergangen von dem pett und dar nâch wider zuo gehüllet   15
Line: 16    
und ist diu nâtûr ring, rain und sauber. daz wizzent
Line: 17    
wênig laien, dar umb ist der frawen mêr wenne der man.
Line: 18    
scholt auch wizzen, daz die wahteln under allen tiern
Line: 19    
auf erden allein den vallenden siehtum leident sam der
Line: 20    
mensch. aber die spärling leident den krampf auf den   20
Line: 21    
dächern. diu wahtel neuzt gar swæres ezzens und izt et\leich
Line: 22    
vergiftig sâmen, und dar umb versmæhent si et\leich
Line: 23    
weis läut ob irn tischen.



Chapter / Strophe: 24     24.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM STIGLITZ



Line: 26    
Carduelis haizt ain stiglitz. daz ist ain klainr vogel,
Line: 27    
sam Isidorus spricht, der nert sich von den disteln, und
Line: 28    
daz ist ain grôz wunder, daz der vogel wol singt und
Line: 29    
daz er doch gespeiset wirt von den scharpfen stichelingen
Line: 30    
der disteln. pei verstê die guoten lêrer auf ertreich, die   30
Line: 31    
vil leidens habent und doch in den dornen diser werlt
Line: 32    
frœleich got dienent. ach got, waist wol, dein
Line: 33    
stiglitz singent, waist auch ir haimleich dornezzen wol:

Page: 184  
Line: 1    
hâst selber gesungen auf erden unz in den pittern tôt.
Line: 2    
war umb leident dein guot freund niht auch auf erden?
Line: 3    
der stiglitz ist an dem leib swarzer und gelber varb und
Line: 4    
an dem haupt ist er rôt. er hât die art, er gevangen
Line: 5    
wirt und beslozzen in ainem vogelhäusel, zeuht er waz\zer   5
Line: 6    
auf in ainem väzzel an ainem vadem mit seinem sna\bel
Line: 7    
und helt ez ze stunden mit ainem füezel unz er ge\trinket.
Line: 8    
daz ist ain wunder von der nâtûr, daz si dem
Line: 9    
klainen vogel die kündichait geit und tailt die witz doch
Line: 10    
niht mit ainem rind oder mit ainem esel oder mit ainem   10
Line: 11    
andern grôzen tier. alsô geschiht dike, daz von diemüe\tigen
Line: 12    
armen läuten ain gar vernünftig witzig kint geporn
Line: 13    
wirt und von grôzen fürsten ain narr und esel kümt. got,
Line: 14    
des sei dir gedanket, daz armuot nie versmæht hâst.



Chapter / Strophe: 25     25.
Line: 15    
Line: 16    
VON DEM KÜNIGEL.



Line: 17    
Crochilus haizt ain künigel. von dem spricht Plinius,
Line: 18    
daz ez ain küng und ain herr sei der andern vogel in
Line: 19    
dem land Italia, daz ist pei Venedig und in Lamparten.
Line: 20    
daz küngel ist der klainst vogel under allen vögeln. aber   20
Line: 21    
als vil und ez klainer ist an dem leib, als vil ist ez snel\ler
Line: 22    
an dem flug, sam Plinius spricht. pei verstê die
Line: 23    
diemüetigen diser werlt, si ie diemüetiger sint, si
Line: 24    
ie hœher und sneller vliegent in die êwigen fräud. wan
Line: 25    
diu diemüetichait ist ain wurzel aller tugent, sam Gre\gorius   25
Line: 26    
spricht. daz vögel ist muotig und manhaft,
Line: 27    
daz ez sich wider den adlarn getar setzen und überhebt
Line: 28    
sich seins snellen flugs. getâneu herzen vint man
Line: 29    
auch in guoten läuten in gerechtikait. die küngel ha\bent
Line: 30    
die art, daz sich ir vil besament in ain hol winters\zeiten,   30
Line: 31    
dar umb, daz diu klain hitz in dem klainen leibel
Line: 32    
sich von der schar mêre. ir nernt sich auch zeminsten
Line: 33    
zwai mit enander.

Page: 185  



Chapter / Strophe: 26     26.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM KÜNIGSVOGEL.



Line: 3    
Diomedica oder herodias mag ze däutsch haizen
Line: 4    
künigsvogel, dar umb, daz er den namen hât von dem
Line: 5    
küng Diomedes, sam Solînus spricht. aber er haizt krie\chisch   5
Line: 6    
herodias. der vogel ist an der grœzen sam ain
Line: 7    
swan und ist snêweiz. sein augen seint liehtprinnend in
Line: 8    
dem haupt und hât ainen snabel wol gezendet. die vo\gel
Line: 9    
fliegent scharot sam die kränch und der êrst an der
Line: 10    
schar füert die andern und ist ir belaiter. aber der letscht   10
Line: 11    
an der schar maistert die andern und twingt si, daz si
Line: 12    
die rehten ordnung haltent an dem flug. alsô schol in
Line: 13    
ainem iegleichen convent sein ain haupt, dem man volg
Line: 14    
an witzen, und ain gewalt, der twinge. der zwair ist nôt
Line: 15    
in ainer iegleichen gemain. der vogel hât die art, wenn   15
Line: 16    
ain küng sich schol verändern oder sterben in dem lande,
Line: 17    
er wont, hât er klägleich und wainleich stimme.
Line: 18    
Solînus und Jacobus sprechent, wenn ain Kriech zuo den
Line: 19    
vogeln , sein si gar sänftig gegen im; wenne aber
Line: 20    
ain ander mensch zuo in gêt, peizent si ez. si fliegent   20
Line: 21    
an die waid von irn nesten gegen der sunnen aufganch,
Line: 22    
aber des nestes tür ist gegen der sunnen underganch, dar
Line: 23    
umb müezent si sich verkêren an dem einflug von der waid.



Chapter / Strophe: 27     27.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM GREIFFALKEN



Line: 26    
Grifalcus haizt ain greiffalk und haizt auch herodius,
Line: 27    
sam diu glôs sagt über daz puoch Leviticum an der stat,
Line: 28    
Moyses die unrainen vogel verpeut. der vogel ist der
Line: 29    
aller edlist under allen vogeln. er ist gel als ain wahs,
Line: 30    
iedoch daz mêrer tail seins leibes ist weizlot, ân an dem   30
Line: 31    
herzen oder an der prust. der vogel ist starch und
Line: 32    
grôz, sam diu glôs sagt über Leviticum, daz er den

Page: 186  
Line: 1    
adlarn væht und im angesigt. wenn er fleugt, smuckt
Line: 2    
er sein füez an sein prust und sleht den raup mit den
Line: 3    
füezen. ist daz er den raup mit dem êrsten zuoschuz
Line: 4    
niht begreift, fleugt er über sich hôch auf in die lüft
Line: 5    
und von rehter unwirdichait und vor zorn kümt er kaum   5
Line: 6    
wider an sein naigstat. wenne er den raup siht den er
Line: 7    
vâhen wil, swingt er sich auz und schawet, ob er im
Line: 8    
eben sei und gevellig, und ist er im endleich, væht
Line: 9    
er in. Pei dem verstê ainen muotigen man, der mit
Line: 10    
witzen und mit dem rehten angesigt den adlärn, die   10
Line: 11    
mit unreht über ander läut vliegen wellent. hilf, Marîâ,
Line: 12    
obersteu kaiserinne, dem gesprochen ist in seim slâf:
Line: 13    
greiffalk, greiffalk!



Chapter / Strophe: 28     28.
Line: 14    
Line: 15    
VON DEM FENICEN



Line: 16    
Fenix ist ain vogel in dem land Arabia. der ist alle
Line: 17    
zeit neur ainer, sam Solînus, Jacobus, Isidorus und Am\sius
Line: 18    
sprechent, und lebt dreuhundert und vierzig jâr. er
Line: 19    
ist an der grœz als ain adlar und hât ain gekrœnt haupt
Line: 20    
sam ain pfâwe und gevalten guomen. er ist auch goltvar   20
Line: 21    
pei dem hals, aber an dem aftern tail ist er purpervar.
Line: 22    
er hât ain wahsvarben zagel, sint rôsenvarb federn ein
Line: 23    
gemischt mit wunderleicher manigvärbichait. der fenix
Line: 24    
hât die art, wenn in daz alter beswært, suocht er im
Line: 25    
in den landen gegen der sunnen aufganch den aller   25
Line: 26    
schœnsten paum auf den hœhsten pergen ob ainem aller
Line: 27    
lustigisten prunnen und machet im ain nest auf den paum
Line: 28    
von weirauch, von mirren und von cinamon und von an\dern
Line: 29    
edeln würzen und kräutern, und wenn diu sunn ir
Line: 30    
hitz auf daz nest wirft, wæt der fenix zuo mit seinen   30
Line: 31    
vetachen, unz diu pürd des edeln dinges enprint. daz
Line: 32    
geschiht, legt er sich in daz feur und verprinnet. dar
Line: 33    
nâch über wênig tag wirt ain würmel auz dem aschen
Line: 34    
und gewint dar nâch flügel. dar nâch wirt dar auz ain

Page: 187  
Line: 1    
vollkomener fenix. Isidorus spricht, daz ain fenix hie
Line: 2    
vor flüg in die stat Heliopolis, diu gelegen ist in dem land
Line: 3    
Egypten, in dem mônât adar, daz ist aprilis der næhst
Line: 4    
vor dem maien, und fuort auf seinen flüglen mangerlai
Line: 5    
edel würz und kräuter und saz auf den haufen holz, den   5
Line: 6    
der priester zesamen gelegt het und angezündet zuo einem
Line: 7    
opfer, und verprant sich zwischen den edeln würzen,
Line: 8    
die er dar het prâht auf seinen flügeln. an dem næhsten
Line: 9    
tag nâch dem prand kom der priester zuo dem altar und
Line: 10    
vant diu hölzer verprant. er den aschen durchschawt,   10
Line: 11    
vant er ain würmel, daz smeckôt auz der mâzen süez\leich
Line: 12    
und lusticleich. an dem andern tag nâch was
Line: 13    
daz würml zuo ainem vogel worden. an dem dritten tag
Line: 14    
was ez ain ganzer volkomenr fenix und vlog auz sein
Line: 15    
strâz. in der stat, sam Haimo spricht, was vor Christi   15
Line: 16    
zuokunft ain tempel gepawen in der êre des obristen go\tes.
Line: 17    
der tempel was gemacht nâch dem tempel, den Sa\lomôn
Line: 18    
pawt ze Jerusalem, und macht in Onîas, des küngs
Line: 19    
sun Onîe, von des küngs gepot Ptolomêi, der küng in
Line: 20    
Egypto was nâch dem spruch Isaie, der sprach: un\sers   20
Line: 21    
herren altar wirt in Egypten lant. ez spricht auch
Line: 22    
Haimo, daz unser fraw in der stat oft wær, diu haizt
Line: 23    
Heliopolis, mit irem lieben kind, si Herodem vlôch
Line: 24    
von Judêâ in Egyptum. Der fenix bedäut die hailigen
Line: 25    
sêl, diu ist mit irem spiegelschawen in die götleichen   25
Line: 26    
sunnen grôz sam der adlar. si ist schôn gekrœnt an
Line: 27    
dem haupt als der pfâwe mit dem, daz si lauter und rain
Line: 28    
ist an dem muot. diu sêl hât gevalten guomen mit zwair\lai
Line: 29    
gir in irm gepet, wan si begert ir selbes hail und
Line: 30    
auch der næhsten hail. ir hals ist goltvar, daz ist diu   30
Line: 31    
hailig lêr und der guot rât, den si andern läuten vor\tregt.
Line: 32    
diu hailig sêl ist an dem aftern tail purpervar,
Line: 33    
daz ist ir nâchvolg der martrær Christi, wan die mag
Line: 34    
niemant vermeiden, der zuo got wil. auch maht
Line: 35    
Christum dem vogel wol geleichen mit seiner marter und   35
Line: 36    
mit seiner urstend an dem dritten tag.

Page: 188  


Chapter / Strophe: 29     29.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM FALKEN.



Line: 3    
Falco haizt ain falk. der hât die art, daz er daz
Line: 4    
haupt umb und umb reidet mit ainem reiden, alsô daz
Line: 5    
sein prust doch unverriden beleibt. daz augenreiden des   5
Line: 6    
falken ist behend, daz seineu augen zwainhundert augen
Line: 7    
gleich kreftig sint mit erkennen. er lâgt dem raub vlei\zicleichen,
Line: 8    
der nâch im ist gegen seinem ruck. er hât
Line: 9    
krank nieren und ain starch prust und vertregt klain den
Line: 10    
andern vogeln. er wil lusticleich gespeist werden. er   10
Line: 11    
fleugt gar ungestüemicleich und ist im selber mit huot
Line: 12    
unsicher. aber wenne er den raigel væht und der valken
Line: 13    
zwên sint, vliegent si geselleich, ainer auf, der ander
Line: 14    
nider pei der erd, dar umb, daz der in der hœhen den
Line: 15    
raiger her nider slah und der pei der erd in begreif und   15
Line: 16    
hab. ez sint zwairlai falken. ainerlai sint unedel, die
Line: 17    
vâhent niht denn mit grôzem hunger und mit grôzer ar\bait.
Line: 18    
die andern sint gar edel, die vâhent von nâtur mit
Line: 19    
klainer gewonhait. der unedel falk wenn der den raigel
Line: 20    
zuo der erd gesleht und wil in vâhen, læzt der raigel   20
Line: 21    
ainen frischen visch auz dem kropf, den er gevangen hât,
Line: 22    
den selben nimt der unedel falk und læzt den raigel
Line: 23    
vliegen. alsô tuot der edel falk niht: wan der raiger
Line: 24    
den visch auz dem snabel læzt, helt er in vester denne
Line: 25    
vor. die pœsen falken bedäutent uns die pœsen prelâten,   25
Line: 26    
pischölf, prœbst, dechant und all pœs rihter, die gelt ne\ment
Line: 27    
von den schuldigen und lâzent die ledig umb daz
Line: 28    
unrain guot. von den spricht Isaias, si machent den un\gerehten
Line: 29    
gereht umb gâb. ez hât der falk ain scharpfez
Line: 30    
pain an seiner prust, daz ist gar hert, daz hât im diu   30
Line: 31    
nâtûr geben, daz er den raup mit stôz. der falk ist
Line: 32    
aller pest in der andern oder dritten mauze. ain wilder
Line: 33    
falk wirt haimlich, daz man in sêr læzt erhungern und
Line: 34    
in dar nâch äzt. alsô werdent wild läut zam nâch vil
Line: 35    
arbait.   35

Page: 189  



Chapter / Strophe: 30     30.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM FULKEN.



Line: 3    
Fulica ist ain vogel, sam Ambrosius spricht, der hât
Line: 4    
die art, wenn der adlar seineu kint auz dem nest ge\wirft,
Line: 5    
speist er si in grôzer güeten und in miltikait   5
Line: 6    
mit seinen kinden. pei verstê wir die milten läut, die
Line: 7    
den ellenden menschen, witiben und waisen helfent und
Line: 8    
si nerent.



Chapter / Strophe: 31     31.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEM FATER



Line: 11    
Fatator ist ain vogel, der ist girig nâch seiner
Line: 12    
gepurt, daz er ê der zeit vor dem lenzen airt, ê der win\ter
Line: 13    
ain end nem. dar umb wirt er beraubt seiner erben,
Line: 14    
zuo er vast eilt, wan seineu air verderbent in dem
Line: 15    
winter, daz si zuo der gepurt oft unnütz werdent.    15
Line: 16    
pei verstê die geitigen, die zuo unzeitigem guot eilnt, die
Line: 17    
werdent des oft entwert.



Chapter / Strophe: 32     32.
Line: 18    
Line: 19    
VON DEM GRACENDER.



Line: 20    
Gracocendron mag ain gracender haizen. daz ist ain   20
Line: 21    
vogel in den landen gegen der sunnen aufganch. der
Line: 22    
vogel ist von nâtûr gar rain, käusch und gar mæzig, wan
Line: 23    
er unkäuscht neur ein stund und niht mêr in ainem ganzen
Line: 24    
jâr. und daz ainig werch würkt er umb ain gepurt und
Line: 25    
niht durch lustes willen. daz tuot kain vogel noch kain   25
Line: 26    
tier auf ertreich mêr. Ach, schäm dich mensch, hâst
Line: 27    
vernunft und der vogel niht. ich main dich, dem kain
Line: 28    
stund noch kain zeit noch kain persôn zuo versmâhet.
Line: 29    
wizz, daz dein kraft, dein schœne, dein leben mit
Line: 30    
krenkest.   30

Page: 190  



Chapter / Strophe: 33     33.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM GREIFEN.



Line: 3    
Grifis haizt ain greife. daz ist ain vogel, sam Ja\cobus
Line: 4    
spricht, der ist auzdermâzen grimme und übele
Line: 5    
und ist des leibes starch, daz er ainen gewâpenten man   5
Line: 6    
überwindet und in tœtt. er hât grôz scharpf klâen oder
Line: 7    
kræuel, mit er den menschen und andreu tier zereizt,
Line: 8    
und die klâen sint grôz, daz in die läut köpf dar auz
Line: 9    
machent und trinkväzzer. der vogel ist vierfüezig und
Line: 10    
ist dem adlarn gleich an dem haupt und an den flügeln,   10
Line: 11    
iedoch ist er verr grœzer. daz ander tail seines leibes
Line: 12    
ist ainem lewen geleich. und wont auf den pergen, die
Line: 13    
haizent hyperborei. der vogel ist den menschen gar
Line: 14    
veint und den pfärden. er legt in sein nest ainen stain,
Line: 15    
der haizt agathes. waz kraft der hab, daz wirt her nâch   15
Line: 16    
kunt, wenn wir von den edeln stainen sagen. Rabanus
Line: 17    
spricht, daz die greifen golt auzgraben und sich gar sêr
Line: 18    
fräuen, wenn si daz golt ansehen.



Chapter / Strophe: 34     34.
Line: 19    
Line: 20    
VON DEM KRANICHEN



Line: 21    
Grus haizt ain kranch. die kranch habent die art,
Line: 22    
daz si nâch ainer ordnung vliegent und machent iren flug
Line: 23    
gar mit witzen, wan sam die lêrer sprechent Solînus,
Line: 24    
Jacobus, Ambrosius und Isidorus, wenn si auz vliegent,
Line: 25    
schickent si ir schar, sam ain gepalierte ritterschaft   25
Line: 26    
tuot gegen den veinden. der vorderst kranch, der die
Line: 27    
andern laitt und füert, der schreit und üebt sein stimme,
Line: 28    
dar umb, daz die andern niht auz dem rehten flug tre\ten,
Line: 29    
und wenn der vorvliegend kranch haiser wirt von
Line: 30    
seim geschrai, fleugt ain anderr an sein stat und üebt   30
Line: 31    
daz selb amt. die kranch tailent ir schiltwacht des nah\tes
Line: 32    
under sich, alsô daz ie der zehend kranch wachent
Line: 33    
beleibt, und ir iecleicher der wacht der zeuht ainen fuoz

Page: 191  
Line: 1    
auf von der erden und nimt ain stainl dar ein und stêt
Line: 2    
auf dem andern fuoz. wenne daz stainel vellt, erwacht
Line: 3    
er und schreit. alsô behüett er sich, daz er iht slâf. die
Line: 4    
die andern slâfent, alsô daz si diu haupt verpergent un\der
Line: 5    
ir flügel und wehselnt ir füez. aber ir hauptman   5
Line: 6    
der hüett ir aller mit aufgerecktem kragen und siht sich
Line: 7    
umb mit fleiz. wenn die kränch wolken sehent, schreient
Line: 8    
si und manent iren vorvlieger, daz er paz eil, ê si daz
Line: 9    
weter begreif. wenne si auf die erd gevallent durch ez\zens
Line: 10    
willen, reckt ir hauptman sein haupt auf in die   10
Line: 11    
hœch, dar umb, daz er der andern aller hüet, und ez\zent
Line: 12    
die andern sicherleich. ist aber daz der hauptman
Line: 13    
ainen menschen siht, schreit er, dar umb, daz sich die
Line: 14    
andern besorgen. wenn die kränch vliegent, setzent
Line: 15    
si sich wider den wint, und wenne si über daz mer vlie\gen   15
Line: 16    
wellent, ezzent si sant, dar umb, daz si mæzig
Line: 17    
sein an der swær, sam Solînus spricht, und dar umb ne\ment
Line: 18    
si auch staindel in die füez zuo dem selben flug,
Line: 19    
und wenn si sehent, daz si auf die mitt koment der schef,
Line: 20    
lâzent si diu staindel vallen. des sint die schef läut   20
Line: 21    
oft innen worden auf dem mer, alsô daz ez stain auf si
Line: 22    
hât geregent in diu schef. und dar umb lâzent si den
Line: 23    
sant niht êr auz irn hälsen, si sein danne sicher, daz si
Line: 24    
daz weter auf dem mer niht betwingen müg. die kränch
Line: 25    
habent oft ainen stain in irm magen, den lâzent si zeletzt   25
Line: 26    
mit dem snabel. der selb stain geprant in ainem feur
Line: 27    
wirt zuo golt. daz habent die gesagt, die ez versuocht
Line: 28    
habent. wenne die kränich verr vliegent über mer, wel\her
Line: 29    
dann under in müed wirt, den nement die andern
Line: 30    
auf sich und füerent in, unz er sein kraft widerpringt.   30
Line: 31    
die kränch werdent swarz in dem alter. die wilden
Line: 32    
kränch werdent oft gevangen mit den haimischen. si
Line: 33    
habent auch die art, daz der kranch, der der êrst ist
Line: 34    
under in an dem flug, der wirt der letzt under in ân
Line: 35    
allen haz und ân neit. Aristotiles spricht, wenn die   35
Line: 36    
kränch den winter fürhtent, vliegent si über Egypten

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Line: 1    
lant und kriegent mit klainen läuten, die sint kaum ainer
Line: 2    
eln lang und haizent pigmêi. daz ist niht ain getiht,
Line: 3    
sam Aristotiles spricht. ez spricht auch diu glôs über
Line: 4    
Ezechielem: daz pigmêisch volk in deinen türnen.
Line: 5    
spricht diu glôs, daz daz volk sei in den landen gegen   5
Line: 6    
der sunnen aufganch. daz volk ist kurzes lebens. der
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kranch vehten ist stark und frävel mit enander,
Line: 8    
daz man si mit der hant gevâhen mag. diu kränchinn
Line: 9    
stêt, wenne si der kranch vogelt.



Chapter / Strophe: 35     35.
Line: 10    
Line: 11    
VON DEM HANEN.



Line: 12    
Gallus haizt ain han. der han hât die art, wenn er
Line: 13    
singen wil, sleht er die flügel zesamen. er hât auch
Line: 14    
die art, daz er in der naht läuter und vester singt, dar
Line: 15    
umb, daz er dester munterr sei, und ze metten zeit singt   15
Line: 16    
er sänftiger gegen dem tag. er hât auch die art, daz er
Line: 17    
diu pfert sänftigt mit seinem gesang des nahts und macht
Line: 18    
die kämel ungestüem. ez sprechent auch etleich, daz
Line: 19    
der han des nahtes die unrehten und die grausamen für\sätz
Line: 20    
oder daz grausam bedünken an krankmüetigen läu\ten   20
Line: 21    
vertreib mit seim gesang. ez ist auch manig kraut,
Line: 22    
daz den hanen widerpringt und daz doch andreu tier ertœtt.
Line: 23    
er hât auch die art, wenn er slâfen wil, fleugt er hôch
Line: 24    
auf und ruowet auf ainem pain. der leb fürht den wei\zen
Line: 25    
hanen. Aristotiles spricht, daz der han kræe nâch   25
Line: 26    
dem streit und nâch dem gesig und niht diu henn. wenne
Line: 27    
der han und diu wahtel ir ebenpild sehent in ainem spie\gel,
Line: 28    
swindet in ir kraft. er ruoft seinen weiben mit
Line: 29    
seinem sänften quiteln zuo dem ezzen, er daz korn
Line: 30    
vindet. ez geschiht auch ze stunden, der han alt wirt,   30
Line: 31    
daz er ain ai legt, daz prüett denne ain krot auz und
Line: 32    
von kümt ain unk, der haizt ze latein basiliscus. die
Line: 33    
henne all tôt sint von dem hann, nimt der han ab
Line: 34    
vor laid und singt niht mêr von grôzem trauren.

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Chapter / Strophe: 36     36.
Line: 1    
Line: 2    
VON DER HENNEN.



Line: 3    
Gallina haizt ain henn. Augustînus spricht, daz diu
Line: 4    
henn die art hab, daz si gar vleizig und fürsihtig sei ge\gen
Line: 5    
irn kindlein, wan si sament si under ir flügel und   5
Line: 6    
füert si und beschirmt si vor dem weien oder vor dem
Line: 7    
hüenrarn. iedoch geschiht daz oft, daz diu üppigen
Line: 8    
hüendl vliehent auz den getrewen flügeln der muoter
Line: 9    
alsô verr, daz si die grimmen vogel hin füerent. pei
Line: 10    
verstên ich die läut, die vliehent auz der gemain der   10
Line: 11    
hailigen christenhait und ahtent niht des pannes und ver\smæhent
Line: 12    
die flügel und die genâd der christenhait; die
Line: 13    
füerent die pœsen gaist in daz ellend irr unsælichait.
Line: 14    
Jacobus der maister spricht, man beraubet die hennen alle
Line: 15    
tag irr air. iedoch lâzent si niht ab ze airn, wie lang   15
Line: 16    
man in neur ain ai an dem nest læzt, und daz haizent
Line: 17    
die gepäurinne ain pilgai, wan ez ist den hennen ain pild
Line: 18    
ze airn. wenn die hennen ze vil airnt, sterbent si
Line: 19    
schier. alsô beschiht den läuten, die sich ze vil under\windent
Line: 20    
leipleicher werk. Johannes der maister spricht,   20
Line: 21    
wenn die hennen an verporgen steten airnt, stênt si
Line: 22    
auf mit ainem geschrai und öffent iriu air unz man ins
Line: 23    
nimpt. wer nu haimleich früht suoch, der schrei klain
Line: 24    
von, ê die rauber im den schatz versteln. Plinius
Line: 25    
spricht, die henn tregt diu air in der rehten seiten irs   25
Line: 26    
leibes, diu händl auz werdent, und tregt diu air in
Line: 27    
der lenken seiten, diu hennel auz werden. diu air,
Line: 28    
diu an der spitz sinbel sint, werdent hennel auz, aber
Line: 29    
diu lang sint und vast spitzig, werdent händl auz. diu
Line: 30    
langen air sint paz gesmach und pezzer ze ezzen wan die   30
Line: 31    
sinweln. ez sprechent etleich vorscher, daz die jungen
Line: 32    
vögel mit den füezen des êrsten in die werlt gên. iedoch
Line: 33    
diu andern tierl koment des êrsten mit iren haupten. aber
Line: 34    
ich wæn, daz si dick die airschaln mit irn snäbeln öffen
Line: 35    
und her für krappeln mit dem haupt des êrsten. diu   35

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Line: 1    
henn arbait vast in dem airsetzen und singet doch nâch
Line: 2    
der gepurt. alsô nâch dem smerzen gêt diu frawe scher\zen.
Line: 3    
diu pest pruot kümt von der hennen vor des lenzen
Line: 4    
ebennähten, daz ist vor sant Gerdruden tag in der vasten.
Line: 5    
aber nâch sunwenden, daz ist umb sant Veits tag, vol\pringt   5
Line: 6    
diu pruot ir rehten grœzen niht, alsô vil minner
Line: 7    
und mêr ernstes dar zuo geschiht. daz schreibt Johannes
Line: 8    
der maister von der nâtûr und daz verstên ich in den
Line: 9    
haizen landen. iedoch in den kalten landen wæn ich,
Line: 10    
daz diu pruot allerpest sei nâch sant Gerdruden tag umb   10
Line: 11    
ôstern vor und nâch. Plinius spricht, diu henn mag niht
Line: 12    
versêrt werden von der slangen, diu aspis haizt, an dem
Line: 13    
tag und si geairt hât. diu henn ist auch ain erznei den
Line: 14    
läuten, die gehecket sint von der selben slangen. die
Line: 15    
slangen sint gelber varb oder wahsvar, als her nâch kunt   15
Line: 16    
wirt, wir von den slangen sagen. ach, mein herzen\lieber
Line: 17    
freunt, alsô scholt wir auch alle tag etswaz guotes
Line: 18    
tuon, wie klain daz wær, daz uns der pœs gaist iht ge\sêren
Line: 19    
möht. wilt wizzen, welhiu air guot sint zuo der
Line: 20    
pruot, leg si in ain wazzer; welhez dann ob swimmet,   20
Line: 21    
daz ist pœs und niht gar vol innen; aber daz ze podem
Line: 22    
vellt, daz ist vol und guot. diu schafferinn ain hen\nen
Line: 23    
über well setzen ze prüeten, daz schol sein nâch dem
Line: 24    
und der môn new ist worden, wan hebt man ez ê an,
Line: 25    
betreugt ez oft. ez verderbent auch diu prüetair dicke   25
Line: 26    
von ainem gæhen donr oder von des habichs stimme.
Line: 27    
iedoch hât man ain kunst wider, daz in der donr iht
Line: 28    
schad: der ainen eisnenn nagel nimt und legt in twerhs
Line: 29    
zwischen diu air, oder inwendig setzet den nagel aufge\rihts,
Line: 30    
schadet in der donr niht. Plinius spricht, ist daz   30
Line: 31    
man golt zelæzt und ainer hennen glider dar zuo mischet,
Line: 32    
verzernt si daz golt in sich, alsô daz man gesprechen
Line: 33    
mag, die hennen sint ain vergift des goldes. wer ainen
Line: 34    
totern nimt ains ais, daz gelegt ist in dem vollen môn,
Line: 35    
und ain gemailt wüllein tuoch mit reibt und dar nâch   35
Line: 36    
wescht, daz verleuset seineu mail von. Aristotiles

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Line: 1    
spricht, ez sint vil vogel krummer vinger, die wênig
Line: 2    
airent. er spricht auch, die langen air, diu spitzig haupt
Line: 3    
habent, die pringent erl; aber sinwelliu air, diu an der
Line: 4    
spitz sinwel sint, diu pringent siel, und die vogel werdent
Line: 5    
an dem spitzigen tail. er spricht auch mêr, diu air ha\bent   5
Line: 6    
zwuo varb, weiz und gel. daz weiz in dem ai ist
Line: 7    
ain anvanch der gepurt, aber daz gel ist ain speis und
Line: 8    
ain narung des vogels in der schaln und auch ain speis
Line: 9    
des menschen. er spricht auch, daz kain ai perhaft sei
Line: 10    
denn der gevogelten sien air, des ern sâm zuo gemi\schet   10
Line: 11    
ist. er spricht auch, daz daz hüendl volprâht werd
Line: 12    
in zehen tagen. wenne daz ai volprâht ist, kümt daz
Line: 13    
grœzer tail ê ze land und daz klainer dar nâch.
Line: 14    
Ez ist auch ze wizzen, als die maister von der nâtûr
Line: 15    
schreibent: allez gefügel wirt zwir geporn. von êrsten   15
Line: 16    
werdent diu air, nâch die vogel auz den airn werdent
Line: 17    
geporn und geformiert in der schaln mit der muoter hitz.
Line: 18    
diu air habent die kraft, wenne si in der pruot sint, ob
Line: 19    
man ain holz mit begeuzet, daz print niht und sint
Line: 20    
zæher fäuht, daz man der gleser stuck mit zesamen   20
Line: 21    
leimt. ez spricht auch Aristotiles, wer daz weiz in den
Line: 22    
airn nimt und læzt ez in ain trüebz getrank oder in ainen
Line: 23    
syropp, daz macht ez lauter und dünn. alsô mach wir
Line: 24    
in däutschen landen die trüeben wein und allermaist die
Line: 25    
Botzner und Traminner in sölher temperung, diu dar zuo   25
Line: 26    
gehœrt. ez ist ain puoch, daz haizt historia Jeronimi
Line: 27    
und haizt ze däutsch daz puoch von den geschehen
Line: 28    
dingen, daz Jeronimus hât gemacht, daz spricht, daz in
Line: 29    
Egypten land der hüenr air die art haben, sei daz man
Line: 30    
si werm sänfticleich pei dem feur, werden hüendl dar   30
Line: 31    
auz ân der muoter pruot. und dar umb wie vil air ain
Line: 32    
mensch hât, vil hüendl mag er in ainem tag gewinnen
Line: 33    
mit der kunst. Aristotiles spricht, daz ain vorscher, der
Line: 34    
die haimlichait der nâtûr ervorschen wolt, legt hüenrair
Line: 35    
under ain küssein und sprach, er möht si lang dar   35
Line: 36    
under halten, unz hüendl dar auz würden. die maister

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Line: 1    
in der nâtûr haizent sölich wundrær egperimentatores.
Line: 2    
nu habent etleicheu püecher ze latein: potator posuit ova
Line: 3    
sub pulvinari et dixit, quod continuaret potum quousque
Line: 4    
eztraherentur pulli; daz spricht ze däutsch: ain trinker
Line: 5    
legt air under ain küssein und sprach, er möht lang   5
Line: 6    
trinken, unz hüendl auz den airn slüffen. zwâr diu ge\schrift
Line: 7    
ist valsch, wan die trinker ahtent sölicher witz
Line: 8    
niht, und wæn, ain trinker hieze im diu air lieber sieden
Line: 9    
oder prâten und æze si zuo seim trinken. Aristotiles
Line: 10    
spricht, diu henn airt allzeit ân in den zwain mônn der   10
Line: 11    
zwair sunwenden, daz ist umb sant Veits tag und umb
Line: 12    
sant Lucien tag. er spricht auch, welheu hüenr vil airnt,
Line: 13    
die sterbent schier, und welheu hüenr ob irn airn niht
Line: 14    
ruoent, die siechent und werdent krank. welheu hüenr
Line: 15    
man ätzt mit halbgekochter gersten, diu legent vil air   15
Line: 16    
und grœzer air denn andreu hüenr. wenn der môn wehst,
Line: 17    
sa schol man den hüenren ir air underlegen.



Chapter / Strophe: 37     37.
Line: 18    
Line: 19    
VON DEM CAPPAN.



Line: 20    
Gallus gallinacius haizt ain cappân und haizt dike   20
Line: 21    
in der geschrift pepo, daz ist ain han, der seinr gezeug\lein
Line: 22    
beraubt ist, und spricht man, si werden snell vaizt,
Line: 23    
dar umb, daz si der unkäusch werk nit derr noch meger.
Line: 24    
ez spricht ain vorscher in der nâtûr, der cappân wirt vaizt
Line: 25    
mit den hennen, aber er macht die hennen niht fruhtbær;   25
Line: 26    
er wirt gespeiset mit in, aber er beschirmt ir niht; er
Line: 27    
singet niht und erkennt die zeit des tages und der naht
Line: 28    
niht. die cappân sint zuo nihtiu nütz dan in die kuchein.
Line: 29    
si habent pezzer flaisch wan kain ander gefügel, wan der
Line: 30    
cappân flaisch macht guot pluot und fuoret gar wol.    30
Line: 31    
von sprach maister Jordan predigær ordens (sô sein got
Line: 32    
zuo guot gedenk) in ainer pfaffenpredig, er rett zuo
Line: 33    
den kôrherren und zuo andern pfaffen, die besament

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Line: 1    
wâren: Sobna der schreiber wirt über gefüert als ain
Line: 2    
cappân. eiâ, hin? treun, an kain ander stat danne in
Line: 3    
des teufels kuchein. eiâ, war umb? treun, singt er
Line: 4    
niht und ist unperhaft und ist unwerleich. pei dem
Line: 5    
schreiber verstê wir unser prêlâten und ander pfaffen, die   5
Line: 6    
sint unperhaft in gaistleichen werken, wan si machent
Line: 7    
niht gaistleicher kind: wolt got, daz si der leipleichen
Line: 8    
auch niht machten; sie singent ir tagzeit niht: wolt got,
Line: 9    
daz si si spræchen mit andâht und süngen niht werltlei\cher
Line: 10    
lieder. singt der ainen Frawenlop, der ainen   10
Line: 11    
Marner, der ainen starken Poppen. der poppen ist
Line: 12    
vil worden, daz si der gotshäuser guot und êr verpop\pelnt.
Line: 13    
si sint auch niht werleich, wan sie beschirment
Line: 14    
iriu schæfel niht. weder mit gebet noch mit predig noch
Line: 15    
mit gaistleichen strâfen. der verfluochten hirten, si   15
Line: 16    
sint mietnemer. wenne die ir miet und ir gâb enpfangen
Line: 17    
habent, kümpt ain wolf under diu schâf, vliehent si
Line: 18    
und lâzent diu schæfel in angsten und in nœten. dar
Line: 19    
umb sint si zuo nihtiu nütz dann in des teufels kuchein.
Line: 20    
der vaizten cappân waiz ich laider vil. mit den cappân   20
Line: 21    
tregt der pœs gaist die klainen spizvogel, sam die kôr\herren,
Line: 22    
pfarrer, münich und ander gaistleich flaischleich
Line: 23    
läut, in daz êwig leiden, die ir pfrüent nement ân fruht\pæreu
Line: 24    
werk. nu lâz wir daz hie bestên, ez ist genuog
Line: 25    
an daz zil gepolt, und sagen wir mêr von dem cappân.   25
Line: 26    
Jacobus und Lapidarius (daz ist der von den edeln stai\nen
Line: 27    
hât geschriben) sprechent, daz man die hanen oft
Line: 28    
beraub irr gezeugel wenn si dreier jâr alt sein, und lâz
Line: 29    
man si dar nâch leben fünf oder sehs jâr, vind man
Line: 30    
in der cappân lebern ainen edeln stain, der haizt allec\torius,   30
Line: 31    
und hiez ze däutsch wol der minnenzieher oder
Line: 32    
der minnenzæmer, dar umb, daz er die frawen iren man\nen
Line: 33    
minnenzæm macht. wenne der stain ist gewachsen
Line: 34    
in der cappân lebern, dürst si niht mêr und trinkent
Line: 35    
auch niht mêr, und dar umb, welher mensch den stain   35
Line: 36    
in seinem mund tregt, dem vergêt der durst.

Page: 198  



Chapter / Strophe: 38     38.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM VASANT.



Line: 3    
Gallus silvester haizt ain walthan und haizt auch ain
Line: 4    
vasant, als Plinius spricht. daz ist gar ain schœner vo\gel
Line: 5    
und hât niht kamps auf dem haupt noch hât der   5
Line: 6    
starken sporn niht, sam die haimischen hann habent an
Line: 7    
den füezen. iedoch ist er gar ain küener vogel, und daz
Line: 8    
wizzent die vogelær wol an im und machent ainen puk\lær
Line: 9    
von weizem leineim tuoch und ze mitlist dar ein von
Line: 10    
rôtem tuoch ain rôtez flekel. daz siht der vasant an mit   10
Line: 11    
grôzem vleiz und nimt in sein wunder. in der zeit treibt
Line: 12    
in der vogler mit dem schilt rücklingen in ain netz, daz er
Line: 13    
im geriht hât. alsô væht man den walthanen. der vo\gel
Line: 14    
bedäutt die läut, die irr augen zügel auz werfent in
Line: 15    
die glüst diser werlt und vallent in des pœsen gaistes   15
Line: 16    
netz. , aug, wie ain schalkhafter pot pist mensch\leicher
Line: 17    
vernunft! zaigst uns golt und seiden, lieht
Line: 18    
prehend stern auz weizen krausen wolken und lônest uns
Line: 19    
laider übel zeletzt mit deiner potschaft. wer vellte Da\vit,
Line: 20    
wer Salomôn und wer die weissten und die sterkesten   20
Line: 21    
hie auf erden? eiâ, aug, des wære pot, als noch
Line: 22    
vil dicke pist. Alexander der maister spricht, wer ainen
Line: 23    
vasant vâhen well, der bedek sich mit ainem tuoch,
Line: 24    
der vogel angemâlet sei, und zaig sich dem vasant,
Line: 25    
volgt er im unz an daz netz. schreit dan der voglær   25
Line: 26    
oder sleht die hend zesamen und erschrecket den vogel,
Line: 27    
daz er in daz netz vellt. der vasant hât die art, daz er
Line: 28    
sein haupt in ain stauden verpirgt und wænt, er hab sich
Line: 29    
ze mâl verporgen, und alsô væht man in dik. , mein
Line: 30    
herz, wie dick daz geschiht, daz wir niemant sehen und   30
Line: 31    
daz haupt unserr sêl verpergen, daz ist unser vernunft,
Line: 32    
und daz uns der wol siht, der alliu dinch an schawet.
Line: 33    
der vasant traurt in trüebem weter und verpirget sich
Line: 34    
dann in den wälden und in den puschen. er gêt des
Line: 35    
morgens und des âbends auz dem wald, und væht   35

Page: 199  
Line: 1    
man in gar leiht. er verändert sein federn von der vaiz\tin
Line: 2    
und vernewt sich alsô. er hât auch edler und senfter
Line: 3    
flaisch danne ander waltvogel, und dar umb ist er ain
Line: 4    
guot wilpræt.



Chapter / Strophe: 39     39.
Line: 5    
Line: 6    
VON DEM HEHER.



Line: 7    
Garrulus haizt ain heher, und ist ze latein als vil
Line: 8    
gesprochen als ain klaffer, sam Isidorus spricht, wan er
Line: 9    
ist kläffischer dan kain ander vogel und hât ain unmæzig
Line: 10    
stimm. er fleugt von ainem vogel hinz dem andern und   10
Line: 11    
klafft ümmer mêr und mag selten ain ander vogel für in
Line: 12    
gevliegen oder gehupfen, den er niht anschrei. er äntert
Line: 13    
all ander vogel mit der stimm, alsô daz er sein stimm
Line: 14    
anderr vogel stimm geleicht, reht sam er ir spot. wenne
Line: 15    
man den vogel alsô jungen væht und in zeuht in ainem   15
Line: 16    
vogelhaus, lernt er reden und klaffet durch den tag,
Line: 17    
alsô daz in der sparwær oft hin füert von seim klaffen.
Line: 18    
des vogels federn habent mangerlai varb, daz er aller
Line: 19    
anderr vogel varb hât. er wirt dicke tobent, sam die
Line: 20    
vorscher sprechent, alsô daz er unsinnig wirt, daz er   20
Line: 21    
sich erhæht in die zwislegen este auf den paumen. Pei
Line: 22    
dem vogel verstên ich die nâchklaffer, die iedem men\schen
Line: 23    
nâchredent und werdent doch gevangen oft von
Line: 24    
êrbern läuten in irm valschen klaffen.



Chapter / Strophe: 40     40.
Line: 25    
Line: 26    
VON DEM RUOCHEN.



Line: 27    
Graculus haizt ain ruoch. der vogel ist krâen ge\slähtes,
Line: 28    
aber er ist klainer an dem leib denne ain krâw.
Line: 29    
er hât die art, daz er gern nistt auf gar hôhen paumen,
Line: 30    
als auf den hôhen vorhen, und nistent ir vil zesamen,   30
Line: 31    
daz man oft siben nest oder mêr auf ainem paum siht.
Line: 32    
ez sint gar sänft vogel gegen enander, und von be\leibent

Page: 200  
Line: 1    
si pei enander. der vogel ist gar schraiig, iedoch
Line: 2    
allermaist in der zeit der unkäusch, als in dem lenzen,
Line: 3    
und in der selben zeit speist der er die sien vor rehter
Line: 4    
lieb. der jungen ruochen flaisch ist guot ze ezzen und
Line: 5    
aller pest wenn man in die haut ab gezeuht. Pei dem   5
Line: 6    
vogel verstên ich die gaistleichen guoten läut, die fridsam
Line: 7    
leben mit enander habent und ainz daz ander speiset gaist\leichen
Line: 8    
mit guoter lêr oder leipleichen auch in gotes êr,
Line: 9    
und daz geschiht allermaist in der zeit der götleichen lieb.



Chapter / Strophe: 41     41.
Line: 10    
Line: 11    
VON DER SWALBEN.



Line: 12    
Hirundo haizt ain swalb. der vogel wirt gespeiset
Line: 13    
in seim flug von den snâken und von den mucken oder
Line: 14    
von den fliegen in dem luft. Isidorus spricht, daz diu
Line: 15    
swalb von den grimmen vogeln nümmer gelaidigt werd,   15
Line: 16    
reht als ob si hailig sei. wenn den jungen swalben diu
Line: 17    
äugel tuont, pringt in diu muoter ain kraut, haizt
Line: 18    
celidonia, daz ist schellkraut, wan daz ist guot zuo den
Line: 19    
augen. Plinius spricht, daz allein der vogel flaisch ezz
Line: 20    
under allen vogeln, die niht negel habent an den vingern.   20
Line: 21    
daz verstên ich von den vogeln, die zemâl niht negel
Line: 22    
habent oder klâen. die swalben vliegent über mer und
Line: 23    
beleibent den winter , alsô sprechent etleich. si ha\bent
Line: 24    
auch wênig flaischs und daz ist swarz und habent
Line: 25    
vil federn und grôz flügel und dar umb ist ir flug gar   25
Line: 26    
snel. wer der swalben pluot nimt under dem rehten
Line: 27    
flügel, daz ist zuo den kranken augen guot. Solînus
Line: 28    
spricht, daz diu swalb von nâtûr vor wizz, wenne ain haus
Line: 29    
oder ain dach vallen well, und daz fleuht si danne. si
Line: 30    
begert auch niht grôzer hœh zuo irm nisten. ez sint   30
Line: 31    
etleich swalben, die tragent edel stain in irn leibeln und
Line: 32    
ist etleicher der selben stain swarz und etleicher rôt und
Line: 33    
haizt celidonius. der stain waz der kraft hab daz wirt
Line: 34    
her nâch kunt, wan er ist den môntöbigen läuten guot,

Page: 201  
Line: 1    
die ze latein lunatici haizent, und vertreibt die schäd\leichen
Line: 2    
fäuhten in dem menschen. wenne man in mit
Line: 3    
wazzer wescht, kreftigt er diu kranken augen. man
Line: 4    
erkent die jungen swalben alsô die den stain habent,
Line: 5    
wenn si die snäbel zuo einander habent in dem nest zuo   5
Line: 6    
ainem zaichen irs frids gegen einander, wan die andern,
Line: 7    
die des stains niht habent, die habent diu häuptel von
Line: 8    
enander gekêrt. der swalben mist schatt den augen gar
Line: 9    
sêr wenne er dar ein vellt, als man list von dem alten
Line: 10    
Tobia, der von plint wart. der swalben kindel sint   10
Line: 11    
des êrsten plint. die sien werdent fruhtbær allain von
Line: 12    
dem trahten des gailn gelustes. Aristotiles, Plinius und
Line: 13    
Adelînus sprechent, sei daz man der swalben kindel plent,
Line: 14    
in komen diu augen wider. die swalben werdent niht
Line: 15    
haimisch und auch die mäus, und daz ist ain wunder,   15
Line: 16    
seind doch der lewe und der elephant haimisch werdent,
Line: 17    
die verr grœzer sint. Aristotiles spricht, daz die swal\ben
Line: 18    
zwir airn in ainem jâr, iedoch verderbent diu winter\zeiten
Line: 19    
von dem frost. daz verstên ich in den landen über
Line: 20    
mer, wan pei uns airnt si neur ains mâls.   20



Chapter / Strophe: 42     42.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM EIB.



Line: 23    
Ibis haizt ain eib. daz ist ain vogel, der izt slangen
Line: 24    
und slangenair und dar umb begegent die vogel den
Line: 25    
vliegenden slangen, die auz dem land Arabia vliegent,   25
Line: 26    
und frezzent si, ê si koment in diu land nâhent pei Arabi,
Line: 27    
und von wænent manig gramatici, daz sint der rede
Line: 28    
maister, daz ibis ain storch haiz, wan ain storch izt auch
Line: 29    
slangen. aber ich wæn, ez sei anderlai vogel, dem stor\chen
Line: 30    
geleich an der nâtûr, dar umb, daz die maister von   30
Line: 31    
der nâtûr sunderleich von in paiden schreibent. der flie\genden
Line: 32    
slangen vergift ist snel in irm werk, daz si
Line: 33    
den menschen tœtt, ê er des smerzen enpfind. Solînus
Line: 34    
spricht, daz der vogel mit dem snabel seineu air geper,

Page: 202  
Line: 1    
und wer seineu air izt, der stirbt. Isidorus spricht, daz
Line: 2    
der vogel sich selber säuber in dem leib mit seim sna\bel,
Line: 3    
alsô daz er des meres wazzer mit seim snabel in
Line: 4    
den aftern geuzet und cristiert sich selber. er gêt tag
Line: 5    
und naht pei dem mer oder pei andern wazzern und kümt   5
Line: 6    
doch dar ein niht, wan er izt neur daz âs, daz auz den
Line: 7    
wazzern kümt von vischen und von andern tiern. Pei
Line: 8    
den vogeln maht verstên die vesten rihter, die mit
Line: 9    
irem starken geriht die schedleichen läut vertreibent und
Line: 10    
verderbent.   10



Chapter / Strophe: 43     43.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEM EISVOGEL.



Line: 13    
Isida haizt ain eisvogel und hât den namen von sei\ner
Line: 14    
stimme, wan er schreit ysi, ysi. der vogel hât zwên
Line: 15    
vinger an dem fuoz und krum negel oder klâen dar an,   15
Line: 16    
aber er hât ainen klainen slehten snabel. ez ist ain klai\ner
Line: 17    
vogel, aber er ist gar schœn an den federn. gemain
Line: 18    
läut wænent, wer dem tôten vogel die haut abzieh mit
Line: 19    
den federn und spanne si an ain want, mauze sich diu
Line: 20    
haut all jâr reht als an dem lebentigen eisvogel. Der   20
Line: 21    
vogel bedäut die menschen, die ir alt pœs gewonhait le\bendig
Line: 22    
niht lâzen wellent, die si doch alsô tôt lâzen
Line: 23    
müezent, wan die enpfâhent in genem leben leiden und
Line: 24    
pein umb ir wolgelust hie auf erden, und enpfâhent smer\zen
Line: 25    
und êwigez trauren umb die kurzen fräud, die si hie   25
Line: 26    
habent. auwê, wie ain wehsel daz ist! hilf, parmher\zigeu
Line: 27    
muoter, auz disem kauf an unserm letzten end,
Line: 28    
unser schier vergezzen wirt von aller diser werlt!



Chapter / Strophe: 44     44.
Line: 29    
Line: 30    
VON DEM KEICHEN



Line: 31    
Kiches haizt ain keich. der vogel hât mangerlai
Line: 32    
stimm und verändert sein stimm vil nâhen all tag. wenn

Page: 203  
Line: 1    
des selben vogels kinder stark worden sint und wol
Line: 2    
gevidert, daz si gefliegen mügent, speisent si vater
Line: 3    
und muoter und fristent ir leben in dem nest ân all ir
Line: 4    
arbait. Ach got, wie hâst uns vil lêr geben an
Line: 5    
den unvernünftigen crêatûren, mit wir gemant werden   5
Line: 6    
zuo tugentleichen werken. der vogel danket vater und
Line: 7    
muoter der arbait, die si mit im heten, er sich niht
Line: 8    
vermoht. nu sach ich ainen priester, der genuog het und
Line: 9    
liez seinen vater von haus ze haus peteln gên. owê,
Line: 10    
wie klain het der ainem frömden sein almuosen geben   10
Line: 11    
mir oder aim andern armen, der doch selber des almuo\sens
Line: 12    
ze vil het. pfui dich, geschriftlastrær, tuost
Line: 13    
dein verstantnüss hin?



Chapter / Strophe: 45     45.
Line: 14    
Line: 15    
VON DEM LAUREN



Line: 16    
Laurus haizt ain laur. der hât zwairlai nâtûr, wan
Line: 17    
er lebt in dem wazzer und in dem luft. er swimmet in
Line: 18    
dem wazzer und fleuget in dem luft und ist sein glust
Line: 19    
in paiden elementen. Pei dem vogel verstên ich ainen
Line: 20    
gedultigen menschen, der seinr tugent niht vergizzet in   20
Line: 21    
glück und in ungelück. der fleugt in dem glück und
Line: 22    
praitt die flügel seinr miltichait über arm läut, aber in
Line: 23    
dem ungelück swimmet er und wet in mangem leiden und
Line: 24    
ist im sein leiden lustik mit der vernunft durch des lei\dens
Line: 25    
willen, daz Christus hât durch in erliten und auch   25
Line: 26    
dar umb, daz unglück und glück peidiu ungewis sint und
Line: 27    
unstæt.



Chapter / Strophe: 46     46.
Line: 28    
Line: 29    
VON DEM LEUZEN.



Line: 30    
Lucinia haizt ain leuz. von dem vogel spricht Am\brosius   30
Line: 31    
in dem puoch exameron, wenn er seineu air prüett,
Line: 32    
singet er die langen naht mit gar süezem gesang und

Page: 204  
Line: 1    
ist sein mainung, er well seineu air lebendig machen mit
Line: 2    
gesang und mit leipleicher hitz. alsô macht der leo
Line: 3    
auch seineu welf lebentig mit geschrai, als Augustînus
Line: 4    
und ander lêrer schreibent. Pei dem vogel verstên ich
Line: 5    
die lêrer, die mit worten und mit werken ir junger le\bentig   5
Line: 6    
machent in guoten werken und si schickent in
Line: 7    
daz êwig leben. aber laider unser lêrer sagent uns weiz
Line: 8    
und würkent swarz.



Chapter / Strophe: 47     47.
Line: 9    
Line: 10    
VON DEM WEIEN



Line: 11    
Milvus haizt ain wei. der vogel fleugt saim und
Line: 12    
swebt in den lüften alsô, daz er die flügel niht vast wegt
Line: 13    
in dem flug. der wei ist gar ain zucker und ain rauber
Line: 14    
und lâgt aller maist haimischer vogel und ist dem ha\bich
Line: 15    
gleich an den kræuln, an den füezen und an dem   15
Line: 16    
snabel, aber er hât krum flügel niht aufgereht sam der
Line: 17    
habich hât. ain vorscher spricht von dem weien, daz der
Line: 18    
wei gar küen sei an klainen dingen, aber an grôzen dingen
Line: 19    
sei er zaghaft. in jagt der sparwær, wie daz sei, daz der
Line: 20    
wei dreistunt grœzer sei dan der sparwær. der wei mag   20
Line: 21    
sein federn niht ab geziehen, er vlieg denne gegen mittem
Line: 22    
tag an daz mer und trink des gesalzenn merwazzers; und
Line: 23    
dar umb wenne diu zeit kümt, daz er sich mauzen schol,
Line: 24    
læzt er daz lant seiner wonung und fleugt an die vor
Line: 25    
genanten stat, und daz maint Jeronimus, wenn er spricht:   25
Line: 26    
der wei hât sein zeit erkant an dem himel. Pei dem
Line: 27    
weien verstên ich den sünder, der ist küen zuo allen
Line: 28    
kranken werken, daz sint die wolglüst diser werlt, und
Line: 29    
ist zaghaft zuo grôzen dingen, diu zuo den êwigen fräu\den
Line: 30    
gehœrent. der sündær lâgt aller maist haimischer   30
Line: 31    
dinge, daz sint des leibes wolgelüst. der sündær hât
Line: 32    
krum flügel ze fliegen all krum weg. die alten federn
Line: 33    
zeuht der sünder niht ab, denne er naig sich gegen mit\tem
Line: 34    
tag, der sunnen hitz allermaist ist, daz ist gotes

Page: 205  
Line: 1    
parmherzichait, wan got ist diu wâr sunne. schol er
Line: 2    
trinken des gesalzenn wazzers, daz ist wâreu peiht und
Line: 3    
ganzeu rew.
Line: 4    
Mein herz pitet mich und mant mich der spiegel
Line: 5    
meiner sêl umb sölich zuogâb in disem puoch, und   5
Line: 6    
wærleich, ich vermag sein niht wol, wan ich vil arbait
Line: 7    
hân in andern künsten, die mir vor frömd wâren, und
Line: 8    
auch mit andern dingen, diu mich anvehtent.



Chapter / Strophe: 48     48.
Line: 9    
Line: 10    
VON DER MERGANS



Line: 11    
Meauca haizt ain mergans. daz ist ain vogel won\haft
Line: 12    
in dem mer und ist grœzer denn ain änt und klai\ner
Line: 13    
denn ain rehteu gans. der vogel ist girig allermaist
Line: 14    
nâch menschleichem âs, und von, wenn ain ungewiter
Line: 15    
ist auf dem mer, schreit er ân underlâz meauce, meauce,   15
Line: 16    
reht sam er sich fräw der läut, die auf dem mer ertrin\kent.
Line: 17    
dar umb haizt man in auch meauca nâch seiner
Line: 18    
stimm. des aller êrsten vâret er des augen an dem tô\ten
Line: 19    
menschen. er lâgt der klainen tierl allermaist,
Line: 20    
diu sint gesament. Pei der mergans oder pei der meau\cen   20
Line: 21    
verstên ich den pœsen gaist, der wartet unser in disem
Line: 22    
ellenden mer der unstæten werlt und fräut sich des krie\ges
Line: 23    
und des ungewiters, von wir in tœtleich sünd ge\vallen.
Line: 24    
der vârt uns des êrsten der augen, daz ist des
Line: 25    
liehtes und der kraft unserr vernunft: wenn er uns dar   25
Line: 26    
an verplendet, væht er uns leiht.



Chapter / Strophe: 49     49.
Line: 27    
Line: 28    
VON DER AMSELN.



Line: 29    
Merula haizt ain amsel und hiez hie vor ze latein mo\dula,
Line: 30    
daz haizt ze däutsch ain süez sängel, dar umb, daz   30
Line: 31    
der vogel süezleich singt und allermaist in dem lenzen,
Line: 32    
wan winterzeiten sweigt er als ain stumm. diu haimisch

Page: 206  
Line: 1    
amsel izt flaisch wider ir nâtûr und diu singt süezleicher
Line: 2    
wan die andern. diu amsel mag kaum gevliegen vor
Line: 3    
vaizten in dem winter. si padet sich gern und saubert
Line: 4    
sich mit dem snabel und ist doch swarz. si wirt rôt nâch
Line: 5    
swarzer varb, allermaist an dem snabel und an den füe\zen.   5
Line: 6    
si verändert irn snabel alliu jâr an der varb. ie\doch
Line: 7    
hân ich ain weize amsel gesehen, die het mein herr
Line: 8    
von Hainberch tuomprobst ze Regenspurch. daz was
Line: 9    
von, daz der selb vogel von ainem kalten sâmen komen
Line: 10    
was und daz sein vater ain kalt dinch gezzen het, sam   10
Line: 11    
pilsensâm ist oder etwaz anderz, oder in der pruot ist ain
Line: 12    
kaltez dinch zuo dem ai gevallen, wan in dem selben nest
Line: 13    
wâren zwuo swarz amseln und zwuo weiz und ain swar\zeu
Line: 14    
diu het ainen weizen zagel. daz aber diu kelten ain
Line: 15    
ursach sei der weizen varb an den tiern, des nim war an   15
Line: 16    
allen tieren in Norweien lant. daz ist gar ain kaltez lant
Line: 17    
und vint man weiz pern, weiz amseln, weiz raben und
Line: 18    
vêh aichorn, die in den warmen landem rôt sint und swarz.
Line: 19    
scholt auch wizzen, daz ainerlai amseln sint, die sint
Line: 20    
vil grœzer wan die gemain amseln und sint wol als die   20
Line: 21    
tâhen, si habent aber rôt snäbel und rôt füez; die hai\zent
Line: 22    
ze latein caprimulgi, daz spricht ze däutsch gaizmelk,
Line: 23    
dar umb, daz si in der hirten ställ vliegent und sitzent
Line: 24    
auf der gaiz äuter und saugent die milich dar auz, und
Line: 25    
von dem raub swint daz äuter und die gaiz verplindent.   25
Line: 26    
die selben vogel gesehent under stunden niht, als man sagt.



Chapter / Strophe: 50     50.
Line: 27    
Line: 28    
VON DER TAHEN.



Line: 29    
Monedula haizt ain tâh und ist ze latein als vil ge\sprochen
Line: 30    
als ain münzheb, sam Jacobus spricht, dar umb,   30
Line: 31    
daz diu tâch gar gern pfenning auf hebt und hât die
Line: 32    
münz liep. wenn diu tâch golt oder silber vint, daz ver\stilt
Line: 33    
si und verpirgt ez. sein flaisch ist der art, daz ez
Line: 34    
der tâhen ir haupt kräuselnt macht, und von glust si,

Page: 207  
Line: 1    
daz man si kräw auf dem haupt. Pei der tâhen verstên
Line: 2    
ich die geitigen wuochrær, die tag und naht iren vleiz
Line: 3    
und ir lieb auf gelt legent und verpergent ez, daz ez
Line: 4    
dick weder in noch andern läuten nütz wirt. von dem
Line: 5    
wuochrær spricht her Davit: er schatzsament und waiz   5
Line: 6    
niht, wem er ez sament.



Chapter / Strophe: 51     51.
Line: 7    
Line: 8    
VON DEM TAUCHERL.



Line: 9    
Mergus haizt ain taucherlein, dar umb, daz ez sich
Line: 10    
dick tauchet in dem wazzer. Ambrosius spricht, wenn   10
Line: 11    
sich diu taucherlein an den grunt oft senkent, daz be\däut
Line: 12    
ungewiter, wan si nement diu zaichen der unstæti\kait
Line: 13    
an dem grund, und wenn si sehent, daz daz mer
Line: 14    
gar ungestüem wil werden, vliehent si mit ainem ge\schrai
Line: 15    
an daz gestat. daz taucherl hât die art, wenn man   15
Line: 16    
ez slahen wil auf dem wazzer, tauchet ez sich under,
Line: 17    
und bedäut die jungen läut: wenne man die strâfet,
Line: 18    
entschuldigent si sich mit red und vliehent. ez spricht
Line: 19    
ain vorschær, daz diu taucherl in dem winter vaizter sein
Line: 20    
dann in dem sumer, dar umb, daz si minner wegung   20
Line: 21    
pflegent und mêr ruoent in dem winter denn in dem su\mer,
Line: 22    
wan ain iegleich tier fräut sich des liehten lautern
Line: 23    
luftes mêr denn des trüeben.



Chapter / Strophe: 52     52.
Line: 24    
Line: 25    
VON DEM SPARWÆR



Line: 26    
Nisus haizt ain sparwær. daz ist ain edel vogel und
Line: 27    
ist klainr an der grœz und an der sterch denne der greif\falk,
Line: 28    
der herodius haizt, und habent doch paid ainrlai
Line: 29    
varb, sam etleich sprechent. aber die alsô sprechent die
Line: 30    
wænent, daz herodius ain gemainer valk haiz, und daz   30
Line: 31    
ist niht wâr, als wir hie vor gesagt haben von dem greif\falken.
Line: 32    
der sparwer fleuget mit dem falken, wie daz sei

Page: 208  
Line: 1    
daz si paid nâhent ain varb haben, wan er ist ain häz\ziger
Line: 2    
hôchvertiger vogel, und dar umb versmæht er seineu
Line: 3    
geleichen und sein aigen gesläht durchæhtt er reht sam
Line: 4    
ainen fremden vogel, und daz ist wider aller anderr vo\gel
Line: 5    
siten, wan, sam Aristotiles spricht, ain iegleich raubent   5
Line: 6    
vogel vertregt seinem gesläht, sam ain habich aim andern
Line: 7    
habich und ain falk aime andern falken, aber des adels
Line: 8    
hât der spärwær niht. alsô tuot der pœs mensch, der
Line: 9    
seinen næhsten durchæhtt und tœtt. iedoch hât der spär\wær
Line: 10    
ain tugent an im, daz er winterzeiten ainen leben\tigen   10
Line: 11    
vogel, den er gevangen hât, die ganzen naht helt
Line: 12    
under seinen klâen, daz im dester wermer sei, und læzt
Line: 13    
in des morgens fliegen. alsô gedenkt er der guottæt, die
Line: 14    
er enpfangen hât von dem gevangen vogel, sam Fulgen\tius
Line: 15    
spricht. ach wie ain schœn ebenpild daz ist den   15
Line: 16    
sänften pärmigen herzen! aber den, die allain en\pfangner
Line: 17    
guottæt niht gedenkent, sunder si gebent übel
Line: 18    
umb guot. der ist laider vil auf erden.



Chapter / Strophe: 53     53.
Line: 19    
Line: 20    
VON DER ÄULEN.



Line: 21    
Nocticorax haizt ain äul und ist ze latein als vil ge\sprochen
Line: 22    
als ain nahtrab, sam Adelînus spricht, und haizt
Line: 23    
auch noctua ze latein. der vogel hât die vinstern naht
Line: 24    
liep und fleugt mit aufgerihter prust und schreit gar
Line: 25    
tüsterleichen. er lebt von mensleicher unsauberkait und   25
Line: 26    
singet wider übel, aber daz singen hieze paz greinen und
Line: 27    
wainen. er hazzet daz lieht und hebt an ze wachen wenn
Line: 28    
andreu tier slâfen gênt, und suocht in der naht sein na\rung.
Line: 29    
wan flüg er des tages, schriren in all ander
Line: 30    
vogel an und liezen in kain ruow haben. er hât ain grôz   30
Line: 31    
haupt und daz ist niht geschikt sam anderr vogel haupt.
Line: 32    
er hât auch ainen krummen snabel sam ain spärwær und
Line: 33    
hât hâkot zehen gar scharpf an den füezen. die äuln
Line: 34    
habent gar witzigen streit mit andern vogeln, wan sam

Page: 209  
Line: 1    
Plinius spricht, wenn si der mensch oder ander vogel
Line: 2    
laidigen wellent, vellt si an den ruck und wert sich
Line: 3    
mit dem snabel und mit den füezen. aber der habich
Line: 4    
hilft ir oft und schaidet den streit von der aigenchait
Line: 5    
seiner nâtûr. wenn diu äul kümt in ain insel, haizt Creta,   5
Line: 6    
stirbt si zehant. ir flaisch ist guot den kranken gli\dern,
Line: 7    
diu daz paralis geslagen hât. Pei der äuln verstê
Line: 8    
wir all pœs übeltætig läut, sam diep, schâcher, êprecher,
Line: 9    
die hazzent daz lieht der wârhait, als unser herr spricht:
Line: 10    
wer übel würkt, der hazzet daz lieht.   10



Chapter / Strophe: 54     54.
Line: 11    
Line: 12    
VON DEM ANKRÄTEL.



Line: 13    
Onocratulus mag ze däutsch ain ankrätel gehaizen.
Line: 14    
daz ist ain vogel mit ainem langen snabel und wont in
Line: 15    
den landen gegen der sunnen aufganch. wenne der vogel   15
Line: 16    
sein stimm üeben wil, senkt er sein haupt in daz waz\zer
Line: 17    
und rüehelt mit der stimm auz dem wazzer. die vo\gel
Line: 18    
sint zwairlai, und ainrlai wont pei dem wazzer und
Line: 19    
die andern wonent gern in der wüesten. Aristotiles
Line: 20    
spricht, daz under allen vogeln allain dér vogel ân mil\zen   20
Line: 21    
sei. Isidorus spricht, daz der vogel gar vil ezzens
Line: 22    
in seinen leib vazze, und dar an prüeft man sein geitic\hait
Line: 23    
und geleicht in den geitigen menschen. von den
Line: 24    
spricht Job: die reichtüem, die si verslunden habent, die
Line: 25    
habent si auz gedäut. wenn den vogel hungert, zeuht   25
Line: 26    
er daz ezzen wider auz dem sack und izt ez anderwaid,
Line: 27    
und dar umb muoz er haben etleicheu pälgelein pei dem
Line: 28    
snabel, er daz ezzen des êrsten ein schieb und ez
Line: 29    
nâch in den rehten leib schieb. wan er hât zwên säck:
Line: 30    
den ainen an dem drüzzel, und den andern in dem leib,   30
Line: 31    
er daz ezzen inn kocht und däut. alsô habent ander
Line: 32    
vogel niht.

Page: 210  



Chapter / Strophe: 55     55.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM PELLICAN.



Line: 3    
Pellicanus haizt nâch der aigenchait der latein ain
Line: 4    
grâhäutel, wan sam Augustînus und Isidorus sprechent,
Line: 5    
er hât grâvar federn. der vogel hât die art, daz er gern   5
Line: 6    
wont in Egypten lant pei dem wazzer, daz Nilus haizt.
Line: 7    
der vogel scherzt mit seinen kindeln von grôzer lieb, die
Line: 8    
er zuo in hât, und in dem spil râment im diu kindel der
Line: 9    
augen, von wirt er derzürnt und tœt si. nâch zeuht
Line: 10    
er sein federn ab und traurt niht ain clain umb seineu   10
Line: 11    
kindel und sleht sein prust oder sein seiten mit seinem
Line: 12    
snabel, unz daz rôsenvarb pluot dar auz fleuzt, und be\sprängt
Line: 13    
diu kindel mit, und alsô macht er si wider le\bentig.
Line: 14    
aber ander maister sprechent, daz der vogel sein
Line: 15    
pluot vergiez umb seineu kindel wenne si versêrt werdent   15
Line: 16    
von ainr slangen, die in lâg setzet. ez sint zwairlai pel\licân.
Line: 17    
daz ain ist ain wazzervogel, der lebt der visch;
Line: 18    
daz ander ist ain lantvogel, der wont auf dem land und
Line: 19    
lebt der slangen. der pellicân lebt von der milch des
Line: 20    
cocodrillen und wirt von gespeiset. waz aber ain co\codrill   20
Line: 21    
sei, daz wirt her nâch kunt, wenn wir von den
Line: 22    
merwundern sagen. wan daz selb tier, ain cocodrill, ist
Line: 23    
reich an milch, daz er si auz wirft an den steten,
Line: 24    
ain pfuol ist oder hüel, und dar umb volgt im der pel\licân
Line: 25    
allzeit nâch. etleich maister sprechent, daz er dar   25
Line: 26    
umb pellicânus haiz ze latein, wan wenn man sein haut
Line: 27    
ab seim flaisch zeuht, ist si gestimt reht als si sing,
Line: 28    
und nâch der aigenchait möht der vogel ze däutsch haizen
Line: 29    
ein velsing. der vogel ist mager, wan als die maister
Line: 30    
sprechent, waz er ezzens in sein gedirm nimt, daz gêt   30
Line: 31    
als von im ungekochet und von hât er wênig vaizten
Line: 32    
und wirt gespeiset von clainem saf seiner narung.
Line: 33    
Pei dem pellicân verstê ich unsern herren Jêsum
Line: 34    
Christum. der kam in unser ellend, ze scherzen mit uns,
Line: 35    
auz dem obern trôn der himel. wie scherzen? treun, mit   35

Page: 211  
Line: 1    
grôzen zaichen, diu er tet in Moyses persôn in Egypten
Line: 2    
lant in dem rôten mer und in der wüesten, und mit den
Line: 3    
zaichen, diu er tet mit andern weishaiten. râmeten im
Line: 4    
in den werken der gothait unser altväter der augen, daz
Line: 5    
ist der übernâtürleichen werken, diu got allain vermag.   5
Line: 6    
als wie? treun, versmâhten si in in seinen grôzen
Line: 7    
werken und petten ain kalp an gemacht von silber, und
Line: 8    
sünten auch mit andern grôzen sünden vor und nâch unz
Line: 9    
an die zeit, daz got mensch wart. in der selben zeit
Line: 10    
wâren diu kint des edeln pellicâns, daz ist gotes, ze tôd   10
Line: 11    
geslagen von im, alsô daz si ümmer muosten leiden in
Line: 12    
dem vegfeur, wie grôz rew si hieten umb ir sünd, unz
Line: 13    
daz der pellicân, Christus, gotes aingeporner sun, mensch
Line: 14    
wart auz dem rainen käuschen taw der zarten rôsen Ma\rie
Line: 15    
und seinen leichnam öffent mit dem fluz seins rôsen\varben   15
Line: 16    
pluotes in der marter. diu wert mit ainem und
Line: 17    
mit dem andern unz an den dritten tag, daz er von dem
Line: 18    
mensleichen tôd erstuont. alsô macht er seineu kint wi\der
Line: 19    
lebentig von dem êwigen tôd. Der pellicân ist zwair\lai.
Line: 20    
der ain ist ain wazzervogel und lebt neur des waz\zers   20
Line: 21    
der weishait, daz ist diu gnâd, diu fleuzt von dem
Line: 22    
almähtigen prunnen der gothait, und lebt der visch, die
Line: 23    
in dem wazzer vliezent, daz sint die hailigen lêr der göt\leichen
Line: 24    
geschrift. diu selben wazzervogel sint die hailigen
Line: 25    
lêrer, die erläuht werdent, paideu von dem hailigen gaist   25
Line: 26    
und der götleichen geschrift, die gotes stat verwesent auf
Line: 27    
ertreich und sein reht vitztüem sint ze pinden und ze
Line: 28    
lâzen, sam die pfaffen, die löbleich priester sint. der
Line: 29    
ander pellicân ist ain lantvogel, der lebt der slangen.
Line: 30    
daz ist diu werltleich ritterschaft, diu lebt auf dem land   30
Line: 31    
des werltleichen wesens und lebt der slangen, daz ist des
Line: 32    
schatzes und des zinses diser werltleicher gezierd. pei den
Line: 33    
zwain pellicânen verstê wir diu zwai swert der hailigen chri\stenhait,
Line: 34    
daz götleich und daz werltleich. iedoch ist daz
Line: 35    
gaistleich verr über daz werltleich, reht als des menschen sêl   35
Line: 36    
ist über den leichnam und als diu sunn ist über den mônen.

Page: 212  


Chapter / Strophe: 56     56.
Line: 1    
Line: 2    
VON DEM PORPHIRI.



Line: 3    
Porphirio haizt ain porphiri. daz ist ain vogel auz
Line: 4    
der gewonhait und auz der weis anderr vogel, sam Jo\hannes
Line: 5    
der maister spricht, wan er hât ainen praiten fuoz   5
Line: 6    
ze swimmen und hât ainen andern gespaltenen fuoz ze
Line: 7    
gên auf dem lande, und pei dem verstê wir, daz der
Line: 8    
vogel lustig ist in den zwain elementen, auf der erd und
Line: 9    
in dem wazzer, wan er swimt in dem wazzer sam die
Line: 10    
änten und läuft auf dem land sam diu rephüenr. der   10
Line: 11    
vogel hât die art under allen andern vogeln, daz er mit
Line: 12    
seim praiten fuoz schöpfet daz wazzer und trenkt sich
Line: 13    
selber, reht als ain mensch, der sich trenkt mit seinr
Line: 14    
hant, und izt auch mit dem selben fuoz nâch menschlei\cher
Line: 15    
art. Pei dem vogel verstên ich ainen gaistleichen   15
Line: 16    
menschen, der hât ainen praiten fuoz seinr vernunft, wan
Line: 17    
diu vernunft ist begreifleich aller dinge gotes und aller
Line: 18    
crêatûr. mit dem fuoz trenkt sich der gaistleich mensch
Line: 19    
mit dem wazzer aller gaistleichen werk. pei dem gespal\tenne
Line: 20    
fuoz des vogels verstên ich daz wandel der gaist\leichen   20
Line: 21    
läut in diser werlt, wan daz ist gespalten und
Line: 22    
hât ain wegschaiden zuo den zwain worten: ez ist alsô,
Line: 23    
ez ist niht alsô. der zweivel laufet in allen dingen diser
Line: 24    
werlt. von spricht sanctus Paulus: 'ich pin oft ver\râten
Line: 25    
von den valschen prüedern.'   25



Chapter / Strophe: 57     57.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEM PFAWEN.



Line: 28    
Pavo haizt ain pfâw. daz ist gar ain schœner vogel
Line: 29    
und ist ain freunt aller schônhait und rainikait, sam Ari\stotiles
Line: 30    
spricht. der vogel hât ainen langen geäugelten   30
Line: 31    
zagel und hât ain saphirisch herz an der varb, wan er
Line: 32    
hât ain plâw varb an der prust und ist an dem hals gar
Line: 33    
liehtvar, reht als ain saphir ist von Orient. der vogel

Page: 213  
Line: 1    
hât die art, daz er mit seim geschrai vertreibt alleu ver\giftigeu
Line: 2    
tier, wan diu getürrent niht beleiben an den
Line: 3    
steten, si sein stimm hœrent. er hât ain graussam
Line: 4    
stimm und ain ainfaltigen diepleichen ganch. Augustînus
Line: 5    
spricht, daz des tôten pfâwen flaisch ain ganzez jâr frisch   5
Line: 6    
beleib und niht vaul, als er spricht in dem puoch von
Line: 7    
der stat gotes. er spricht auch, daz des pfâwen flaisch
Line: 8    
nümmer vaul werd. Jacobus spricht, wenne man den
Line: 9    
pfâwen schawt und in lobt, streckt er seinen zagel auf
Line: 10    
in ains halben kraizes weis und zaigt seins zagels schœne   10
Line: 11    
allermaist gegen der sunnen, wan sint sein varb aller
Line: 12    
liehtest und aller klârst. wenn der pfâw seinen zagel
Line: 13    
gestreckt hât gegen der sunnen und sein ungestalt füez
Line: 14    
ansiht, senket er den zagel wider auf die erden. alsô
Line: 15    
spricht daz puoch von der aigenchait der ding. der pfâwe   15
Line: 16    
verleuset seinen zagel alle jâr und mauzet sich, und in
Line: 17    
der zeit sitzet er under ainen paum oder in ainen schaten
Line: 18    
gar schämiger an im selber, unz im die selben federn wi\der
Line: 19    
gewahsent. iedoch die haimischen laufent an daz lieht,
Line: 20    
wie stumpf si sint. Plinius spricht, wenn der pfâw die   20
Line: 21    
wol geverbten federn rêrt, traurt er und wirt dann
Line: 22    
perhaft. wenn der pfâw in der vinster wachet und sich
Line: 23    
selber niht gesehen mag, erschrikt er und schreit laut,
Line: 24    
wan er wænet, er hab sein schœne verlorn. der pfâwe
Line: 25    
zerpricht der pfæwinne air von dem lust, den er zuo ir   25
Line: 26    
hât. dar umb gepirt si ir air an ainer haimleichen stat.
Line: 27    
wenn der pfâw hôch auf steigt, daz ist ain zaichen des
Line: 28    
künftigen regens. Aristotiles spricht, daz der pfâw
Line: 29    
häzzig sei, daz er sein aigeneu kint niht ansehen well
Line: 30    
unz daz si krônen auf dem haupt habent und im geleich   30
Line: 31    
werdent.
Line: 32    
Pei dem pfâwen verstêt man ainen iegleichen hailigen
Line: 33    
prelâten, der ist gar schœn und rain an aller gaistleicher
Line: 34    
wirdichait und an hailigen werken. der hât ainen langen
Line: 35    
geäugelten zagel, daz ist, er hât vil weiser undertân, sam   35
Line: 36    
ain pischolf hât pröbst, dechant und ander klain prelâten

Page: 214  
Line: 1    
under im, die sint sein augen ze sehen und ze pezzern
Line: 2    
allez daz, er selber niht hin geraicht. und des zuo
Line: 3    
ainem urkünd und zuo ainem ebenpild tregt man in ir
Line: 4    
lang vell nâch in wälhischen landen. die pfâwen habent
Line: 5    
saphirisch prüst und häls, daz ist stæter gelaub und stæ\teu   5
Line: 6    
werk, wan pei plâwer varb verstê wir gemaincleich
Line: 7    
stætikait, wan ez ist ain reht himelvarb. der pischof
Line: 8    
schol alleu vergiftigeu tier in seinem pistuom, daz sint
Line: 9    
ketzer, wuochrær und alle übeltætige laien und pfaffen,
Line: 10    
vertreiben mit seinem geschrai, daz ist mit gaistleichen   10
Line: 11    
strâfen und auch mit werltleichem swert, ob sein nôt ge\schiht.
Line: 12    
er schol auch siticleichen gên und sleichen sam
Line: 13    
ain diep, daz ist, er schol mæzicleichen und mit weisem
Line: 14    
vorbetrahten ervorschen übel und guot und dar nâch
Line: 15    
rihten. des pfâwen flaisch gefault nümmer, wan als diu   15
Line: 16    
geschrift spricht, wer gelêrt ist und die läut lêrt zuo der
Line: 17    
gerehtikait, der scheint an dem jungsten tag sam der
Line: 18    
schein des liehten himels und sam der lieht sunnen schein
Line: 19    
in der êwigen êwichait. wenn man daz haupt der gereh\tikait
Line: 20    
ansiht in seinen rehten lautern werken, alsô daz   20
Line: 21    
im sein undertân volgent, strecket er seinen zagel (daz
Line: 22    
sint seineu guoteu werk) und loket sein undertânen üm\mer
Line: 23    
in daz êwig leben. aber wenn der pfâw, daz ist der
Line: 24    
pischolf, sein aigen füez ansiht (daz sint sein pœs rât\geben),
Line: 25    
senket er sein schœnen zagel auf die erden,   25
Line: 26    
daz ist, er vermæht sein guot pfaffen, die in zuo allen
Line: 27    
guoten dingen laitent. der pfâw mauzet sich all jâr alsô,
Line: 28    
daz er sein federn seiner hailigen lêr all jâr sträut un\der
Line: 29    
sein pfaffen und strâfet si. und wenn er sein lêr
Line: 30    
siht in der vinster, daz si niht fruhtpær scheint, schreit   30
Line: 31    
er mit seinen gaistleichen strâfen. wenn der pfâw (daz
Line: 32    
ist der pischof) hôch auf klimmet, daz ist, wenn er sein
Line: 33    
strâfen beswært, daz ist ain zaichen künftiges regens, daz
Line: 34    
ist künftiger strâf von got. wan Christus gab sant Peter
Line: 35    
den gewalt: ʽwaz pindest auf ertreich, daz ist gepunden   35
Line: 36    
in dem himel, und waz ledigst auf ertreich, daz ist

Page: 215  
Line: 1    
geledigt in dem himel.' der pfâw (daz ist der pischof)
Line: 2    
hât seineu kint niht liep, unz daz si im geleich sint wor\den
Line: 3    
mit gehôrsam und mit allen guoten dingen. ich
Line: 4    
fürht aber laider, daz auz den pfâwen oft raben werden.
Line: 5    
daz müez got erparmen!   5



Chapter / Strophe: 58     58.
Line: 6    
Line: 7    
VON DEM REPHUON.



Line: 8    
Perdix haizt ain rephuon und hât den namen von
Line: 9    
seiner stimm. Jacobus, Ambrosius und Isidorus spre\chent,
Line: 10    
daz der vogel gar schalkhaft und ungetrew sei,   10
Line: 11    
alsô vil, daz er anderr vogel air nimt und prüett diu auz.
Line: 12    
aber diu schalkhait kümt im klain ze nutz, wan die
Line: 13    
jungen vogel auz den airn sliefent und si hœrent die
Line: 14    
stimm irr rehten nâtürleichen muoter, lâzent si die
Line: 15    
pruothennen und volgent irr rehten muoter. daz rephuon   15
Line: 16    
hât ain trucken hirn, mêr dan ander vogel, und dar umb
Line: 17    
ist daz rephuon gar vergezzen und klainer gedæhtnüss,
Line: 18    
dar umb vergizt ez gar leiht seins nestes und verleuset
Line: 19    
seineu air und diu nimt ain ander rephuon und prüett si
Line: 20    
auz. wenn ain mensch nâhent zuo des rephuons nest,    20
Line: 21    
läuft diu si willicleich gegen dem selben menschen und
Line: 22    
tuot als ob si krank sei an ainem fuoz oder an ainem
Line: 23    
flügel, alsô daz man si zehant gevâhen müg. mit der
Line: 24    
lugen betreuget si den menschen, unz er von dem nest
Line: 25    
kümt. wenn diu jungen rephüendl sich fürhtent, daz man   25
Line: 26    
si vâhen well, hebent si die ertschollen auf mit irn
Line: 27    
füezen und verpergent sich dar under. wenn die ern mit
Line: 28    
enander streitent umb die sien, die denne gesigent, die
Line: 29    
fuoztretent die andern und undersetzent si in der un\käusch,
Line: 30    
als ob si ir weiblein sein; und in der grôzen hitz   30
Line: 31    
der unkäusch vergezzent si der underschaid an weibln
Line: 32    
und an männln. diu rephüenr habent die art, wenn si
Line: 33    
der vogler vâhen wil, denn daz êrst in daz netz kümt,
Line: 34    
laufent diu andern alle nâch im und sichert sich daz

Page: 216  
Line: 1    
nâchvolgent niht pei des vorgênden vall und wirt alsô
Line: 2    
betrogen in der gesellschaft. pei dem verstê die tôren
Line: 3    
diser werlt, die von pœser gesellschaft dick verlaitt wer\dent
Line: 4    
in den êwigen tôt und treun auch dick in ir kurz
Line: 5    
leben in diser werlt auf ertreich. von spricht her   5
Line: 6    
Davit: 'dû wirst hailig mit dem hailigen und wirst ver\kêrt
Line: 7    
mit dem verkêrten.' der rephüenr sien sint alsô
Line: 8    
durchhitzt mit unkäusch, daz si zuovâhent neur von dem
Line: 9    
smak, der von dem ern gêt. wan der wint von den
Line: 10    
ern wæt zuo der sien in der zeit irr unkäusch, gevæht   10
Line: 11    
si zuo. deu zeit ist irr unkäusch, streckent si ir
Line: 12    
züngel zesamen und hitzent alsô sêr in der prunst irs ge\lustes.
Line: 13    
und merk, daz gesagt ist von dem rephuon, daz
Line: 14    
ez zuo gevâh von dem wind, daz ist auch wâr von den
Line: 15    
tauben, von den gensen, von den pfâwen und von den   15
Line: 16    
hennen, wan si werdent niht allzeit reht gefügelt wenn
Line: 17    
si perhaft air habent. an dem rephuon ist diu prust und
Line: 18    
daz ober tail aller pest gesmach, aber daz under tail ist
Line: 19    
niht guot. Plinius spricht, daz des rephuons gall mit als
Line: 20    
vil honges gemischt macht des menschen augen gar klâr.   20



Chapter / Strophe: 59     59.
Line: 21    
Line: 22    
VON DEM PRUODER PIRO.



Line: 23    
Plumalis avis haizt aigenleich nâch der latein ain
Line: 24    
federvogel, dar umb, daz er gar schœn geziert federn
Line: 25    
hât, wan sein federn sint gemischt mit gel, weiz und   25
Line: 26    
swarz, und ist der vogel an der grœz als ain rephuon.
Line: 27    
aber wir haizen in ze däutseh pruoder Piro nâch seiner
Line: 28    
stimm, wan er ruoft mit seinr stimm sam er sprech pruo\der
Line: 29    
Piro. von dem vogel sprechent etleich, daz er neur
Line: 30    
des luftes leb, und ist er doch vaizt. iedoch vint man   30
Line: 31    
nihts in seim gedirm. Pei dem vogel verstên ich die reh\ten
Line: 32    
christenläut, die neur des luftes der rehten gehôrsam
Line: 33    
lebent und der lêr des hailigen rœmischen stuols und
Line: 34    
kainen auzweg suochent fremdes gelauben, sam etleich

Page: 217  
Line: 1    
ketzer tuont. der reht vest christen schreit ân underlâz:
Line: 2    
pruoder Piro, pruoder Piro! waz bedäut daz? treun,
Line: 3    
daz wil ich dir sagen. Piro in wälhisch haizt Peter und
Line: 4    
sant Peter was der êrst pâbst und ain gruntvest des hai\ligen
Line: 5    
rœmischen stuols, als Christus selber hinz im sprach.   5
Line: 6    
zuo dem stuol schüll wir alle schreien. wol dann pruo\der,
Line: 7    
hie ist Piro, daz ist sant Peter und ain iegleich pâbst
Line: 8    
oder priester, der zuo geweiht ist, daz er enpinden mag
Line: 9    
den sünder von allen seinen panden.
Line: 10    
Auz dem gelauben tretent etleich ketzer, die sich in   10
Line: 11    
laienweis ân all weih an nement peiht ze hœren und ze
Line: 12    
vergeben den läuten ir sünd, sam heur geschach in dem
Line: 13    
jâr man zalt von Christi gepürt dreuzehenhundert jâr
Line: 14    
und dar nâch in den neunundvierzigisten jâr, stuont
Line: 15    
ain volk auf, daz hiez man die gaislær, die sluogen sich   15
Line: 16    
mit gaiseln alsô nakent und vielen ir venie auf ir prust
Line: 17    
und nâmen ir hundert oder zwaihundert oder mêr oder
Line: 18    
minner ainen maister, der ain lauter lai was. der selb
Line: 19    
hôrt ir peiht und satzt in puoz. wider die selben ketzer
Line: 20    
schraib Clemens der pâbst, der sehst seins namen, dem   20
Line: 21    
pischolf von Augspurch und aller der christenhait ainen
Line: 22    
prief. des selben priefes sin wil ich hie kürzleich begreifen.
Line: 23    
Ez ist ain volk daz gaiselt sich und vellt auf die
Line: 24    
erden und bekent seiner sünd offenleichen vor allen läu\ten.
Line: 25    
daz volk setzt im selber ainen maister aller irrung,   25
Line: 26    
von dem nimt ez antlâz seiner sünd. die maister der
Line: 27    
valschait stênt auf und predigent wider die gâb der hai\ligen
Line: 28    
zwelfpoten, wan got gab den zwelfpoten und der
Line: 29    
pfaffhait die gâb allain, daz si daz gotswort scholten pre\digen
Line: 30    
und reht lêr vortragen andern läuten. nu werbent   30
Line: 31    
die välscher die potschaft gotes, der si doch niht gesant
Line: 32    
hât, und alsô laitt ain plinder den andern und vallent
Line: 33    
paid in die gruob der êwigen verdampnüss. die äffer
Line: 34    
legent ir hant an die archen der hailichait, sam Osa tet,
Line: 35    
den got dar umb ertôt. die äffer tuont sam Dathan und   35
Line: 36    
Abyron, die daz opfer gotes und diu rauchvaz angriffen,

Page: 218  
Line: 1    
die gotes priester anhœrent. dar umb tet sich auf daz
Line: 2    
ertreich und verslant si alsô lebentig. wizz, daz die
Line: 3    
äffer dem teufel opfernt und niht got dienent. die äffer
Line: 4    
wellent den rock tailn unsers herren, der kain stuck noch
Line: 5    
kain nât nie gewan, in got truog, wan si wellent chri\stenleichen   5
Line: 6    
gelauben verändern und verkêrn, und dar umb
Line: 7    
versmæht die äffer diu zwelfpotisch lêr, diu spricht,
Line: 8    
daz niemant behalten werd auzerhalb des rockes, daz ist
Line: 9    
auzerhalb der ainigung der hailigen christenhait. der
Line: 10    
rock geleicht der arch der hailichait, wan diu paideu be\däutent   10
Line: 11    
die ainigung der hailigen christenhait. wer auz
Line: 12    
der funden wirt, sam Jeronimus spricht, der verdirbt in
Line: 13    
der sinfluot, daz ist in dem letzsten geriht unsers herren.
Line: 14    
die äffer sint die fühs, die unsers herrn Jesu Christi wein\garten
Line: 15    
durchhölrnt und durchgrabent, von den spricht her   15
Line: 16    
Davit in dem psalter: ain sunderleich wilt hât den wein\garten
Line: 17    
abgefrezt. die äffer sint die fühs, die wonent
Line: 18    
in dem trucken tiergarten, kain wazzer ist, daz ist
Line: 19    
kain weishait ist und kain rehteu lêr. die äffer tuont
Line: 20    
wider Samuelis lêr des weissagen, der sprichet: ʽge\hôrsam   20
Line: 21    
ist pezzer denn kain leipleich opfer.' wann si sint
Line: 22    
dem rœmischen stuol und got ungehôrsam. die äffer sal\zent
Line: 23    
mit verworfem salz, daz zuo nihtiu nütz ist denn
Line: 24    
daz man ez hin werf und daz ez die läut under die füez
Line: 25    
treten, wan ez ist niht ain salz der weishait, ez ist ain   25
Line: 26    
salz der irrung und der êwigen unsælichait. die äffer
Line: 27    
wolten sant Peters keten zeprechen, daz ist, den vesten
Line: 28    
gelauben wolten si vertilgen. die äffer sint die wâren
Line: 29    
geleichsnær, die von andern läuten wellent geêrt werden,
Line: 30    
als ob si kunst und gewalt und hailichait haben, und   30
Line: 31    
sint doch rôch, ungelêrt, ungeweiht, verluocht gepaurn,
Line: 32    
wan si tuont wider die offenne lêr unsers herren Jesu
Line: 33    
Christi, der spricht durch des weissagen munt: 'ir
Line: 34    
sült rewig sein in ewern ruokämerleinne,' und spricht in
Line: 35    
dem êwangeli: 'wenn deinen vater anruofen wellest,   35
Line: 36    
in dein kämerlein und rüef in an mit beslozner

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Line: 1    
tür.' und er zehen auzsetzel gesunt machet, sprach
Line: 2    
er: 'gêt und zaigt euch den priestern.' er sprach niht:
Line: 3    
gêt und zaigt euch den rôhen gepauern und den ketzern.
Line: 4    
wider die äffer hât Amos der weissag gesprochen auz
Line: 5    
gotes mainung: 'ich hân gehazzet und versmæht ewer   5
Line: 6    
hôchzeitleiche tag und wil ewer opfer niht.' von den
Line: 7    
spricht auch Beda über diu êwangeli Mathei: 'wer sich
Line: 8    
schaidet von der ainung und von der gemain des hailigen
Line: 9    
herren sant Peters, der mag niht enpunden werden von
Line: 10    
seinen sünden und mag nümmer in der himel fräud ko\men.'   10
Line: 11    
dar umb hât der vorgenant pâbst gepoten, die
Line: 12    
äffer hin komen und iriu werk üeben, schol man drei
Line: 13    
tag ungesungen sein. nu hab diu red ain end von den
Line: 14    
gaislærn.



Chapter / Strophe: 60     60.
Line: 15    
Line: 16    
VON DER AGLASTERN.



Line: 17    
Pica haizt ain aglaster oder ain alster. daz ist gar
Line: 18    
ain kündiger vogel, als Plinius spricht. man izt die jun\gen
Line: 19    
alstern gern, dar umb, daz diu augen clâr werdent.
Line: 20    
iedoch siedent si niht wol, man zieh in dann die haut ab.   20
Line: 21    
die alstern habent kurz flügel und lang zägel. si deckt
Line: 22    
ir nest und læzt zwai fenster dar ein gên: datz dem ainen
Line: 23    
fleugt si ein, datz dem andern streckt si irn zagel auz.
Line: 24    
Plinius spricht, daz der vogel in dem augst tobend werd,
Line: 25    
alsô daz er sich selber erhenke ze stunden in den dorn\püschen.   25
Line: 26    
in welhem häe oder garten die alster nistet,
Line: 27    
meldet si die haimleich wonenden läut mit ainem
Line: 28    
grôzen geschrai. wenn si gevangen wirt in der jugent,
Line: 29    
lernt si mensleicheu wort und stirbt mangeu von der
Line: 30    
swærikait für ze pringen etleicheu wort. Pei dem vogel   30
Line: 31    
verstêt man die läut, die sich mêr an nement wan si vol\pringen
Line: 32    
mügent und beswærent sich mit fremden pürden,
Line: 33    
die si niht angehœrent. der siht man mangen grœzleich
Line: 34    
vallen.

Page: 220  



Chapter / Strophe: 61     61.
Line: 1    
Line: 2    
VON DER SPERKEN.



Line: 3    
Passer haizt ain sperk. der vogel hât die art, wenn
Line: 4    
er auf der erden sitzt und vliegen wil, stœzt er die
Line: 5    
erden mit den füezen und erhebt sich dan in die lüft. er   5
Line: 6    
wirt gar snell zornig, aber der zorn wert nit lang, sam
Line: 7    
ain vorscher spricht. die sperken sint mêr hitziger nâtûr
Line: 8    
denn all ander vogel, und dar umb enzündent si daz
Line: 9    
pluot und machent ez auz wallend, und von sint si
Line: 10    
auch gar unkäusch. dar umb habent si den namen ze   10
Line: 11    
latein passer, daz ist ain leider, wan welhez tier diu prunst
Line: 12    
der unkäusch vil rüert, daz hât vil leidens. dar umb spre\chent
Line: 13    
die weisen: minner, martrer. des vogels mist ist
Line: 14    
gar hitzig an dem auzwurf, aber er wirt gar snell kalt,
Line: 15    
und bedäut die läut, die ain klain weil gelaubent und ze\hant   15
Line: 16    
wider vallent, sam die bekêrten juden. ez bedäut
Line: 17    
auch all kurzrewig läut, die an ainr predig haiz wainent
Line: 18    
und zehant wider vallent. diu spirch kochet gar schier
Line: 19    
in dem magen ir ezzen und dar umb wirt si selten vaizt.
Line: 20    
si leident auch in etleichen landen daz vallend leit. daz   20
Line: 21    
geschiht allermaist von, daz si ezzent den sâmen ius\quiami,
Line: 22    
daz haizt pilsensâm. si beraubent die tauben irr
Line: 23    
nest. wenn die jungen spirken auz vliegent des êrsten,
Line: 24    
helfent in die andern alten spirken, die nâhent pei in
Line: 25    
genist habent, und volgent irn vätern und müetern, reht   25
Line: 26    
als getrew nâchgepaurn, der sich ainr des andern êr und
Line: 27    
nutz fräuet, und helfent die jungen spirken füeren, daz
Line: 28    
si iht vallen.



Chapter / Strophe: 62     62.
Line: 29    
Line: 30    
VON DER NAHTIGAL



Line: 31    
Phylomena haizt ain nahtigal. diu ist lustig in
Line: 32    
irm gesang, daz si selten izzet. aber wenn si izt, daz
Line: 33    
tuot si gar snell und fürdert sich wider zuo dem gesang.

Page: 221  
Line: 1    
si singet neur in dem lenzen, daz ist in der zeit von sant
Line: 2    
Peters tag, als er auf den stuol gesetzt wart, unz an sant
Line: 3    
Urbans tag und dar nâch die rehten sumerzeit, aber in
Line: 4    
dem winter singt si nümmer. si singt gar ämsicleich und
Line: 5    
gar fräuenleich über ir kraft alsô grœzleich, daz si    5
Line: 6    
krank wirt, daz si sterben muoz, und welt ê den tôt, ê
Line: 7    
daz si von irm gesang lâz. dar umb haizt si ze kriechi\scher
Line: 8    
sprâch phylοmena, daz ist vil gesprochen sam
Line: 9    
ain liepswinderinne, wan si swindet und nimt ab von reh\ter
Line: 10    
lieb irs gesanges unz in den tôt. scholt auch   10
Line: 11    
wizzen, daz zehant wenn diu nahtigal geunkäuscht hât,
Line: 12    
verleuset si die klârhait irr stimm, sam Plinius spricht,
Line: 13    
und gewinnet ain ander stimm und verändert auch ir
Line: 14    
varb. diu nahtigal unkäuscht etswenn mit der spirken
Line: 15    
und læzt sich drucken von der spirken. ach, wölt got,   15
Line: 16    
daz ich des niht west von dem zarten vogel! diu nah\tigal
Line: 17    
hât ain gar dünn zungen, daz kain ander vogel
Line: 18    
ain dünne zungen hât. Pei der nahtigal verstên ich die
Line: 19    
rehten maister der geschrift, die tag und naht mit übe\rigem
Line: 20    
grôzem gelust lesent die geschrift und tihtent new   20
Line: 21    
lêr alsô vast, daz irs leibes kraft abnimt und ir antlütz
Line: 22    
plaich wirt. wenn die unkäuschent und si die sperken
Line: 23    
diser werlt druckent, daz sint diu unkäuschen weip,
Line: 24    
verändernt si ir stimm guoter lêr und enpfärwent sich
Line: 25    
paideu leipleich und gaistleich.   25



Chapter / Strophe: 63     63.
Line: 26    
Line: 27    
VON DEM SITICH.



Line: 28    
Psitacus haizt ain sitich, daz ist ain vogel in Inden
Line: 29    
lant, sam Jacobus und Solînus sprechent, und ist grüener
Line: 30    
varb, aber sein halskraiz ist rôtvar und vil nâhent golt\var.   30
Line: 31    
er hât ain grôz prait zungen und dar umb macht
Line: 32    
er auch gestuckteu wort sam ain mensch, als schôn, sæhst
Line: 33    
sein niht, wændest, ez wær ain mensch. er grüezt
Line: 34    
den menschen und spricht: ave chere, daz spricht in wäl\hisch:

Page: 222  
Line: 1    
got grüez dich, lieber, oder er grüezt mit andern
Line: 2    
worten als er gelernt hât. iedoch lernt er in dem êrsten
Line: 3    
oder in dem andern jâr allermaist und helt diu wort
Line: 4    
allerlengst. des vogels snabel ist hert, daz er sich
Line: 5    
mit widerhabt auf ainem herten stain, wenn man in dar   5
Line: 6    
auf wirft. er hât auch ain stark haupt, daz in die
Line: 7    
läut mit ainem eisneinn zainl slahen müezent, wenn si
Line: 8    
in twingen wellent, daz er menschleich stimm lern. er
Line: 9    
ätzt sich selber mit seim fuoz als ain mensch mit der hant.
Line: 10    
er nist auf dem perg Gelboe, dar umb, daz ez dar auf   10
Line: 11    
nümmer geregent, wan er mag des regens niht gedulden,
Line: 12    
wie daz sei, daz er ander wazzer leidt, iedoch stirbt er
Line: 13    
von dem regenwazzer. er hüett seines swanzes mit grô\zem
Line: 14    
vleiz und saubert sein federn gar mit vleiz mit sei\nem
Line: 15    
snabel. die alleredelsten habent fünf zehen an den   15
Line: 16    
füezen, aber die unedeln habent neur drei zehen. Aristo\tiles
Line: 17    
spricht, daz der sitich gern wein trink und ist gar
Line: 18    
ain unkäuscher vogel, und daz ist niht ain wunder, wan
Line: 19    
der wein ist ain ursach der unkäusch. ez spricht auch
Line: 20    
Aristotiles, wenn der vogel trunken wirt von wein,    20
Line: 21    
schawet er gern junkfrawen an und ist an dem anplick
Line: 22    
gar lustig.



Chapter / Strophe: 64     64.
Line: 23    
Line: 24    
VON DEM STRAUZEN.



Line: 25    
Strucio haizt ain strauz und haizt in kriechischer   25
Line: 26    
sprâch assida und haizt auch camelοn, dar umb, daz er
Line: 27    
gespalten füez hât als ain kämmel. der vogel hât die
Line: 28    
art, wenn diu zeit kümt, daz er airt, hebt er seineu
Line: 29    
augen auf gegen dem himel und schawet, ob der stern
Line: 30    
aufgangen sei, der virgilia haizt, wan er legt sein air   30
Line: 31    
niht unz der stern aufgegangen ist, dar umb, daz der
Line: 32    
selb stern aufgêt sumerzeiten in dem häumônn, der ze
Line: 33    
latein julius haizt, und ist daz ertreich warm. in der
Line: 34    
selben zeit legt der strauz seineu air und verpirgt si in
Line: 35    
den warmen sant und gêt von und vergizt der air an   35

Page: 223  
Line: 1    
der stat und kümt niht wider zuo den airn, wan ez ist
Line: 2    
gar ain vergezzen vogel von nâtûr, und dar umb legt
Line: 3    
er seineu air in der warmen zeit, daz im daz warm frid\sam
Line: 4    
weter daz arbait und auch auzpring, daz er selber
Line: 5    
sitzend ob den airn sölt auzprüeten. dar umb diu air   5
Line: 6    
erwarmt werdent von der sunnen in dem sant, sliefent
Line: 7    
jungeu sträuzel dar auz und die alten nerent si dan. der
Line: 8    
strauz hât federn gevar als ain habich oder ain valk,
Line: 9    
aber er ist træg ze fliegen. er izt eisen und verdäut daz,
Line: 10    
wan er ist gar haizer nâtûr. er hazzet diu pfärd von   10
Line: 11    
nâtûr und laidigt si er mag, und dar umb fürhtent
Line: 12    
in diu pfärt gar sêr und hazzent in alsô vast, daz si in
Line: 13    
niht getürrent angesehen. der strauz läuft snell auf
Line: 14    
der erd, daz er ain pfärt fürläuft, und wenn er gêt,
Line: 15    
hebt er die flügel über sich. Plinius spricht, daz der   15
Line: 16    
strauzen federn gar dünne sein. si habent auch augen\prâwn
Line: 17    
an irn augen. si habent auch gezwiselt klâen an
Line: 18    
irn füezen, mit begreifent si stain wenn man si jaget
Line: 19    
und werfent die jäger mit. si sint tôrot, daz si
Line: 20    
neur ir haupt verpergent in ainen pusch und wænent denn,   20
Line: 21    
si haben sich zemâl gar verporgen, reht als der vasant
Line: 22    
tuot. man spricht auch, daz der strauz mit ainem augen
Line: 23    
den himel anseh und mit dem andern die erden. er hât
Line: 24    
auch gar ain grôzez starkez pain in der prust in ains schil\tes
Line: 25    
weis. daz hât im diu nâtûr gegeben zuo ainem schirm   25
Line: 26    
seins grozen leibes, wan er ist nâhent als grôz sam ain
Line: 27    
mitelmæziger esel. Plinius spricht, daz der strauz von
Line: 28    
nâtûr kal werd und plôz; aber er hât ain dick haut,
Line: 29    
daz in niht freuset, wenn er von den federn enplœzt wirt.



Chapter / Strophe: 65     65.
Line: 30    
Line: 31    
VON DEM WUTSCH ODER ÄMRINCH.



Line: 32    
Strix haizt aigenleich nâch der latein ain säuser oder
Line: 33    
ain zandklaffer, und hât den namen von seinr stimm, sam
Line: 34    
Isidorus spricht, wan er singt, säuset er mit der

Page: 224  
Line: 1    
stimm, reht als ob er den luft durch die zend seih. dar
Line: 2    
umb spricht Lucânus, daz der træg auf und der nähtleich
Line: 3    
säuser klägleich singen, und dar umb sprechent etleich,
Line: 4    
daz der säuser ain nahtvogel sei. aber daz ist niht wâr,
Line: 5    
wan er fleugt des tages und singt auch an dem tag su\merzeiten,   5
Line: 6    
und Lucânus haizt in dar umb nähtleich, daz
Line: 7    
er als slæfleich singt, wan all säusend stimm machent
Line: 8    
slâfend. dar umb säusent die ammen irn kinden pei den
Line: 9    
wiegen. der vogel haizt auch ama oder ze däutsch ain
Line: 10    
amer oder ain ämerinch nâch der latein (wan amor haizt   10
Line: 11    
lieb) dar umb, daz der vogel seineu kinder gar liep hât.
Line: 12    
iedoch müg wir sprechen, daz strix oder ama der naht\vogel
Line: 13    
sei, der in etleicher däutsch wutsch haizt oder ain
Line: 14    
stainäul, und ist ainr äulen geleich, danne daz er klainer
Line: 15    
ist, und wenn er schreit, schreit er zitterent hu hu hu,   15
Line: 16    
als ob in friese oder er zandklaffe vor froscht. der vo\gel
Line: 17    
hât die art wider allen andern vogeln, daz er seinen
Line: 18    
kinden ain fäuhten eintropft sam milch, wenn er si fuort
Line: 19    
und speist, reht als diu tier, diu ireu kint seugent. der
Line: 20    
vogel hieze wol aigenleich nâch der latein der zitrær oder   20
Line: 21    
der zandklaffer von seiner stimm oder von seinem geschrai.
Line: 22    
der sin ist gereht und mit dem bestêt der vorgeschriben
Line: 23    
spruch Lucâni, und schüll wir sprechen, daz zwairlai vo\gel
Line: 24    
sein, die ze latein strix haizent. der ain schol haizen
Line: 25    
strix diurna, daz ist ain ämerinch, der ander strix noc\turna,   25
Line: 26    
daz ist ain wutsch oder ain stainäul. iedoch seind
Line: 27    
der ämerinch ain klainr vogel ist, mag er ze latein
Line: 28    
stridula haizen und der wutsch schol strix haizen.



Chapter / Strophe: 66     66.
Line: 29    
Line: 30    
VON DEM STARN



Line: 31    
Sturnus haizt ain star. Plinius spricht, daz die starn
Line: 32    
klain vogel sein, snell ze vliegen, und sint swarz vogel
Line: 33    
mit weizen sprekeln. si vliegent scharot mit ainander
Line: 34    
und in dem flug machent si ainen sinweln haufen, alsô

Page: 225  
Line: 1    
daz iegleicher begert, daz er in der mitt sei. daz tuont
Line: 2    
si durch der habich willen, die in lâg setzent. si besam\nent
Line: 3    
sich des âbends und habent ain grôzez murmeln mit
Line: 4    
enander und ruoent des nahtes, aber des morgens hebent
Line: 5    
si an ze murmeln und nâch tailnt si sich in klain   5
Line: 6    
schar und fliegent an ir waid. si tuont auch grôzen
Line: 7    
schaden in den weingarten herbstzeiten.



Chapter / Strophe: 67     67.
Line: 8    
Line: 9    
VON DEM TROGOPEL.



Line: 10    
Trogopales haizt ain trogopel. Solînus spricht, daz   10
Line: 11    
der selb vogel in der môrn lant won, daz ze latein
Line: 12    
Ethiopia haizt, und sei grœzer denn ain adlar und hab
Line: 13    
hörner als ain wider. mit den hörnern verjagt er und
Line: 14    
vertreibt all die vogel, die im wider sint. er ist eisenvar
Line: 15    
an den vedern. er hât ain haupt als ain fenix, ân daz   15
Line: 16    
er hörner vorn dar an hât, als wir vor gesprochen haben.



Chapter / Strophe: 68     68.
Line: 17    
Line: 18    
VON DER TURTELTAUBEN.



Line: 19    
Turtur haizt ain turteltaub. der vogel ist gar käusch
Line: 20    
und schämig. diu si hât irn gemahel liep und helt im   20
Line: 21    
allain trew, alsô vil, daz si ir kain ander liep nimt wenn
Line: 22    
er gestirbt. und wenn si witib ist, fleugt si neur auf
Line: 23    
die dürren est der paum und waint und ist traurig und
Line: 24    
singt niht. si laidigt kainen vogel und ist ze mâl gar
Line: 25    
gedultig wider all die vogel, die si laidigent. si macht   25
Line: 26    
gar auz ain wênig ästleinen ain nest, dar inn si ruowet
Line: 27    
und ir air auzprüett. Ambrosius spricht, daz diu turtel\taub
Line: 28    
auzwendig umb ir nest ains krautes pleter werf, daz
Line: 29    
haizt ze latein squilla und haizt merzwifal, als her nâch
Line: 30    
kunt wirt, wenn wir von der kräuter kraft sagen. daz   30
Line: 31    
tuot diu turteltaub dar umb, daz diu tier irn kinden iht
Line: 32    
schaden, wan diu tier vliehent diu vergiftigen pleter des
Line: 33    
krautes. der turteltauben art ist, wer ir pluot nimt auz

Page: 226  
Line: 1    
dem rehten flügel und tuot ez dem menschen in sein
Line: 2    
krank augen, den ist ez hilfleich. diu turteltauben mü\gent
Line: 3    
niht wol gevliegen in dem wind, der von mittem
Line: 4    
tag wæt, daz ist der sudenwint und haizt ze latein auster.
Line: 5    
Pei der turteltauben verstên ich ain rain pider weip,   5
Line: 6    
diu allain irm ainigen liep trew helt und ist gedultig mit
Line: 7    
allen weipleichen zühten. si schilt sich mit niemant,
Line: 8    
hœrt aber si oder siht ain unzuht von andern läuten,
Line: 9    
wirt ir antlütz rôsenvar und schämt sich umb fremd un\zuht.
Line: 10    
diu frawe schol ain vergiftigz kraut legen umb ir   10
Line: 11    
haus und umb ir wonung, daz all aufmacherinne und
Line: 12    
pœs werberinne oder werber vliehent. eyâ, waz ist daz
Line: 13    
kraut? treun, vester muot und niht ôrnaigen und ver\slahen
Line: 14    
mit rehtem ernst und mit zühtigem zorn allez üp\pigz
Line: 15    
werben und unrainen schimpf. wer der zarten tur\teltauben   15
Line: 16    
pluot nimt (daz sint ir weipleich gepærd) auz
Line: 17    
irm rehten flügel (daz ist auz der klârhait irr vernunft
Line: 18    
und auz irr weipleichen gestalt) und tuot ez in diu kran\ken
Line: 19    
augen der krankmüetigen frawen, die werdent ge\sehent,
Line: 20    
wan si schawent ir sünd und ir unzuht an in   20
Line: 21    
selber in aime fremden spiegel, der ân mail ist. diu
Line: 22    
fraw mag niht gevliegen, daz ist, si mag sich niht geüeben
Line: 23    
an dem wind gegen mittem tag, daz ist gegen der hitz
Line: 24    
der unstætichait.



Chapter / Strophe: 69     69.
Line: 25    
Line: 26    
VON DER FLEDERMAUS.



Line: 27    
Vespertilio haizt ain fledermaus und ist vil ge\sprochen
Line: 28    
ze latein sam ain vespervliegerinne, dar umb,
Line: 29    
daz si des âbends gern fleugt sumerzeiten; in dem win\ter
Line: 30    
lauzet si. diu fledermaus hât kain vedern an dem   30
Line: 31    
leib noch an den flügeln. si ist ainer maus aller ding
Line: 32    
geleich. der vogel under allen vogeln gepirt allain seineu
Line: 33    
kint als ain geperndez gêndez tier und säugt seineu kint
Line: 34    
ân daz er fleugt sam ain vogel und die flügel habent ain
Line: 35    
häutel, daz spannt sich und streckt sich in dem flug.   35

Page: 227  
Line: 1    
Plinius spricht, daz der fledermäus pluot gar guot sei
Line: 2    
wider der slangen vergift oder wider irn piz, wenn man ez
Line: 3    
mischt mit ainem carduo. stüend aber : mit coriandro,
Line: 4    
daz wær ain anderz, als her nâch kunt wirt von den
Line: 5    
kräutern. ez spricht auch Plinius, daz die fledermaus   5
Line: 6    
scharrent stet suocht oder unrüewig stet mit kleppern und
Line: 7    
mit hämern, daz ze latein strepidus haizt. ir pluot macht
Line: 8    
hârplôz, ez an die gehærten haut kümt. si hât auch
Line: 9    
zend, der hât dehain ander vogel mêr. diu vleder\maus
Line: 10    
ist in India in dem lant grœzer denn ain taub und   10
Line: 11    
hât zend als ain mensch, mit zereizt si daz mensch
Line: 12    
under den augen und peizt im die nasen ab oder die ôrn
Line: 13    
oder ander glider. Pei der fledermaus verstên ich die
Line: 14    
valschen nâchreder, die den läuten in der vinster, daz ist
Line: 15    
haimleichen, ir êr abpeizent und verderbent in daz ant\lütz   15
Line: 16    
irs guoten leumundes und irs löbleichen namens.
Line: 17    
den verluochten fledermäusen, war umb vliegent si
Line: 18    
niht an daz lieht?



Chapter / Strophe: 70     70.
Line: 19    
Line: 20    
VON DEM KLAGVOGEL



Line: 21    
Ulula haizt ain klagvogel, dar umb, sam Isidorus
Line: 22    
spricht, wan er rüeft oder schreit, tuot er sam er
Line: 23    
wain oder klag, und bedäutt sein stimm ungelük, aber
Line: 24    
sein sweigen bedäutt glük. alsô sprechent die vogelweisen,
Line: 25    
die ze latein augures haizent, daz sint die sich annement   25
Line: 26    
künftigeu dinch ze sagen von der vogel quiteln und von
Line: 27    
irem gesang; aber ez ist oft valsch und vælt. Pei dem
Line: 28    
vogel verstên ich die argen strâfer, die den läuten kainen
Line: 29    
schimpf noch kain werk ze guot kêrent und all zeit ver\kêrent
Line: 30    
zuo dem pœsten.   30



Chapter / Strophe: 71     71.
Line: 31    
Line: 32    
VON DEM WIDHOPFEN.



Line: 33    
Upupa haizt ain widhopf. der vogel ist uns verpoten
Line: 34    
in der ê, daz wir sein iht ezzen, sam Isidorus spricht,

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wan ez ist ain unrain vogel. er nistet in unrainikait und
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verunraint auch sein aigen nest. aber ez ist ain schœner
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vogel und hât ainen vedreinen kamp auf dem haupt, den
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füert er sam ainen gekrœnten helm. in dem winter ist
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er verporgen und ist ain stumm, aber in dem sumer und   5
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in dem lenzen ist er gar ungestüem mit seim geschrai
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und hât neur ain gesank und ain stimm, wan er singet
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neur hoz hoz hoz, sam der gauch singt guck guck.
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ich hân auch dick gemerkt ze Megenperch, ich ain
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kindel was, daz die zwên vogel zuo enander sâzen und   10
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sungen mit aim wehsel, der gauch vor, der widhopf nâch,
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und wând ich, der widhopf wær des gauches roz und daz
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si stætes pei ainander wæren. die gar alten widhopfen
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setzent sich in der jungen geviderten nest und mauzent
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sich und speisent si die jungen, unz si wider koment   15
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ze kreften. ez sprechent auch die maister, daz die jungen
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widhopfen ain ander tugent haben gegen den alten, wan
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die alten vor alter niht mêr gesehen mügent, prin\gent
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die jungen ain kraut, daz ist von nâtûr in bekant,
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und salbent der alten augen mit, werdent si wider   20
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gesehent. Jacobus spricht, wer den slâf an dem haupt
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mit des widhopfen pluot salbt und gêt slâfen, be\dunket
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in in dem slâf, daz in die pœsen gaist tœten
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wellen. des widhopfen herz ist den zaubrærn gar nütz
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und den haimleichen übeltætigern, aber daz schüll wir   25
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niht auzlegen, ob got wil, ez sagt auch unser puoch ze
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latein niht.
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Pei dem widhopfen verstên ich ainen iegleichen men\schen,
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der schœn pœs ist und ain unstætez herz hât, ich
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main, der ainez in dem herzen hât und redt ain anderz   30
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mit dem mund. die selben rüefent vast in dem sumer,
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si ez guot habent und in niemant begegent; aber
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si kempfen schüllent oder rehten mit den guoten,
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verstumment si. pfui dich, Schanden ritter, seist
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lai oder pfaff, wie tregst der êren krôn in valschait   35
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ân manleichz herz und ân alle wârhait!

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Chapter / Strophe: 72     72.
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VON DEM GEIRN.



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Vultur haizt ain geir. des vedern habent die art, ist
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daz man si prennt in aim feur, vliehent die slangen von
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dem smack, sam Plinius spricht. er spricht auch, welher   5
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mensch des geirn herz an seiner seiten hab, der sei sicher
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vor den pœsen tiern und vor den slangen und vor andern
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würmen. die geir smeckent daz âs über mer, reht als der
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adlar tuot. Isidorus spricht, der geir vârt des augen des
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allerêrsten auf dem âs. er volgt den raisern, dar umb,   10
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daz er des âses vol werd, und fräut sich urleuges und
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streites. der geir hât die art, wenne er gewechset, sicht
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er daz sein muoter kranch ist und niht wol gevliegen
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mag, tœtt er si. er hât auch die art, ist, daz ain ander
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vogel, der halt wol sterker ist dan er, im seineu kindel   15
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laidigen wil, wâget er sein leben umb diu kindel und
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sleht mit den flügeln und wundet mit den kräuln. diu
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muoter wert den kinden die stat, si geporn sint, wenne
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si nu gevidert sint. daz tuot si umb die narung, wan ain
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par der vogel, daz ist ain er und ain si, bedürfent ainer   20
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weiten stat zuo irr narung. si raubt auch niht an den
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steten, die nâhent pei irm nest sint, dar umb, daz si die
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läut, die ir nâchgepaurn sint, iht erzürn wider sich selber.
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wenn der geir raubet, füert er den raup niht zehant,
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er versuocht vor, wie swær er sei, und mag er den raup   25
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gefüern, füert er in dann. Rabanus spricht, daz et\leich
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geir perhaft sein ân unkäusch, alsô daz sich der er
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niht veraint noch vermischet mit der sien, und leben iriu
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kint hundert jâr. Plinius spricht, daz der geir raub von
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mittem tag unz ze naht und ruow von morgens unz zuo   30
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mittem tag, alsô daz er nihts niht raub. wenn er altet,
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wehst im daz obertail an dem snabel über daz under\tail,
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alsô daz er den snabel niht auf mag getuon, und
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muoz er sterben vor hunger, wan er wetzet seinen snabel
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niht an die stain sam der adlar tuot und kan sein unge\mach   35

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niht vertreiben, dar umb muoz er sterben. etleich
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sprechent, wenn der geir wizze, daz er sterben müez,
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verslind er sein aigen hirn, dar umb, daz ez den läuten
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niht nütz werd, wan ez ist guot wider daz paralis. ist
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daz er seineu kint vaizt siht, wenn er dan müezig ist,   5
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hacket er in die füez niden auf mit dem snabel, dar
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umb, daz si wider mager werden. er streit mit dem
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greiffalken oder mit dem gemeinen valken und vellt auf
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in; aber der falk ist im ze behend und ze snel, und dar
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umb entweicht er dem geir, er auf in platzen wil,    10
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mag sich der geir niht wider gehalten und stœzt sich ze
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tôd. seind auch der geir alliu âs und allerlai gefügel
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angreift, dar umb schäuht er der strick niht und der
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vâchvallen. Ambrosius spricht, daz der geir des men\schen
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tôd mit etleichen zaichen vor prüef. wan ain   15
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her mit dem andern streiten wil, volgent die geirn
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nâch, als ob si bedäuten, daz vil läut erslagen wer\den.
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aber ich wæn, daz si daz haben von ainer gewon\hait,
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dar umb, daz die alten daz vor gesehen habent,
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oder si müezent ez haben von ainem einvall der nâtûr,   20
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als vil anderr tier sint, diu künftigeu dinch bedäutent.
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Pei dem geir verstên ich die geitigen zucker und geniezer,
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si sein laien oder pfaffen, die sich anderr läut schaden
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fräuwent, dar umb, daz si vol werden.
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Mit der red haben die vogel nu ain end.   25




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This text is part of the TITUS edition of Konrad von Megenburg, Buch der Natur.

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