TITUS
Berthold von Regensburg, Predigten
Part No. 4
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Chapter: 23 
4. Predigt

Drie und zwinzig
Von drin mûren

Simile est regnum celorum


Sentence: 877    'Daz himelrîche glîchet einem acker, schatz inne verborgen lît.
Sentence: 878    
Als den ein mensche vindet daz verkoufet allez daz ez hât und kouft den acker, daz im der schatz werde'.
Sentence: 879    
Welhez ist der acker, dem daz himelrîche gelîchet?
Sentence: 880    
Daz ist diu heilige kristenheit.
Sentence: 881    
Daz ist von, daz nieman zem himelrîche kumet wan ûz der heiligen kristenheit.
Sentence: 882    
Ez get niht weges zem himelrîche ûz der heidenschaft noch ûz der jüden ê, noch ûz der ketzrîe gêt niht weges zuo dem himelrîche.
Sentence: 883    
heizet ouch diu heilige kristenheit ein acker ûz der heiligen schrift.
Sentence: 884    
Welhez ist der schatz, der mite verborgen lît?
Sentence: 885    
Daz ist eins ieglîchen reinen kristenmenschen sêle.
Sentence: 886    
Daz ist gote gar ein lieber schatz und ist im halt liep, daz er verkoufet allez sîn guot, den worten daz im der schatz werde; wan er wart sîn vil wol gewar, swie verborgen er lac.
Sentence: 887    
Diu sêle ist ein verborgen schatz, sie siht nieman, sie hoeret nieman, sie gerüeret nieman.
Sentence: 888    
Sie ist ein verborgen schatz.
Sentence: 889    
Und dar umbe verkaufte der almehtige got allez sîn guot unde koufte den acker (die heiligen kristenheit), daz im der schatz werde.
Sentence: 890    
Ir herren, ir koufet iuwer ecker niwan mit pfenningelînen unde mit silberlînen; unser herre Jêsus Kristus verkaufte sîn selbes lîp unde koufte den acker, daz im der schatz wurde: alse herzeclîchen liep was im der schatz, des reinen kristenmenschen sêle.
Sentence: 891    
Owê, lieben kristenliute, habet den almehtigen got liep, wan er hât iuch âne mâzen liep gehabt, unde er den acker koufte mit sîn selbes lîbe, genuogete im dannoch niht, er wolte in ouch selber bûwen: gar herzeclîchen liep was im der acker durch den schatz, der drinne was gelegen verborgen.
Sentence: 892    
Alse wolte er zuo dem acker niemanne getrûwen der in bûwete danne im selber, weder patriarchen noch prophêten noch deheinem der zwelfboten noch engeln noch menschen, weder nieman in himel noch ûf der erden noch niemanne, alse gar liep was im der acker durch den schatz der dar inne verborgen lît, des reinen kristenmenschen sêle.
Sentence: 893    
Owê, ir saeligen kristenliute, wie herzeclîchen liep ir haben soltet aller engel herren und aller der werlt herren unde keiser unde künic aller künige!
Sentence: 894    
der hât den pfluoc selber durch iuwern willen gehabt.
Sentence: 895    
Ir hêrschaft, ir lônet dem knehtelîn, daz den acker bûwet: dem gebet ir ein wênic güetelîns.
Sentence: 896    
was im der acker alse liep, diu heilige kristenheit, daz er in nieman wolte lâzen bûwen, und er hât den pfluoc selber gehabt aller engele herre.
Sentence: 897    
Ein pfluoc mucoz von îsin und von holze sîn; alsô was daz heilige kreuze von holze, unde von isîn die nagel, die im giengen durch hende unde durch füeze, und alsô habte er den pfluoc, unze er den tôt dar an nam.
Sentence: 898    
seht ir, liebe kristenheit, wie liep iu got hât gehabt!
Sentence: 899    
Unde genuogete in niht an, daz er in koufte mit sîn selbes lîbe und in selbe bûwete: er hât in ouch selbe getünget mit sîn selbes bluote.
Sentence: 900    
wart ie dehein acher gar übertiure gekoufet und als teure vergolten und alsô zertlîche erbûwen und als harte erbûwen und als lieplîchen getunget und alsô minneclîche getunget?
Sentence: 901    
Wan er hât in getunget mit sînem edeln minneclîchen herzbluote, wan mite wart diu erde begozzen.
Sentence: 902    
Als gar liep was im der acker, diu heilige kristenheit unde der edele schatz, des reinen kristenmenschen sêle.
Sentence: 903    
seht, wie herzeclîchen liep iuch got gehabet hât unde wie herzeclîchen er iuch geminnet hât!
Sentence: 904    
Unde von, alse er selbe sprichet unde gebiutet, suln wir in minnen von allem unserm herzen unde von aller unser kraft unde von aller unser sêle, und unsern naehsten alse uns selber.
Sentence: 905    
Wan er uns als herzeclîchen liep hât gehabt, wil er ouch daz wir in liep hân, und ist diu liebe der er von uns muotet niwan unser sêle saelikeit und unsers lîbes.
Sentence: 906    
Ist ieman hie, der im êren unde saelden unde guotes wol gan, der habe got liep von allem sînem herzen und aller sîner sêle unde von aller sîner kraft, unde sînen naehsten alse sich selben.
Sentence: 907    
Swer daz tuot der gan im selber guotes wol und aller saelikeit, wan des zerrinnet im halt niemer mêre.
Sentence: 908    
Ich wil ein grôz wort sprechen: er hât halt allez daz got selber hât.
Sentence: 909    
Unde wir suln von der selben liebe, daz er uns als liep hât, unsern naehsten ouch liep hân.
Sentence: 910    
Wan swen der herre liep hât, den sol daz hofgesinde ouch liep hân, und alsô hât er uns alle liep gehabt.
Sentence: 911    
Hât einer mêr danne der ander, er hât doch den armen alse liep alse den rîchen.
Sentence: 912    
Swie arm er ist, swie ungestalt er ist, weist niht, wes got mit im gedâht hât, mit des armen armuot unde mit des rîchen rîcheit.
Sentence: 913    
Unde dar umbe soltû dînen naehsten, daz ist dînen ebenkristen, minnen alse dich selben, wan in got selber alse liep hât, daz er den tôt durch in leit.
Sentence: 914    
Des enmuotet aber got hin ze dir niht: er muotet niwan daz in alse dich selben minnest.
Sentence: 915    
'Owê, bruoder Berhtolt, tuost des selber niht!
Sentence: 916    
bin ich dîn ebenkristenmensche unde hâst zwêne guote röcke unde hân ich einen vil boesen, unde laest mich doch ê mangeln danne dich selben.'
Sentence: 917    
Daz ist vil wâr, ich hân die röcke: ich gibe aber dir dekeinen.
Sentence: 918    
Haetez got alsô gemeinet, ez würde nieman behalten der hiute lebet, weder geistlich noch werltlich mensche.
Sentence: 919    
Ich gib dir des rockes niht, ich wolte aber gerne mit guoten triuwen, daz einen alse guoten haetest oder einen zwirunt alse guoten.
Sentence: 920    
Sich, dar an lit diu minne, die gein dîm ebenkristen haben solt.
Sentence: 921    
Ganst dir selben guotes, solt ouch im guotes günnen.
Sentence: 922    
Hast gerne êre, solt ouch im êren günnen.
Sentence: 923    
Hâst gerne guot, solt ouch im guotes günnen.
Sentence: 924    
Hâst gerne himelrîche, solt im ouch himerîches günnen alse wol alse dir selben.
Sentence: 925    
solt alse gerne dînem naehsten gunnen daz im wol geschehe als dir selben an allen dingen, mit dînem herzen unde mit dîner triuwe unde mit dînem willen unde mit dîner erbermede, daz dich erbarmen sol sîn jâmer unde sîn kumber, alse ob ez dir selber an laege.
Sentence: 926    
Soltez dir an ligen als ez manige liute verstênt, möhte nieman behalten werden.
Sentence: 927    
waere her Dâvît verlorn worden: er gunde im selben des künicrîches baz danne hern Saule.
Sentence: 928    
Er hât im aber vil wol günnet, daz er mit gote unde rehte ein semelîchez haete gehabt und daz er ein semelîchez herze gein got haete gehabt an der rihtekeit.
Sentence: 929    
Ez möhte ouch keiser Heinrich niht heilic sîn worden: der möhte dar umbe niht alle kristenliute ze keisern hân gemachet.
Sentence: 930    
Daz selbe spriche ich ouch zuo dem guoten sant Oswalde unde zuo allen den, die mit grôzer rîcheit ze himelrîche sint komen: die möhten übele alle die ze künigen hân gemachet unde ze herren, die dés mâles lebten.
Sentence: 931    
Got der meinet ez alsô niht: er meinet daz den armen durch sîn armuot niht solt versmâhen und im halt sîn armuot büezest swâ maht unde aller meiste maht, daz er dir iht verderbe.
Sentence: 932    
Unde maht im mit gâbe unde mit andern sachen niht gehelfen, soltû in troesten unde grüezen unde sol dir leit sîn waz im wirret, unde solt dich über in erbarmen.
Sentence: 933    
Und ist ouch daz ein ander edeler, tiuwer oder bezzer wan , ez an lîbe oder an guot oder an friunden oder an êren, den soltû ouch vor ougen hân, zuht und ere erbiten, solt ouch gein niemans haz noch nît tragen, unde swaz dir liep daz man dir tuo, daz soltû ouch dem naehsten tuon; swaz dir leit , daz man dich hazze oder schelte oder spotte, des soltû in erlâzen.
Sentence: 934    
seht, daz möhte ein ieglich mensche tuon gar wol, wan wir sîn sîn alle einander schuldic, wir sîn alle einander gebrüeder unde swester unde heizen alle nâch einander, nâch dem almehtigen gote unserm herren Jêsû Kristô: alsô heizen wir alle sament kristenliute.
Sentence: 935    
seht, ir reinen kristenliute alle sament, wie liep iuch der almehtige got hât gehabt!
Sentence: 936    
Wan er als maniger hande liebe hât an den acker geleit, genuogete in dannoch niht an, er habe in nâch im genennet unde den edeln schatz, der im herzeclîchen liep was.
Sentence: 937    
Unde allem samt genuogete in niht, er wolte dannoch mêr kost unde gezierde an den acker legen.
Sentence: 938    
Ir hêrschaft, ir umbeziunet iuwer ecker niwan mit einem swachen zûne oder ir lât sie gar sus.
Sentence: 939    
umbevienc der almehtige got disen acker mit drin vesten mûren: in genuogete mit éinem zûne niht als ir herren iuwer ecker mit eime kranken ziunlîn umbevâhet und umbeschrenket.
Sentence: 940    
In genuogete ouch an éiner mûre niht, in genuogete ouch an zwein mûren niht: er wolte niwan drî starke mûren al umb und umb den acker lâzen gên, gar stark unde veste: herzeclîchen liep was im der acker unde der schatz.
Sentence: 941    
Unde dar umbe hât er in vesteclîchen umbevangen mit drin starken mûren: mit einer sîdînen mûre (ir wizzet wol, daz sîde gar stark ist unde veste und zaehe); dannoch hât er sie umbevangen mit einer îsenînen mûre unde mit einer himelischen mûre.
Sentence: 942    
Diu êrste mûre diu ist sîdîn.
Sentence: 943    
Di hât der almehtige got sînen herzelieben acker gar vesteclîchen mit grôzer kraft umbevangen.
Sentence: 944    
Daz ist diu sîdîne stôle, daz geistlîche gerihte, wan er die stôle dem guoten sante Pêter bevalch mit grôzer vestenunge daz er der mûren pflege und im den schatz, den edeln hort, gar wol behüete.
Sentence: 945    
Unde von mâlet man sante Pêtern den himelslüzzel in die hant, daz er ein kamerer ist der heiligen kristenheit mit der kristenlîchen geistlîchen lêre unde mit dem geistlîchen gerihte.
Sentence: 946    
Alse vesteclîchen ist ez hiute eime ieglîchen bâbeste bevolhen, daz er an gotes stat die kristenheit wîse unde lêre, wie sie kristenglouben lernen süln.
Sentence: 947    
Und alse sie in gelernen, sol man daz volk dannoch lêren, wie man in halten sol kristenlîchen, ob in jüden oder heiden oder ketzer den kristenglouben leiden wolten, daz sie den können widerstên unde sich vor ungelouben gehüeten künnen, unde wie man kristenglouben mit kristenlîchen werken vollefüeren sol: wan kristenlîcher gloube âne kristenlich werk ist vor gote ein tôtez dinc unde kristenlich werk ân kristenlîchen glouben ist vor gote alsam.
Sentence: 948    
Swer der bêder niht behaltet alse er von rehte sol, der gevert êwiclîchen übel.
Sentence: 949    
[Wie man ieglîchez behalten sol nâch sînem rehte, daz ist dicke und ofte gesaget.
Sentence: 950    
mac der bâbest in allen landen niht gesîn unde mac alle menschen niht erkennen an ir gelouben und an ir werken, unde von hât er den patriarchen unde den kardinâln unde den erzebischoven unde den andern bischoven und erzepriestern und abten unde probesten unde techanden und pfarrern und underpfarrern den gewalt gegeben unde verlihen, daz sie an sîner stat einen ieglîchen kristenmenschen behüeten alse verre alse ieglîchen geordent unde gesetzet ist, daz der edele schatz iht gevelschet werde mit deheiner bôsheit, alse verre sie ez erwenden mügen.
Sentence: 951    
Und alsô ist diu sîdîne stôle ein mûre umbe die heiligen kristenheit; und alsô bevalch der almehtige got er ze himelrîche fuor der pfafheit sînen herzelieben acker unde den edeln unde reinen schatz an ir triuwe und an ir sêle, und an daz hoehste pfant alle die sêle kristener liute, daz sie im sie iht verliesen, alse verre alse sie ez mügen behüeten.
Sentence: 952    
Unde müezent sie gote umbe antworten an dem jungesten tage vor gerihte.
Sentence: 953    
Her bâbest, unde waeret ir hie, ich getorstez in wol sagen: alle die sêle die ir dem almehtigen gote verlieset oder verlorn werdent von iuwern schulden, als verre und irz erwenden soltet unde möhtet, ir müezet sie gote gelten mit iuwerm grôzen schaden.
Sentence: 954    
Daz selbe sprich ich zuo ir leglîchem besunder.
Sentence: 955    
Ir suller anders niht ze tuonne haben unde ze schaffen, weder tagalt noch jene noch dise kurzewîle, wan daz ir ob iuwern buochen soltet sitzen, wenne iu ein zît wirt vor dem amte, daz iu got bevolhen hât und iuch über alte menschen geêret unde gewirdet hât unde gehoehet.
Sentence: 956    
Unde dar umbe sult ir im sîns herzelieben ackers unde des schatzes gar getriuwelîchen pflegen.
Sentence: 957    
Daz hât er wol umb iuch verdienet unde wil ez noch hundert tûsent stunt baz umb iuch verdienen.
Sentence: 958    
Wan als ir hie gewirdet unde geêret sît, als vil sît ir dort in den êwigen freuden geêret; wan swenne man iuch wîhet, wirt ein karacter gedrücket in iuwer sêle, man iuch iemer mêr bekennet, von man iuch êren muoz.
Sentence: 959    
Unde kumet ir halt zer helle (dâ iuch got vor beschirme!), möhten ez alle tiuvele ab iu niemer gebrennen noch gekratzen, ez muoz iemer und iemer mêre an iu sîn.
Sentence: 960    
sult ir iuch iemer mêre gerne vor behüeten, daz daz selbe edel zeichen iemer zer helle an als smaeher stat gesehen werde.
Sentence: 961    
Ir sult vil wundersnelle bereit sîn, swenne ein bote kümt umbe mitten tac, umbe mitte niht: ir enwizzet niht waz die liute twinget.
Sentence: 962    
Versûmet ir diu kint an der toufe oder einen siechen an dem heiligen gotes lîchnamen oder an dem heiligen olei oder an der bîhte, müezet ir gote umbe antwürten.
Sentence: 963    
Ir erzebischöve und ir andern bischöve, waeret ir hie, ich getorstez iu wol sagen: swenne ir iuwer bistüeme versûmet als verre ir sie behüeten unde bewarn sült, ir müezet gote drumbe antwürten.
Sentence: 964    
Ir erzepriester etc.
Sentence: 965    
Diu ander mûre, mite der almehtige got sînen acker umbemûret hât, daz ist ein isenîniu mûre.
Sentence: 966    
Daz ist gar ein vestiu mûre, diu ist vil vester danne ein steinîniu mûre.
Sentence: 967    
Daz ist daz îsenîne swert des werltlîchen gerihtes.
Sentence: 968    
Daz sol der bâbest dem keiser lîhen, obe ieman waere, der dise sîdîne mûre mit ungehôrsam zerbraeche, daz diu isenîniu mûre dannoch vor unde den acker schirme vor jüden unde vor heiden unde vor ketzern; wan die waeren lange als gewaltic worden, daz diu kristenheit vil deste wirs möhte oder gar verdrücket waere.
Sentence: 969    
Und alsô ist ouch dem keiser diu kristenheit bevolhen.
Sentence: 970    
enmac ouch der keiser in allen landen niht gesîn unde mac allez unreht niht verrihten; von lîhet er den künigen die künicrîche, daz sie an sîne stat diu lant berihten sullen, der künic in sîme künicrîche, der herzoge in sînem herzogetuome, unde pfalnzgrâven unde lantgrâven unde marcgrâven und andern grâven und allen westlîchen rihtern: die suln uns beschirmen vor unrehtem gewalte, vor ungeloubigen liuten.
Sentence: 971    
Wan jüden suln sie alsô schirmen alse die kristen an ir lîbe und an ir guote, wan sie sint in den fride genomen.
Sentence: 972    
Unde swer einen jüden ze tôde sleht, der muoz in gote büezen unde dem rihter alse einen kristen, wan sie habent cht die keiser in den fride genomen.
Sentence: 973    
Wan durch zwei dinc dulden wir die jüden under den kristenliuten.
Sentence: 974    
Daz ein, daz sie geziuge sint daz unser herre gemartelt wart von in.
Sentence: 975    
Unde swenne ein kristenmensche einen jüden siht, sol ez im eine andâht drabe nemen.
Sentence: 976    
'Owê', sol ez gedenken, 'bist der einer, von den unser herre Jêsus Kristus gemartelt wart unde daz durch unser schulde leit?'
Sentence: 977    
Und ir sult gote sîner martel danken, ir kristenliute, swenne ir den seht.
Sentence: 978    
Ir sult sîner martel niemer vergezzen, wart er vergizzet unser niemer; iedoch süln wir von den jüden sonderlîche ermanet werden.
Sentence: 979    
Unde durch ein ander sache: swaz ir den endekrist überlebt, die werdent vor dem jungesten tage alle ze kristenliuten.
Sentence: 980    
Vor andern ungeloubigen liuten süllent die rihter schirmen; der jüden würden danne vil, daz sie uns obernthant ane wollten gewinnen: muoz man sich ir wern als der heiden.
Sentence: 981    
Ir ritter, ir sult uns ouch schirmen vor dieben unde vor röubern unde vor mordern unde vor bennigen liuten, die lange in dem banne sint gewesen und in der âhte frevelîche.
Sentence: 982    
seht, waz des volkes ist daz der kristenheit vârende ist!
Sentence: 983    
Ir sult uns ouch schirmen vor den, die mit des tiuvels gespenste umbe gênt, die lüppe unde zouber trîbent.
Sentence: 984    
Unde von sol der keiser dem bâbeste den stegereif haben, dar umb, daz sich der satel iht umbe winde.
Sentence: 985    
Daz ist alsô vil gesprochen: swaz der bâbest mit dem banne gerihten mac, daz sol der keiser und ander werltlîche rihter mit dem swerte rihten.
Sentence: 986    
Unde dar umbe segent man iu daz swert, ir von êrste ritterschaft enpfâhet.
Sentence: 987    
Daz ist ein zeichen daz ir dar zuo geordent sît von gote, daz ir der kristenheite gebunden sît relites gerihtes, wan aller kristenliute saelde lit an den zwein gerihten, an geistlîchem gerihte und an werltlîchem gerihte.
Sentence: 988    
Unde wer getörste iemer dekeine sünde getuon, swenne geistlich gerihte unde werltlich gerihte sich genzlîche vereinten mit gelîchem muote und einander getriuwelîchen gestüenden unde hülfen, als sie von rehte solten?
Sentence: 989    
getörste nieman deheinen unrehten gewalt tuon an goteshiusern, daz iezuo gar unmâzen vil geschiht, daz sich der herren gar vil verwirkent an goteshiusern, an symonîe, an sacrilegie, an zeltenden unde swaz eht der heiligen guot heizet: des hânt die herren alse gar vil an sich gezogen, daz vil wunderlîchen kûme eteswâ ûf vier kirchen éin priester sitzet, wan sie mügent eht sich von niht begên.
Sentence: 990    
vil billîchen vier priester waeren, ist kûme einer.
Sentence: 991    
Pfî, Symôn, sitzest vor mînen ougen?
Sentence: 992    
unde sacrileger unde die ûf den ban niht enihtent und ez für ein gespöte habent?
Sentence: 993    
Wer getoerste gewuochern, gefürkoufen oder pfant behaben oder gerouben oder gestern oder ê gebrechen, man die hôhen herren saehe ze banne getuon unde dar nâch in die âhte tuon unde dar nâch êlôs unde rehtelôs sagen und dar nâch den lîp nemen, unde den nidern daz selbe taete, unde hiute zehene hienge unde morgen zehenen daz houbet abe slüege, dise radebrechte, jene brente, dise an der siule slahen, jene binden an den kirchzûn?
Sentence: 994    
sprichet der ketzer, ez müge nieman einem menschen sînen lîp genemen âne toetlîche sünde mit gerihte.
Sentence: 995    
Her rihter, ich setze iu niht mêr buoze danne iuwerm swerte.
Sentence: 996    
Swer mit rehte vor iu überredet wirt getâner schulde diu ze dem lîbe stêt, sült ir uns einen fride vor schaffen.
Sentence: 997    
, wer möhte lîp oder guot deheine wîse behalten?
Sentence: 998    
mac man sus lîp oder guot mit nihtiu behalten.
Sentence: 999    
Unsaeliger ketzer!
Sentence: 1000    
der almehtige got hât sînen herzelieben acker beschirmet.
Sentence: 1001    
Unde swenne man gerihtes alsô pflaege alse got gesetzet hât, möhte kûme iemer dehein sêle verlorn werden, wan ez engetorste eht nieman deheine grôze sünde getuon.
Sentence: 1002    
Da von, ir keiser, waeret ir hie, ich kundez iu wol gesagen: alle die sêle die von iuwern schulden verlorn werdent, von unrehtem gerihte, von der lazheit des gerihtes, daz ir iuch versûmet oder vergâhet mit gerihte unde witewen unde weisen und armen unde rîchen niht fride machet als verre ir müget unde sült: alle die sêle die von verlorn werdent, die müezet ir gote vil tiure gelten nâch iuwerm grôzen schaden.
Sentence: 1003    
Ir künige und ir herzogen, alle die, den der almehtige got den gewalt geben hât unde daz gerihte bevolhen hât, swâ ir niht guoten fride machet alse verre alse ir müget unde niht reht gerihte habet, verfluochet iuch got umbe, als er zuo Moysen sprach, wie hôhe er die segente, die rehtez gerihte habent.
Sentence: 1004    
hât iu got gar grôze wirde ûf erden gegeben.
Sentence: 1005    
Man muoz vor iu knien unde gegen iu ûf stên unde muoz gein iu vorhte hân unde habt vil wîte unde breit umb iuch unde rîtet schône unde gêt schône unde habt hôhe bürge unde schoene frouwen, unde von soltet ir tac unde niht trahten, wie ir daz gote gedanken möhtet.
Sentence: 1006    
baete er iuch anders niht danne guoten fride machen und rehtez gerihte halten.
Sentence: 1007    
Wan swenne ir rehtez gerihte hieltet, waere ouch der fride guot in allen iuwern landen.
Sentence: 1008    
rihtet ir niwan nâch dem pfenninge.
Sentence: 1009    
Herre, waz hât eht der pfenninc getân!
Sentence: 1010    
Wan swelhen enden daz gerihte gât, gêt eht ez niwan über den pfenninc.
Sentence: 1011    
Dise zwô mûre sint von irdenischer materie, da von slîfent sie unde werdent krank, und dar umbe bevienc unser herre sînen lieben acker mit einer himelischen mûre, wan im was eht der acker unde der schatz herzeclîchen liep, daz in niht genuogete an den zwein mûren, unde satzte im huote mit der heiligen schar der engele.
Sentence: 1012    
Er müeste einem herren ein lieber acker sîn, der ze iegelîchem orte einen hüeter satzte; der müesten vier ze einem acker sîn.
Sentence: 1013    
waere im aber der vil lieber, der ze ieglîchem bete einen satzte.
Sentence: 1014    
waere im aber der gar ein lieber acker, der ze einem ieglîchen eher einen hüeter satzte.
Sentence: 1015    
Alsô liep hât unser herre die heiligen kristenheit, den acker, daz er ze ie dem orte einen hüeter satzte.
Sentence: 1016    
Er hât ze legelîchem künicrîche einen engel gesetzet der des künicrîches hüetet, und danne ze legelîchem herzogetuome unde ze leglîchem lande, daz ein lant mit sunderm namen ist; unde danne ze legelîchem bistuome einen unde ze ieglîcher stat einen die in den landen und in den bistuomen sint, unde danne ze legelîchem dorfe einen unde ze legelîchem klôster einen unde ze iegelîchem wîler unde riet einen unde ze ieglîcher bürge einen unde ze legelîchem hûse einen unde ze iegelîchem menschen einen sunderlîchen, ez junc oder alt, getoufet oder ungetoufet, einem iegelîchen kristenmenschen sunderlîchen einen hüeter und einen engel gegeben, unde halt ieslîchem heiden unde ketzer unde jüden unde slafênen unde tatânen, ez sîn jene oder dise, die nâch menschen gebildet sint, der hât iegelîchez sînen engel der sîn hüetet.
Sentence: 1017    
, herre, von?
Sentence: 1018    
hât ouch iegelîchez einen tiuvel: der braeche im zehant den hals abe wan diu huote des engels, swenne er eine tôtsünde getaete.
Sentence: 1019    
Her jüde, iu haete der tiuvel langes den hals abe gebrochen wan iuwer engel, der iuwer hüetet.
Sentence: 1020    
Daz selbe tete er ouch den heiden unde den ketzern, wan sie menschen sint unde nâch gote gebildet sint : des laet er sie ouch geniezen unde gît in die engele ze huote.
Sentence: 1021    
Und rehte als der bâbest ein fürste ist über alle pfaffeheit unde der keiser ein fürste ist über alle werltlîche rihter, alsô ist sant Michahel ein fürste über alle die engele die der menschen hüetent ûf ertrîche unde die über diu lant sunderlîchen gesetzet sint .
Sentence: 1022    
Der selbe ist ouch herre über alle die der menschen pflegent in dem lande, unde danne sant Michahel ist herre über sie alle.
Sentence: 1023    
von begên wir im eine hôchgezît hie ûf ertrîche unde vîgern im einen tac.
Sentence: 1024    
Daz tuot man deheinem engel mêre danne im unde sînen gesellen die unser pflegent.
Sentence: 1025    
Unde man mâlet im allez eine wâge in die hant unde heizet in den weger.
Sentence: 1026    
Daz ist von daz er uns wiget vor des tiuvels freisen.
Sentence: 1027    
Wir lesen von hern Thobîas, er sînen sun sante verre unde verre, hete der tiuvel siben man erwürget einer frouwen; beschirmete unser herre dem guoten herren Thobîas sînen sun vor, und alsô genas er vor der tiuvels freise von der engele huote.
Sentence: 1028    
seht, allen disen huoten unde allen disen mûren hât der tiuvel unkrût gesaewet in den herzelieben garten, unde von liset man in dem heiligen êwangeliô, daz die hüeter kâmen unde sprâchen: 'owê, herre!
Sentence: 1029    
die vînde hânt unkrût gesaewet under dînen weizen: weder suln wirz ûz brechen oder niht?' 'Niht, niht!' sprach der herre, lât mirz mit einander wahsen unz ez zîtic werde: sol man ez sundern von dem weizen unde sol ez ze büschelînen binden unde sol ez in ein fiwer werfen'.
Sentence: 1030    
waz meinet unser herre hie mite?
Sentence: 1031    
sehet, alsô habent des almehtigen gotes vînde (daz sint die leidigen tiuvele) die habent unkrût gesaewet in den edeln weizen, daz ist under die heilige kristenheit, die gedultigen unde die dêmüetigen unde die barmherzigen unde die milten unde die tugenthaften, habent sie unkrût under geworfen unde frâzheit unde gîtikeit und unkiusche unde hôhvart etc.
Sentence: 1032    
Unde von sprechent die engele alle tage, in der mensche ungehôrsam ist und in die sünde vellet, seht, sprechent die engele: 'herre, herre!
Sentence: 1033    
lâz uns sie toeten', wan sie sint uns allen samt unmâzen vînt für daz der mensche in tôtsünde gevellet, daz sie in herzeclîchen hazzent, unde sprechent alle: 'herre, lâz sie ertoeten'.
Sentence: 1034    
'Niht, niht!' sprichet er, 'lât mir sie mit einander wahsen.'
Sentence: 1035    
Her Kâîn unde her Abel, wahset mit einander!
Sentence: 1036    
ir morder und ir gedultigen, ir bluottrinker und ir barmherzigen gotes kinder!
Sentence: 1037    
Kâîn, sitzest ?
Sentence: 1038    
dîn bruoder saeze als billîche als den hâst ermordet.
Sentence: 1039    
wahset mit einander, ir spoter und ir bescheidenen liute!
Sentence: 1040    
Der groesten schaden einen haben wir von den spotern den die werlt ie gewan.
Sentence: 1041    
Her Ismahel und her Îsaac, wahset mit einander!
Sentence: 1042    
ir elîchen und ir unêlichen, ir gerehten und ir ungerehten wahsei mit einander!
Sentence: 1043    
ir fraeze und ir unkiuschen liute, die ungerne vastent durch die liebe unsers herren, und ir maezegen und ir kiuschen wahset mit einander!
Sentence: 1044    
wan jener Esau frâz alle sîne saelikeit an einem muose.
Sentence: 1045    
Ist iendert dehein fraz hie?
Sentence: 1046    
fürhte ich des, ich habe etelîchen frâz vor mînen ougen, dem sîniu frâzheit alle sîne saelikeit verliese.
Sentence: 1047    
wahset mit einander, her Helysêus und her Jesi!
Sentence: 1048    
wahset mit einander, ir lügener und ir trügener, die mit unrehtem gewinne und mit untriuwen umbe gênt, und ir getriuwen!
Sentence: 1049    
Wahset mit einander, her Saul und her Dâvît!
Sentence: 1050    
wahset mit einander, frau Iesabêl unde heilige frou sant Elizabêth!
Sentence: 1051    
wahset mit einander, ir hôhvertigen und ir dêmüetigen!
Sentence: 1052    
wahset mit einander, ir gilwerinne und ir verwerinne mit dem gelwen gebende, und ir reinen frouwen mit iuwerm dêmüetigen gewande!
Sentence: 1053    
alse mîn frou sant Elizabêth, diu was gar ein heilige dêmüetige frouwe; was aber jene Iesabêl gar ein boese hût und ein gilwerin und ein verwerin.
Sentence: 1054    
Pfî, sitzest vor mînen ougen, mâlerin?
Sentence: 1055    
wiltû dich baz mâlen danne dich der alinehtige got hât geschaffen, dir geschiht als Iesabêln: des tages sie sich geverwet hete, nam sie ein lesterlîchez ende und einen schemelîchen tôt unde fuor des selben tages in die stinkenden helle, ir niemer mêr rât wirt, unde die hunde laften ir bluot des selben tages.
Sentence: 1056    
Alsô laet iu got mit einander wahsen unz daz ir zîtic sît: wirfet man iuch danne in daz êwige fiwer, ir iemer mêre âne ende brinnet.
Sentence: 1057    
wahset mit einander, her sant Pêter unde her Judas!
Sentence: 1058    
wahset mit einander, her Dismas und her Jesmas!
Sentence: 1059    
wahset mit einander, ir gîtigen und ir milten, ir gotes büezer und ir zwîveler.
Sentence: 1060    
Ir gîtigen, Judas brüeder, ir habet gar verzwîvelet an der miltekeit des almehtigen gotes, daz ir iuch mit rehtem guote iht ernern miüget.
Sentence: 1061    
wahset alle mit einander die wîle ez gotes wille .
Sentence: 1062    
Wan die engele ruofent eht alle tage: 'herre, lâz uns sie toeten!' 'Niht!' sprichet got, 'lât sie mit einander wahsen, die übelen den guoten, die gerehten den ungerehten' etc.
Sentence: 1063    
war umbe tuot unser herre daz, daz sie gar wider sînen hulden sint und ouch die engele daz alle tage begernt, daz sich got lâze an in rechen, unde laet sie doch den guoten unde den gerehten wahsen?
Sentence: 1064    
Seht, daz tuot unser herre durch drîe sache.
Sentence: 1065    
Swâ die übeln den guoten übel tuon, daz den guoten ir lôn mite gemeret wirt oben in dem himelrîche unde daz disen gotes kinden ir lôn ûf neme und ir vegefiwer geminret werde.
Sentence: 1066    
Unde dar umbe, ir saeligen gotes kint, ir sült ez gar gedulteclîchen lîden, swâ sie iuch beswern an lîbe oder an guote oder an friunden, daz sult ir gedulteclîchen unde demüeteclîchen lîden: sie sint doch bezzer an ze sehenne danne die tiuvele unde daz egeslîche vegefiwer, daz ir dort müestet lîden.
Sentence: 1067    
Wan swie guot ir sît, müezet ir doch manic mâl unde tegelîchen sünden hinne für.
Sentence: 1068    
muoz eht daz gar schoene unde klâr sîn, daz, liehter ist danne diu sunne: von müezent iuwer tegelîche sünde in dem vegefiure geläutert werden, unde dar umbe laet sie der almehtige got leben, daz sie iuwer vegefiwer sîn die unrehten gewaltesaere unde die heuschrecken, der herren schiltknehte.
Sentence: 1069    
Swâ der hine vert tuot er als ein heuschrecke.
Sentence: 1070    
Der wil niwan mitten in dem grase ligen; alse wil er allez daz umbe sich streuwen daz er gesiht.
Sentence: 1071    
Er streuwet den guoten liuten ir arbeit und ir fuoter und ir heu vil mere etewenne under diu ros danne sie sîn gezzen.
Sentence: 1072    
er danne an eime huone genuoc haete, würget er zeheniu; er danne an einer gense genuoc haete, würget er vier oder zehene, und alsô tuot er dem allem sament.
Sentence: 1073    
Des die guoten liute ein ganzez jâr leben solten, möhte er daz einiges tages verbringen, daz taete er, unde wirt sîn selten iemer keiner tiwerr an lîbe und an guote.
Sentence: 1074    
Als der heuschrecke: swie tief er in dem grase lît, wirt er doch niemer veizter, er ist alle zît mager und lancbeinic unde snâkelt.
Sentence: 1075    
Alsô bist , schiltkneht, ein heuschrecke: hopfest ouch als ein heuschrecke ûf dîme gürrelîn, unde hangent dir die schuohe von den füezen vor armuot unde wirdest selten iemer wol berâten und muost ze jungest eins schentlîchen tôdes warten als der heuschrecke: den vertretent die liute unde daz vihe in dem grase, oder in versnîdet diu sense, man daz gras maewet.
Sentence: 1076    
Kümet er des hin, gezzent in die vogele: er ûz dem grase kümt, füerent sie die vogele hin.
Sentence: 1077    
schiltkneht-heuschrecke, wirdest versniten oder erhangen: des geschiht in gar vil daz sie unrehten tôt nement.
Sentence: 1078    
Kument sie des hin, frizzet sie daz gefügele und füeret sie hin: daz sint die tiuvele, die füerent sie hin in daz apgründe der hellen, ir niemer mêre rât wirt.
Sentence: 1079    
Ir saellgen liute lîdet eht ez gedulteclîche, iuwer lôn wirt âne mâzen grôz ze himele.
Sentence: 1080    
Swelher leie nôt sie iu ane legent, lîdet ez gedulteclîche in dem namen unsers herren unde durch die liebe unsers herren, wan er grôze liebe an iu erzöuget hât.
Sentence: 1081    
Wellet ir im gar liebe tuon, künnet ir im niemer lieber getuon, danne daz ir in vergebet lûterlîchen allez, daz sie iu ie getâten an friunden oder an guote oder an iuwer selbes lîbe.
Sentence: 1082    
'Owê, bruoder Berhtolt, hât er mir mînen lieben vater benomen unde mac ich niemer mêr deheinen gewinnen.'
Sentence: 1083    
wil got selber iemer mêr dîn vater sîn, ob daz durch sîne liebe verkiesen wilt, wan er sich selbe durch sînen willen toeten liez unde vergap ez den selben zehant, die in ungetriuwelîche und unschuldiclîche tôten âne alle schulde.
Sentence: 1084    
maht als lûterlîchen hiute vergeben, daz dir got dîne sünde vergît.
Sentence: 1085    
Lât hiute alle sament haz unde nît ûz iuwerm herzen unde vergebet in genzlîchen, den worten daz iu got alle iuwer sünde vergebe, ez unreht gewalt, unrehtes vogtes getwancnisse, schelten unde spoten, swaz ez daz man iu tuo, daz vergebet in luterlîchen durch got, ir saeligen kint des almehtigen gotes.
Sentence: 1086    
Wan der sitzet etelîchez vor mir, daz noch in einem halben jâr oder ê die krône vor gote treit in dem himelrîche.
Sentence: 1087    
Ez ist euch etelîcher, der an dem grunde der hellen sitzet biz dar.
Sentence: 1088    
Daz ander ist got die sünder umbe leben lât als den rehten, daz er ein mensche ist unde nâch gote gebildet ist.
Sentence: 1089    
Dar umbe laet in got sîner güete unde sîner grôzen barmherzikeit geniezen, daz er doch von sîne gnâde habe und eine wîle alsô lebe ûf erden; er brinnet sîn im dannoch genuoc in der hellen.
Sentence: 1090    
Daz dritte ist, ob ir noch deheiner widerkêren welle.
Sentence: 1091    
Wan er sie harte hât erarnet, von bîtet er dir, ob dich dîner sünden wellest erkennen.
Sentence: 1092    
kêret wider!
Sentence: 1093    
ist got hiute als milte und als barmherzic als er sant Marîan Magdalênen alle ir sünde vergap unde dem guoten sante Pêter unde dem guoten schâcher etc.
Sentence: 1094    
hoere, sünder, wie dich der almehtige got mant daz widerkêrest, wie barmherzeclîchen er dich mant unde wie lieplîchen unde wie getriuwelîchen er sprichet durch des wîssagen munt: vespere et mane etc., rehte als ob er spraeche: sünder, kêre wider!
Sentence: 1095    
ich lege dir für mînen âbent den ich durch dînen willen hete; ich lege dir für mînen morgen, ich lege dir für mînen mittentag.
Sentence: 1096    
Sünder, kêre wider durch alle die angest und alle die nôt, die ich durch dînen willen ie geleit des âbendes, ich des morgens den tôt durch dich lîden wolte, den worten daz der tiuvel iht an dir gefreuwet wurde.
Sentence: 1097    
sich, sünder, wie tiwer dich got mant!
Sentence: 1098    
Wan ez wart niemer gehört von anegenge der werlte, daz ie dehein mensch bittern tôt ie erlite, wan er bluotigen sweiz switzte.
Sentence: 1099    
Daz tete nie mensche mêr.
Sentence: 1100    
der angest unde der swaere unde der nôt mant dich got, daz widerkêrest mit wârem riuwen unde mit lûterre bîhte unde mit buoze ûf sîne gnâde.
Sentence: 1101    
leget er dir sînen morgen für, daz in die jüden vintlîchen viengen, und ungetriuwelîchen verrâten wart und ûf sînen nacken geslagen wart und an manigen enden gewîzet wart unde mit eime rôre ein durnîn krône ûf sîn houbet gedrücket wart und under sîn ougen gespîet wart und spotlîchen gecleidet wart.
Sentence: 1102    
sich, sünder, daz leget dir der almehtige got allez für, daz er daz allez durch dînen willen erlîten habe des morgens an dem heiligen karfrîtage, dar umbe daz der êwigen martel über wurdest ob selbe woltest.
Sentence: 1103    
Gewinnet hiute wâren riuwen unde weinet von herzen iuwer sünde.
Sentence: 1104    
hât er vil manigen zaher durch iuch gelâzen ûz sînem heiligen lîbe sînes vil reinen bluotes, des ein tropfe tiurre ist danne himelrîche und ertrîche.
Sentence: 1105    
Die mit den ougen niht geweinen mügen die weinen mit dem herzen.
Sentence: 1106    
Des dritten mâles leit er dir für sînen mittentag, man in an die spange nagelte des hêren kriuzes; man im zwêne nagele sluoc durch sîne hende unde durch bêde sîne füeze einen etc.
Sentence: 1107    
mant er sie sunderlîchen allen den noeten unde den hamerslegen unde sînen heiligen fünf wunden, sînen ruofen, die er ruofte gein dem sünder, unde dem jâmer unde der klage, die unser frouwe hâte.
Sentence: 1108    
Ir junge werlt, hüetet iuch durch den almehtigen got vor sünden!
Sentence: 1109    
Ir seht wol, wie kûme sie von koment.
Sentence: 1110    
Noch wil ez der almehtige got dar umbe niht lâzen, er wellez noch baz an iu versuochen, unde wil iuch für baz manen.
Sentence: 1111    
Wan allez daz ich hiute ruofte an iuch, sünder, daz ruofet der almehtige got durch mînen munt.
Sentence: 1112    
Ich bin ein ruofende stimme.
Sentence: 1113    
Etelîche waenent unde habent getâniu herzen, daz sie ûf bitterkeit niht ahtent, daz ich sie bitterlîchen hân gemant.
Sentence: 1114    
wil ich sie zertlîche, minneclîche und süezeclîche manen, unde got selbe sprichet ez gein in durch mînen munt unde heizet iuch zertlîchen biten unde manen durch sîne urstende, diu gar frôlich was, der sich himel und erde freuwete; unde noch hiute, wenne man sîne urstende begêt, freuwet sich allez daz ûf ertrîche ist.
Sentence: 1115    
der freude mant iuch got durch mînen munt, den worten daz ir iemer freude mit im habet in dem himelrîche.
Sentence: 1116    
Er mant iuch durch der freude willen, die sîn heilige muoter gewan von sîner urstende, unde durch alle die freude, die diu frou Marîâ Magdalêna und ir gespiln hâten von sîner urstende, unde aller der freude, die unser veter heten, er sie lôste von dem gevencnisse der hellen, unde durch die freuden alles himelischen hers, er ze himele fuor unde vil manic tûsent sêle mit im fuorte.
Sentence: 1117    
Und er mant dich hiute sunder durch mînen munt unde durch alle die freude der heiligen engele unde ieglîches kôres freude besunder unde aller wünneclîchen gezierde die sie habent unde die got an sie geleit hât und an alle sîne heiligen, der von künde oder möhte gesprechen, wan got vil êren an den aller minnesten heiligen hât gelegt der ze himele ist, möhte allzu diu werlt von niht gesagen.
Sentence: 1118    
Sant Gregorius hât wol fünf unde drîzic buoch gemachet unde hât noch dem aller minnesten heiligen daz minneste hâr niht gelobet der in dem himelrîche ist.
Sentence: 1119    
Ez hât der guote sant Bernhardus vil büecher gemachet unde hât noch dem minnesten heiligen der iendert ze himele ist den aller minnesten nagel niht gelobet der iendert an im ist.
Sentence: 1120    
Ich spreche mêr: der guote sant Augustînus hât zehen hundert buoch gemachet unde hât noch dem aller minnesten heiligen den aller minnesten vinger gelobet der iendert an im ist.
Sentence: 1121    
seht, wer die freude und die êre volleloben möhte unde vollesagen unde vollezelen, die die grôzen unde die hôhen heiligen ze himele hânt unde die der almehtige got selber hât unde mîn frouwe sant Marîâ?
Sentence: 1122    
Diu ist des alles übergrôz, daz daz munt noch zunge niemer vollesprechen kan noch mac noch herze betrahten, alse der guote sant Paulus sprichet.
Sentence: 1123    
der freude aller samt imant iuch der almehtige got, den worten daz ir der freuden müezet teilhaftic werden.
Sentence: 1124    
Iuch möhte noch lusten solicher freuden ze sehenne, ob irz niemer durch gotes willen woltet getuon noch durch die saelikeit iuwer sêlen.
Sentence: 1125    
Wande man den guoten sant Johannem frâgete, waz er in dem himeirîche gesehen haete - sult ir alle wunder merken, waz êren unde freuden ze himel ist -, sprach er alsô der guote sant Johannes: 'daz ez mügelich waere daz man ez gesprochen oder geschrîben möhte daz ich in dem himelrîche sach, möhte doch diu werlt vil büecher niht behalten von ertrîche ûf unz an daz firmament, da ez an gestên möhte daz ich ze himelrîche sach'.
Sentence: 1126    
der freude aller samt mant iuch der almehtige got hiute, daz ir von iuwern sünden kêret unde von der êwigen martel der helle zuo den êwigen freuden und im mite danket aller der liebe die er iu erzeiget hât, daz er die heiligen kristenheit, den acker, mit sîn selbes lîbe koufet hât und in alse zertlîchen erbûwen unde behüetet hât und iuch getriuwelîche geladen hât zuo sînen êwigen freuden, die er iu von anegenge der werlte bereitet hât.
Sentence: 1127    
Daz wir alsô im des hie gedanken, daz wir an dem jungesten sîne erwelten heizen müezen, zuo den er sprichet: 'kumet her zuo mir' etc.


This text is part of the TITUS edition of Berthold von Regensburg, Predigten.

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