TITUS
Author: Berth.Reg. 
Berthold von Regensburg
Work: Pred. 
Predigten


On the basis of the edition by
Werner Röcke,
Berthold von Regensburg,
Vier Predigten
Mittelhochdeutsch / Neuhochdeutsch,
Stuttgart: Reclam 1993

entered by Harald Knaus
in cooperation with M. Becker, K. Hartmann, K. Kluckhohn, N. Ligniez, K. Schuster, K. Sponholz and P. Voigt,
Leipzig 1997;
TITUS version by Jost Gippert,
Frankfurt a/M, 28.2.1998 / 21.6.1998 / 3.10.1999 / 1.6.2000 / 2.3.2003



[As against the printed edition, the text was rearranged on a sentence level.]




Chapter: 2 
1. Predigt

Die ander.
Von den funf phunden

D[n]e quinque talenta


Sentence: 4    Wer ist der wîse kneht, der getriuwe kneht, dem sîn herre sîn guot enpfalch, und er im mit getriuwelîche wirbet, sprichet er: 'nû wis frô, getriuwer kneht, bist getriuwe gewesen über ein wenic guotes, unde dar umbe wil ich dich setzen über allez mîn guot.
Sentence: 5    
wis frô, getriuwer kneht!
Sentence: 6    
gang in die freude dînes herren': wer ist dirre wîse kneht unde der getriuwe kneht?
Sentence: 7    
Den dürfen wir niht verre suochen: daz ist der guote sant Alexius, des tac man hiute an etelîcher stat begêt in der kristenheit.
Sentence: 8    
Wan er ist ein nôthelfer unde was eins fürsten sun von Rôme, ein rehter Rômaere, und ez hete sîn vater grôze rîcheit, und er gab im eine gemahelen.
Sentence: 9    
Von der lief er und wolte gote dienen unde daz ewige leben erwerben.
Sentence: 10    
Und er lief von ir, ê danne er mit ir hete ze tuonne, unde lief in fremdiu lant unde was als lange, unz daz er sich an gotes dienste verarbeite alsô sêre, unz daz er unkuntlich wart.
Sentence: 11    
Unde quam wider in sînes vaters hûs unde sprach alsô: 'herre, behalt mich durch dînes sunes willen, der wîlent von dir lief'; und er behielt in.
Sentence: 12    
Unde wart er siech; leite man in under eine stegen unz daz er gestarp.
Sentence: 13    
Unde er erstarp, lûten sich die glocken selber ze Rôme, grôziu heilikeit was an im, wan er gemach und êre liez durch die liebe unsers herren und leit grôze versmâchen und arbeit durch got und ouch gebresten.
Sentence: 14    
Unde sîn marter hât ende, aber sîn freude hât niemer mêr kein ende: unser herre sprichet zuo im: 'nû wis frô, getriuwer kneht, gang in die freude dînes herren', alse man hiute liset in dem heiligen êwangeliô.
Sentence: 15    
Ez hâte ein herre drîe knehte.
Sentence: 16    
Der bevalch dem ainen ein pfunt, dem andern zwei, dem dritten fünfiu.
Sentence: 17    
Der herre bezeichent unsern herren, den almehtigen got.
Sentence: 18    
Der êrste kneht, dem unser herre daz eine pfunt bevolhen hât, daz sint diu ungetouften kint.
Sentence: 19    
Der ander kneht, dem er diu zwei pfunt bevolhen hât, daz sint diu getouften kint.
Sentence: 20    
Der dritte kneht, dem er diu fünf pfunt bevolhen hât, daz sint alle, die ze ir tagen komen sint : den sint fünf pfunt bevolhen.
Sentence: 21    
Dem er daz eine bevolhen hât unde diu zwei, daz gêt uns gewahsen liute niht ane, die zuo ir tagen komen sint : ich wil von den sagen, den diu fünf pfunt bevolhen sint.
Sentence: 22    
Von den hân ich willen ze sprechen.
Sentence: 23    
Bitet alle unsern herren etc.
Sentence: 24    
Alle die zuo ir tagen komen sint, den hât unser herre fünf pfunt bevolhen unde hât uns diu an geschriben, daz wir ir niemer vergezzen mügen, wan er des niht enbern wil von dekeinem menschen der ze sînen tagen komen ist, er müeze unserm herren diu fünf pfunt widergeben, er rîch oder arm, gelêrt oder ungelêrt, frouwe oder man, edel oder unedel: die müezent eht alle unserm herren diu selben fünf pfunt widergeben unde widerreiten.
Sentence: 25    
Unde wer gote niht kan wider gereiten als er sie im bevolhen hât, der muoz êwiclîchen verlorn sîn.
Sentence: 26    
Buoze lâz ich alle zît vor ûz.
Sentence: 27    
Unde wer sie im wider gereiten mac, als der guote sante Alexius unde die andern alle samt die daz himelrîche besezzen hânt, zuo dem sprichet unser herre: 'nû wis frô, getriuwer kneht, ganc in die freude dînes herren!
Sentence: 28    
bist getriuwe gewesen über ein wênic guotes: wil ich dich setzen über allez mîn guot.
Sentence: 29    
wis frô, getriuwer kneht, ganc in die freude dînes herren!'
Sentence: 30    
von hât der almehtige got diu selben fünf pfunt geschriben an unseriu lider.
Sentence: 31    
An die hende fünf vinger, an die füeze fünf zêhen, an die fünf sînne, die wir von gote hân, daz wir deste baz dran gedenken und ir deste minner vergezzen.
Sentence: 32    
Als wir unser hende ansehen suln wir gedenken, wie wir disiu fünf pfunt wider gereiten, daz unser herre spreche: wis frô, getriuwer kneht, ganc in die freude dînes herren.'
Sentence: 33    
- Unde disiu fünf pfunt müezen wir zwivalt widerreiten, ieglich pfunt zwivalt.
Sentence: 34    
Der stücke sint zeheniu, diu wir dem almehtigen gote müezen widerreiten; und ist, daz uns niwan einez an der rechenunge gebristet, müezen wir êwiclîche verlorn sîn.
Sentence: 35    
Daz êrste pfunt daz ist unser eigen lîp, unser eigeniu persône, wan er uns nâch im gebildet hât unde geedelt mit der frîen willeküre die er uns gegeben hât, der edele unde der frîe herre.
Sentence: 36    
Von diu suln wir zwivalt widerreiten von unserm lîbe.
Sentence: 37    
Daz êrste daz wir widerreiten müezen von unserm lîbe, daz ist, daz wir uns innen an dem herzen suln üeben mit guoten gedenken unde mit guoter andâht gein unserm herren, unde suln löbelîcher dinge von im gedenken: daz er eine gewaltic ist des himels unde der erden unde daz er allez geschaffen hât unde iegelîchem sîn ordenunge gegeben hât unde daz er uns hât geschaffen nâch im selben unde mit der edeln frîen willekür geedelt unde gefrîet hât: wan der ohse unde der esel müezent den wagen unde den pfluoc ziehen unde den sac tragen, sie tuon ez gerne oder ungerne.
Sentence: 38    
Alsô wolte uns unser herre niht twingen unde binden an unser willekür.
Sentence: 39    
Er hât uns ze wizzen geben übel unde guot, kalt unde warm, sûr unde süeze an unsern fünf sînnen: fiur unde wazzer, grîf in welhez wilt.
Sentence: 40    
Sît er uns genzlîchen z'erkennen gegeben hât übel unde guot, wil er, daz wir unser frîen willekür selber binden zuo den guoten unde zuo den reinen gedenken, unde die unreinen lâzen varn.
Sentence: 41    
Wir suln uns getâner gedenke flîzen, wie wir got gedanken manicvalter êren unde gnâden die er an uns begangen hât, unde wie wir daz umbe in verdienen, unde suln gedenken, wie manigerleie gnâde er an uns begangen und erzeiget hât, unde wie manigerleie tugende wir wider tuon suln die gote lobelich und êrlich sîn.
Sentence: 42    
Daz ander teil des êrsten pfundes daz wir von unserm lîbe müezen widerreiten, daz ist, daz wir die guoten unde die reinen gedenke, die wir mit tugenden unde mit andâht innen an dem herzen üeben süllen, daz wir die mit den werken an dem lîbe ûzen getriuwelîche vollebringen süllen, mit gebete, mit almuosen, mit kirchgange, mit vasten unde mit allen guoten dingen.
Sentence: 43    
Wellet ir daz tuon, habet ir daz êrste pfunt an der rechenunge.
Sentence: 44    
Dannoch müezet ir vieriu haben, oder iuwer wirt niemer rât.
Sentence: 45    
Daz ander pfunt ist daz ander gelit.
Sentence: 46    
Swenne daz ane sihst, soltû gedenken, daz gote des andern pfundes schuldic bist wider ze reiten.
Sentence: 47    
Daz ist dîn amt, daz dir got verlihen hât.
Sentence: 48    
Wan unser herre hât eime ieglîchen menschen ein amt verlihen, er hât nieman ze müezekeit geschaffen, wir müezen uns alle eteswes underwinden, mite wir genesen.
Sentence: 49    
Ich hân ouch ein amt : predigen ist mîn amt.
Sentence: 50    
Wan unser herre alliu dinc mit wîsheit geordent hât, von hât er ouch dem menschen sîn leben geordent unde geschaffen, als ér wil und niht als wír wellen.
Sentence: 51    
Wan ez wolte etelîcher gerne ein grâve sîn, muoz er ein schuohsuter sîn; wolltest gerne ein ritter sîn, muost ein gebûre sîn unde muost uns bûwen korn unde wîn.
Sentence: 52    
Wer sollte uns den acker bûwen, ob ir alle herren waeret?
Sentence: 53    
Oder wer wolte uns die schuohe machen, ob waerest als woltest?
Sentence: 54    
muost sîn als got wil.
Sentence: 55    
hât er den geschaffen daz er bâbest ; sol der ein keiser sîn oder ein künic oder ein bischof oder ein ritter oder ein grâve oder diz oder daz.
Sentence: 56    
Unde swelherleie amt hâst, ez hôch oder nider, von dem muost gote reiten zwivalt.
Sentence: 57    
Des êrsten, daz dîn amt üeben solt durch got.
Sentence: 58    
Daz ist alsô gesprochen: ob ein niderez amt hâst, daz niht solt murmeln in dînem herzen noch mit dînem munde: 'owê, herre got, war umbe hâst mir ein als arbeitsamez leben gegeben, unde manigem grôze êre unde guot geben hâst?'
Sentence: 59    
Des solt niht tuon.
Sentence: 60    
solt sprechen: 'herre, wis gelobet aller dîner gnâden, die mir erzeiget hâst unde noch erzeigen solt'.
Sentence: 61    
Wan wolte er dir ein hoeher amt hân gegeben, daz haete er getân.
Sentence: 62    
Sit er dir ein niderez hât gegeben, soltû dich ouch nideren unde dêmüeten durch got mit dînem amte, wil er dir oben ûf dem himel ein vil hôhez amt geben.
Sentence: 63    
von soltû ez durch got üeben alsô daz ez mit triuwen unde mit gerehtikeit üebest.
Sentence: 64    
von sprichet der guote sant Johannes: 'wis getriuwe unz an dînen tôt, gît dir got die krône des lebens'.
Sentence: 65    
solt dînem amte rehte tuon, oder solt dich sîn abe tuon: daz ist, daz ez mit triuwen üebest.
Sentence: 66    
Swer sîn amt mit triuwen niht üebet, der tuot im niht rehte.
Sentence: 67    
Unde von spriche ich, ir sult iuwerm amte rehte tuon, oder tuot iuch sîn abe.
Sentence: 68    
Ob im alsô ist, daz im rehte maht getuon, soltû im rehte tuon, oder tuo dich sîn abe.
Sentence: 69    
Wan ez ist etelich amt, dem niemer rehte getuon maht; des solt dich abe tuon: als würfeler und schappeler unde die diu langen mezzer slahent, manic mensche mit ermordet wirt.
Sentence: 70    
Wande die würfeler die mügent ir amte niemer rehte getuon, sie geben wênic oder vil umb einen pfenninc.
Sentence: 71    
kanst im niemer rehte getuon, von tuo dich sîn abe, oder dîner sêle wirt niemer rât: wan ez geschiht manic tûsent sünde von würfelspil, die sus niemer geschaehen: manic tûsent lîp unde sêle werdent verlorn, die sus niemer würden verlorn, der niht würfel machte.
Sentence: 72    
kumt von mort unde diepstâl, nît, zorn unde haz unde trâkheit an gotes dienste.
Sentence: 73    
Ich wil halt gotes dienstes geswîgen: sie werdent halt got schelten unde die hôchgelobten küniginne Marîam.
Sentence: 74    
maht ir niht geschôlten, verfluochest dích in den êwigen tôt, wan dar umbe sluoc ein engel ahtzic tûsent unde hundert tûsent menschen ze tôde in éiner naht durch éines menschen schulde der got schalt.
Sentence: 75    
sich, würfeler, wie vil unsaelden von dînem verfluochten amte kümt!
Sentence: 76    
muost dich sîn abe tuon, oder muost dich des himelrîches erwegen.
Sentence: 77    
Daz selbe spriche ich zuo den, die langiu mezzer slahent, unde zuo den, die geschütze machent.
Sentence: 78    
sint etelîchiu amt, den man wol rehte unde wol möhte getuon, der ez gerne taete.
Sentence: 79    
Man wil ez aber niht tuon.
Sentence: 80    
Daz sint rehter unde zöller.
Sentence: 81    
Daz aber niuwe zölle und ungelt sîn, die niht von rehte gesetzet sîn, die möhte alliu diu werlt niht reht gemachen.
Sentence: 82    
muost dich sîn abe tuon, oder dîner sêle wirt niemer rât.
Sentence: 83    
Herre, her rihter, ir müget iuwerm amte wol rehte tuon ob ir wellet.
Sentence: 84    
rihtet dem armen als dem rîchen, dem fremden als dem kunden, dem lantman als dem mâge, weder durch liep noch durch leit noch durch guotes miete noch durch kein dinc wan nâch dem rehten, noch nemet von niemen kein guot wan iuwer rehte buoze; die selbe dannoch nâch gnâden.
Sentence: 85    
Swer mit rehte von iu überkomen wirt daz er der werlte schedelîche lebende ist, gib ich iu keine buoze für, ob ir ze rehte urteil über in gebet.
Sentence: 86    
Unde welt ir des niht tuon, tuot iuch iuwers amtes abe, wan iu bezzer ist, daz ir mit eime niederen amte gein himele vart, danne mit einem grôzen zer helle; als got selbe sprichet in dem heiligen êwangeliô: 'dir ist bezzer mit eime ougen ze himele varn, danne mit zwein zer helle'.
Sentence: 87    
Daz ist alsô gesprochen: ob ein ouge hâst, daz dich des himelrîches irret, daz soltû ûz brechen.
Sentence: 88    
Dir ist bezzer mit eime ougen ze himelrîche varn, danne mit zwein zer helle.
Sentence: 89    
Alsô ist ez ouch umbe die hant unde den fuoz, der dich des himelrîches irret: dir ist waeger tûsent stunt, daz mit eime gein himeie kumest, danne mit zwein zer helle.
Sentence: 90    
Alsô ist ez ouch umbe dîn amt.
Sentence: 91    
Hâst ein amt, dem niht rehte getuon maht, dir ist bezzer, daz âne daz amt zem himelrîche kümest, danne mit dem amte zer helle.
Sentence: 92    
Wie, gîtiger, war wiltû mit dîme amte?
Sentence: 93    
Ez ist aber kein amt, hâst dirz ze einer verdampnisse genomen.
Sentence: 94    
Wuocher unde fürkouf, dingesgeben, satzunge unde trügenheit, roub unde diepheit daz mac kein amt gesîn.
Sentence: 95    
muost dich sîn abe tuon, oder dîn wirt niemer rât.
Sentence: 96    
naeme ich für guot, daz der sînem amte rehte taete, der ein wol geordentez amt hât; wan ez ist liegen unde triegen als gemeine worden, daz sich sîn nieman schemen wil.
Sentence: 97    
ist der ein trügener an sînem koufe, der gît wazzer für win, der verkouft luft für brôt unde machet ez mit gerwen, daz ez innen hol wirt: er waenet, er habe ein broseme drinne, ist ez hol und ist ein laeriu rinde.
Sentence: 98    
gît der siuwîn für bergîn fleisch; daz mac ein frouwe in eime kintbette oder einez in eime âderlâzen oder in anderre krankeit ezzen, daz er den tôt von nimet; oder unzîtic kalpfleisch.
Sentence: 99    
trügener, mörder, wirst schuldic an den liuten!
Sentence: 100    
hât der unrehtez geweht in sînem krâme, der habet sus die wâge einhalp, daz sie gein dem koufschâtze sleht, unde jenez waenet ez habe, enhât ez niht; unde wendet sie mit der hant rehte.
Sentence: 101    
Wie sol ich dich trügenheit leren?
Sentence: 102    
kanst ir selber ze vil der trügenheit.
Sentence: 103    
hât der ein unrechtez elmez; hât der daz wahs gevelschet, der daz olei.
Sentence: 104    
dir, manteler, kanst ouch dînem amte niemer rehte getuon!
Sentence: 105    
machest einen alten hadern, der fûl ist und ungenaeme unde mite man billîcher eine want verstieze, wan ez zuo anders iht nütze : daz vernâdelt er und machet ez dicke mit sterke unde gît ez einem armen knehte ze koufe.
Sentence: 106    
Der hât vil lihte ein halbez jâr dar umbe gedienet, und als erz angeleit, wert ez in niht vier wochen, ê daz er aber ein anderz muoz koufen.
Sentence: 107    
trügener, velscher!
Sentence: 108    
muost dich dînes amtes abe tuon, oder dîner sêle wirt niemer rât, wan maht im niemer rehte getuon.
Sentence: 109    
sint gebûre als wol trügener sumelîche als die in der stat.
Sentence: 110    
Füeret er ein holz dar in, er leget daz krumbeste ze mittels în unde daz slehte ûzen unde verkouft den luft für holz.
Sentence: 111    
leget der daz höu ungetruckent in den wagen unde verkouft ouch luft für höu.
Sentence: 112    
rehter trügener unde velscher!
Sentence: 113    
möhtest dînem amte lîhte rehte getuon, daz mite behalten würdest.
Sentence: 114    
Ir pfragener und ir pfragenerinne, ir tuot iuwerm amte selten rehte: ir velschent daz olei, ir velschent daz unslit; ir niht mêr zuo valscheit müget getuon, kêret ir dem apfel unde der birn daz fûle hin under unde daz schoene her ûz.
Sentence: 115    
seht, wie manigerleie trügenheit man erdenket!
Sentence: 116    
Müller, tuost dînem amte ouch unrehte, hâst ouch manigerleie trügene unde diepheit.
Sentence: 117    
Dar zuo ouch die tagewürken: die wirkent ouch gar guot die wîle ez der meister siht; zehant aber er den rücke bekêret, stêt er wo halben wec müezic.
Sentence: 118    
bist ein rehter trügener!
Sentence: 119    
schuohewürke, brennest die solen und ouch die flecken, unde sprâchest: 'seht, wie dicke!' sie herte sint ; er sie danne tragen wirt, gêt er kûme eine wochen dar ûffe.
Sentence: 120    
trügener!
Sentence: 121    
triugest manigen armen menschen, wan die rîchen getarst niht effen.
Sentence: 122    
zapfenzieher, tuost dînem amt ouch selten rehte: giuzest eteswenne wazzer in den wîn oder fûlen wîn in den guoten, daz ein mensche eteswenne grôzen siechtuom dar an trinken mac.
Sentence: 123    
bist ein diep, wan gibst der rehten mâze niht: wan swaz im dar an behabest daz hâst im verstoln, unde dîner sêle wirt niemer rât, engeltest danne unde gebest im wider, ob ez maht geleisten .
Sentence: 124    
Ir hêrschaft!
Sentence: 125    
lât ez iuch erbarmen, daz sich got über iuch erbarme, daz manigerleie trügenheit ûf ertrîche ist und iuch anders niht fürtreit, wan daz ir iuch mite verdampnet.
Sentence: 126    
Wan swaz der krâmer gewinnet mit sîner unrehten wâge, daz verstilt im der wînman, der zapfenaere, her wider an dem wîne, unde der snîder unde sîn kneht an dem gewande; wan er sîn gewant vor den ougen snîdet, verstilt erz im vor den ougen: wan er leget die gêren lang an den rok unde snîdet danne daz breite abe unden an dem gêren: waenest habest ez wol bewart, hât er dirz gestoln, enweist hiute wie; unde waenest habest ein wîtez gewant, hast sîn niht.
Sentence: 127    
diep unde velscher!
Sentence: 128    
Daz selbe tuot der belzer an dînen vaehen belgen zele sie hin und zele sie her, er stilt dir dannoch von.
Sentence: 129    
Mit welhen listen er daz tuot, daz weiz er unde sîn herre, der tiuvel, wol: wie solte ich etelîchen diepheit lêren!
Sentence: 130    
gelêret dich einer dîn genôz vil wol.
Sentence: 131    
Alsô stilt der dem, stilt er dir morgen her wider mit sînes amtes trügenheit.
Sentence: 132    
Unde von künnet ir niemer tiurre werden; wan diu sünde nimet an iu ûf.
Sentence: 133    
Waeret ir danne alle getriuwe unde waeren iuwer gewinne reine, und ob ir ein almuosen von gaebet, daz kaeme iu ze staten an der saelikeit lîbes unde sêle.
Sentence: 134    
War umbe verunreinest dîn guot mit trügenheit oder mit diepheit mit dîme amte an dînen bruodern, daz ist an dînen naehsten?
Sentence: 135    
wan wir solten alle einander gebrüeder sîn in gote.
Sentence: 136    
verunreinet er sich an dir, alsam tuost her wider, unde triugest in, triuget er dich her wider; oder stilst im, stilt er dir her wider.
Sentence: 137    
habet ir bêde übele gewehselt.
Sentence: 138    
Unde von hât in got daz pfunt vil hôhe enpfolhen, daz ir ez im widergereiten künnet, wand ez manic tûsent sêle bringet zer helle, daz ir niemer mêre rât wirt, daz in des pfundes gebristet.
Sentence: 139    
Und alsô sult ir ouch daz pfunt widerreiten zwivalt.
Sentence: 140    
Wan man muoz ein ieglich pfunt zwivalt widerreiten.
Sentence: 141    
Des êrsten, daz dîn amt mit triuwen solt üeben durch got; zem andern mâle sult ir iuwer amt üeben durch des lônes willen, der iu von gebürt; wan ir möhtet sîn umbe sus niht erziugen, wan ir müezet iuch von begên spîse unde gewandes.
Sentence: 142    
Daz selbe enmöhten ouch ander, prediger unde bîhtiger, sie sîn geistlich oder werltlich: haeten sie niht kirchen oder pfrüende, oder daz in nieman opfer gaebe, sie möhten die kristenheit niht berihten.
Sentence: 143    
Alsô müezent geistlîche liute des almuosen leben.
Sentence: 144    
Wir suln unser amt durch got üeben und ouch durch daz almuosen.
Sentence: 145    
Daz selbe suln ouch die rihter unde die herren, den der almehtige got geriht unde gewalt hât verlihen ûf ertrîche, wan daz ist ir amt, daz sie reht gerihte haben unde witewen unde weisen suln schirmen durch got.
Sentence: 146    
Zem andern mâle durch die dienste, die iu die armen liute dienen müezent.
Sentence: 147    
Nemet aber ir ze vil dienstes, wirt iu gebrestende an dem pfunde, und ob ir sie ze rehte niht schirmet als ir sult und als in got daz pfunt unde daz amt bevalch, man iu daz swert segente.
Sentence: 148    
Daz selbe tuot der antwerkman.
Sentence: 149    
Swaz im ze lône gevellet, daz hât er mit rehte, ob erz mit triuwen wirket.
Sentence: 150    
Unde der koufman: swaz im ze gewinne gevellet an dem koufe, daz er durch gewin koufet âne gevaerde (daz mein ich: daz er niht für hât gekoufet ûf die lenge der zît, ûz daz naeher, unde niht gedinges gît ûf daz jâr umbe daz tiurre), oder mite nieman betriugest, daz hâstû mit rehte, wan man dînes amtes in keine wîse geraten mac.
Sentence: 151    
Wir möhten der koufliute niemer enbern, wan sie füerent ûz einem lande in daz ander daz wir bedürfen, wan ez ist in einem lande dáz wolveile, ist in einem andern lande jenz wolveile; unde von sullent sie diz hin füeren und jenz her, von sullent sie ir lôn ze rehte haben: daz ist ir gewin, den sie ze rehte gewinnent.
Sentence: 152    
Daz dritte pfunt des sult ir gedenken dem dritten lide an der hant oder an dem fuoze oder an den fünf sinnen, wart er hât ez iu allenthalben an den lîp geschriben, daz ir sîn deste minner vergezzet.
Sentence: 153    
Wan ez ist der zweier buoche einez, als ich iu jenes tages sagte, wie uns der almehtige got hât geben zwei grôziu buoch, wir an lesen unde lernen.
Sentence: 154    
Und iu leien hât ouch geben unser herre zwei grôziu buoch.
Sentence: 155    
Daz ein ist der himel, daz ander diu erde.
Sentence: 156    
von seite ich iu jenes tages eine letzen, die sult ir an dem himel lesen an den siben sternen.
Sentence: 157    
sult ir die hiute an der erden lesen, an iu selben; wan wir niht dan ein erde sîn.
Sentence: 158    
Und alsô hât uns got die selben letze an uns geschriben, disiu fünf pfunt.
Sentence: 159    
Und ir sult daz dritte pfunt lesen an dem dritten gelide.
Sentence: 160    
Daz ist diu zît, die iu got ze lebenne hât geben, der wil got niht enbern: er wil wizzen, wie wir sie vertrîben, alse wênic got des niht enbern wil, daz minneste hâr , daz er dir verlihen hât, wie des âne worden bist.
Sentence: 161    
Wande wir niht haben an lîbe noch an sêle noch an guote wan daz wir von gote haben, enwil er ouch niht enbern, wir müezen im ez widerreiten; als wênic wil er enbern, man müeze im die minnesten Zît widerreiten, die er dem menschen ze lebenne hât geben, von dem daz er ze tagen ist kumen.
Sentence: 162    
Unde wir müezen zwivalt widerreiten von unser zît.
Sentence: 163    
Unser herre hât uns ûf ertrîche die zît die wir leben sullen ze zwein dingen gegeben.
Sentence: 164    
Daz ein ist, daz wir die zît die wir leben müezen niemer anders suln vertrîben wan ze rehter nôtdurft, daz wir erarbeiten sullen daz der lîp darf ze ezzen unde ze trinken.
Sentence: 165    
Unde wir daz erarbeiten, müezen wir die zît haben daz wir ez ze rehter zît niezen und ze rehter wîse, unde trinken ze rehter wîse .
Sentence: 166    
Aber die trenker unde die frezzer, die dicke und oft und etelîche tac unde niht zem wîne ligent, die werdent leitlîchen ze der rechenunge stên umbe die zît, die sie als unnützelîchen unde süntlîchen an geleit habent, unde sie müezent daz ezzen unde daz trinken widerreiten, daz sie gar in undurften vertuont.
Sentence: 167    
Daz gehoeret aber in daz vierde pfunt.
Sentence: 168    
Wir müezen die wîle ouch haben ze rehter nôtdurft, daz wir ze rehter wîse slâfen, und uns wermen swenne uns friuset, unde swes wir niht enbern mügen ze des lîbes nôtdurft.
Sentence: 169    
Aber swaz wir âne durft zît unde wîle vertrîben, die müezen wir gote wider reiten mit grôzen sorgen.
Sentence: 170    
Swer sîne zît verballet unde vertanzet unde vertopelt und vermaersaget oder verspotet oder verswert oder verschiltet oder verfluochet, der wirt jâmeric stên an der reitunge; oder swie sie anders anleist wan ze rehter nôtdurft.
Sentence: 171    
Pfî, gîtiger, wie legest dîne zît an!
Sentence: 172    
wie wirdest stên an der reitunge!
Sentence: 173    
wie gar dir verschaffen ist vor allen den sündern die diu werlt ie gewan oder iemer gewinnet!
Sentence: 174    
Wan dîn zît gêt dir niht alleine unnützelîchen hin, sie get dir halt unnützelîchen unde schentlîchen unde süntlîchen hin.
Sentence: 175    
Alle die andern sünder lânt got etelîche zît geruowen wan unde dîn zît: wan diu gêt aller tegelîchen hin mit sünden âne underlâz.
Sentence: 176    
Unde von sprichet got selber, - wuocherer unde fürköufer unde satzunger unde dingesgeber inz jâr, wan got sîn zît verkoufest, sprichet got selber zuo dir ein wort, daz ich drîzic pfunt niht ennaeme, daz ich alsô vor disen liuten spraeche unde vor disen engeln als got selber zuo dir sprichet, wan ez würden alle die liute und alle dise engel von betrüebet ob ich iezuo spraeche als got selber sprichet zuo dir -: er sprichet alsô durch den wissagen: 'dû rehte boese hût!' unde sprichet alsô für sich hin: 'dû rehte boese hût, laest mich niemer geruowen.
Sentence: 177    
Die von Sodomâ und Gomorrâ unde von Samariâ, die lânt mich etewenne geruowen, aber laezest mich niemer geruowen.
Sentence: 178    
Sie getâten mir nie als mir tuost, wan sie lânt mich etelîche zît geruowen mit ir sünden: mac ich dekeiner zît geniezen gein dir tac noch niht'.
Sentence: 179    
Daz ist wâr.
Sentence: 180    
sich, gîtiger!
Sentence: 181    
sît ich hiute anhuob ze predigen, sît bist vil lîhte sehs pfenninge rîcher worden an dînem wuocher oder an dîner satzunge oder an dînem fürkoufe oder an dînem dingesgeben in daz jâr ûf daz tiurre.
Sentence: 182    
Ir êbrecher, ir brechet iezuo mit nieman iuwer ê.
Sentence: 183    
Ir morder, ir mordent iezuo nieman, ir sitzet iezuo mit guoten zühten hie.
Sentence: 184    
Daz selbe tuont die topeler; die trenker die dürstet iezuo vil übele, und müezent sich lâzen dürsten.
Sentence: 185    
Alsô müezent ouch die tenzeler iezuo ungetanzet sîn unde die spöter ungespotet.
Sentence: 186    
Ir rouber, ir sît hie vor mir iezuo âne roub und âne brennen unde tornei und ân ander hôvart.
Sentence: 187    
Ir schelter, ir fluocher, ir sitzet iezuo hie vor mir unde swîget vil stille.
Sentence: 188    
Daz tuot ir ouch, ir ze einer messe sît oder ze einer andern predige.
Sentence: 189    
Swie aber diu zît ist, geruowest , gîtiger, niemer.
Sentence: 190    
gîtiger, gehabe dich wol!
Sentence: 191    
bist aber eines halben pfenninges rîcher word sît ich iezuo von dir redende was.
Sentence: 192    
sitzest verre unschedelîcher dînes guotes danne dise arme liute, wan die sûment sich iezuo unde gewinnent niht alse , wan gewinnest in der messe, in der predige, in der mettîn, an dem heiligen kristtage, an dem heiligen karfrîtage, an dem ôstertage, an ein pfingesttage, swie diu zît getân ist.
Sentence: 193    
'Dû rehte boese hût, laest mich niemer geruowen'.
Sentence: 194    
sich, gîtiger, wie got die zît widerreiten wellest!
Sentence: 195    
Ir tiuvel, ir sît an dem jungesten tage vor gote an dem vorhtsamen gerihte mîne geziuge, daz ich gote sîne zît wider gevordert hân!
Sentence: 196    
Ir engele sît ouch mîne geziuge!
Sentence: 197    
Ir hêrschaft sît alle mîne geziuge!
Sentence: 198    
sich, verköufer gotes zît sitzest verhertet und hâst aller wâren riuwe niht vil als einigen tropfen.
Sentence: 199    
Ir andern sünder, durch den almehtigen got gewinnet alle wâre riuwe, swie ir die zît unnützelîchen an geleit habet, ez mit unkiusche oder mit verlâzenheit, ez mit tanzen oder it topeln oder swâ mit ir sie verloren habet, wan ich schaffe disen gîtigen liuten nihtes niht.
Sentence: 200    
Daz ander, von gote solt widerreiten sîne zît, daz ist, daz sie in gotes lobe vertrîben solt, mit gebete, mit kirchgange unde ze predigen unde ze antlâz unde ze siechen gên, ob maht vor êhafter nôt.
Sentence: 201    
Aber des vîgertages irret dich nieman, ez sîn danne die heime müezen sîn unde hüeten der hiuser unde der kinde: die sînd dér zît ledic wider ze reiten.
Sentence: 202    
Unde wir müezen ouch halt die selben zît verzehenden, die uns got ze leben gît.
Sentence: 203    
Die heiligen vierzic tage vor ôstern, die wir vasten, mit den verzehenden wir die zît, die ir leben.
Sentence: 204    
Alse liep hât der almehtige got die zît.
Sentence: 205    
Unde swer die zît nützlîchen anleget unde verzert, daz ist ze zwein dingen guot, ich meine in gotes dienste.
Sentence: 206    
Daz eine, daz er sînen lôn mêret in de himele.
Sentence: 207    
Daz ander, daz sîn vegefiur deste minner wirt.
Sentence: 208    
maht sie nützelîchen vertrîben in dem lobe und in de dienste unsers herren, daz niemer kein vegefiur gesihst, als er guote sant Martîn.
Sentence: 209    
der boese geist sîner sêle warte, sprach er: 'var hin, bluotigez tier!
Sentence: 210    
vindest rehte nihtes niht an mir: ez ist rehte allez samet gebüezet'.
Sentence: 211    
Der hete sîne zît lobelîche angeleget.
Sentence: 212    
Daz hât ouch der guote sant Nicolaus und sant Uolrîch unde der andern ein michel teil.
Sentence: 213    
seht, wie müget ir die zît gerne nützlîchen anlegen in gotes lobe!
Sentence: 214    
Wanne diu zît ûf ertrîche ze leben an einem teil ist bezzer danne ze himelrîche, ist daz himelrîche eines dinges bezzer danne diu lobelîche zît.
Sentence: 215    
Alle guote liute, die ir zît nützlîchen und lobelîchen lebent in unsers herren dienste, die habent ez an einem dinge waeger danne sant Pêter unde sant Nicolaus unde die andern heiligen in dem himelrîche.
Sentence: 216    
habent ez die heiligen in dem himel eines dinges waeger danne die guoten liute ûf ertrîche.
Sentence: 217    
Die heiligen habent ez dar an waeger, daz sie sicherheit habent, daz sie daz himelrîche niht verliesen.
Sentence: 218    
Daz ist den guoten liuten ûf ertrîche niht: die wîle die lebent ûf ertrîche, mügent sie daz himelrîche wol verliesen.
Sentence: 219    
habent ez die guoten liute ûf ertrîche dar an waeger, daz sie die zît ze leben habent, mite sie ir lancleben mügen gemêren: ze ie der wîle unde ze ieglîcher stunde mac der guote mensche sînen lôn gemêren der âne sünde lebet.
Sentence: 220    
Hât aber er gesündet und ist ze wârer riuwe komen aller sîner sünden unde sie lûterlîchen bîhtet unde hât buoze enpfangen nâch der gnâden gotes unde nâch sînen staten, unde dar an staete blîbet uns an sînen tôt: der minret sîn vegefiur alle stunde unde alle zît, als oft er einigez pater noster sprichet oder einigez ave Marîâ oder einige venje vellet oder einigez almuosen gibet.
Sentence: 221    
Ze ieglîchem trite den in gotes lobe tritest, ze ieglîchem worte daz in gotes lobe sprichest, mite minrest dîn vegefiur, wan die zît, die ze brennen verdienet hâst, die sleht man dir alle samt abe an der zît, die vertrîbest in gotes lobe.
Sentence: 222    
Wan swenne dîne sünde ûf ertrîche gebüezest, daz ist gotes lop unde siht daz volleclîchen.
Sentence: 223    
Unde von sprichet er: 'ich wil des sünders tôt niht, ich wil daz er sich bekêre unde sîne sünde büeze'.
Sentence: 224    
Alsô hât uns got die zît gegeben, daz wir sie saeliclîchen unde nützelîchen anlegen unde daz wir unser sünde büezen, unde die âne sünde sint, daz die ir lôn gemêren in himelrîche.
Sentence: 225    
Unde von habent ez die guoten liute ûf ertrîche waeger die ir zît lobelîchen vertrîbent, wan des mügent die heiligen niht getuon.
Sentence: 226    
Sant Pêter habe im die freude unde den lôn, den er ûf ertrîche hât verdienet: wan er mac in niemer mêr groezer gemachen.
Sentence: 227    
Unde dar umbe naeme ich die wal, daz ich ein guot mensche waere unde des himelrîches sicher waere: waere mir dise zît hie ûf ertrîche lieber ze leben danne ze himelrîche.
Sentence: 228    
Ich wil ein grôz wort sprechen.
Sentence: 229    
Daz der herre sant Nicolaus eins einigen ave Marîâ mêr haete gesprochen hie ûf ertrîche, daz waere im lieber dan alliu diu zeichen, diu got durch sînen willen ie getet ûf ertrîche.
Sentence: 230    
Unde dar umbe waere mir diu zît lieber danne in himelrîche, waere ich ein guot mensche unde daz ich des himelrîches sicher waere: wan als nütze ist diu zît, die uns got ze leben hât gegeben hie ûf ertrîche.
Sentence: 231    
Ô wol dir wart, daz dich dîn muoter ie getruoc an dise werlt, daz sîne zît hât als nützelîchen angeleit, von sich sîn saelde mêret in himelrîche.
Sentence: 232    
Wan der aller lôn in himelrîche ist grôz, daz ez unsagelich ist ze prüeven unde ze sagen unde ze gedenken.
Sentence: 233    
Unde von ist er saelic der in verdienen mac.
Sentence: 234    
ist der aber saeliger der in groezer gemachen mac.
Sentence: 235    
Und owê dem, der sîne zît alsô anleit, daz er mit dem tiuvel ferner brennen unde brâten muoz in der êwigen marter!
Sentence: 236    
Unde dem aber wirs, der sîne martel alle tage mêret mit der zît, die im got ze lebenne hât gegeben!
Sentence: 237    
Unde dem aller wirste, der sîne martel alle tage mêret mit der zît, unde der sîne zît alsô anleit, daz sîn martel nâch sîme tôde wahsende wirt ze helle!
Sentence: 238    
Als den gîtiogen liuten: den ist allenthalben zem boesten verteilet und ze dem ungaebesten.
Sentence: 239    
Wan alse manige sêle mit dînem unrehten guote ververt zer helle, als ofte wirt dîn martel groezer unde wehset, unz er jungeste von gein helle vert, der von dînem unrehten guote verdampt wirt, wan eht alle die ez nâch dir erbent wizzentlîche unz an daz vierzigeste geslehte, die müezent alle die vart varn, die gevarn hast unde bist, ob sie ez niht gelten unde widergeben.
Sentence: 240    
Die andern, der marter ouch ze helle wehset, daz sint alle die niuwe fünde vindent ûf die sünde.
Sentence: 241    
Ez vindet der eine niuwe ketzerîe, vindet der eine niuwe schalkeit.
Sentence: 242    
Ein schalkhaft herze verstêt mich vil wol.
Sentence: 243    
vindet der eine niuwe trügenheit an sîme koufe oder an sîme antwerke.
Sentence: 244    
Swer die sîn, die alsô niuwe fünde vindent, der marter wehset ze helle alle die wîle man die selben niuwen fünde üebet nâch sîme tôde ûf ertrîche.
Sentence: 245    
Unde dar umbe durch den almehtigen got leget iuwer zît nützelîchen an, daz ir frôlîchen stêt ir daz dritte pfunt widerreiten müezet.
Sentence: 246    
Ir seht wol, wenne ein amtman sînem herren widerreiten sol, wie er sorclîche stêt unz ergesîht, wie ez im ergê an der reitunge.
Sentence: 247    
Unde im wol gelinget an der reitunge, wirt er herzeclîchen frô, ob er gar wider reitet daz im niht gebristet, alse dem getriuwen knehte, von dem man hiute liset in dem heiligen êwangeliô, von sant Alexiô und sante Nicolaô unde manic tûsent andern heiligen, die alsô widergereitet habent, daz sie die êwigen freude dar umbe hânt empfangen, unde daz unser herre zuo in gesprochen hât: ʽnû wis frô, getriuwer kneht!
Sentence: 248    
ganc in die freude dînes herren'.
Sentence: 249    
Daz vierde pfunt daz iu der almehtige got enpfolhen hât unde niht enbern wil, ez müeze im daz selbe pfunt ein ieglich mensche widerreiten zwivalt, daz ir ouch merken sult an dem vierden glide, daz ist dîn guot, dîn irdenisch guot, daz dir got enpfolhen hât.
Sentence: 250    
Daz hât dir got durch zwei dinc enpfolhen.
Sentence: 251    
Als er dir disiu fünf pfunt alle hât enpfolhen, ieglîchez umbe zwei dinc, alsô hât er dir ouch dîn irdenisch guot enpfolhen umbe zwei dinc.
Sentence: 252    
Daz eine: daz ez niezen solt zuo dîner nôtdurft, swar sîn ze rehter nôt bedarft unde dîn hûsfrouwe unde dîn kint und ander dîn gesinde.
Sentence: 253    
Ez ist wol wâr, er hât eime viel mêr enpfolhen danne dem andern: der hât ouch im vil mêr wider ze reiten.
Sentence: 254    
Iedoch swie vil er dir bevolhen hât, maht alsô gewerben, daz dir an der reitunge vil mêre überwirt danne dir gebrichet.
Sentence: 255    
Er bevalch hern Davîde unde hern Constantînô unde keiser Heinrîche und künic Karle unde sant Oswalde unde künig Stephan von Ungern grôz guot; die sint alle heilic worden mit ir rîcheit.
Sentence: 256    
Hâst mêr dan ein anderz unde bedarft ouch mêr dan ein anderz, daz ist niht gîtikeit, ob ez mit rehte gewinnest oder gewunnen hâst, oder ob ez die mit rehte gewunnen hânt, die dirz gelâzen hânt.
Sentence: 257    
Weist aber ob sie ez mit unrehte gewunnen hânt die ez ûf dich geerbet hânt, unde waere sîn nimmêre dan aht pfenninge, unde haete die selben aht pfenninge der êrste keiser Julius mit unrehte gewunnen, unde haeten sîn nâchkomen nâch im wizzentlîchen geerbet, und aber des selben nâchkomen unz an den jungesten keiser, unde sie ie einer nâch dem andern wizzentlîchen geerbet: die müesten alle samt niwan umbe die aht pfenninge als lange in der helle sîn als got in dem himele waere.
Sentence: 258    
Dir habe got vil oder wênic bevolhen, daz muost widerreiten unserm herren wie ez an hâst geleit.
Sentence: 259    
Swie es anders âne wirst danne mit ezzen oder mit trinken ze rehter wîse und umbe gewant dir unde dînem gesinde, swes eht bedarft ze rehter wîse, dar umbe wirst niht verlorn.
Sentence: 260    
Gîst aber ez den lotern unde den gumpelliuten durch lop oder durch ruom, dar umbe muostû gote antwürten.
Sentence: 261    
Alse wênic des got niht enbern wil, müezest im daz minneste hâr widerreiten, daz ûffe dîme houbete ist, und die minnesten wîle, als wênic wil er des enbern, müezest im den minnesten pfenninc widerreiten den ie gewünne und er wil gar wol wizzen wie sîn âne worden sîst.
Sentence: 262    
Waz vertopelst oder ze unmuozen verluoderst oder verhôhvertest mit tornei oder gibest andern wîben, oder frouwe, andern mannen, wirt dîner sêle niemer rât; oder gist ez den zuotrîberinnen, oder gîst ez umbe kleider diu ze waehe gesniten sint oder zuogenaewet unde gemachet, als ir frouwen pfleget ze tuon.
Sentence: 263    
Swer alsô guot unnützelîchen anleget, dem wirt gebresten an der sorcsamen reitunge des vierden pfundes.
Sentence: 264    
Habet ir ez aber nützelichen angeleit, sît ir an dem einen teile ledic.
Sentence: 265    
Dannoch sult ir ez ze dem andern mâle widerreiten: daz ist, daz irz in gotes lobe niezen sult; wan dir got diu fünf pfunt alliu hât enpfolhen, daz sie im zwivalt muost widerreiten: daz ein ie dir selben, daz ander unserm herren.
Sentence: 266    
muost disiu fünf pfunt ie mit im teilen, ieglich dir selben halbes unde daz ander teil unserm herren.
Sentence: 267    
Wan er hât dir sie durch gewin bevolhen, daz er müge gesprechen.
Sentence: 268    
'nû wis frô, getriuwer kneht, ganc in die freude dînes herren!'
Sentence: 269    
Unde von soltû gote widerreiten von disem vierden pfunde, daz ist daz irdenische guot.
Sentence: 270    
Daz hât er dir dar umbe enpfolhen, daz in anderhalp mite loben und êren solt.
Sentence: 271    
solt durch got lîhen, almuosen geben, die hungerigen etzen, die durstigen trenken, die nacketen kleiden, die elenden herbergen.
Sentence: 272    
Alsô frâget er von disem pfunde an dem jungesten tage.
Sentence: 273    
Ir sult an goteshiuser, an spitâle geben, messe frumen.
Sentence: 274    
'Owê, bruoder Berhtolt, gaebe etelîchez vil gerne: enhât ez sîn niht'.
Sentence: 275    
Hâst sîn niht, sich, bist vor gote ledic.
Sentence: 276    
Wiltû aber mir volgen, ich wil dich lêren, daz grôz almuosen dran tuost mit dem guote daz nie gewünne oder niemer mêre gewinnen maht, oder mit dem guote daz gewunnen hâst und ez verlorn hâst und ez niemer gewinnen maht.
Sentence: 277    
Mit dem guote daz nie gewünne oder niemer mêr gewinnen maht, mite soltû almuosen tuon, alsô daz willeclîche arm sîn solt.
Sentence: 278    
Unde solt alsô sprechen mit lûterm herzen unde mit ganzem ernste: 'herre, gnâde!
Sentence: 279    
und waere diu burc mîn unde diu gegene, daz wolte ich willeclîche lâzen durch dîn lop, unde durch dîne êre wolte ich mich sîn verzihen unde wolte iemer arm sîn, als ich doch bin, umbe die êwigen rîcheit'.
Sentence: 280    
Daz gît dir got wider als ez im ûz dînen handen habest gegeben.
Sentence: 281    
Unde von sprichet sant Pêter: 'herre, wir haben alliu dinc durch dînen willen verlâzen: waz suln wir dar umbe ze lône haben?'
Sentence: 282    
waz hete er durch got grôzlîche gelâzen?
Sentence: 283    
ein netze und ein schiffelîn.
Sentence: 284    
Im was aber niht, er hete grôze liebe ze gote, unde haete er alliu künicrîche gehabet, diu haete er alliu gelâzen durch die liebe die er ze gote hete.
Sentence: 285    
Und alsô tuot der almehtige got hiute, der in mit rehtem herzen minnet unde sich genzlîche an in verlât: er nimt den willen für diu werc.
Sentence: 286    
Er bekante sant Pêters herze vil wol: alsô tuot er noch hiute aller menschen herze.
Sentence: 287    
Mit dem guote daz verlorn hâst unde niemer mêr gewinnen maht, sprich alse Job: 'herre got, gaebe mirz, nimest ez ouch wider'.
Sentence: 288    
Hât dirz aber ieman genomen âne got, daz solt im lûterlîche vergeben.
Sentence: 289    
Maht ez aber wider gewinnen, ez ist dir erloubet von gote.
Sentence: 290    
Ir sult ouch armen liuten lîhen, daz sît ir gote von iuwerm guote schuldic, wan von werdet ir niemer deste ermer.
Sentence: 291    
Wan alse diu sunne aller der werlte ir schîn lîhet, des hât sie deste minner niht.
Sentence: 292    
Alsô sult ir lîhen daz iu got verlihen hât, wan ez helfent etewenne sehs pfenninge ein armez alsô wol, alse der sie im umbe sus gaebe.
Sentence: 293    
Ir sult aber von nihtes niht nemen, weder ei noch sîn wert, wan daz waere rehter wuocher.
Sentence: 294    
'Bruoder Berhtolt, wolter michs niht erlân.'
Sentence: 295    
sende im alsô vil hin wider heim oder mêr, oder dir gît got nie mêr keinen lôn umbe dîn lîhen: ez ist dir halt ein verdampnisse.
Sentence: 296    
Weder dienest noch gâbe sult ir dar umbe nemen.
Sentence: 297    
Sendet er dir dar über kleine oder grôz, oder dienet er dir iht, daz solt im widerlegen, oder dîn wirt niemer rât mit lîhen.
Sentence: 298    
Ir tuot ez gerne oder ungerne, ir sît des armen liuten schuldic, daz ir in helfen sullet, als sanctus Johannes sprichet: 'gib dem bungerigen z'ezzen!'
Sentence: 299    
Unde gîst im niht, unde stirbet er alsô, bist an im schuldic.
Sentence: 300    
Ir müget aber gar wol guotiu pfant nennen, wan ez ist aber armuot leider oft untugenthaft, undc von erloubet iu gor wol daz ir guotiu pfant dar umbe nemet.
Sentence: 301    
Wan allez, az ez den jüden die wîle müeste eben ze wuocher, daz gît dir got wider, als ob im ûz dîner hant haetest geben.
Sentence: 302    
Daz fünfte pfunt daz ist: daz dînen naehsten minnen solt alse dich selben.
Sentence: 303    
Daz pfunt muost ouch zwivalt widerreiten, wan solt dînen naehsten zwivalteclîchen minnen.
Sentence: 304    
Einhalp solt in minnen in got, anderhalp soltû in minnen durch got.
Sentence: 305    
Des êrsten soltû dînen ebenkristen minnen in got.
Sentence: 306    
Daz ist alsô gesprochen, daz kein dinc tuon solt durch dekeinen dînen friunt daz wider got ist, weder roup noch brant, weder manslaht noch wunden noch nihtes niht in aller der werlt.
Sentence: 307    
Wan taetest duz durch dich selben, waerest mite verlorn; tuost ez aber durch dînen friunt, bist noch baz verlorn.
Sentence: 308    
solt im weder unkiusche noch keiner dinge die wider got sîn helfen.
Sentence: 309    
gêt einer rinclîchen hin finde swert einen eit für einen sînen friunt.
Sentence: 310    
Und waere ez dîn eigen bruoder, soltest in ê ze tûsent stücken lâzen snîden, ob bekantest, wie grôz verdampnisse dran lît, ob einen meineit swerst; wan daz lant mite bist daz ist deste unsaeliger, unde diu stat unde daz dorf, verderbest uns den ertwuocher, wan gote widersagest alle sîne helfe, die er dir iemer solte getuon und aller sîner heiligen unde mîner frouwe sant Marîen.
Sentence: 311    
[Dâ gehoeret diu rede her, diu in den zehen geboten stêt von den meineidigen.
Sentence: 312    
Unde soltû dînen naehsten minnen alse dich selben in gote.
Sentence: 313    
Ze dem andern male soltû dînen ebenkristen minnen durch got.
Sentence: 314    
Daz ist, daz im gunnen solt daz dir ganst êren unde guotes unde himelrîches, und im ergunnest daz dir selben ganst.
Sentence: 315    
[Daz stêt in dem sermône von den drin mûren: stêt gar genzlîche mite geschriben, wie ein iegelich kristenmensche den andern minnen sol als sich selben.
Sentence: 316    
Diu selbe rede gehoeret gar unde gar wol her, wie dînen naehsten minnen solt als dich selben durch got der dir niht getân hât.
Sentence: 317    
Und ist ez halt, daz er dir grôz herzeleit getân hât, dannoch soltû in minnen, alles durch got, daz im durch got allez daz vergebest, daz er dir ie ze leide hât getân an lîbe oder an guote oder an dînen friunden oder an dînen êren oder an dekeinen dingen, daz solt im vergeben, den worten, daz dir got alle dîne sünde vergebe.
Sentence: 318    
lât hiute alle samt nît unde haz ûz iuwerm herzen, unde vergebet allen den die iu ie leit getâten, und erbarmet iuch hiute über iuwer vînde, den worten, daz sich got über alle iuwer nôt erbarme.
Sentence: 319    
vergap der almehtige got den die in an daz kriuze hiengen und den die im under sîn antlütze spîeten und in verspotten und in an die siule sluogen.
Sentence: 320    
Alsô sult ir hiute vergeben.
Sentence: 321    
Unde wol dan alle samt ze himelrîche!
Sentence: 322    
Daz uns daz allen widervar daz wir dem almehtigen gote disiu fünf pfunt widerrechen unde reiten, des êrsten von unserrn lîbe zwivalt: innen von reinen gedenken und ûzen von guoten werken; zem andern mâle von unserm amte, daz wir daz alsô durch got geüeben unde durch uns selben; und unser zît und unser guot daz ez gote lobelich ; und unsern ebenkristen alsô geminnen in gote und durch got; unde daz wir disiu fünf pfunt alle samt künnen widergereiten daz wir an dem jungesten tage frôlîche mit gote erstên, unde daz er zuo uns sprechende werde: 'nû wis frô, getriuwer kneht!
Sentence: 323    
bist getriuwe gewesen über ein wênic guotes: wil ich dich setzen über allez mîn guot, ganc in die freude dînes herren!': daz uns daz allen widervar, mir mit iu und iu mit mir, des êrsten an der sîle und an dem jungesten tage an dem lîbe und an der sêle, des helfe uns der vater unde der sun unde der heilige geist.
Sentence: 324    
Âmen.



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This text is part of the TITUS edition of Berthold von Regensburg, Predigten.

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