1. Das offenbar nur in der Adiši-Hs. in Mk. 6,27 {4.} für σπεκουλάτωρ belegte Wort wird
von I.
Imnaišvili ebenso wie auch das in der Protovulgata an gleicher Stelle erscheinende
me-qrml-e- mit
ǯalati, i.e. "Henker" übersetzt (
Šaniʒe, Otxt.Simp. s.v.), ähnlich spricht
Blake in
der Edition von einem "gladiarius". Das Wort ist vom Bildungsprinzip her mit
me-xarḳ-e- und
me-qrml-e- vergleichbar: Es handelt sich um eine Bildung mit dem Circumfix
me--e-, das
Nomina actoris bildet. Anders als in den beiden anderen Bildungen, die von
xarḳ- "Steuer,
Tribut, Abgabe" bzw.
qrmal- "Dolch" abgeleitet sind, ist die Grundlage von
me-xarb-e- jedoch
nicht eindeutig bestimmbar; es gibt zwar eine Wortform
xarb-, die soviel wie "Geiz, Habgier"
bedeutet, als "Geizhals" wäre
me-xarb-e- im gegebenen Kontext jedoch semantisch kaum zu
motivieren. Es fragt sich deshalb, ob diesem Wort eventuell eine Entlehnung des arab. Wortes
ḥarb "Krieg" zugrundeliegt, wobei sich die ursprüngliche Bedeutung noch in der Ableitung
me-xarb-e- als Nomen actoris "Krieger" zeigen würde.
xarb- selbst ist im Georgischen nicht früh
genug belegt, um diese Annahme beweisbar zu machen. Daß im Text der georg. "Vulgata" ein
arab. Fremdwort enthalten sein könnte, ist jedoch nicht a priori auszuschließen; zu beachten ist
v.a., daß die betreffende Stelle offenbar nicht in den in Xanmeṭi-Hss. erhaltenen Lektionarien
vorkommt. — Auch die parallele Bildung
me-xarḳ-e- enthält übrigens ein semit. Grundwort:
Georg.
xarḳ- "Steuer" ist nicht zu trennen von mpers.
harg "Abgaben, Kosten" (<hlg> bei
MacKenzie, Dict. s.v.), das selbst vermutlich aus einer dem bibl.-aramäischen ʝל̳חֲ
hălāk (Esra
4,13 {13.}; 20 {15.}; 7,24 = 1.Esr. georg., 2.Esr. LXX, armen. {14.}) nahestehenden Form
stammt und ebenso auch ins Armenische (
hark) sowie ins Arabische (
ḫarǧ) gedrungen ist (vgl.
dazu
Henning, ḫarāǧ [Orientalia 1935], 291 ff., der allerdings nur die zweisilbigen Formen
mpers. (man.)
harāγ und arab.
ḫarāǧ behandelt). Das zeigt sich deutlich daran, daß dem aram.
Wort an allen drei Belegstellen in der Bibel arm.
hark und georg.
xarḳ- gegenüberstehen (in der
Ausgabe der Mcxeta-Hs. erscheint in 1.Esr. 4,20 {15.} als hapax legomenon der Stamm
xaraḳ-i;
Druckfehler?). Da georg.
mexarḳe- an der einschlägigen Stelle (Lk. 12,58 {3.}) nur in den
jüngsten Redakionen (HM) vertreten ist, ergibt sich sogar die Vermutung, daß anstelle von
mexarḳe- hier ebenfalls
mexarbe- zu lesen ist.
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2. Vielleicht aus stilistischen Gründen, im Sinne der variatio sermonis? — Vgl. noch Mart.
Izidb. 121,22-23 {10.}, wo alleiniges georg.
mṭarval- offenbar arm.
dahčapet wiedergibt.
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3. So auch noch
Leroy, Compp. -pet [AIPHOS 15], 122: "étymon iranien non connu".
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4. Ähnlich auch Iran.Infl. [Enc.Ir.] 461 a: "to treat violently".
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5. Die Verbindung von armen.
dahič, syr.
dḥš՚ usw. mit airan.
dahyu- jüngst auch bei
Shaked, Iran.-Aram. [Fs.
MacKenzie], 172.
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6. Der durch
-č- vertretene miran. Laut wurde früher auf die progressive Palatalisierung eines
alten
-k- durch ein vorhergehendes
-i/ī- zurückgeführt (
Gershevitch, Grammar 39, § 247 nach
Henning), ist aber mit
Morgenstierne eher durch eine regressive Palatalisierung vor einem
-ī-Suffix bedingt; dies wird durch die khot.-sak. Entsprechungen
-gyā- < *
-čī- +
-ā- ggüb.
-ı̄̆a-
< *
-ı̄̆ka- erwiesen (frdl. Hinweis von N.
Sims-Williams, briefl.). — Von den avest. Feminina mit
-īc-Suffix, die im Ablaut zu Sämmen auf
-iianc- stehen (vgl. z.B. den fem. EN
Zairicī-
Yt. 13,139), sind die Feminina auf
-č in jedem Fall zu trennen.
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7. Cf. dazu zuletzt
Ritter,
pahak [Sprache 32], 310.
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8. Für syr.
-ḥš- in iran. Lehnwörtern vgl. statt dessen
ܦܛܰܚܣܰܐ p̄ṭaḥšā, ܐܦܛܚܫܐ ap̄ṭaḥšā,
ܐܦܛܟܫܐ ap̄ṭaḵšā (
Brockelmann, Lex. 564a /40a) = arm.
bdeašx, georg.
ṗiṭiaxš- (s.d.) sowie
ܢܰܚܫܺܝܪܴܐ naḥšīrā (ib. 424a) = arm.
naxčirkՙ < mpers.
naxčīr "Jagd" (<nḥcyr(p)[ty]> bei
Henning l.c.).
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9. Als Elementarparallele für eine Bedeutungsübertragung "Säbel" > "Henker, Scherge", also
die Übertragung des Namens einer Waffe auf den "Henker" als Träger der Waffe, ließe sich
eventuell die russ. Wortdoublette
paláč' "Henker" (das Wort, das bei
Ėmin, Perevody zur
Wiedergabe des arm.
dahič /
dahčapet in der Sanduxt-Legende gebraucht ist) und
paláš
"Pallasch, gerader Degen der schweren Kavallerie" auffassen, die beide letztlich auf das durch
osm.
pala "Schwert, Dolch" vertretene Etymon zurückgehen dürften, wobei allerdings die
genauen Wortbildungsmittel nicht klar sind (cf.
Vasmer, REW 2, 304 f. s.vv.).
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10. Die älteste iran. Form des Titels ist allerdings in der Form
*dasapati- indirekt in den elam.
Persepolistafeln bezeugt: <da-šá-bat-ti-š>; cf.
Eilers, Berufsn. [IIJ 5], 214 sowie
Szemerényi,
l.c. Für das Reichsaramäische ist das Wort jetzt mehrfach als Beiname des Gottes Nergol in der
Form
dḥšpṭ՚ bei
Greenfield, Nergol [Fs.
Asmussen], 139 belegt.
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11. Eine umgekehrte "Hybridisierung" (mit Ersetzung des Hinterglieds durch ein autochthones
Element) könnte das syr.
raḇ daḥšǟ gegenüber dem bei
Greenfield, Nergol behandelten aramä.
dḥšpṭ՚ darstellen.
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12. So ergibt sich auch die vage Möglichkeit, daß in arm.
das "Abteilung, Gruppe" auch die
— als mot savant in miran. Zeit gelangte — airan. Form des Zahlworts für "zehn", avest.
dasā̆,
erhalten geblieben ist.
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