Achtung!
Dies ist eine Internet-Sonderausgabe des Aufsatzes
„Ein persisch-türkisches Zählsystem beim Würfelspiel“
von Jost Gippert (1985).
Sie sollte nicht zitiert werden. Zitate sind der
Originalausgabe in
„XXIII. Deutscher Orientalistentag vom 16. bis 20. September 1985 in Würzburg: Ausgewählte Vorträge“,
hrsg. v. Einar von Schuler, Stuttgart 1989, 259-273
zu entnehmen.

Attention!
This is a special internet edition of the article
„Ein persisch-türkisches Zählsystem beim Würfelspiel“
[„A Persian-Turkic counting system used in dicing“]
by Jost Gippert (1985).
It should not be quoted as such. For quotations, please refer to the original edition in
„XXIII. Deutscher Orientalistentag vom 16. bis 20. September 1985 in Würzburg: Ausgewählte Vorträge“,
ed. Einar von Schuler, Stuttgart 1989, p. 259-273.




Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved:
Jost Gippert, Frankfurt 2000-2001

*.   

Geringfügig überarbeitete Fassung meines Vortrags beim DOT in Würzburg am 24.9.85. – Für wertvolle Auskünfte danke ich meinen Freunden A. Erdemir und N. Rastegar sowie meiner Frau Sonja. [back / zurück]


1.   

Zum Japan. cf. z.B. S. Elisséef, E.O. Reischauer, T. Yoshihashi, Elementary Japanese, Pt. 2, Cambridge/Mass., 71971, 26 f.; zum Chin. M. Piasek, Elementargrammatik des Neuchinesischen, Leipzig 1957, 40 f.. Die rekonstruierten Formen (in vereinfachter Darstellung) nach B. Karlgren, Analytic Dictionary of Chinese and Sino-Japanese, Paris 1923 (Neudr. Taipei 1975). [back / zurück]


2.   

cf. V.I. Abaev, Osetinskij jazyk i fol'klor, I, Moskva/Leningrad 1949, 282 f.; die iron. Zahlen nach dess. Grammaticeskij očerk osetinskogo jazyka, in: Osetinsko-russkij slovar', Ordžonikidze 1962, 517. [back / zurück]


3.   

Diese Grundaufstellung wurde zum ersren Mal von K. Himly beschrieben (Einige Worte über das persische Brettspiel Nerd, in: ZDMG 33, 1879, 680). [back / zurück]


4.   

Ein Epigramm des Agathias Scholastikos (Anthologie Palatine VIII, Nr.482) hat ein Spiel des Kaisers Zenon zum Inhalt, bei dem dieser durch den Wurf 2-6-5 in eine aussichtslose Situation gerät; die genaue Stellung rekonstruiert R.G. Austin im Journal of Hellenic Studies 54, 1934, 202 ff. [back / zurück]


5.   

Auch in Ostasien begegnen Abarten des Spiels, und zwar meist unter dem chin. Namen šuang-liu ( > jap. sugoroku etc.); cf. dazu v.a. K. Himly in Tՙoung Pao 9, 1898, 299 ff. Jüngere Benennungen in Europa sind z.B. engl. Backgammon, dt. Puff(spiel), frz. tric-trac. Über die Geschichre des Spiels im allgemeinen cf. H.J.R. Murray, A History of Board-Games Other than Chess, Oxford 1952, besd. 113 ff. sowie O. Jacoby/J.R. Crawford, Das Backgammon-Buch, München 1974. - Das bei Murray nicht erfaßte irische táiplis behandelt D. Greene in Ériu 17, 1955, 7 ff. - Die „Historia Nerdiludii“ von Th. Hyde, Oxford 1694, war mir nicht zugänglich. [back / zurück]


6.   

Die erste Ausgabe des Textes (mit engl. Übersetzung) lieferte P.D.B. Sanjana (in: Ganjeshāyagān, Andarze Atrepāt Mārāspandān, Mādigāne Chatrang, and Andarze Khusroe Kavātan, Bombay 1885); auf ihr basiert die transkribierte Version (mit dt. Übersetzung) von C. Salemann (in: Mélanges asiatiques 9, 1887, 207 ff.) sowie die Inhaltsangabe von Th. Nöldeke (in: Persische Studien II = SWAW 126/12, 1892, 20 ff.). Eine Neuausgabe, nach der ich im Folgenden zitiere, erfolgte in The Pahlavi Texts, ed. D.J.M. Jamasp-Asana (Vol. 1-2, Repr. Tehran o.J., 115-120; nachgedruckt im Manual of Pahlavi, Vol. I von H.J.S. Nyberg, 118 ff.); der Titel lautet hier „Wizārišn-ī čatrang ud nihišn-ī nēwardaxsīr“. [back / zurück]


7.   

Bd. 8 der Moskauer Ausgabe (bearb. v. R.M. Aliev), 206 ff., Vers 2628-2810 des Buches über Kasrē Nōšīn Rawān. [back / zurück]


8.   

Über den Namen, der nur im mpers. Text erscheint, cf. Nöldeke, o.c, 23 f. [back / zurück]


9.   

Vers 2716 der genannten Ausgabe. [back / zurück]


10.   

Wazurgmihr nennt sein Spiel im Gedenken an den Begründer der Sasaniden-Dynastie „nēw-ardaxsīr“ (Satz 19, S. 118). Es handelt sich offenbar um einen Versuch, den Namen nard, für den auch eine Variante nardšīr existiert, (volksetymologisch) zu deuten; cf. Nöldeke, o.c., 25 f. (die Lesung „Wīnardaxsīr“ der Parsentradition ist trotz der Ausführungen von Fr. Müller in WZKM 11, 1897, 206 f. weniger wahrscheinlich). - Der Name begegnet auch im Kārnāmag-ī Ardaxšīr (Kap. II, Satz 12 der Ausgabe von E.K. Ântiâ, Bombay 1900). [back / zurück]


11.   

Satz 20-21, S. 118. [back / zurück]


12.   

Satz 23-28, S. 118. [back / zurück]


13.   

Die genaue Bedeutung der Stelle hängt eben von dem nur im vorliegenden Text bezeugten gardānāg ab, das offensichtlich von gardānīdan „drehen“ abgeleitet ist. Drei weitere Sätze des Mādigān, in denen das Wort erscheint, weisen eher auf eine Übersetzung „Wurf (des Würfels)“ (vgl. Nyberg im Glossar zu seinem Manual, s.v.): (22) gardānāg-ī ēd tāg ō wardišn-i axtarān ud gardišn-ī spihr homānāg kunēm „Jeden einzelnen Wurf mache ich gleich dem Wandel der Gestirne und dem Kreisen des Himmels“ (Nöldeke, o.c., 21 übersetzt hier „das Hin- und Herschieben der Steine“, an der besprochenen Stelle jedoch „der Wurf 1“ etc.!); (30): wardišn ud gardišn-ī muhrag pad gardānāg-ēw owōn homānāg čiyōn mardōmān-ī andar gētīg band ō mēnōgān paywast estēd pad haft ud dwāzdah-ī hamāg wardēnd ud nišēbēnd .. „Den Lauf und Wandel der Spielsteine entsprechend einem Wurf (mache ich) dem gleich, wie (das Leben) der Menschen hier auf der Welt an die himmlischen (Kräfte) gebunden ist entsprechend den sieben (Planeten) und den zwölf (Tierkreiszeichen), die beständig kreisen und niedergehen“; (31) ud ka pad gardānāg-ēw ēd gardišn hamāg abar činēnd hangōšīdag-ī mardōmān kē hamāg az gētīg widerān bawēnd. „Und wenn sich entsprechend einem Wurf (die Steine) Runde für Runde (?) immer mehr anhäufen, (so ist das wie) die Art der Menschen, die alle aus dieser Welt scheiden müssen“. Tenor dieser Aussagen ist also die Gleichsetzung des Laufs der Gestirne, von dem das Menschenschicksal abhängt, und der Würfe, d.h. des Würfelglücks, das die Züge der Spielsteine bestimmt; diese Identifikation erweist sich im gegebenen Text geradezu als Charakterisierung des nard-Spiels, da ihm später (Satz 37 f.) das Schachspiel als „verstandgelenkt“ gegenübergestellt wird. An der Ausgangsstelle (Satz 23 ff.) kommt für gardānāg dennoch nur die konkrete Bedeutung „Würfel“ in Frage, und zwar wegen der Präposition abar (ēk abar gardānāg).– Von gardānāg „Würfel(wurf)“ zu trennen sind natürlich das einmalige gardānāg in der Bedeutung „Bratspieß“ im Ind. Bundahisn (Kap. XV, S.35, 16 der Ausgabe von F. Justi, Leipzig 1868; die pers. Variante des Textes hat <wrt'k'n>, das offenbar in wardānāg zu emendieren ist: Kap. XIV, 17 [fol. 53 b] der Ausgabe von B.T. Anklesaria, Bombay 1956 bzw. S. 103, 14 der Ausgabe von E.T.D. Anklesaria, ib. 1908) sowie das von Sanjana zu gardānāg korrigierte <grtyn'k> im Pahlavī-Vendīdād (VI, 35; 11 der Ausgabe von D.H. Jamasp, Bombay 1907), das eine Art „Taurolle“ bezeichnen dürfte. [back / zurück]


14.   

So nach der Ausgabe Chahār maqāla („The four discourses“) of Ahmad ibn ՙUmar ibn ՙAlī an-Niẓāmī al-ՙArūḍī as-Samarqandī, ed. Mīrzā Muḥammad ibn ՙAbdu'l-Wahhāb of Qazwīn, Leyden/London 1910 (E-J-W Gibb Memorial Series, 11/1), 43 f., eine engl. Übersetzung von E.G. Browne erschien ib. 1921 (Series, 11/2) (Anekdote Nr. 17). Über anderslautende handschriftliche Varianten s. weiter unter A. 16. [back / zurück]


15.   

Über die npers. Bezeichnungen der sechs Felder im Zielsektor des nard-Bretts cf. E.G. Browne, o.c., S. 421. - In den arab. Versionen der „Schachspiellegende“ von Jaՙqūbī und Masՙūdī werden die zwölf Felder auf jeder Seite mit den zwölf Monaten bzw. den zwölf Tierkreiszeichen identifiziert, cf. Nöldeke, o.c., 23 f. [back / zurück]


16.   

In der revidierten Ausgabe des Textes von M. Moՙin (Tehran 1955-57) sind nach den ihm vorliegenden Handschriftenkopien se šeš und se yek eingesetzt; Moՙin nimmt an, daß es sich hier um eine ältere Variante des nard-Spiels handelt, bei der drei Würfel verwendet wurden, und verweist auf entsprechende Textstellen in den Ǧawāmiՙ-ul ḥikāyāt von Muḥammad ՙAufī und in Saՙdīs Gulistān (S. 702). Da in dem Vierzeiler von Azraqī (s. A. 17) aber die arab. Dualform kaՙbatayn „die beiden Würfel“ erscheint, wird man (trotz Moՙins Hinweis auf ein in den Nafā'is-ul funūn vorkommendes se kaՙbatayn, S. 711) die Konstellation mit zwei Würfeln vorziehen; vgl. dazu auch unten A. 49. [back / zurück]


17.   

Sicher falsch ist die Übersetzung „trois et six, trois et un“ bei I. de Gastines (Nizami Aruzi, Les quatre discours, Paris 1968, S. 90 f.), die offenbar auf Moՙins Ausgabe beruht, denn diese Würfelkombinationen lassen sich nicht mit der Ausgangssituation vereinbaren (der König benötigt eben einen Pasch), und bei Azraqis Gedicht besteht gerade die Pointe darin, daß beide Würfel auf die gegenüberliegende Seite fallen:


ﺩﺎﻳ ﻪﺸﻨﻫﺎﺷ ﻯﺍﺭ ﺩﺮﻛ ﻪﻛ ﻢﺧﺯ ﻥﺁ

ﺩﺎﺘﻓﺍ ﻢﺧﺯ ﮏﻳ ﻭﺩ ﺖﺳﺍﻮﺧ ﺶﺷ ﻭﺩ ﻩﺎﺷ ﺮﮔ

ﺩﺎﻬﻧ ﮎﺎﺧ ﺮﺑ ﻯﻭﺭ ﻩﺎﺷ ﺖﻣﺩﺧ ﺭﺩ

ﺩﺍﺪﺑ ﺩﺍﺩ ﻦﻴﺘﺒﻌﻛ ﻪﻛ ﻯﺮﺒﻧ ﻦﻇ ﺎﺗ

      „Reproach not fortune with discourteous tricks,
      if by the king, desiring double six,

two ones were thrown; for whomsoe'er he calls

face to the earth before him prostrate falls“.

      Übersetzung bei Browne, o.c.).

Hinzu kommt, daß sich in den pers. Bezeichnungen der Würfelkombinationen eine feste Reihenfolge der Zahlen eingebürgert hat, wobei in ungleichen Kombinationen die größere Zahl voransteht und beide durch o „und“ verbunden werden: se šeš kann so nur „drei mal sechs“, „drei Sechsen“ bedeuten (s. dazu weiter im Folgenden). [back / zurück]


18.   

Die autochthonen Zahlen von „eins“ bis „sechs“ lauten zum Vergleich:



 npers.:  yek  do  se  č(ah)ār  panǰ  šeš
 türk.:  bir  iki  üč  dört  beš  altɨ
 georg.:  erti  ori  sami  otxi  xuti  ekvsi

Für das Türk. stellt bereits J. Deny fest: „Au jeu de trictrac .. on emploie les noms de nombre persans“. (Philologiae Turcicae Fundamenta I, Wiesbaden 1959, 204). - Zum Vergleich bieten sich engl. ace, deuce, trey dar, die im selben Bedeutungsbereich aus dem Altfranz. entlehnt wurden. [back / zurück]


19.   

Die türk. Wortfomnen sind hier, sofem nicht aus den Wörterbüchem zitiert, in phonologischer Transkription wiedergegeben. [back / zurück]


20.   

So z.B. in den türk.-dt. Wörterbüchem von K. Steuerwald (Wiesbaden 1972) und Heuser-Şevket (ib. 61967), den türk.-engl. von J. Redhouse (Constantinople 1896 bzw. Istanbul 1968) und A. Vahid-Moran (Istanbul 1945) oder dem „Dictionnaire turc-francais“ von D. Kélékian (Istanbul 1928), wobei meist Angaben wie „im Würfelspiel“, „dice“ oder sogar „au jeu de tric-trac“ gemacht werden. Keines der gen. Wörterbücher erfaßt jedoch alle sechs Formen. [back / zurück]


21.   

Die Form /penj/ unterliegt in freier oder Endstellung natürlich der türk. Auslautsverhärtung; cf. z.B. Steuerwald, 744 mit der Angabe penç, -ci „fünf (nur im Wü. spez. Tr.sp.)“; der „New Redhouse“ schreibt jedoch penc (925 a). [back / zurück]


22.   

Die Form mit anlautendem /ǰ/ verzeichnen auch die Wörterbücher; cf. z.B. Heuser-Şevket, 100: cihar „vier (beim Tricktrackspiel)“. [back / zurück]


23.   

Steuerwald, 744 hat allerdings ohne Variante penç cihar, während er pencüdü neben penç dü, pencüyek neben penç yek verzeichnet (und alleiniges pencüse). Inwieweit hier eine sprachwirkliche Lautung wiedergegeben ist, steht ebenso dahin wie bei der Form ﺭﺎﻬﭸﺠﻧﭘ, die Redhouse bietet (453 a; die Neuausgabe hat penc cihar: 925 a); immerhin könnte eine sekundäre (haplologische) Verkürzung vorliegen (zur Problematik des „Fugenvokals“ im allgemeinen s. weiter unter 2.3.3.). [back / zurück]


24.   

dubara in der Bedeutung des Zweierpaschs verzeichnen auch die türk. Wörterbücher: so z.B. Steuerwald (245) und Vahid (302: dubara „all twos, deuces“); daneben wird eine Sonderbedeutung wie „Doppelspiel, Intrige“ angegeben (z.B. Heuser-Şevket, 156). Die npers. Wörterbücher kennen dobāre nur in der Bedeutung „zweimal“ (Steingass, 540 b: „twice“) oder „noch einmal“ (Alavi-Lorenz, 329: „zum zweiten Male“), womit sich das azerbajdžanische дүбарə deckt (Azerbajdžansko-russkij slovar', sost. X.A. Azizbekov, Moskva 1965, 141: „вторично, еще раз“); die „türk“. Verwendung des Wortes ist jedoch auch ins Georgische gedrungen: s. dazu weiter unter 3.3.3. und A. 38. [back / zurück]


25.   

So allein in den Wörterbüchern von Steuerwald (805) und Kélékian (704); Heuser-Şevket und Redhouse geben keine entsprechende Form. [back / zurück]


26.   

Zu sebādü vgl. das pers. dobāyek unter A. 44. [back / zurück]


27.   

cihar-dü neben ciharadü und sogar ciharıdü bei Steuerwald (158; vgL bereits oben A. 23). [back / zurück]


28.   

dörtcihar verzeichnen Steuerwald (243) und Vahid (190). [back / zurück]


29.   

Für pers. docār vgl. z.B. die Bedeutungsangabe bei Steingass (541 a): „twice four; two (eyes becoming) four, a sudden and unexpected meeting, encounter, or interview“; für türk. duçar Steuerwald (245): „Auge in Auge, unter vier Augen, betroffen, ergriffen“ (ähnlich Redhouse 918 a). Für docahār nennt Steingass (ib.) noch die Sonderbedeutung „backgammon“; sollte sich diese auch für das „turkisierte“ dörtcihar nachweisen lassen, so käme zusätzlich die unter 3.2.1. ausgeführte Argumentation in Betracht, s. dort und weiter unter A. 32. [back / zurück]


30.   

cf. z.B. Heuser-Şevket, 584, die außerdem noch ein şeş beş bakıyor für „schielen“ bieten (sicher falsch ist ib. die Übersetzung „doppelt sechs“ für šeš beš). [back / zurück]


31.   

cf. z.B. das pers.-dt. Wörterbuch von Junker-Alavi, 459; beš in dieser Kombination ist das einzige türk. Cardinale, das G. Doerfer in „Türkische und Mongolische Elemente im Neupersischen“ erfaßt (Bd. IV, Wiesbaden 1975, S. 271: N. 43). A.K.S. Lambton weist in ihrer „Persian Grammar“ (Student's edition, S. XIII) darauf hin, daB der Vokal des Wortes šeš in der Verbindung mit beš offener lautet als sonst; ein weiteres Indiz dafür, daß es sich tatsächlich um eine Reimbildung handelt. [back / zurück]


32.   

So bei meinen türkeitürk. Informanten; vgl. das azerbajdž.-russ. Wörterbuch, 411 mit der Angabe „шеш-беш `игра в нарды'“. Die Sonderbedeutung erfassen auch einige pers. Wörterbücher; so z.B. das „New Persian-English Dictionary“ von S. Haim (Vol. 2, Tehran 1936, 193 a): ﺶﺑ ﻭ ﺶﺷ „Six and Five (used in backgammons). By ext. Dice, backgammons“. Die gleiche Bedeutungsübertragung hatte zuvor auch schon das ältere šeš-o-panǰ durchgemacht, wie diverse Redewendungen zeigen: cf. z.B. das Persidsko-russkij slovar' (Moskva 1970, Bd. 2, 102) mit Einträgen wie „ﺯﺎﺑ ﺞﻨﭘ ﻭ ﺶﺷ `игрок в нарды ..'“. Nicht zuletzt ist diese Verbindung auch ins Kurdische entlehnt worden: das Dictionnaire kurde-français von A. Jaba (St. Petersburg 1879, 257) verzeichnet chechpentch als „trictrac“. – Die Benennung des Spiels durch einen charakteristischen Wurf kann auch sonst belegt werden: Das chin. šuang liu bedeutet nichts anderes als „doppelt sechs“ (auch wenn damit zuerst die je sechs Felder der beiden Zielsektoren gemeint waren, wie K. Himly, Tՙoung pao 9, 299 meint, ist der Name zumindest volksetymologisch doch auf den Sechserpasch bezogen worden: cf. ib., 306 und vgl. weiter A. 40), und eine in Amerika übliche Variante, die H.J.R. Murray (l.c.) erwähnt, heißt „acey-deucey“ nach dem Wurf „1-2“ (s. dazu bereits o. A. 18 sowie weiter A. 47). Ob auch die pers. Benennung des Spiels durch do cahār auf dem Wurf „4-4“ oder vielmehr auf der Bedeutung „unter vier Augen“ beruht (s.o. A. 29), bleibt unklar. [back / zurück]


33.   

cf. z.B. Steuerwald, 248. [back / zurück]


34.   

Nach der heute üblichen Spielweise werden die Augenzahlen eines Paschs jeweils doppelt gezogen. [back / zurück]


35.   

Vers 82 a der Ausgabe Tbilisi 1957 (red. A. Baramidze, K Kekelidze, A. Sanidze); vgl. auch Vers 331 c. Auch in dem Prosatext „Rusudaniani“ wird das Spiel erwähnt (S. 164, 26 und 250, 10 der Ausgabe Tbilisi 1957). [back / zurück]


36.   

Vers 660 b der Ausgabe Tpilisi 1936 (Arčiliani; Arčili, txzulebata sruli krebuli or tomad, red. A Baramidze/N. Berdzenisvili; Bd. 1, S. 214). in der Prosavorlage des 12. Jhdts. ist an der entsprechenden Stelle (S. 97, 10 der Ausgabe Visramiani, edd. A. Gwaxaria/M. Todua, Tbilisi 1962) nur von den Würfeln selbst die Rede: šen brunav, vita nardisa mġerisa žamsa ḳabateni „du wendest dich wie die Würfel während des nard-Spiels“ (s. dazu weiter unter A. 49). [back / zurück]


37.   

vgl. die Formen шаш und як im Tadžiksko-russkij slovar' (Moskva 1954, S. 453 bzw.468). Fraglich ist allerdings die Entstehung des -e-Stammes bei iake- im Georgischen, neben dem auch ein Konsonantenstamm iak- existiert (s. nächste A.). [back / zurück]


38.   

cf. Kartuli enis ganmartebiti leksikoni, red. A. Čikobava, Bd. 6, Tbilisi 1960, Sp.983 (Zitat aus G. Šarvašidzes Komödie „Momaḳvdavni suratni“, die 1882 in Kutaisi veröffentlicht wurde) bzw. Bd. 3, 1953, 1230. In Bd. 4, 542 s.v. iaki, iake wird noch auf die Kombinationen du-iaki und se-iake verwiesen. [back / zurück]


39.   

so nach Bd. 3 des „Erkl. Wörterbuchs“ (s.o. A. 38), Sp. 1241 s.v. dušaši, dušeši; das betr. Werk des Autors wird nicht näher bezeichnet. [back / zurück]


40.   

vgl. die Sonderbedeutung „glücklicher Zu&ll, Treffer“ u.ä., die die türk. Wörterbücher für düšeš verzeichnen (z.B. Heuser-Şevket, 160). [back / zurück]


41.   

Das „Erkl. Wörterbuch“ (s.o. A. 38) nennt auch eine Variante dušeši. [back / zurück]


42.   

cf. z.B. Heuser-Şevket, 243: hep yek „Doppel-eins (Würfelspiel)“. [back / zurück]


43.   

cf. z.B. Steuerwald, 252: düyek „zwei und eins“. [back / zurück]


44.   

M.M. Abbasie, Iranisches Wörterbuch für die Schriftsprache der Gegenwart (Tehran o.J.), 463: ﮏﻳﺎﺑﻭﺩ dubāyak „der Wurf eins + zwei“. [back / zurück]


45.   

z.B. im „Intermediate Persian dictionary“ von M. Moՙin, Bd. 3, Tehran 1964, 3118 s.v. ﺭﻮﻛ. [back / zurück]


46.   

Steuerwald, 252 s.v. düyek. [back / zurück]


47.   

vgl. das o. unter A. 32 angeführte amerik. acey-deucey, bei dem der Wurf „1-2“ laut Murray eine Sonderfunktion erlangt hat; in den irischen Texten, die D. Greene bespricht (l.c.), begegnet aon is dó als besonders geringer Wurf. [back / zurück]


48.   

Meinen Informanten zufolge kann man heute bereits in allen Fällen auch die türk. Zahlen verwenden. [back / zurück]


49.   

Daß die Entlehnung tatsächlich die heute übliche Normalform mit zwei Würfeln voraussetzt, zeigt sich nicht nur an den besprochenen Zahlenkombinationen, sondern auch daran, daß hinter dem georg. ḳamateli „Würfel“ letztlich die Dualform kaՙbatayn steckt (vgl. o. A. 16); die Zwischenstufe ḳabateni ist z.B. noch in den älteren Handschriften des Visramiani (s.o. A. 36) und des Vepxisṭq̇aosani bezeugt (ḳamateli dürfte an die Verbalwurzel ḳamat- `streiten' angeglichen sein). [back / zurück]





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