Das Alter der georgischen Schrift
Die Meinungen über das Alter der georgischen Schrift gehen weit auseinander.
Die älteste Inschriften von Bolnisi stammen aus der Mitte des V Jahrhunderts (493), die Urbnisi Inschrift ist möglicherweise noch älter, denn sie enthält archaischere Grapheme als die Bolnisi-Inschriften.
Auch Sulxan-Saba Orbeliani, der Schriftsteller und Historiograph, bestätigt dies indirekt durch seine Aussage, dass die georgische Schrift von heidnischen Priestern geschaffen worden sei, also aus vorchristlicher Zeit stamme.
In der Geschichte der georgischen Schrift unterscheidet man drei Schriftarten, die chronologisch aufeinanderfolgen:
Die älteste ist die Mrglovani-Schrift (Asomtavruli), aus der sich im 9. Jahrhundert die Kutchovani-Schrift (Nusxa-xucuri, Nusxuri) entwickelte. Im 10. Jahrhunder entstand aus dem Kutxovani das Mxedruli, das mit einigen Änderungen bis in die Gegenwart verwendet wird.
In der Entwicklung der georgischen Sprache unterscheidet man zwischen drei Entwicklungsetaphen:
Als Altgeorgisch bezeichnet man die georgische Sprache vom IV-XI Jahrhundert n.Chr., von den ersten erhalten gebliebenen Schriftdenkmälern bis zur völligen Ausprägung des Mittelgeorgischen.
Die altgeorgische Sprache ist in verschiedenen Textarten überliefert:
Vom IV bis VII Jahrhundert liegen die Xanmeti-Texte vor, in denen überall als Zeichen der 2. Subjektsperson und der 3. Objektsperson im Verb, aber auch in Passivformen vor dem Versionszeichen i sowie in den Steigerungsformen der Adjektive vor dem Vokal u ein x geschrieben wurde. Dieses x wurde in den Haemeti-Texten des VII-VIII Jahrhunderts bis auf wenige archaische Formen durch h ersetzt. Seit dem IX Jahrhundert sind die Sani-Mischtexte vertreten, in denen als Zeichen der 2. Subjekts- und 3. Objektsperson je nach Verbart und Folgelaut x, h, s, š in Erscheinung treten konnte.
Die altgeorgische schriftliche Überlieferungen (Inschriften und Handschriften) bis zum IX Jahrhundert sind fast ausschließlich geistlicher Natur, vom X Jahrhundert an sind aber auch philosophische Arbeiten und historische Texte überliefert.
Die ältesten erhalten gebliebenen georgischen Inschriften finden sich an christlichen Kirchenbauten in Bolnisi und Urbnisi. Die Inschriften der Basilika von Bolnisi stammen aus der Mitte des IV Jahrhunderts, die Urbnisi-Inschrift könnte sogar etwas älter sein, da sie archaischere Grapheme als die Bolnisi-Inschriften enthält.
Die frühen Inschriften an Kirchen, Stellen und Steinkreuzen, auf Grabsteinen, Sarkophagen und Steintafeln bieten überwiegend sehr kurze Bau-, Weih- und Bittexte, aus denen oftmals die Namen von Herrschern, Stiftern, Baumeistern und Handwerkern hervorgehen. Aus der ersten Hälfte des V Jahrhunderts ist auch schon eine georgische Inschrift außerhalb Georgiens bekannt, die bei der Ausgrabungen eines georgischen Klosters in der Judäischen Wüste nahe Bethlehem gefunden wurde.
Den bedeutendsten Teil altgeorgischer Texte enthalten aber die Handschriften, von denen etwa 1000 trotz der immer wieder auf georgischen Boden wütenden Kriege erhalten geblieben sind. Diese heute größtenteils im Kekelidze-Handschriftsinstitut von Tbilisi aufbewahrten Denkmäler umfassen verschiedenste Schriften von Übersetzungen der biblischen Bücher über originale Hagiographien und Lyrik bis zu theologischen, philosophischen und linguistischen Traktaten und Werke der Geschichtsschreibung.
Literatur:
Heinz Fähnrich, Grammatik der altgeorgische Sprache, Helmut Buske Verlag, Hamburg, 1994;
Surab Sardsweladse, Heinz Fähnrich, Altgeorgisch-deutsches Wörterbuch, Helmut Buske Verlag, Hamburg, 1999;
Akaki Schanidze, Dzveli kartuli enis gramatika, tbilisis universitetis gamomcemloba, tbilisi, 1976;
Surab Sardsweladse, Dzveli kartuli ena, gamomcemloba "sakartvelos macne", tbilisi, 2004.