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Dies ist eine Internet-Sonderausgabe des Buches
"Iranica Armeno-Iberica.
Studien zu den iranischen Lehnwörtern im Armenischen und Georgischen [Bd. 1]"
von Jost Gippert (1990).
Sie sollte nicht zitiert werden. Zitate sind der Originalausgabe, veröffentlicht als
"Österreichische Akademie der Wissenschaften,
philosophisch-historische Klasse,
Sitzungsbericht, 606. Band" /
"Veröffentlichungen der Kommission für Iranistik, Nr. 26",
Wien 1993,
zu entnehmen.

Attention!
This is a special internet edition of the book
"Iranica Armeno-Iberica.
Studien zu den iranischen Lehnwörtern im Armenischen und Georgischen [Bd. 1]"
by Jost Gippert (1990).
It should not be quoted as such. For quotations, please refer to the original edition, published as
"Österreichische Akademie der Wissenschaften,
philosophisch-historische Klasse,
Sitzungsbericht, 606. Band" /
"Veröffentlichungen der Kommission für Iranistik, Nr. 26",
Wien 1993.



Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved:
Jost Gippert, Frankfurt 2002.

Jost Gippert



Iranica

Armeno-Iberica



Studien zu den
iranischen Lehnwörtern
im Armenischen und Georgischen






banaḳ-:

1. Das überaus häufig bezeugte Wort bedeutet meist etwa "Heereslager" als Normalwiedergabe von gr. παρεμβολή im NT (z.B. Apg. 23,16 {14.}: -sa / -ad; keine Belege in den 4 Evv.) und AT, wobei im Armenischen regelmäßig das gleichlautende banak gegenübersteht (so z.B. Gen. 32,1 O = 32,2 LXX {1.}). Die gleiche Bedeutung zeigt sich auch in der Wendung banaḳ-i garemoadgs, wtl. "das Lager (sc. der Engel) steht rings herum", die in Ps. 33,8 {3.} periphrastisch das gr. παρεμβαλεῖ κύκλῳ wiedergibt (B mit der Variante garemo ars "ist rings herum"; die Stelle ist bei Androniḳašvili, Narḳv. 227 irrtümlich als Ps. 37,7 erfaßt); die Periphrase deckt sich dabei weitgehend mit dem arm. banak šowrǰ ē "das Lager ist rings herum". Mit čՙow "Marsch, Gang" (etwa für "Troß") wartet die armen. Vs. gegenüber georg. banaḳ-eb-i und gr. παρεμβολαί in Gen. 33,8 {52.} auf; vgl. dazu die s.v. van- (7.) behandelten Exodus-Stellen. Als "Heereslager" ist banaḳ- auch in Jud. 16,12 M {5.} aufzufassen, wo keine gr. oder armen. Entsprechung vorliegt; die Formel banaḳ- asurasṭanel-ta- deckt sich an der gegebenen Stelle jedoch mit dem castra Assyriorum der lat. Vulgata und ist ebenso wie banaḳ- asur-ta- "das Heereslager der Assyrer" ≈ gr. παρεμβολὴ Ασσουρ oder τῶν Ασσυρίων auch sonst recht häufig im selben Buch zu belegen, wie z.B. in Jud. 15,7 M (15,6 LXX). In diese Rubrik dürfte weiter auch Ps. 105,17 A {4.} als vereinzelter Beleg gehören, wo das Wort ebenso wie arm. banak gr. συναγωγή "Gemeinschaft, Versammlung, (Lu.) Rotte" wiederzugeben scheint. Möglicherweise handelt es sich um eine Beeinflussung durch den vorhergehenden Vers, wo georg. banaḳ- und armen. banak für gr. παρεμβολή stehen; im folgenden Vers wird gr. συναγωγή wie sonst üblich durch georg. ḳrebul- und arm. žołovkՙ übersetzt (vgl. Ex. 17,1 O {45.} mit ḳrebul- neben banaḳ-ad-banaḳ-ad). Die Beeinflussung kann aber nicht dem syr. oder dem hebr. Bibeltext angelastet werden, die in Ps. 105,16 {19.} und 17 {4.} jeweils unterschiedliche Wörter gebrauchen. Im gleichen Psalm erscheint georg. banaḳ- auch noch in der folgenden Bedeutung:
2. "Zelt(lager)" als Übersetzung von gr. σκήνωμα in Ps. 105,25 A {20.}. Diese Verwendung ist außerdem für Ps. 82,7 A {11.} sowie Jud. 15,1 M zu notieren; das Armenische hat in allen Fällen ebenfalls banak. Während eine Gleichsetzung von georg. banaḳ- und arm. banak mit gr. σκήνωμα somit genügend abgesichert erscheint, ist eine Vertretung des gr. Grundworts σκηνή durch banaḳ- / banak nicht zu belegen.
Nur scheinbar gibt banaḳ-sa mas in der durch die Ošḳi-, Mcxeta- und Bakar-Bibel vertretenen Redaktion von Ex. 33,8 {18.} das gr. εἰς τὴν σκηνήν wieder: Es reflektiert vielmehr das folgende παρεμβολῆς, das durch Verkürzung der Formel εἰς τὴν σκηνὴν ἔξω τῆς παρεμβολῆς, im vorhergehenden Vers noch korrekt durch ḳarv-ad gareše banaḳ-sa mas wiedergegeben, gleichsam selbst als Ziel der Bewegung aufgefaßt werden konnte. Daß als Vertretung von gr. σκηνή auch im gegebenen Kontext georg. ḳarav- intendiert war, erweist sich daran, daß das gr. Wort in den vorliegenden beiden Versen insgesamt viermal, wie auch sonst üblich, durch dieses wiedergegeben ist. Eine umgekehrte "Verkürzung" manifestiert sich in der zweiten, in den Hss. AKC enthaltenen Redaktion, die in Ex. 33,8 dreimaliges ḳarav- "Zelt" bietet, jedoch keine Entsprechung für παρεμβολή; diese Redaktion steht der armen. Bibel nahe, die ebenfalls nur xoran "Zelt" gebraucht. Hierfür kann ein durch den Codex Alexandrinus repräsentierter Überlieferungszweig der Septuaginta verantwortlich sein, wo die Fügung ἔξω τῆς παρεμβολῆς in Ex. 33,8 ebenfalls ausgelassen ist. Die georg. (Ošḳi-)Bibel zeigt demgegenüber eine größere Affinität zum Wortlaut des Codex Vaticanus, da ihr wie diesem in Ex. 33,7 die Wendung μακρὰν ἀπὸ τῆς παρεμβολῆς durch Textsprung vom vorhergehenden ἔξω τῆς παρεμβολῆς aus fehlt; die angenommene Verkürzung in 33,8 bleibt jedoch ohne Gegenstück.
Die normale Verteilung zwischen den georg. Vertretungen von σκηνή / σκήνωμα einerseits und παρεμβολή andrerseits zeigt z.B. noch Jud. 10,16 M {36.} mit ḳarav- gegenüber banaḳ-, denen im armen. Text wiederum xoran bzw. banak entsprechen. — Bemerkenswert ist im gegebenen Zusammenhang letztlich Jud. 3,3 M {48.}, wo gr. σκηνή durch auffälliges agaraḳ- übersetzt ist, während das danebenstehende banaḳ-ni gr. μάνδραι entspricht; s. dazu weiter unter 10.
3. Zu den bisherigen Belegen gesellt sich eine Stelle in der Legende über die Kreuzeserscheinung (Appar.Cruc. [SM] 237,12 {9.}), wo banaḳ- als Entsprechung von gr. ϕοσάτον "fossatum" fungiert, das selbst als Lehnwort aus dem Lateinischen etwa "mit Graben versehenes Lager" bedeutet. Da der armen. Text der Legende unediert ist, kann die Frage einer armen. Vermittlung hierfür nicht geklärt werden.
4. In der georg. Chronik (K.Cx.1) bedeutet das Wort häufig "Heer" im militärischen Sinn; so z.B. L.Mr. 47,4 {10.} banaḳ- črdilo-ys-a- "das Heer des Nordens". Daran schließen sich weitere Belege v.a. in der georg. Originalliteratur an, wo banaḳ- auch ein "Heer(lager)" als Ansammlung von Menschen (z.B. Io.Zed.A 212,15 {8.} banaḳ-i für die Gesamtheit der zwölf Stämme Israels) oder von Engeln und Heiligen bezeichnet (z.B. Grig.Xanʒt. 258,2 {24.}: -sa; vgl. bereits Ps. 33,8 {3.} sowie Joh.Chrys. Ass.Mar.2 [SM] 202,24 {6.}). Hierher gehört wohl auch die mir sonst nicht belegbare Verbindung banaḳ- sa-ġmrt-o- in dem Preislied des Šavteli (Abdulm. 52,1. {47.}: -ad), mit der nach Ausweis des danebenstehenden, aus der biblischen Diktion stammenden er- sazeṗuro- "(Gottes) eigenes Volk" (z.B. Deut. 7,6) soviel wie das "göttliche Heer" (der Gläubigen) gemeint sein dürfte. — Als "mit `Kind und Kegel' sich bewegende oder lagernde große (Menschen-) Ansammlung" wird banaḳ- auch bei Saba erklärt ("mravali ḳrebuli dedac̣ulit mimavali, gina mdgari").
5. In der "Bekehrung Georgiens", und zwar hauptsächlich in der Č̣eliši-Redaktion (Mokc. B), ist banaḳ- Antonym zu ṗalaṭ- "Palast" und etwa mit "Hof" zu übersetzen; deutlich wird dies in 100,31 {23.}, wo sich garemos banaḳ-sa "draußen im Hof" und šinagan ṗalaṭ-sa "drinnen im Palast" gegenüberstehen. Die Doublette erscheint dann meist zu einem Dvandva-Kompositum ṗalaṭ-banaḳ-, etwa "Palast und Hof(staat)" oder einfach "ganzer Hofstaat" zusammengerückt. In der Šaṭberd-Redaktion (A) tritt banaḳ- nur einmal auf (321,42 / 83,27 {41.}: -it-urt1); für ṗalaṭ-banaḳ-man in B steht hier einmal (B 114,31 {56.}) einfaches ṗalaṭ-man (A 332,15 / 114,30), einmal (B 86,10 {55.}) saxl-man "das Haus (des Königs und der Königin"; A 322,30 / 86,9), das möglicherweise mit dem wiederum nur in B erscheinenden saxel-sa "im Namen (der hl. Dreifaltigkeit)" zu verbinden ist. Den übrigen einschlägigen Stellen in B stehen in A lacunae gegenüber.
6. In Od. 1,13 = Ex. 15,13 {17.} erscheint banaḳ- offenbar als Übersetzung von gr. κατάλυμα; auch hier ist eine Übereinstimmung mit dem armen. Text gegeben, der das Kompositum banaketł, wtl. "banak-Stelle" bietet. Zu diesem Beleg ist noch 2.Kön. 7,6 M {88.} zu vergleichen, wo ebenfalls für gr. κατάλυμα die Ableitung sa-banaḳ-e- erscheint; s. dazu weiter unter 10. sowie unter sa-banaḳ-e- (2.). Geht man davon aus, daß die als "Oden" zusammengefaßten Textstücke des AT ebenso wie die Psalmen relativ früh übersetzt wurden, so könnte hierin ein älterer Sprachgebrauch durchschimmern, innerhalb dessen arm. banak und georg. banaḳ- noch weniger ein konkretes "Heerlager" als eine beliebige Art "temporärer Unterkunft" bezeichnet hätten.
7. In 1.Kön. 17,36 {21.} in der Mcxeta-Bibel scheint banaḳ- einmal als Übersetzung von gr. παράταξις soviel wie "Schlachtreihe" zu bedeuten. Das gr. Wort wird ansonsten zumeist durch c̣q̇oba- (z.B. Jes. 36,5 I {98.}) oder gan-c̣q̇oba- (z.B. Weish.Sal. 12,9 O {101.}), wtl. "Aufstellung", seltener auch durch brʒola-, wtl. "Kampf" o.ä. wiedergegeben (z.B. 3.Esr. 1,28 O {102.}; an mehreren Stellen in Ri., z.B. 20,20 O {103.} dürfte das Wort eher dem πόλεμος der Alexandrinus-Rez. = A als dem παράταξις des Vaticanus = B entsprechen). Der armen. Text hat hierfür meistens paterazm (so an allen bisher genannten Stellen), teils aber auch mart (z.B. 2.Chr. 26,11 {100.}) oder čakat (z.B. Zach. 14,3 {99.}, wo brʒola- bzw. paterazm statt dessen gr. πόλεμος wiedergeben). Bemerkenswerterweise erscheint nun gerade an der hier behandelten Stelle (1.Kön. 17,36 {21.}) auch in der armen. Bibel banak (außerdem auch 1.Kön. 4,12 {21a} gegenüber c̣q̇oba- brʒol-isa- in M). Sollte deshalb eventuell eine Textentstellung in einer gemeinsamen Vorlage anzunehmen sein, die etwa παρεμβολή anstelle von παράταξις enthielt? Man vgl. dazu das Nebeneinander beider Wörter in 1.Kön. 4,16 {21b}, wo die Mcxeta-Hs. nur banaḳ-it gebraucht, während die armen. Bibel sowohl i banakē als auch paterazm- bietet. Zusätzlich gestützt wird der Text von 1.Kön. 17,36 M durch das Traktat Hippolyts über David und Goliath (246,10 {21c}), wo die Stelle mit banaḳ-sa zitiert ist. Ähnlich verhält sich auch Hipp. Dav.Gol. 247,24 {33.}, wo in dem Zitat aus 1.Kön. 17,45 {33a} banaḳ-isa für gr. παρατάξεως steht; hier scheint in der Mcxeta-Bibel, dem gedruckten Text zufolge, eine exakte Entsprechung zu fehlen, es fragt sich aber, ob eventuell für das edierte esera, wtl. "siehe da", eher er-is-a "des Volkes oder Heeres" zu lesen ist, auf das sich dann auch das folgende amisgan (als Dem.-Pron.) beziehen würde. Diese Annahme wird gestützt durch 1.Kön. 17,4 M {32a}, wo gr. παρατάξεως ebenfalls durch er-is-a "Heer" wiedergegeben ist, während der Hippolyt-Text banaḳ-isa hat {32}. Der in Hipp. Dav.Gol. zitierte Text aus 1.Kön. 17 steht dem Wortlaut der Septuaginta und der armen. Vs. überhaupt generell näher als der in der Mcxeta-Bibel; man vgl. z.B. Hipp. Dav.Gol. 243,28 {31.} mit banaḳ-isa mimart "in Richtung auf das b." gegenüber 1.Kön. 17,8 M {31a} mit mat mimart "in ihre Richtung" für gr. εἰς τὴν παράταξιν, arm. i čakatn sowie 248,22 {28a} mit banaḳ-sa gegenüber 1.Kön. 17,53 M {28.}, wo zwar ebenfalls eine Form von banaḳ- erscheint (Gen.Sg. -is-a), der Wortlaut insgesamt jedoch erheblich vom dem der anderen Textzeugen abweicht. — An dieser Stelle ist auch Ps. 26,3 {2.} zu nennen, wo die die jüngere Redaktion (G) banaḳ-i, die ältere (AB) jedoch er-i "Volk" für gr. παρεμβολή gebraucht; hier scheint die armen.Vs. mit paterazm zu vermitteln, das durch das im gr. Text danebenstehende παρατάξηται hervorgerufen sein könnte (dieses wird selbst allerdings durch arm. patrastescՙi, georg. gan-e-c̣q̇-o-s wiedergegeben).
8. Wiederum nur scheinbar dürfte die Gleichsetzung von banaḳ-eb-sa mit gr. κατοικοῦντες und arm. bnakičՙ-kՙ in Jes. 42,11 I {53.} sein: Im selben Vers folgt gleich darauf mḳwdr-ta "die Ansässigen, Bewohner", das dasselbe griech. bzw. armen. Wort meinen dürfte (die Mcxeta-Hs. hat in beiden Fällen da-mḳwdr-eb-ul-ni "Angesiedelte"). Ausschlaggebend ist möglicherweise das im armen. Text vorangehende banak-kՙ für gr. ἐπαύλεις gewesen, das im Georgischen allerdings wie üblich durch sa-van-e- wiedergegeben ist (s. dazu weiter unter van-). Ein Zusammenhang zwischen georg. banaḳ- / arm. banak einerseits und arm. bnak- andererseits kann immerhin auch bei dem folgenden Beleg gesehen werden:
9. Ohne eindeutigen Hintergrund erscheint banaḳ-eb-it in Ez. 25,4 I {54.} für gr. ἐν τῆ ἀπαρτίᾳ "mit dem Hausrat"; im armen. Text steht hier meł-awkՙ-n "mit den Schulden o. Sünden" gegenüber, das sich am ehesten durch eine Verwechslung von ἀπαρτία mit ἁμαρτία erklärt. Sollte auch hier das im armen. Kontext vorangehende bnak- (bnakescՙen) Auslöser gewesen sein, das selbst durch georg. da-i-mḳwdr-o-n "sie mögen sich niederlassen" übersetzt ist? Zum Verhältnis zwischen banaḳ- / banak und bnak- s. weiter unter der denominalen Ableitung da-banaḳ-eb-a-.
10. Ebenfalls ohne augenfällige Grundlage bleibt die bereits oben (2.) erwähnte Stelle Jud. 3,3 {48.} in der Mcxeta-Bibel, wo durch banaḳ- agaraḳ-ta- die gr. μάνδραι τῶν σκηνῶν wiedergegeben zu sein scheinen. Tatsächlich ist die Wiedergabe von gr. μάνδρα, dessen Bedeutung durchweg etwa als "Hürde, Pferch" bestimmt werden kann, in der georg. AT-Übersetzung (das Wort kommt im NT nicht vor) äußerst divergent: In der älteren Redaktion überwiegen die Vertreter sa-q̇op-el-, wtl. etwa "Aufenthaltsort" (Ps. 9,30 {110.}; Hohel. 4,8 OM {112}2; Jer. 4,7 IO {111.}) und sa-dgur- "Halteplatz" (Ps. 103,22 {109.}; Soph. 2,6 IO {104.}; Ez. 34,14 IO {114.}), zu denen sich aus Am. 3,4 IO {113.} noch bude- "Behausung, Nest" gesellt. Die Mcxeta-Bibel verwendet sa-q̇op-el- hingegen nur einmal (Ri. 6,2 {105.}); ebenfalls je einmal erscheinen das anklingende sa-q̇ud-el-, wtl. "Ruheplatz" (Jer. 4,7 {111.}), sowie arve-, wtl. "Herde" (Jud. 2,16 = 2,26 LXX {108.}; s. dazu weiter unter remaḳ-), parex- "Stall" (2.Kön. 7,8 {115.}) und das weiter abliegende naṗral- "Schlucht", das offenbar durch die danebenstehenden Termini kvab- "Höhle" für gr. σπήλαιον und ḳlde- "Fels" für gr. πέτρα hervorgerufen ist (1.Kön. 13,6 {106.}). Als Normalentsprechung von μάνδρα in der Mcxeta-Hs. kann demgegenüber das Wort baḳ- gelten, das an allen fünf übrigen Belegstellen gebraucht ist, und für das eine Bedeutung wie "Gehege" auch aus außerbiblischen Texten erweisbar ist (v.a. Exp.Jerus. 56,29 {116.}; weniger deutlich Gobron 177,20 {117.} sowie Ser.Zarzm. 329,33 {118.} mit dem von baḳ- abgeleiteten ON Baḳ-ta-). Es erhebt sich nun die Frage, ob anstelle von banaḳ- eventuell auch in Jud. 3,3 M {48.} baḳ- zu lesen ist.
Keinen Aufschluß dazu gibt die armen. Bibel, die gr. μάνδρα hier wie auch sonst meist (Ri. 6,2 {105.}; 1.Kön. 13,6 {106.}; 2.Chr. 32,28 {107.}; Jud. 2,16 {108.}; Soph. 2,6 {104.}) durch gomkՙ "Stall" übersetzt. Ansonsten erscheinen hier für gr. μάνδρα hauptsächlich mori (Ps. 9,30 {110.}; 103,22; Jer. 4,7 {111.}) und dessen Variante mayri (Hohel. 4,8 {112.}; Am. 3,4 {113.}), deren Verwendung offenbar daran gebunden ist, daß es an allen genannten Stellen um die "Höhle von Löwen" geht; unter dieser Bedingung erscheint mori auch für gr. κατάλυμα in Jer. 25,38 = 32,38 LXX ({119.}; s. dazu weiter unter van-, 1.) und mayri für gr. κατοικητήριον in Nah. 2,12 f. {120.}3. Darüber hinaus ist nur einmaliges makałateł, wtl. etwa "Ruheplatz", in Ez. 34,14 {114.} sowie das auffällige vankՙ in 2.Kön. 7,8 {115.} zu notieren (s. dazu weiter unter van-, 1.), dem in der exakten Textparallele in 1.Chr. 17,7 {115a} vran "Zelt" gegenübersteht, ohne daß einem der beiden Wörter die Authentizität zugesprochen kann (zu beachten ist immerhin, daß im unmittelbaren Kontext von 2.Kön. 7,8 die bereits unter 6. erwähnte Textstelle 2.Kön. 7,6 {88.} mit gr. κατάλυμα vorausgeht, das in der armen. Bibel allerdings nicht durch vankՙ, sondern durch dessen Äquivalent iǰavankՙ wiedergegeben ist, während der georg. Text sa-banaḳ-e- hat; s. dort, 2.). — Problematisch bleibt bei der vorgeschlagenen Konjektur auch die Vertretung des gr. ἐν σκηνῇ durch georg. agaraḳ-ta (Gen.Pl.), das ansonsten entsprechend seinem armen. Pendant agarak meist gr. ἔπαυλις übersetzt (s. dazu weiter unter avan-); auch dieses Wort wird an der gegebenen Stelle nicht durch den armen. Text gestützt, der mit xašancՙ (Gen.Pl.) ein Wort für "Schafherde" bietet, das hier wie auch in Jud. 2,16 {108.} über eine vermittelnde Bedeutung "Vieh" motivierbar ist. Da in Jud. 3,3 {48.} ein gr. ἐπαύλεις selbst enthalten ist, erhebt sich der Verdacht, daß agaraḳ-ta ursprünglich als Glosse neben dem dieses vertretenden sa-q̇op-el-ni in einer Vorlagehs. stand und erst sekundär in die Position des Objekts zu ba(na)ḳ- geriet. — Die vorgeschlagene Ersetzung von banaḳ- durch baḳ- in Jud. 3,3 läßt sich eventuell weiter im Zusammenhang mit der Ableitung nabanaḳ-ev- stützen; s. dazu weiter unten.
11. Unmotiviert erscheint nach den bisherigen Ausführungen die Glossierung manali: msoplioni banaḳs uc̣oden "m.: (so) nennen die Weltlichen ein b." in Sabas Lexikon; das Lemma ist ansonsten unbelegt und auch in anderen Wörterbüchern nicht verzeichnet. Der danebenstehende Eintrag manali: berʒulia, sasantles hkvian "m.: ist griechisch, (so) nennen sie einen Kerzenhalter" hilft nicht weiter, da hiermit offenbar das Wort manual- gemeint ist; tatsächlich gibt es auch ein eigenes Lemma manuali, das durch ellenebr sasantle, i.e. "auf `hellenisch' Kerzenhalter", glossiert wird. Keine Hilfe bietet ferner die ebenfalls bei Saba erscheinende Glosse ulusi: turkt(a) banaḳs hkvian "u.: nennen sie ein b. der Türken", wo banaḳ- als Explicans etwa wieder "Heerlager" bedeutet (zu türk. ulus cf. Doerfer, Elemente 1, 175-178). Eine Klärung ergibt sich eventuell jedoch aus dem Beleg in 2.Kön. 2,12 M ({29.}: banaḳ-isa), wo das georg. Wort ebenso wie auch arm. banak dem ON Μαναεμ der Septuaginta entspricht, der selbst ein hebr. מַחֲנַיִם Maḥănāyim reflektiert; im gleichen Sinne sind ferner 2.Kön. 17,24 {89.} und 27 M {92.} zu werten, wo für gr. Μαναϊμ bzw. hebr. מַחֲנָיְמָה Maḥănāyəmāh anstelle von banaḳ- die Ableitungen sa-banaḳ-e- und sa-banaḳ-o- auftreten, die sich als Weiterbildungen mit den Nomina loci bildenden Circumfixen sa--e- und sa--o- bedeutungsmäßig kaum von ihrem Grundwort banaḳ- unterscheiden (s.u.): manali, eventuell mit der häufigen Verwechslung der Nusxuri-Buchstaben ლ <l> und ჰ <h> (s. dazu weiter unter mehevand-) als manahi zu lesen, könnte als direkte Wiedergabe dieser Namensform in einer anderen Redaktion der AT-Übersetzung an den betreffenden Stellen gestanden haben und von Saba mit dem arm. banak bzw. dem banaḳ- der Ošḳi- (und Mcxeta-) Bibel gleichgesetzt worden sein. Die Angabe msoplioni "die weltlichen (Leute)" würde dann auf der falschen Restitution einer Abbreviatur wie m~p beruhen, mit der statt dessen die Stellenangabe "mepe(ta)", i.e. "(2. Buch der) Könige" gemeint gewesen wäre (vgl. z.B. die Angabe "2 mepe 13,7" in Sabas Lexikon s.v. ezos-moʒġuari). Der Grund für die Gleichsetzung des bibl. Namens mit arm. banak, georg. banaḳ- ist darin zu suchen, daß hebr. מַחֲנַיִם maḥănāyim nichts anderes ist als der Dual des üblichen Wortes für "Lager", מַחֲנֶה maḥănēh. Dies wird in Gen. 32,2 ({50.} = 32,3 LXX, hebr.) explizit ausgeführt, wo es heißt, der Stammvater Jakob habe einen Ort מַחֲנַיִם Maḥănāyim genannt, weil ihm dort das "Heerlager", מַחֲנֶה maḥănēh, der Engel Gottes begegnete. Im Gegensatz zu 2.Kön. 2,12 ff. ist der ON hier sowohl im griech. wie im armen. und georg. Text übersetzt worden, nämlich gerade durch παρεμβολαί bzw. banakkՙ / banaḳ-eb-. Eine Zwischenstufe bildet 2.Kön. 2,8 {121.}, wo die Redaktionen der Septuaginta dem einfachen hebr. מַחֲנַיִם Maḥănāyim "nach M." teils die Fügung ἐκ τῆς παρεμβολῆς εἰς Μαναεμ, teils aber auch einfaches ἐκ τῆς παρεμβολῆς entgegensetzen, wobei παρεμβολή, das wieder wie üblich durch arm. banak, georg. banaḳ- wiedergegeben wird, ursprünglich offenbar als Glossierung von Μαναεμ intendiert war; die gleiche "Übersetzung" stand von da an für den ON selbst zur Verfügung. Die "übersetzende" Wiedergabe des ON im Armenischen und Georgischen braucht also nicht auf einen direkten Einfluß der hebr. Bibel zurückgeführt zu werden4. — Die armen. und georg. Bibel stehen an den gegebenen Stellen in 2.Kön. übrigens den Redaktionen der Septuaginta näher, die ἐν Μαναεμ auslassen, da auch ihnen eine Wiedergabe des ONs fehlt; für den Text der Mcxeta-Hs. läßt sich die Traditionslinie sogar noch genauer spezifizieren, da der hier erscheinende PN mempiboste sein Gegenstück ausschließlich in dem μεμϕιβοσϑε der Lucianus-Rezension findet. Fraglich bleibt die Wiedergabe von Μαναϊμ / Maḥănāyim durch udabno- "Wüste" in 2.Kön. 19,32 (33 LXX {122.}), wo die armen. Bibel wieder banak hat; hier dürfte eine Textentstellung vorliegen, wobei sich möglicherweise eine Spur von ursprünglichem, abbreviativ geschriebenem sa-banaḳ-o- in u-dabn-o- erhalten hat (*da sab~n[ḳ]osa q̇opasa > *dabnosa q̇opasa > *udabnosa q̇opasa > da udabnosa q̇opasa?)5. — Die hier besprochene Verwendung der Weiterbildungen sa-banaḳ-e- und sa-banaḳ-o- deckt sich durchaus mit deren übrigen Belegen:

sa-banaḳ-e-:
1. Dieser Stamm ist zunächst für das Martyrium des hl. Habo v. Ṭpilisi zu notieren (58,7-9 {87.}), wo er neben sa-dgur-i "Aufenthaltsort" steht und wie dieses als Nomen loci etwa soviel wie "Lagerplatz" bedeuten dürfte. Die Interpretation stimmt mit der Angabe bei Saba überein, der das Wort als banaḳt adgili, wtl. "Ort (für) Lager", definiert.
2. Wie bereits oben (6. bzw. 10.) festgehalten wurde, stellt die Mcxeta-Bibel in 2.Kön. 7,6 {88.} sa-banaḳ-e- dem gr. κατάλυμα gegenüber. Die auffällige Wortwahl kann nicht durch die armen. Bibel motiviert werden, die mit iǰavankՙ "Herberge, Absteige" eine der Normalvertretungen von κατάλυμα bietet; s. dazu weiter unter van- und seiner Ableitung sa-van-e-.

sa-banaḳ-o-:
1. Diese Bildungsvariante erscheint zunächst in Ri. 18,12 ({91.}: -y) in der Mcxeta-Hs., wo als Übersetzung von gr. παρεμβολή einfaches banaḳ- "(Heer-)Lager" zu erwarten wäre, das in der Gelati-Bibel an der gegebenen Stelle auch tatsächlich gebraucht ist. Der Wortlaut der Mcxeta-Hs. könnte einen Einfluß des armen. Texts zeigen, der mit banak-etł ebenfalls eine abgeleitete (genauer: komponierte) Form der Bedeutung "Lager-Ort" verwendet; dies ist dadurch zu begründen, daß in Ri. 18,12 nicht ein "Heerlager" (des Stammvaters Dan) selbst gemeint ist, sondern ein nach diesem benannter Ort.
2. Eine der parallelen Bildung sa-banaḳ-e- entsprechende Bedeutung "Lagerplatz" ist auch für Num. 33,1 {93.} anzusetzen, wo sa-banaḳ-o- in der Mcxeta-Bibel gr. σταϑμός übersetzt. Bemerkenswerterweise wird dasselbe gr. Wort im nächsten Vers zweimal durch sa-dgur- wiedergegeben, das als Ableitung von der Verbalwz. -dgr- etwa soviel wie "Halteplatz" bedeutet (s. dazu weiter unter van- und seiner Ableitung sa-van-e-). Die armen. Bibel hat hier überall jeweils wieder banaketł, das wie in Ri. 18,12 {91.} für die Wahl von sa-banaḳ-o- verantwortlich gemacht werden kann. Fraglich bleibt jedoch, warum dies nicht an allen drei Stellen geschehen ist; sollte sich hier in der Mcxeta-Bibel der Versuch einer Kontamination unterschiedlicher Vorlagehss. manifestiert haben?
3. Deutlich zu erkennen ist eine der Bildeweise entsprechende Bedeutung "Lagerplatz" auch in dem einzigen bisher verfügbaren Beleg in einem georg. Originaltext, nämlich dem der georg. Königin Tamar gewidmeten Abschnitt "Isṭoriani da azmani šaravandedtani" in der georg. Chronik (K.Cx. 2: Isṭ.azm.šar. 98,9 {90.}); eine flankierende Bezeugung der Textstelle liegt offenbar nicht vor.

da-banaḳ-eb-a-:
1. Die oben für banaḳ- angesetzte Primärbedeutung "Heerlager" läßt sich auch dem abgeleiteten Verbum da-banaḳ-eb-a- zuerkennen, das als Übersetzung von gr. παρεμβάλλω im AT (z.B. Gen. 33,18 {63.}: da-i-banaḳ-a; Ex. 19,2 O {67.}: da-i-banaḳ-es) "ein Lager aufschlagen" bzw. "sich aufstellen" bedeutet. Das Armenische hat hier teils banak-im (z.B. Ex. 19,2), teils bnak-im (Gen. 33,18), die sich somit als genügend bedeutungsnah erweisen, um die oben (banaḳ- 8. und 9.) angenommene Interferenz mit georg. banaḳ- begründen zu helfen. — In dem einzigen Beleg im NT (Lk. 19,43 {97.}) bedeutet παρεμβάλλω "(einen Palisadenwall) errichten" (παρεμβαλοῦσιν .. χάρακα) und wird durch georg. modgma- (mogadgen) laškar-i, wtl. etwa "eine Schlachtreihe aufstellen", bzw. arm. patescՙen patnēš übersetzt; s. dazu weiter unter ṗaṭnez-, 2. — Eine genaue armen. Entsprechung fehlt für georg. da-banaḳ-eb-ul-, gr. παρεμβεβληκότες in Jud. 15,4 (M) {82.}; das zweite da-banaḳ-eb-ul- (-ni) in Gen. 32,1 (2) O {86./1.} bleibt sogar ganz ohne griech. und armen. Entsprechung.
2. In Übereinstimmung mit dem bisherigen Gebrauch steht da-banaḳ-eb-a- in der Bedeutung "ein Lager aufschlagen" im AT auch für gr. (κατα)στρατοπεδεύω (z.B. Gen. 12,9 {62.}: da-i-banaḳ-a; Ex. 13,20 O {65.}: da-i-banaḳ-es; das Armenische hat auch hier teils banak-im (Ex. 13,20), teils bnak-im (Gen. 12,9).
3. Mit den bisherigen Fällen decken sich weiter die meisten Belege in der hagiographischen Literatur, wo es um das "Lagern" eines Heeres (z.B. Exp.Jerus. 19,8 {76.}: da-e-banaḳ-a; keine der verfügbaren arab. Vss. hat etwas Vergleichbares) oder anderer Gruppen von Personen geht (z.B. Ser.Zarzm. 324,41 {71.}: da-i-banaḳ-es). Ein allgemeines "Sich-Niederlassen von (Menschen-)Ansammlungen" (banaḳ-t da-van-eb-a; für das PPP da-banaḳ-eb-ul- auch einfach da-van-eb-ul- "niedergelassen") dürfte dann auch die Bedeutungsangabe für da-banaḳ-eb-a- bei Saba meinen, womit sich die unter 4. angeführte Verwendung von banaḳ- vergleichen läßt. Die Gleichsetzung von da-banaḳ-ebul- und da-van-ebul- (s. dazu weiter unter van-) erweist sich durch die äquivalente Verwendung beider Wörter in Ri. 7,12 M und G {81.} als gerechtfertigt.
4. Entsprechend der unter 2. genannten Verwendung seines Grundworts erscheint da-banaḳ-eb-a- als Übersetzung von gr. κατεσκήνουν in Dan. 4,9 I ≈ 4,12 Θ ({83.}: da-banaḳ-eb-ul iq̇vnes); dabei dürfte eine Sonderbedeutung wie "sich einnisten" gemeint sein, da von Tieren die Rede ist. Auch hier hat die armen. Bibel wieder bnak-im (bnakeal ēin).

na-banaḳ-ev-:
Eine solche Bildung wird ohne Beleg bei Saba angeführt; sie soll einen banaḳt nadgomi adgili, i.e. einen "Ort, wo (früher) Lager gestanden haben", bezeichnen. Saba ging offenbar davon aus, daß es sich um eine Ableitung von banaḳ- handelt; diese Annahme steht im Einklang mit den georg. Wortbildungsregeln, für die etwa na-kalak-ev-i "Ruinenstadt" = "Ort, wo früher eine Stadt (kalak-) war" u.ä. bei Šaniʒe, Sapuʒvlebi 133f., § 168, 2. zu vergleichen sind. Möglicherweise ist die Bildung in entstellter Form in der Antonius-Vita des Athanasius von Alexandrien belegt, wo in der ersten Redaktion (AB) zweimal ein Stamm na-baḳ-ev- gebraucht ist (24,1 {94.}: -i; 26,21 {95.}: -is-a), der nach denselben Wortbildungsregeln als Ableitung von baḳ- "Umzäunung, Gehege" aufzufassen wäre und soviel wie "ehemalige Einfriedung" bedeuten müßte. Die Annahme, daß dieser Stamm seine Existenz einer Verschreibung von ursprünglichem *na-banaḳ-ev- verdankt6, läßt sich dadurch stützen, daß im gr. Text der Vita tatsächlich von einem "verlassenen Lager", παρεμβολή ἔρημος, die Rede ist; diesem Wortlaut entspricht auch die ältere lat. Redaktion des Textes mit castra deserta. Die zweite georg. Redaktion (G), die einmal udabno- "Wüste" ≈ gr. ἔρημος, einmal neutrales sa-q̇op-el- "Aufenthaltsort" verwendet, steht hier zu weit ab, um die Frage zu klären. Zu beachten ist im gegebenen Zusammenhang, daß sich auch für das Grundwort banaḳ- selbst die Möglichkeit einer Kontamination mit baḳ- nachweisen läßt; s. dazu bereits oben unter banaḳ-, 10. Im gleichen Zusammenhang ist letztlich auch das hapax legomenon nabaḳ-ni (Nom.Pl.) zu sehen, das in der Vita des hl. Gobron (177,24 {96.}) in einem Kontext auftritt, wo man etwa ein Wort für "Belagerer" erwarten würde7: Auch hier kann eine Ableitung von banaḳ- zugrunde liegen, was nicht zuletzt die Lesarten da-banaḳ-eb-ul-ni (C) und banaḳ-ni (H) suggerieren. Wenn man nicht einfach die letztere Form, die die lectio facillima darstellt, übernehmen will, bleibt etwa eine Bildung *(da-)na-banaḳ-(eb-)ni denkbar, die als Synonym zu da-banaḳ-eb-ul-ni soviel wie "die Gelagerten" bedeuten würde.

Die Beleglage weist für georg. banaḳ- mit seinen Ableitungen insgesamt auf "(Heer-)Lager" als Grundbedeutung; die Bedeutungen "Heer(-schar)" und "Hof(staat)" dürften daraus sekundär entwickelt sein. Gewisse Indizien sprechen aber dafür, daß die Verwendung im Sinne von "Heerlager" nicht die ursprüngliche ist, sondern daß dieser Rang einer Bedeutung "Zelt(lager)" zukommt. Dasselbe gilt für das abgeleitete Verb da-banaḳ-eb-a-, das meist ebenfalls konkret "ein (Heer-)Lager errichten" bedeutet, daneben aber auch "sich lagern" im Sinne von "übernachten"; sowohl das Grundwort als auch das abgeleitete Verbum konkurrieren dabei mit van- und da-van-eb-a- (s.d.). In etymologischer Hinsicht ist zunächst die völlige Äquivalenz von georg. banaḳ- mit armen. banak zu konstatieren.
Tatsächlich wurde georg. banaḳ- bereits bei Marr, Ipp.Tolk. LXII in seiner Liste "aus dem Armenischen entlehnter oder `gemeinsam mit dem Armenischen gebrauchter' georg. Wörter" mit arm. banak zusammengestellt; Marr gab für beide die Bedeutung "лагерь" an. Die gleiche Zusammenstellung findet sich dann auch bei Abulaʒe, Urt. 0108, der die Herkunft für unbestimmbar hielt, sowie bei Garitte, Guland. 424 Anm. 3., der das georg. Wort schlicht als ein "mot arménien" deklarierte.
Demgegenüber verwies Bailey, Asica [TAPS 1945], 10 darauf, daß georg. da-i-banaḳ-eb-s als Entsprechung von gr. παρεμβαλεῖ in der Bibelübersetzung im Ossetischen durch bynat / bunu̯at wiedergegeben werde. Bailey vermutete also offenbar einen etymologischen Zusammenhang zwischen georg. banaḳ- und dem damit identifizierten arm. banak einerseits und der iran. Wortsippe um oss. byn- andererseits, die sich innerhalb des Armenischen v.a. durch die Ableitung bnak "Ansiedlung" und ihre Weiterbildungen bnakičՙ "Ansiedler" und bnakowtՙiwn "Ansiedlung" manifestiert. Einen ähnlichen Zusammenhang scheint dann auch I. Abulaʒe angenommen zu haben, der georg. banaḳ-i als zu erwartende Entsprechung für die armen. Formen bnakičՙ und bnakowtՙiwn ansetzte (Šr. 4, 106).
Daß sich im Armenischen banak und die auf ein miran. *bun-ak als Ableitung von *bun "Boden, Grundlage" zurückgehenden Wörter tatsächlich nahestehen, erweist z.B. der Wechsel zwischen bnakim und banakim für gr. παρεμβάλλω in der Bibelübersetzung (s. die Belege unter da-banaḳ-eb-a-). Eine Durchmischung beider Wörter zeigt z.B. auch Jes. 42,11 {53.} in der armen. Bibelübersetzung mit banakkՙ neben bnakičՙkՙ für gr. ἐπαύλεις καὶ οἱ κατοικοῦντες gegenüber georg. savanebsa mas da banaḳebsa (s. dazu weiter u. van-). Darüber hinaus ist eine der hier herausgearbeiteten Verwendung von arm. banak und georg. banaḳ- nahekommende Bedeutung "Lager" auch für das mpers. bunag selbst zu konstatieren, das dem arm. bnak genau entspricht (cf. dazu z.B. Nöldeke, Zarēr [ZDMG 46,1892]). Es fragt sich jedoch, was für ein lautliches Verhältnis zwischen einem durch arm. banak und georg. banaḳ- vertretenen Etymon und dem von arm. bnak vorausgesetzten miran. *bunak bestehen soll, wenn beide tatsächlich auf dasselbe airan. *bun- "Boden, Grund(lage)" zu beziehen wären. Um den Wechsel zwischen -a- und -u- zu erklären, könnte man allenfalls auf das Hilfskonstrukt einer dehnstufigen Vṛddhi-Bildung *bāunak- ausweichen, deren Langdiphthong -āu- zu einfachem -ā- verkürzt worden wäre; dies bliebe jedoch eine ad-hoc-Annahme.
Leichter fällt demgegenüber eine andere etymologische Herleitung, die das Wort von der Sippe um avest. bū̆na- "Boden" trennt. Eine solche Herleitung wurde von M. Androniḳašvili avisiert, die georg. banaḳ- und arm. banak über den Ansatz eines miran. *banak (Narḳv. 168) mit georg. ban-i "Dach" verband, für das sie weiter auf pahl., npers., kurd. und bel. bān "Dach" sowie apers. āu̯ahana- "Ortschaft" verwies (ib. 226 f.). Dabei wertete sie das Wort als ein typisches Beispiel dafür, daß bei lautlicher Identität georg. und armen. Wortformen der exakte Entlehnungsweg nicht bestimmbar ist (ib., 168).
Ein dem georg. banaḳ- und dem arm. banak zugrundeliegendes miran. *bānak (so besser als *banak) könnte nun ohne weiteres mit mpers. bān "Dach" zusammenhängen, wenn seine ursprüngliche Bedeutung als "Zeltdach" bestimmbar wäre. Es würde sich dann um eine suffixale Erweiterung des miran. Wortes handeln, die gegenüber diesem eine ableitende oder diminutive Funktion gehabt haben könnte. Aus dem Belegmaterial heraus läßt sich dies jedoch nicht beweisen, da als primäre Bedeutung für georg. banaḳ- ebenso wie für arm. banak zunächst "Heerlager" in Frage kommt, während die Verwendung im Sinne von gr. σκηνή, σκήνωμα marginal bleibt.
Aufgrund der s.v. ban- ausgeführten etymologischen Erwägungen ist nun aber für das mpers. bān selbst möglicherweise eine andere Ausgangsbedeutung anzunehmen; das Wort hätte demzufolge als Kognate von avest. dəmāna- ursprünglich nicht ein "Dach", sondern allgemeiner ein "Haus" bezeichnet (s. dazu weiter unter ban-). Von einer solchen Bedeutung ausgehend ließe sich ein miran. *bānak- als abgeleitete Bildung (*dmāna-ka-) z.B. im Sinne von "hausartig(e Unterkunft)" deuten, was auf jede Art von temporärem Aufenthaltsort, also auch auf ein "Lager" zutreffen würde. Auf keinen Fall bestätigt werden kann hingegen der von Androniḳašvili postulierte weitere Zusammenhang mit apers. āu̯ahana-, das im Georgischen selbst vielmehr in dem armen. Lehnwort avan- "Ortschaft" vorliegen dürfte und das weiter mit der Sippe um van- "Unterkunft" zu verbinden ist. Obwohl gewisse Belege eine semantische Nähe zwischen banaḳ- und -van- (bzw. der Weiterbildung sa-van-e-) andeuten, für die auch die Glossierung von da-banaḳ-eba durch da-van-eba in Sabas Lexikon zu sprechen scheint, ist die etymologische Identifizierung beider Wörter doch aus lautlichen Gründen ausgeschlossen (s. dazu ausführlich unter ban- und van-).
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