Klaus Mylius, 
Wörterbuch Pāli-Deutsch. Institut für Indologie, Wichtrach (Schweiz) 1997.
438 S. Price 180,- SFr. ISBN 3718700190. — Besprochen von 
Jost Gippert.
Pāli, die mittelindische Sprache des buddhistischen Kanons, spielt in der westlichen
Indologie seit jeher eine untergeordnete Rolle. Tatsächlich ist das 1997 von Klaus Mylius
vorgelegte Werk das erste Wörterbuch, das das Pāli einer deutschsprachigen Öffentlichkeit erschließt und sich dabei hinsichtlich der Menge der enthaltenen Lemmata mit dem
vor rund fünfundsiebzig Jahren publizierten 
Pāli-English Dictionary der Pāli Text Society
(T.W. Rhys Davids und W. Stede, erste Auflage 1921-1925; im folgenden 
PED) messen
kann. Das jetzt erschienene Werk soll „vor allem ... bei der Erschließung des alten,
ursprünglichen Buddhismus behilflich sein“, so daß es sich „vorwiegend für die Übersetzung des Tipiṭaka“ eignet, „aber auch für große Teile der nachkanonischen Literatur
... herangezogen werden“ kann (S. 5). Es versteht sich von selbst, daß bei seiner Abfassung andere lexikographische Werken zum Pāli, insbesondere das 
Critical Pāli
dictionary (begun by V. Trenckner, Copenhagen 1924-; 
CPD) „gründlich ausgewertet“
wurden; im Gegensatz zu den beiden genannten englischsprachigen Werken fehlen jedoch
jegliche Stellenangaben.
      Hinsichtlich seines Aufbaus reiht sich Klaus Mylius' Wörterbuch in die Tradition der
Pāli-Lexikographie ein, insofern es, wie etwa auch das PED, Verben nicht, entsprechend
der Sanskrit-Gepflogenheit, nach Wurzeln (bzw. Wurzeln mit Präverbien)
anordnet, sondern in der Form der 3.Ps.Sg. Präs(ens), wobei Kaus(ativbildungen)
gesondert erfaßt sind; zusätzlich werden vielfach (unregelmäßige) P(räteritale)
P(artizipien)sowie Abs(olutive) angeführt. So finden wir z.B. neben 
karoti „machen, tun“
(S. 133) das PP 
kata als eigenes Lemma (S. 125), neben 
phusati „berühren, anfassen“
sind das PP 
phuṭṭha, das Abs. 
phussa sowie auch das (mit dem Simplex 
phusati bedeutungsgleiche) Kaus. 
passeti (S. 263) erfaßt. Nicht immer wird das gegenseitige Verhältnis
der Formen dabei völlig klar dargestellt; so erscheint unter 
dassati „sehen“ die
Zusatzangabe „
Präs dakkhati, dakkhiti“, womit der Eindruck erweckt wird, 
dassati
selbst sei keine Präsensbildung – ganz abgesehen davon, daß das Verhältnis der drei Formen untereinander sowie weiter gegenüber dem bedeutungsgleichen 
passati (≈ Skt. 
paśyati; S. 250) nicht erläutert wird. Daß wir auch im Pāli den für das Sanskrit geltenden Suppletivismus der Wurzeln 
paś- und 
dr̥ś- als ursprünglich anzusehen haben und die
Präsensbildungen 
dassati, dakkhati und 
dakkhiti sekundär sind (nach dem Kaus. 
dasseti
≈ Skt. 
darśayati oder dem Passiv 
dissati ≈ Skt. 
dr̥śyate bzw. nach dem Aorist 
addakkhi
≈ Skt. 
adrakṣīt), zeigt sich nicht zuletzt deutlich am noch „gemeinsamen“ PP 
diṭṭha ≈ Skt.
dr̥ṣṭa-, das sowohl s.v. 
dassati als auch unter 
passati angeführt ist. Wenn von 
diṭṭha als
eigenem Lemma mit der Bedeutung „gesehen“ (S. 188) umgekehrt auf keine der Präsensbildungen verwiesen wird, so liegt dies nicht an der gegebenen Besonderheit; Rückverweise von PP-Bildungen auf Präsensformen fehlen generell (z.B. auch bei 
kata „gemacht“). Hier würde man sich oft etwas mehr Information wünschen.
      Nicht systematisch dürften demgegenüber andere Inkonsistenzen sein, die hier und
dort das Verweissystem betreffen. So wird die Form 
tayo als Nom(inativ)Pl(ural) des
Num(erale) 
ti „drei“ mit Verweis auf die letztere Lemmaform eigens erfaßt (S. 177), nicht
jedoch die entsprechende Form des Zahlworts „vier“, 
cattāro, die auch unter dem Lemma
catur (S. 160) nicht angeführt ist, obwohl ihre Bildung weit weniger „regelmäßig“ ist als
diejenige von 
tayo im Verhältnis zur Stammform 
ti. Auch wäre es oft von Vorteil, wenn
Querverweise kommentierend ausgestaltet wären. So wird s.v. 
puthavī einfach auf die
Lemmaform 
paṭhavī „Erde, Land“ verwiesen (S. 258), das Verhältnis der beiden
Entsprechungen von aind. 
pr̥thivī zueinander bleibt jedoch offen, und s.v. 
paṭhavī (S. 229)
wird 
puthavī nicht erwähnt; daß es daneben noch die Varianten 
pathavī, 
puthuvī und
puṭhuvī gibt (vgl. 
PED, S. 403), erfährt man weder s.v. 
paṭhavī noch sonst.
      Bisweilen würde man sich etwas mehr Informativität auch bei Bedeutungsangaben wünschen. So ist es sicher nicht falsch, wenn S. 297 
rohiṇī als „
Name eines Sternbildes mit
alpha Tauri (= Aldebaran)“, S. 263 
phussa als „1. 
Name eines Monats (Dezember/Januar)
2. 
Name eines Sternbildes“, S. 262 
phagguṇa als „
der Monat ~ (= Frühlingsbeginn), Februar/März“, S. 162 
citta als „
Name eines Frühlingsmonats (März/April)“, S. 323 
visākhā
als „1. 
aus alpha 
und beta Librae 
bestehendes Sternbild“, S. 172 
jeṭṭhamāsa als „
Name
eines Monats (Mai/Juni)“, S. 83 
aṣāḷha als „
Name eines Monats (Juni/Juli)“, S. 362 
sāvana als „
Monatsname (Juli/August)“ und S. 261 
poṭṭhapāda als „
Monatsname (September/Oktober)“ deklariert werden. Es hätte jedoch durchaus vermerkt werden können, daß den
betr. Namen so wie auch ihren jeweils getreulich verzeichneten altindischen Entsprechungen 
róhiṇī/rohiṇī, puṣyà etc. zunächst das seit dem Atharvaveda belegte System der 28
Sternbilder (
nákṣatra, Pāli 
nakkhatta „Mondhaus“) zugrundeliegt, nach dem schon in
vedischer Zeit das Jahr in Abschnitte eingeteilt wurde und von denen aus eigentliche
Monatsnamen mit unterschiedlichen Bildeverfahren abgeleitet werden konnten (z.B. Vr̥ddhi
in ved. 
phālguṇá ≈ Pāli 
phagguṇa zu ved. 
(pū́rve / úttare) phálguṇī, 9./10. 
nákṣatra, oder
śrāvaṇa ≈ Pāli 
sāvana zu ved. 
śrávaṇa/śroṇā́, 21. 
nákṣatra; Komposition mit 
māsa
≈ ved. 
mā́sa „Monat“ in 
jeṭṭhamāsa, zu ved. 
jyéṣṭhā/jyeṣṭhā́, 16. 
nákṣatra). Daß die
Aufteilung des Tierkreises in 28 „Mondhäuser“ für die indische Astronomie wie auch
die darauf beruhende Zeitrechnung im buddhistischen Kontext der Pāli-Überlieferung
dieselbe grundlegende Bedeutung hatte wie in vedischer Zeit, kann keinem Zweifel
unterliegen, wenn man bedenkt, daß die Mondhauszählung im buddhistischen Sri Lanka
wie auch auf den seit dem 12. Jh. n.Chr. islamisierten Malediven bis heute völlig lebendig
geblieben ist
1.
      Ein großer Vorteil des Wörterbuchs Pāli-Deutsch etwa gegenüber dem PED besteht
darin, daß zu den Pāli-Lemmata nicht nur, wo immer möglich, die jeweiligen altindischen
Entsprechungen aufgeführt werden, sondern daß das enthaltene Wortmaterial durch einen
eigenen Sanskrit-Index (S. 378-438) noch einmal insgesamt vom Altindischen her erschlossen ist. Bedenkt man, daß es schwerlich Indologen geben wird, die den Zugang zum Pāli
nicht über das Sanskrit erlangt haben werden, so stellt dieser Index, der „der dankenswerten Initiative des Verlags“ zu verdanken ist (S. 7), ein äußerst willkommenes Hilfsmittel
dar. Es ist wohl nur ein Versehen, daß die auf der letzten Seite des eigentlichen Pāli-deutschen Glossars (S. 377) erfaßten altindischen Comparanda nicht im Index erfaßt sind. Im
Falle der Pseudowurzel 
heṭh „schädigen“ (cf. Whitney, Roots S. 208), auf die s.v. 
heṭhaka
„schädigend, beraubend“ verwiesen ist, wird man dies verschmerzen können, im Falle von
aind. 
adhástāt „unten, unterhalb“, das von seinem Pāli-Äquivalent 
heṭṭhā lautlich viel
weiter entfernt ist, jedoch nicht unbedingt. Daß die altindischen Entsprechungen ihrerseits
(bei den Verweisen) in (akzentuierte) ved(ische) und S(ans)k(ri)t-Formen geschiedenen
sind, entspringt vermutlich dem Bedürfnis, die Überlieferungstiefe der betreffenden Wörter
im Indoarischen zu dokumentieren; für das Pāli selbst ist die Differenzierung schwerlich
von Belang.
      Mit dem Wörterbuch Pāli-Deutsch hat Klaus Mylius ein Nachschlagewerk vorgelegt,
das die Arbeit mit Pāli-Texten nicht nur für Indologen erleichtern, sondern auch den
Bedürfnissen „der Historiker, Ethnologen, Religionswissenschaftler sowie .. der Vertreter anderer Disziplinen und aller am Buddhismus Interessierten“ entgegenkommen
will (S. 5). Daß das handliche und übersichtlich angelegte Buch diesen Zweck erfüllen
wird, steht für den Rezensenten außer Zweifel; eine weitere Verbreitung auch in
Privatbibliotheken dürfte ihm freilich durch den für ein Wörterbuch seines Umfangs
geradezu horrenden Preis versagt bleiben.