TITUS
Lamprecht, Alexander (Basler Bearbeitung)
Part No. 3
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Chapter: 6  
Nectanabus spricht mit Olympias


Verse: 69       Do kam es zuͦ den zitten,
Verse: 70    
daz küng Philip woltte ritten,

Verse: 71    
der des landes ein here was
Verse: 72    
(durch urliege fuͦgt sich daz);

Verse: 73    
und do er gereit,
Verse: 74    
Nektanibus nicht vermeid,

Verse: 75    
uf den balast gie er durch schuͦwen
Verse: 76    
Alimpya die schüeni fruͦwen,

Verse: 77    
die da küngine was,
Verse: 78    
als ich von ir geschriben las.

Verse: 79    
ze hant als er sie sach
Verse: 80    
ir mine schos in sere stach,

Verse: 81    
daz sich von ir mine
Verse: 82    
verkertten sine sine.

Verse: 83    
gen ir huͦb er uf sin hant,
Verse: 84    
mit sinem gruͦs ward sy ermant,

Verse: 85    
er sprach 'gegrüesset sigest du mit sinne,
Verse: 86    
Macidonye herr küngine.'

Verse: 87    
er wolt nicht sprechen 'fruͦwe min,'
Verse: 88    
daz muͦtte enteil die küngin:

Verse: 89    
zuͦ sinem gruͦs sy stille sweig,
Verse: 90    
jedoch züchttinklichen sy im neig.

Verse: 91    
si enpfieng es nicht in has:
Verse: 92    
sy sprach 'meister, gand harzuͦbas,

Verse: 93    
siczent zuͦ mir nider.'
Verse: 94    
do was er niut wider.

Verse: 95    
do er nun gesas,
Verse: 96    
die frouw ir zucht nit vergas:

Verse: 97    
sy hie im schenken iren win
Verse: 98    
in einen kopf guldin:

Verse: 99    
der durst in nit vil sere twang,
Verse: 100    
es stuͦnd anders sin gedank.

Verse: 101    
die küngine sprach alsus
Verse: 102    
'zwar du bist ein Egipttus.'

Verse: 103    
des namen was er fro
Verse: 104    
und antwurt ir also

Verse: 105    
'du sprichest küngine wort.'
Verse: 106    
den namen er gerne hort.

Verse: 107    
wer werden wil der toren gesel
Verse: 108    
der rede stettes was er wel.

Verse: 109    
aber sprach Nektanibus
Verse: 110    
zuͦ Ollimpya alsus

Verse: 111    
'got las dich mit selden leben,
Verse: 112    
du hast mir rechtten namen gegeben:

Verse: 113    
Egiptun küenen wol den liutten
Verse: 114    
ire trüeme wol betiutten,

Verse: 115    
si erkenen oͮch an laugen
Verse: 116    
und offnent des moͤnschen taugen.

Verse: 117    
Ich beken wol iren hochen sin:
Verse: 118    
wand ich der besten einer bin:

Verse: 119    
ich bin ein wissage genant,
Verse: 120    
von den goͤtten us gesant.'

Verse: 121    
die wil er alsus sprach,
Verse: 122    
die küngin er vast an sach.

Verse: 123    
sie sprach 'meister, was meinen ir,
Verse: 124    
daz ir so vast sehen har zuͦ mir?'

Verse: 125    
des antwurt ir Nektanibus
Verse: 126    
er sprach 'frouw, dem ist alsus.

Verse: 127    
.................................
Verse: 128    
ein rede die mich an iuch ist bracht.

Verse: 129    
ich wil dir für wor jehen,
Verse: 130    
die goͤtte heissen dich an sehen.'

Verse: 131    
do er geret die wort,
Verse: 132    
er zoch us dem buͦssen ein hort:

Verse: 133    
daz was ein taffel klein,
Verse: 134    
gewirket von helffenbein,

Verse: 135    
gezieret wol mit golde,
Verse: 136    
als man es wienschen solde.

Verse: 137    
als die taffel ward uf getan,
Verse: 138    
driu crais vand man dran,

Verse: 139    
als mir die geschrift hat geseit.
Verse: 140    
in dem ersten was geleit

Verse: 141    
zwielff tiutnise mit sinne,
Verse: 142    
der ander wit dar inne

Verse: 143    
zwielff tier erhaben,
Verse: 144    
in dem dritten schone ergraben

Verse: 145    
sunne und monne was,
Verse: 146    
als ich an einem buͦche las.

Verse: 147    
dar nach züegte er ein fesselin,
Verse: 148    
daz was helffen beinin,

Verse: 149    
dar us schuͦff er den besten sin,
Verse: 150    
der mocht von den sieben sternen sin.

Verse: 151    
von den zeihen ward im bekant,
Verse: 152    
wie vil tage ein jor was genant,

Verse: 153    
als der moͤnsche was geborn.
Verse: 154    
hie mit der tiuffel ward besworn:

Verse: 155    
us dem selben helffen bein
Verse: 156    
nam er siben stein,

Verse: 157    
die waren hartte wol ergraben,
Verse: 158    
die muͦste er zuͦ dem gestirne haben.

Verse: 159    
do daz Ollipyas ersach,
Verse: 160    
zuͦ dem meister si do sprach

Verse: 161    
'meister, nun sage mir,
Verse: 162    
wilttu daz ich geluͦbe dir,

Verse: 163    
mins heren brütlich tag:
Verse: 164    
anders ich dir niut geluͦben mag.'

Verse: 165    
in vil kurczen stunden
Verse: 166    
hat ers mit zuͦber funden.

Verse: 167    
Ollipyas aber sprach,
Verse: 168    
do si daz zeihen sach,

Verse: 169    
'Meister, mir ist geseit
Verse: 170    
ein merr, daz ist mir sere leit:

Verse: 171    
als min her kome herhein,
Verse: 172    
daz er min niut mer mein,

Verse: 173    
er wel ein ander küngin han.
Verse: 174    
wie es dar umb süel ergan,

Verse: 175    
duͦstu mir daz kunt,
Verse: 176    
daz dunket mich ein specher funt.'

Verse: 177    
er sprach 'fruͦwe zwar,
Verse: 178    
sin ist ein wort niht war:

Verse: 179    
du sichst in kurczen tagen,
Verse: 180    
daz du solt hoche wirde tragen.'

Verse: 181    
Ollipya die gemeit
Verse: 182    
sprach 'meister, sag die warheit.'

Verse: 183    
Nektanibus sprach ze hant
Verse: 184    
'es ist also dar umb gewant'

Verse: 185    
daz dir in kurczer zit
Verse: 186    
ein hocher got bi gelit,

Verse: 187    
der beschirmet dich vor dem künge wol,
Verse: 188    
Pilipo, als er bilich sol.'

Verse: 189    
do sprach die edle küngin
Verse: 190    
'wer ist der geslaffe min?'

Verse: 191    
'frouw, ich wil dich wissen lan,
Verse: 192    
wie er ist getan:

Verse: 193    
er ist ze jung, noch ze alt,
Verse: 194    
in rechter mos gestalt.

Verse: 195    
er hat an der stirne sin
Verse: 196    
zwie horn widrin,

Verse: 197    
oͮch ist im der bart sin
Verse: 198    
gestalt als einem kiczin.

Verse: 199    
oͮch si dir geseit,
Verse: 200    
du solt im hinacht sin bereit,

Verse: 201    
so wil er beslaffen dich:
Verse: 202    
daz geluͦb, frouw, uf mich.'

Verse: 203    
Olipya sprach aber do
Verse: 204    
czuͦ dem meister Nektanibo

Verse: 205    
'beschicht es als du mir hast geseit,
Verse: 206    
so wil ich, uf min warheit,

Verse: 207    
dich für einen got han
Verse: 208    
und dich gerne zuͦ mir laden'.

Verse: 209    
als er der küngin ernst sach,
Verse: 210    
Nektanibus niut me sprach.





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