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Dies ist eine Internet-Sonderausgabe des Buches
"Iranica Armeno-Iberica.
Studien zu den iranischen Lehnwörtern im Armenischen und Georgischen [Bd. 1]"
von Jost Gippert (1990).
Sie sollte nicht zitiert werden. Zitate sind der Originalausgabe, veröffentlicht als
"Österreichische Akademie der Wissenschaften,
philosophisch-historische Klasse,
Sitzungsbericht, 606. Band" /
"Veröffentlichungen der Kommission für Iranistik, Nr. 26",
Wien 1993,
zu entnehmen.

Attention!
This is a special internet edition of the book
"Iranica Armeno-Iberica.
Studien zu den iranischen Lehnwörtern im Armenischen und Georgischen [Bd. 1]"
by Jost Gippert (1990).
It should not be quoted as such. For quotations, please refer to the original edition, published as
"Österreichische Akademie der Wissenschaften,
philosophisch-historische Klasse,
Sitzungsbericht, 606. Band" /
"Veröffentlichungen der Kommission für Iranistik, Nr. 26",
Wien 1993.



Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved:
Jost Gippert, Frankfurt 2002.

Jost Gippert



Iranica

Armeno-Iberica



Studien zu den
iranischen Lehnwörtern
im Armenischen und Georgischen






mehevand-:

Dieser Stamm ist bisher lediglich einmal belegbar, nämlich in Hos. 2,13 {1.} in der älteren Redaktion der AT-Übersetzung. Das Wort gibt dabei das innerhalb der Bibel nur hier auftretende griech. καϑόρμιον wieder, das im Sinne eines "herabhängenden Schmuckstücks" etwa ein "Hals- oder Armband" bezeichnen dürfte; die Mcxeta-Hs. bietet keine genaue Entsprechung, da sie dem περιέϑετο τὰ ἐνώτια αὐτῆς καὶ τὰ καϑόρμια αὐτῆς des griech. Textes ein pauschales šeimḳobda samḳaulita twsita, wtl. "schmückte sich mit ihrem Schmuck" entgegensetzt. Anstelle von mehevand-, das in der Edition von Blake-Brière kommentarlos abgedruckt ist, verzeichnet I. Abulaʒe in seinem Wörterbuch die Stelle für die Ošḳi-Bibel mit einer anderen Lesart, nämlich in der Form

melevand-:
Für diese Stammgestalt, die Abulaʒe allein als Lemma anführt, bietet uns die AT-Übersetzung mehrere weitere Belege1, wobei sich die Bedeutung des Wortes durch eine Betrachtung der Entsprechungen im griech. Text nicht eindeutig ermitteln läßt und auch ein Blick auf innergeorg. Textvarianten zunächst nicht weiterführt. Der Stamm melevand- erscheint einmal innerhalb der älteren Redaktion der AT-Übersetzung, nämlich in Jes. 3,20 IO ({4.}: -eb-i), wo er in einer Aufzählung verschiedener Schmuckstücke an der Stelle von griech. δακτύλιος "Fingerring" zu stehen scheint; die Mcxeta-Hs. bietet an derselben Stelle das Wort sa-marǯuen-e-, das als Ableitung von marǯuene- "recht(e Hand)" mit dem Circumfix sa--e- aufzufassen ist. Eine ähnliche Aufzählung bietet Num. 31,50 {2.}, wo melevand- in der jüngeren Redaktion der AT-Übersetzung (GM: -i) mit griech. ἐμπλόκιον einen "Haarschmuck" wiederzugeben scheint. Eine weitere Belegstelle fällt nur in der Mcxeta-Bibel an, wo melevand- in Hohel. 7,1 (= 7,2 LXX {3.}: -is-a-y) griech. ὁρμίσκος übersetzt; an der gegebenen Stelle dürfte damit ein sich bewegendes Schmuckstück gemeint sein, da mit ihm eine sich bewegende menschliche Lende (ϱυϑμοὶ μηρῶν) verglichen wird. Die Ošḳi-Hs. verwendet statt dessen die Fügung mʒiv- dacumul-, die etwa eine "aufgereihte Perlenkette" bezeichnet; die gleiche Fügung erscheint für gr. ὁρμίσκος auch in Hohel. 1,9 (= 1,10 LXX {3a}), und zwar auch in der Mcxeta-Hs., während an allen übrigen Belegstellen von ὁρμίσκος in der Bibel die georg. Version unabhängig von der jeweiligen Textredaktion einfaches mʒiv- bietet (Ri. 8,26 {5.}; Gen. 38,18; 25 {7.}; Spr.Sal. 25,11 {6.}). Eine dritte Wortwahl zeigt an den beiden Stellen im Hohenlied die Bakar-Bibel, die in 7,1 {3.} mit maniaḳ- ein Wort der Bedeutung "Halsband" einsetzt (s.u.), in 1,9 {3a} jedoch parġel-, das in Ri. 8,26 PlM {5.} an der Stelle von gr. κλοιός erscheint (so im Codex Alexandrinus = A u.a.; die Version B hat statt dessen περίϑεμα) und ebenfalls eine Art "Halsreif" bezeichnet haben dürfte (s.u.)2.

Um Klarheit in den vielfältigen Befund zu bringen, ist ein Blick auf die armen. Bibel geboten. Auszugehen ist dabei von Jes. 3,20 {4.}, wo im armen. Text an der Stelle des georg. melevand- das Wort mehewand erscheint, das mit dem in Hos. 2,13 {1.} bezeugten georg. mehevand- lautlich identisch ist und das es nahelegt, georg. melevand- als graphische Variante von ursprünglichem mehevand- zu deuten. Eine solche Annahme ist angesichts der unter *gošaṗahaḳ- behandelten paläographischen Nähe der Buchstaben ლ <l> und ჰ <h> in der ageorg. Xucuri-Schrift völlig problemlos. Arm. mehewand kommt daneben noch zweimal in der Bibel vor, nämlich in Ri. 8,26 {5.} und Num. 31,50 {2.}. Dabei übersetzt es im ersteren Fall, ähnlich wie georg. melevand- in Hohel. 7,1, griech. ὁρμίσκος, das hier allerdings durch den Zusatz ἐνϕωϑ (≈ hebr. הַנְּטִפוֹת ha-nnəṭip̄ōṯ) erweitert ist (Ri. 8,26); in Num. 31,50 gibt arm. mehewand scheinbar gr. σκεῦος wieder, das gemeinhin soviel wie "Gerät" bedeutet und hier mit dem Attribut χρυσοῦς ≈ arm. oski erweitert ist. An den übrigen o.b. Stellen verwendet die armen. Bibel andere Wörter, und zwar kՙar̄amaneak für gr. καϑόρμια in Hos. 2,13 {1.}, pՙołošowk əndelowzeal für gr. ἐμπλόκιον in Num. 31,50 {2.}, owlownkՙ yer̄elov für gr. ὁρμίσκος in Hohel. 7,1 {3.} und maneak für dasselbe in Hohel. 1,9 {3a}. Geht man dennoch von der Arbeitshypothese aus, daß arm. mehewand und georg. mehevand- / melevand- ein und dasselbe Wort darstellen, so bleibt die Frage, welche der divergierenden Bedeutungen für das "gemeinsame" Lemma als ursprünglich anzusetzen ist, bestehen. Hierzu bedarf es einer ausführlichen Diskussion des gesamten Wortfeldes.
Im Falle von gr. ὁρμίσκος ist zunächst die armen. Fügung owlownkՙ yer̄elov aufschlußreich, da sie als analytische Bezeichnung einer "Perlenkette" etwa im Sinne von "Perlen mit Aneinanderbindung, Aufreihung" das Vorbild für mʒiv- dacumul- im Hohenlied abgegeben haben kann3. Die dabei implizierte Gleichsetzung von da-cum-ul-, das als PPP zu der Verbalwurzel -cv- soviel wie "niedergestülpt" bedeutet, und arm. yer̄elov, Instr.Sg. des Verbalnomens von yer̄nowm "(zusammen)binden, herumlegen" kann ansonsten zwar nicht belegt werden4. Die Gleichsetzung des georg. Sg. mʒiv- mit dem arm. Pl. owlownkՙ (zu owln "Perle") ist hingegen auch außerhalb der Bibelübersetzung zu notieren, nämlich in der georg. Agathangelos-Version (Mart. Rips.Gai. 166,3-5 {8.}), wo als Attribut "gläsern" erscheint5; daß dabei im georg. Text der Singular verwendet ist, obwohl offensichtlich gerade nicht das Pluraletantum "Kette", sondern pluralisches "Perlen" gemeint ist6, erweist die Gleichsetzung sogar als besonders stabil. Und daß georg. mʒiv- tatsächlich eine am Hals hängende "Kette" bezeichnet, wird auch aus einem Beleg in der von I. Abulaʒe herausgegebenen Homiliensammlung Mamata Sc̣avlani deutlich, wo in einem Text Ephrems des Syrers ausdrücklich von einem mʒiv- gesprochen wird, das "am Hals des Königs hing" (Ephr.Syr. Mon. 294,1-5 {9.}; der Text ist in keiner anderen Version greifbar).
Auch die Verwendung von maniaḳ- für gr. ὁρμίσκος in Hohel. 7,1 B {3.} ist im Lichte der armen. Bibel zu sehen, die zwar gerade nicht in diesem Vers, wohl aber in Hohel. 1,9 {3a} das Wort maneak gebraucht, das lautlich ohne weiteres mit georg. maniaḳ- zu identifizieren ist. Beide treten ansonsten in großer Regelmäßigkeit parallel auf, und zwar zunächst an der Stelle von gr. μανίακης "Halsband" (z.B. Dan. 5,7 {10.}), das gemeinhin für das Etymon beider gehalten wird. Daneben stehen beide mehrfach ebenso parallel für gr. κλοιός (z.B. Gen. 41,42 {11.}), nämlich offenbar immer dann, wenn dieses einen als Schmuck dienenden "Halsreif" bezeichnet; wo κλοιός hingegen einen zur Fesselung dienenden "Halsring" o.ä. meint, gebraucht die armen. Bibel statt dessen regelmäßig anowr, während die georg. Bibel zwischen uġel- "Joch" (z.B. 3.Kön. 12,4 {14.}), ǯač̣u- "Rüstung" (Deut. 28,48 M {13.}) und saqiv- "Fessel" schwankt (z.B. Hab. 2,6 {15.}). Lediglich an der bereits o.g. Stelle Ri. 8,26 M {5.} steht dem gr. κλοιός und arm. maneak georg. parġel- gegenüber, was wiederum die Entsprechung arm. maneak / georg. parġel- für gr. ὁρμίσκος in Hohel. 1,9 B stützt. Auf der Gleichsetzung von κλοιός und maneak beruht ferner der Beleg in Spr.Sal. 6,21 {12.}, wo die armen. Bibel das gr. ἐγκλοιόω "analytisch" durch arkanem maneak, wtl. "(sich) ein Halsband (um)werfen" wiedergibt; die georg. Version (M) spricht einfach von še-i-ben, wtl. "binde dir (sc. den Hals) ein". — Darüber hinaus vertreten arm. maneak und georg. maniaḳ- parallel einmal auch gr. μηνίσκος, nämlich in Ri. 8,21 {17.}, wo das Wort dieselben "Halsringe" für Kamele bezeichnet, die in 8,26 {5.} durch κλοιός wiedergegeben sind; an einer weiteren Belegstelle von μηνίσκος (Jes. 3,19 {4.}) verwendet die georg. Bibel (IO) wieder parġel-, während die armen. Bibel mit psakakal, wtl. etwa "Kranz-, Diademhalter", weiter absteht (s. dazu weiter unten). Dasselbe gilt auch für einen letzten Beleg von arm. maneak in der Bibel, nämlich Jer. 52,21 {19.}, wo es gr. σπάρτιον "Band" übersetzt (die georg. Version hat hierfür sa-b-el-, das die Ableitung eines Nomen instr. von der Verbalwurzel -b-(am)- "binden" darstellt). Insgesamt ergibt sich für arm. maneak und georg. maniaḳ- aber mit Sicherheit eine Ausgangsbedeutung "Halsband oder -reif", die für die Gleichsetzung mit gr. ὁρμίσκος in Hohel. 1,9 bzw. 7,1 eine ähnliche Interpretation dieses Wortes voraussetzt.
Wenn nun georg. melevand- und arm. mehewand ebenfalls für ὁρμίσκος eingesetzt werden konnten, läßt dies eine besondere semantische Nähe zwischen ihnen und maneak / maniaḳ- vermuten. Eine solche semantische Nähe deutet sich zunächst in Ri. 8,26 {5.} an, wo im armen. Text sowohl mehewand als auch maneak erscheinen, wobei das erstere ὁρμίσκος ἐνϕωϑ, das letztere κλοιός wiedergibt (s.o.): Es ist zumindest denkbar, daß mehewand als Synonym "zweiter Wahl" hier vorgezogen wurde, um ein zweifaches maneak mit unterschiedlichen Designaten zu vermeiden (Homonymenkonflikt). Für eine Synonymität von maneak / maniaḳ- und mehewand / meh/levand- läßt sich weiter auch im Falle von Hos. 2,13 (IO) {1.} argumentieren, da die armen. Bibel dem griech. καϑόρμια hier das Wort kՙar̄amaneak gegenüberstellt, das als Kompositum maneak im HG enthält. kՙar̄amaneak tritt daneben noch in Hohel. 4,9 {21.} sowie in Ez. 16,11 {20.} auf, wo es gr. ἔνϑεμα bzw. κάϑεμα übersetzt; die georg. Version hat im ersteren Fall erneut mʒiv-, dem in der älteren Redaktion (O) zusätzliches q̇elisa sabel-, wtl. "Hals-Band", hinzugefügt ist7. In Ez. 16,11 steht dem arm. kՙar̄amaneak im georg. Text wieder einfaches maniaḳ- entgegen, was für das Kompositum keinen großen Bedeutungsunterschied gegenüber dem Simplex erwarten läßt. Daß kՙar̄amaneak tatsächlich so etwas wie ein "Synonymkompositum" vom Typ dt. Lindwurm ist, erweist sich ferner an dem einzigen Beleg für das VG kՙayr̄ in der Bibel, nämlich Jud. 10,4 {2b}, wo das Wort durch das Attribut "aus Edelsteinen, mit Perle(n) dazwischen(`-geflochten')" (yakancՙ patowakanacՙ əndelowzeals margartov) näher beschrieben ist und an der Stelle von gr. ψέλιον bzw. georg. savlṭe- steht (s. dazu weiter unten).
Für eine semantische Nähe oder sogar Identität von arm. mehewand und georg. mehevand- / melevand- einerseits sowie von arm. maneak und georg. maniaḳ- andererseits gibt es also zahlreiche Indizien. Umso problematischer stellt sich die durch jeweils einen Beleg suggerierte Gleichsetzung mit gr. ἐμπλόκιον, δακτύλιος bzw. σκεῦος dar. Eine Schlüsselstellung nimmt in diesem Zusammenhang der Vers Num. 31,50 {2.} ein, weil hier sowohl das georg. als auch das armen. Pendant erscheint, und zwar an unterschiedlichen Positionen, und weil hier im georg. Text zusätzlich auch noch maniaḳ- auftritt. Versucht man nun, sämtliche hier in der Aufzählung verschiedener Schmuckstücke enthaltenen Begriffe synoptisch anzuordnen, so stellt man fest, daß nur die georg. Bibel dieselbe Anzahl von Termini bietet wie die Septuaginta, während in der armen. Bibel eine Position freibleibt; man vgl. die folgende Liste:

griech.:             σκεῦος / χρυσοῦν / χλιδών / ψέλιον / δακτύλιος / περιδέξιον / ἐμπλόκιον;
armen.:             oski / mehewand / aparanǰan / matani / kštapanak / pՙołošowk əndelowzeal;
georg. (M):       č̣urč̣el- / okro-ysa- / maniaḳ- / salṭe- / beč̣ed- / samḳlave- / melevand;
georg. (G):      č̣urč̣el- / okro-ysa- / maniaḳ- / salṭe- / beč̣ed- / samarǯuene- / melevand.

Dabei läßt sich wahrscheinlich machen, daß es die Entsprechung des ersten gr. Wortes, σκεῦος, ist, die in der armen. Übersetzung fehlt, während die georg. Bibel die Fügung σκεῦος χρυσοῦν völlig regelgerecht durch č̣urč̣el- okro-ys-a-, wtl. "Gerät des Goldes" reflektiert. Im armen. Text ist statt dessen offenbar für das Adjektiv χρυσοῦν das Substantiv oski eingesetzt worden, das einfach "Gold" (oder "golden") bedeutet. Dies ergibt sich aus dem gleich folgenden Vers (Num. 31,51 {2.}), wo nochmaliges oski für gr. χρύσιον steht, σκεῦος hingegen durch anōtՙ wiedergegeben ist. Für das arm. mehewand bedeutet das, daß es an der Stelle von gr. χλιδών und georg. maniaḳ- einzuordnen ist; damit würde sich erneut die Gleichsetzung von mehewand und maneak / maniaḳ- bewahrheiten. Problematisch bleibt dabei jedoch die Position des georg. melevand-, das eben mit gr. ἐμπλόκιον und arm. pՙołošowk əndelowzeal übereinzustimmen scheint. Es ist deshalb zu erwägen, ob das Wort im georg. Text irrig an die jetzige Stelle gerückt sein kann. Denkbar wäre dabei, daß das Wort ursprünglich als (marginale oder subskribierte) Glosse bei maniaḳ- gestanden hätte, dann aber in den Text geraten wäre, wobei die eigentliche Entsprechung von ἐμπλόκιον ausgefallen wäre; dies veranschaulicht die folgende Tabelle, die zugleich nahelegt, daß die Glosse selbst durch einen Einfluß des armen. Textes zustande gekommen ist:


 griech.  armen.  georg. M  georg. G
 σκεῦος χρυσοῦν  oski  č̣urč̣el- okro-ysa-  do.
 χλιδών  mehewand  maniaḳ-  do.
 

(+ Glosse)

 └>  melevand-

 do.

 ψέλιον  aparanǰan  salṭe-

 do.

 δακτύλιος  matani  beč̣ed-

 do.

 περιδέξιον  kštapanak  samḳlave-

 samarǯuene-

 ἐμπλόκιον  pՙołošowk (ənd.)  ?

<┘

 ?

<┘


Diese Analyse setzt zunächst voraus, daß arm. mehewand und georg. maniaḳ- auch mit gr. χλιδών gleichgesetzt werden konnten. Aufschlußreich ist hierzu das Zeugnis von 2.Kön. 1,10 {38.} und 8,7, da das griech. Wort hier durch arm. aparanǰan und georg. savlṭe- wiedergegeben ist, also die beiden Termini, die in Num. 31,50 an der Stelle von gr. ψέλιον stehen. Nun sind arm. aparanǰan, das mit dem z.B. in Vīs u Rāmīn (VR 287: 47.,137-138 {24.}) erscheinenden npers. (dast-)abranǧanī "Armreif" verbunden werden kann8, und georg. savlṭe-, das als Bildung mit Circumfix sa--e- zur Verbalwurzel -vlṭ- "laufen" aufzufassen ist9 und das neben sich die lautlich vereinfachte Variante salṭe- hat, mit Ausnahme von Hiob 40,21 (= 40,26 LXX {25.}) überall in der Bibelübersetzung mit gr. ψέλιον gleichgesetzt (vgl. z.B. Ez. 16,11 {20.}); das abweichende Verhalten in Hiob, wo der armen. Text dandanawand und der georg. (OM) grgol- verwendet, erklärt sich für das Armenische durch einen Einfluß der verwandten Stellen Jes. 37,29 {25a} und 4.Kön. 19,28 {25b}, wo dandanawand gr. χάλινος "Zaumring" übersetzt (die georg. Bibel hat hierfür einmal aġwr-, einmal das mit dandanawand etymologisch zu verbindende dandal- < mpers. oder npers. dandān10). Wenn für gr. χλιδών und ψέλιον somit aber dieselben armen. und georg. Äquivalente in Gebrauch waren, so konnte das für die Aufeinanderfolge der beiden Wörter in Num. 31,50 zu der Notwendigkeit führen, eines von beiden anders zu übersetzen; mehewand bzw. maniaḳ- wären dann als sinnverwandte, wenn nicht sogar synonyme Wörter substituiert worden. Für diese Annahme spricht zunächst, daß im armen. Text zwischen mehewand und aparanǰankՙ nicht ew "und", sondern kam "oder" steht. Sie wird zusätzlich durch zwei weitere Verse wahrscheinlich gemacht, wo ebenfalls gr. χλιδών und ψέλιον nebeneinanderstehen, nämlich Jes. 3,19 {4.} und Jud. 10,4 {2b}: Hier hat die georg. Bibel wiederum χλιδών durch andere Wörter ersetzt, nämlich durch samḳlave- (Jes. 3,19 IO; Jud. 10,4 M), das in Num. 31,50 G für gr. περιδέξιον steht und als Ableitung von mḳlav- "Arm" soviel wie "Armreif" bedeutet haben dürfte, und durch dasṭanag- (Jes. 3,19 M), das offenkundig eine Entlehnung der in npers. dastāna vorliegenden Weiterbildung des iran. Wortes für die "Hand" (bzw. den "Unterarm") darstellt. Die armen. Bibel bietet in Jes. 3,19 {4.} ebenfalls ein Ersatzwort für χλιδών, nämlich das in der Bibelübersetzung ansonsten nicht vorkommende kՙōłē; in Jud. 10,4 {2b} ist hingegen umgekehrt χλιδών durch aparanǰan übersetzt, während für ψέλιον das bereits oben erwähnte kՙayr̄ (mit seiner ausführlichen Beschreibung) eingetreten ist. Auch hier zeigt sich also das Bemühen, die "doppelte" Verwendung des einen Übersetzungsterminus aparanǰan zu vermeiden. Leider enthält Ex. 35,22 {2a}, das eine fast identische Aufzählung von Schmuckstücken wie Num. 31,50 {2.} bietet, gerade das Paar χλιδών / ψέλιον nicht.
Die vorgestellte Lösung setzt weiter voraus, daß im georg. Text das eigentliche Äquivalent von gr. ἐμπλόκιον und arm. pՙołošowk əndelowzeal fehlt. Diese Annahme wiegt umso schwerer, als dasselbe Wort auch in Jes. 3,20 {4.} erscheint, in dem einzigen weiteren Vers also, wo sowohl georg. melevand- als auch arm. mehewand zu verzeichnen sind. Anders als in Num. 31,50 ist es hier nun die georg. Version (IO), die mit gan-txz-ul-eb-i ḳoc̣l-eb-i, wtl. etwa "geflochtene Zöpfe", neben melevand- ein Äquivalent für gr. ἐμπλόκιον anbietet. Zu vergleichen ist dazu im engsten Kontext der Vers Jes. 3,18 {4.}, wo der gr. Text bereits ein erstes Mal von ἐμπλόκια spricht, die im Georgischen durch gan-sa-txz-v-el-ni, wtl. etwa "Geflechte", wiedergegeben werden. Zu vergleichen ist ferner Ex. 36,22-25 (= 39,15-18 M, armen. {36.}), wo in der durch die Bakar- und die Mcxeta-Bibel vertretenen Redaktion des georg. ATs ebenfalls Bildungen von der Wurzel -txz- "flechten, weben" für gr. ἐμπλόκιον erscheinen (gegenüber AK mit (okro-)ksoil-, wtl. "(gold-)gewebt", und sa-b-el-, wtl. "Band": s.o.), sowie 1.Pet. 3,3 {37.}, wo gr. ἐμπλόκη durch das Verbalnomen gan-txz-v-a- übersetzt ist. In Jes. 3,20 {4.} fehlt jedoch der armen. Version eine Entsprechung von gr. ἐμπλόκιον. Dazu ist zunächst zu bemerken, daß im gegebenen Bereich generell eine mangelnde Synchronizität zwischen dem griech. Text auf der einen und dem armen. Text auf der anderen Seite festzustellen ist, wobei sich die beiden georg. Redaktionen (IO / M) näher zum ersteren stellen. Auch dies sei wieder durch eine tabellarische Übersicht veranschaulicht:

griech.:

ἐμπλόκια, κόσυμβοι, μηνίσκοι (3,18); κάϑεμα (19); χλιδῶνες, ψέλια, ἔμπλόκιον, περιδέξια, δακτυλίοι, ἐνώτια (20); περιπόρϕυρα .. (21)


geo. IO:

gansatxzvelni, saḳuxebi, parġlebi (3,18); sacxinvelebi (19); samḳlavebi, savlṭeebi, gantxzulebi ḳoc̣lebi, beč̣debi, melevandebi, saq̇urebi (20); ʒoc̣eulebi .. (21)


geo. M:

šesaḳrvelni pesuedni, kedisa saxuevelni mḳobilni (18); mosablardneli; dasṭanagebi, salṭebi, šetxzulebi, beč̣debi (19); samarǯuneebi, saq̇urebi (20); ṗorpirisgareta.. (21)


armen.:

hewskՙ, camakalkՙ, psakakalkՙ (19); mahikkՙ; kՙōłēkՙ, aparanǰankՙ, mehewandkՙ, gindkՙ (20); matanikՙ, kštapanakkՙ, dipakkՙ, čełanakkՙ (21); ezraciranikՙ .. (22)



Einige der Divergenzen lassen sich zunächst weitgehend dadurch beseitigen, daß die Verseinteilung der Septuaginta von 3,18 bis 3,20 über die der armen. Bibel gestülpt wird. Dadurch wird für gr. ἐμπλόκια in 3,18 arm. hews "Geflecht" als Äquivalent gewonnen, was mit dem Befund in Ex. 36,22 {36.} und 1.Pet. 3,3 {37.} übereinstimmt, wo gr. ἐμπλόκιον durch die Weiterbildung hiwskēn "geflechtartig" bzw. gr. ἐμπλόκη durch hiws wiedergegeben ist. Gleichzeitig scheinen die arm. camakalkՙ, psakakalkՙ und mahikkՙ mit gr. κόσυμβοι, μηνίσκοι und κάϑεμα bzw. georg. saḳuxebi, parġlebi und sacxinvelebi in Deckung zu kommen. In der Mcxeta-Bibel wäre mit dem letzteren das Wort mosablardneli, wtl. etwa "Umhüllung", zu vereinigen, während sich auf die drei Termini in 3,18 die zwei Umschreibungen šesaḳrvelni pesuedni, wtl. "gesäumte Bedeckungen", und kedisa saxuevelni mḳobilni "geschmückte Umhüllungen des Halses" verteilen müßten. Dem steht jedoch wiederum das Zeugnis von Ex. 35,22 {2a} entgegen, da hier gr. ἐμπλόκιον im armen. Text durch camakal vertreten ist, das als Kompositum mit cam "Haar" im VG viel besser mit gr. ἐμπλόκιον als mit κόσυμβος "Fransensaum" zu identifizieren ist ("Haarhalter" ≈ "im Haar gehaltener, sc. Schmuck" ?). Noch weiter ab führen in Ex. 35,22 die beiden georg. Versionen (BM / AK), deren erste für gr. ἐμπλόκιον dasselbe sacxinvel- einsetzt, das in Jes. 3,19 IO an der Stelle von gr. κάϑεμα zu stehen scheint; dieses Wort ist vermutlich entsprechend dem Partizip m-cxin-v-ar-e- "leuchtend, blitzend" als Ableitung mit dem Circumfix sa--e- zu einer Verbalwurzel -cxin- aufzufassen und kommt mit der sich daraus ergebenden Bedeutung "zum Leuchten geeignet" viel eher dem durch gr. μηνίσκος, wtl. "Möndchen", vertretenen Begriffskonzept nahe11, dem sich weiter auch das an derselben Stelle stehende arm. mahik (als Entlehnung eines miran. *māhīk "Möndchen"12) fügen würde. Die durch die Hss. AK repräsentierte Redaktion der georg. AT-Übersetzung bietet an der Stelle von gr. ἐμπλόκια in Ex. 35,22 {2a} offenbar zwei Termini, nämlich saḳuertxebi und sagwrgwnebi. Da saḳuertx- ansonsten eine Art von "Opfer" oder "Opfertier" bezeichnet wie z.B. in Ps. 39,7 {41.} (≈ Heb. 10,6 {41a}), wo es gr. ὁλοκαύτωμα entspricht, und da an der gegebenen Stelle ein "Opfertier" fehl am Platze erscheint, ist zu erwägen, ob die Form so irrig aus einer abbreviativen Graphie <saḳxebi> restituiert wurde, hinter der sich vielmehr das in Jes. 3,18 IO an der Stelle von arm. camakal stehende saḳuxebi verbergen könnte; die irrige Restitution könnte unter dem Eindruck von Ex. 35,16 {40.} geschehen sein, wo saḳuertx- in AK regelgerecht an der Stelle von gr. ϑυσιαστήριον auftritt. Ähnlich könnte das in Ex. 35,22 AK {2a} eingeführte sagwrgwnebi das in Jes. 3,19 {4.} enthaltene arm. psakakal reflektieren, da das Wort als Weiterbildung von gwrgwn- "Krone, Kranz" im Sinne von "für den Kranz geeignet" genau die Bedeutung von arm. psakakal trifft (s.o.). Alles zusammen läßt den Schluß zu, daß die drei armen. Termini hews, camakal und psakakal in Jes. 3,19 sämtlich als Wiedergabe von gr. ἔμπλόκιον intendiert waren und die eigentliche Entsprechung von κόσυμβος und κάϑεμα fehlt13.

Für den Text von Jes. 3,18-21 {4.} bleibt unabhängig von den bisherigen Ausführungen das Problem bestehen, auf welches gr. Wort nun georg. melevand- und arm. mehewand zu beziehen sind. Sondert man aus der Masse der verbleibenden Termini die im gr. Text in 3,20 aufgelistete Gruppe von χλιδῶνας bis ἐνώτια ab, so stehen diesen sechs Wörtern im armen. Text offensichtlich acht Begriffe gegenüber, die sich hier auf die Verse 3,20 und 21 verteilen. Dabei gestatten einige von ihnen aufgrund der bisherigen Beobachtungen eine sichere Zuordnung. Es handelt sich zunächst um das Paar der χλιδῶνες und ψέλια, denen die armen. Termini kՙōłēkՙ und aparanǰankՙ entsprechen. Eine eindeutige Zuordnung erlaubt auch das Wort gind, das aufgrund seiner sonstigen Bezeugung mit gr. ἐνώτιον bzw. georg. saq̇ur- identifiziert werden kann (s. dazu weiter unter *gošaṗahaḳ-).
Mit ähnlicher Sicherheit sind weiter aber auch die eigentlichen Entsprechungen von gr. δακτύλιος auszumachen, mit dem melevand- und mehewand übereinstimmen müßten, wenn man deren Position vor den saq̇urebi bzw. gindkՙ berücksichtigt. Die üblichen Entsprechungen sind nämlich das in Jes. 3,21 erscheinende arm. matani, das als Weiterbildung von matn "Finger" wie eine Calque des griech. Wortes aussieht, und das in 3,20 enthaltene georg. beč̣ed-, das man für eine Ableitung von beč̣- "Schulter(blatt)" mit dem Adjektivsuffix -ed- ("versehen mit") halten könnte14, das mit der gut bezeugten Nebenbedeutung "Siegel(ring)" (z.B. Ex. 35,22 {2a} für gr. σϕραγίς) tatsächlich jedoch ein Lehnwort aus einer orientalischen Quelle sein wird, der auch slav. pečatĭ zu verdanken ist15. Die Gleichsetzung der drei Termini δακτύλιος / matani / beč̣ed- ist mit Lk. 15,22 {26.} sogar bereits an einem Xanmeṭi-Beleg zu beobachten (zugleich der einzige Beleg des gr. Wortes im NT) und auch innerhalb der AT-Übersetzung sehr häufig. Ausnahmen begegnen zunächst lediglich in Exodus, wo der armen. Text ohne erkennbare Ratio teils ōł, teils das auf diesem aufbauende Kompositum ōłamaneak verwendet (z.B. Ex. 26,29 {31.} / 25,12 {29.})16, und wo die georg. Bibel in den verschiedenen Redaktionen außer beč̣ed- noch grḳal- und ḳaršiḳ- gebraucht (z.B. Ex. 30,4 B / AKCM {32.}). Als auffällige Übereinstimmung gilt es dabei festzuhalten, daß die beiden letztgenannten Wörter nur da auftreten, wo die armen. Bibel nicht matani hat. — Für die hier interessierende Jesaia-Passage ist allerdings hervorzuheben, daß arm. matani hier hinter gind steht und damit nicht die zu erwartende Position innehat.
Nun bietet sich mit einer in der Lukianischen Rezension niedergelegten Variante des griech. Wortlauts noch ein zweites Äquivalent für arm. mehewand und georg. melevand- an, nämlich gr. περιδέξιον: Hier sind die beiden Termini δακτύλιος und περιδέξιον in umgekehrter Reihenfolge angeordnet. Diese Reihenfolge reflektiert offensichtlich auch die Mcxeta-Bibel, die vor den saq̇urebi = gr. ἐνώτια erst von beč̣debi = δακτύλιοι und dann von samarǯueneebi spricht: als Weiterbildung von marǯuene- "rechte Hand" kann das letztere Wort geradezu als eine Lehnbildung nach dem Vorbild von gr. περι-δέξιον aufgefaßt werden17, dessen Bezug zu δεξιός "rechte Hand" immer präsent gewesen sein dürfte. Nun kommt gr. περιδέξιον noch genau zweimal in der Bibel vor, und zwar gerade an den beiden Stellen Num. 31,50 {2.} und Ex. 35,22 {2a}, die mit der hier behandelten Passage aus Jesaia in der Aufreihung verschiedener Schmuckstücke übereinstimmen. Dabei ist περιδέξιον an der ersten Stelle in der Mcxeta-Hs. wiederum durch sa-marǯuen-e- übersetzt, während die Gelati-Bibel die ebenso durchsichtige Bildung sa-mḳlav-e- hat (s.o.). In Ex. 35,22 ist περιδέξιον in der Mcxeta-Hs. und der damit weitgehend übereinstimmenden Bakar-Bibel durch salṭe- wiedergegeben, das ansonsten als Entsprechung von ψέλιον und χλιδών zu notieren war; die durch die Hss. AK repräsentierte Redaktion hat an derselben Stelle offenbar wieder eine doppelte Vertretung, nämlich durch salṭe- und ḳbwšṭaban-. Diese Doppelvertretung erklärt sich problemlos durch die Annahme einer in den Text geratenen Glosse, wobei festzuhalten gilt, daß das letztere Wort in der vorliegenden Form ein hapax legomenon ist; ḳbwšṭaban- reflektiert mit Sicherheit das arm. kštapanak, das in Num. 31,50 und Ex. 35,22 an der Stelle von περιδέξιον steht und folglich mit diesem gleichzusetzen ist (s. dazu weiter s.v. *ḳušṭaban-).
Dasselbe kštapanak erscheint nun aber auch in Jes. 3,21 {4.}, und zwar hinter matani, so daß es sich auch hier als Wiedergabe des gr. περιδέξιον auffassen läßt. Wenn gr. περιδέξιον im armen. Text aber bereits durch kštapanak vertreten ist, scheint gleichzeitig das in 3,20 auftretende mehewand überzählig zu werden. Berücksichtigt man jedoch die asynchrone Anordnung der betreffenden Verse insgesamt, die sich v.a. in der Position von gind gegenüber gr. ἐνώτια manifestiert, so bleibt auch der Schluß erlaubt, daß im armen. Text zwei unterschiedliche Traditionen kontaminiert wurden, bei denen einmal mehewand und einmal kštapanak für gr. περιδέξιον stand. Auf eine solche Lösung weisen auch die beiden Termini dipak und čełanak, die im armen. Text ohne gr. Gegenstück dazustehen scheinen. Während das letztere offenbar ein hapax legomenon und seine Bedeutung deshalb kaum zu bestimmen ist18, kommt dipak noch zwei weitere Male vor, nämlich gleich darauf in Jes. 3,24 sowie in Ez. 27,7. In beiden Fällen bezeichnet es eine besondere Stoffgestalt von Kleidungsstücken, die in Ez. 27,7 durch gr. ποικιλία "Buntheit", in Jes. 3,24 jedoch als χιτὼν μεσοπόρϕυρος "mittelpurpurnes Gewand" benannt ist. Nun erscheint μεσοπόρϕυρος als Kleidungskategorie zusätzlich bereits in Jes. 3,21, und zwar neben dem ähnlich gebildeten περιπόρϕυρος; hierfür bieten sich in der armen. Bibel als Äquivalente ezracirani und miǰnacirani an, die als Komposita mit dem HG cirani "(purpur)rot" ohne weiteres als Lehnbildungen nach den griech. Wörtern erkennbar sind. Gleichzeitig kommen aber auch dipak und čełanak als Übersetzungen von περιπόρϕυρος und μεσοπόρϕυρος in Betracht, was sich unter der o.a. Annahme einer Kontamination verschiedener Traditionsstränge genauso als Verdoppelung erklären ließe wie das Nebeneinander von kštapanak und mehewand.
Für eine solche Kontamination ist prinzipiell an die durch die syr. Bibel vertretene Traditionslinie zu denken, auf deren Grundlage sich nicht zuletzt die Möglichkeit ergibt, das Fehlen eines Gegenstücks von gr. ἐμπλόκιον in Jes. 3,20 {4.} im armen. Text zu erklären, da sie wie die armen. Bibel mit ܓܕܘܠܐ gḏōlā "Haargeflecht" (zu -gdl- "flechten"), ܐܣܦܝܪܐ ܕܣܥܪܐ espērā dəsaՙrā "Dutt" (? wtl. "Kugel von Haar") und ܒܠܘܪܐ belūrā "(Haarschmuck aus) Beryll (?)"19 drei Begriffe in Jes. 3,19 enthält, die mit gr. ἐμπλόκιον übereinstimmen können, jedoch keinen in 3,20-22.

Die folgende Tabelle mag die hier vorgetragenen Lösungsvorschläge verdeutlichen:

 griech.  georg. (IO)  georg. (M)  armen.  syr.
 ἐμπλόκια

(3,18)

 gansatxzvelni  ?

 hewskՙ

+ camakalkՙ

+ psakakalkՙ
 gḏōlā +

espērā dəsaՙrā

+ belūrā
 κόσυμβοι  saḳuxebi  pesuedni

šesaḳrvelni
 ?  ?
 μηνίσκοι  parġlebi

+ sacxinvelebi
 kedisa

saxuevelni

mḳobilni
 mahikkՙ  ṣeḏՙā
 κάϑεμα

(3,19)

 ?  mosablardneli  ?  ?
 χλιδῶνες

(3,20)

 samḳlavebi  dasṭanagebi  kՙōłēkՙ  qəḏāšā
 ψέλια  savlṭeebi  salṭebi  aparanǰankՙ  ՙeqā
 ἐμπλόκιον  gantxzulebi ḳoc̣lebi  šetxzulebi  ?  ?
 περιδέξια  melevandebi  samarǯuneebi  mehewandkՙ

+ kštapanakkՙ
 aqlānā
 δακτύλιοι  beč̣debi  beč̣debi  matanikՙ  qəwalbā
 ἐνώτια  saq̇urebi  saq̇urebi  gindkՙ  šē՚rā
 περιπόρϕυρα

(3,21)

 ʒoc̣eulebi  ṗorpirisgareta  ezraciranikՙ

+ dipakkՙ
 kūtīniyātā ?
 μεσοπόρϕυρα  zaraurtebi  sašualni

ṗorpirni
 miǰnaciranikՙ

+ čełanakkՙ (?)
 məšalmānītā ?
 χιτών μεσοπόρϕυρος

(3,24)

 samoseli

šova-ʒoc̣euli
 šesamoseli

šua-ṗorpirisay
 oskehowr̄ dipak  teḵliyātā

Für arm. mehewand und georg. mehevand- bzw. melevand- ergibt sich danach eine Bedeutung, die den Bereich von gr. μανιάκης über χλιδών bis hin zu περιδέξιον umfaßt; eine solche Bedeutung könnte mit "Zierband oder -reif für den Hals oder Arm" adäquat beschrieben werden.

Mit einer vergleichbaren Bedeutungsangabe "Arm- oder Halsband (der Frauen)" versuchte bereits Hübschmann, AG 194, 407., arm. mehewand als ein iran. Lehnwort zu erklären, da ihm das Wort "persisch" und mit "-vand = np. band `Band' zusammengesetzt" schien; eine eigentliche Etymologie legte er jedoch nicht vor. Ein weitergehender Vorschlag findet sich hingegen bei Bailey, Arm.-Iran.Et. [AAL 10], 1 f. (ähnlich zuvor bereits in Iran.Infl. [Enc.Ir.], 462 a), wo arm. meheuand "necklace" ("neckband, armlet") gemeinsam mit georg. melevand-i, melavand-i ("armlet") an das in avest. mərəzu- vorliegende iran. Etymon *mṛzu- ("mṛdu- = mṛzu") "neck" angeschlossen wird. Wie der zusätzliche Hinweis auf Zāzā mil zeigt, geht der Autor offenbar davon aus, daß sich wie in diesem auch in der georg. Form die südwestiran. Entwicklung von inlautendem -rd- > -l- manifestiere. Offen bleibt dabei jedoch, wie Bailey die Lautung des armen. Wortes (mit -h-) erklären will, da eine Entwicklung von uriran. *-r�- zu -h- ansonsten wohl unbekannt ist; sein Verweis auf die Entwicklung von "Iranian θr- and δr-" zu "Arm. -rh- and -h-" führt jedenfalls nicht weiter20.
Unter dem Eindruck der oben ausgeführten Beobachtungen scheint nun aber die Form mit -l-, die melevand- mit dem auch für das Mukrī- und das Kurmandžī-Kurdische belegbaren mьl "шея" (so Smirnova/Ėjjubi, 321) bzw. mil "плечо; шея; рука" (so Kurdoev, Kurd.-ru.sl. 539) verbinden würde, innerhalb des Georgischen selbst sekundär zu sein, da die graphische Variante mehevand- als die mit arm. mehewand gleichlautende Form prinzipiell den Vorzug verdient. Es fragt sich deshalb, ob eventuell auch die armen. Form auf einem paläographischen Wechsel von <h> und <l> beruhen kann. Ein solcher Wechsel erscheint angesichts der Buchstabenformen Հ und Լ in der armen. Majuskelschrift nicht unmöglich, kann aber bisher nicht belegt werden. Die alternative Erklärung, wonach das armen. Wort seinerseits aus dem Georgischen stammen würde und eine dort vollzogene paläographische Umgestaltung reflektieren würde, ist angesichts der o.a. Beleglage wenig wahrscheinlich.
Fraglich bleibt bei der von Bailey propagierten Etymologie auch der Vokalismus der armen. und georg. Wortformen, die bei einer miran. Ausgangsform wie *milaband von sich aus keine -e-Laute erwarten läßt. Es ist jedoch denkbar, daß die Lautung mit doppeltem -e- (die Wortform melavand-, die Bailey offenbar allein aus dem Wörterbuch Čubinašvilis (Kart.ru. leks. 699) geschöpft hat, ist textuell bisher nicht belegbar), der innerarmen. Angleichung an eine andere Wortsippe zu verdanken ist, die auch den paläographischen Übergang von <l> zu <h> begünstigt haben könnte. Es handelt sich um die durch arm. mehean "Tempel, heidn. Heiligtum" und mehekan (Monatsname) vertretenen Fortsetzer des iran. Götternamens miϑra-, deren Lautung mit doppeltem -e- ich in Monthnames [AAL 8] über einen Ansatz *mihriya- zu begründen versucht habe (auf mehean und mehekan weist auch Bailey l.c. hin, ohne allerdings die lautlichen Verhältnisse zu klären). Sollte diese Annahme zutreffen, so wäre für das Etymon von arm. mehewand von einer Bildung *miliyaband (< *mṛdii̯aband- < *mṛ�u̯ii̯a-band- ?) auszugehen. Für das Georgische würde vorausgesetzt, daß zunächst die Form mehevand- entlehnt worden wäre und dann, aufgrund der innergeorg. Buchstabenähnlichkeit, erneut ein melevand- "zurückgebildet" worden wäre21; eine Annahme, die sich mit der hier behandelten Beleglage durchaus vereinbaren läßt. Eine andere Möglichkeit würde darin bestehen, daß das Wort im Armenischen durch das bedeutungsnahe bahowand beeinflußt worden ist, das als Fortsetzer eines miran. *bāh(u)band < *bāδuband- zu avest. bāzu- "Unterarm" (< *bā�ʰu-) zu stellen ist und mit der Vertretung von uriran. -�- durch -h- unbedingt die südwestiran. Lautentwicklung von -�- > -d- > -δ- voraussetzt (vgl. dazu Hübschmann, Ps.Stud. 23, 167. sowie AG 116, 95., dem der angenommene Lautwandel noch "räthselhaft" erschien, sowie jetzt Bailey, Arm.-Iran.Et. [AAL 10], 1 / Iran.Infl. [Enc.Ir.], 461 b22); ein solcher Einfluß kann den Vokalismus von mehewand / mehevand- jedoch nicht erklären.
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