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Dies ist eine Internet-Sonderausgabe des Aufsatzes
„Ein wenig beachtetes Element der georgischen Verbalflexion“
von Jost Gippert (2000).
Sie sollte nicht zitiert werden. Zitate sind der Originalausgabe in
W. Bublitz, M. von Roncador, H. Vater (Hrsg.), „Philologie, Typologie und Sprachstruktur, Festschrift für Winfried Boeder zum 65. Geburtstag“, Frankfurt a/M u.a. 2002, 283-303
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This is a special internet edition of the article
„Ein wenig beachtetes Element der georgischen Verbalflexion“
by Jost Gippert (2000).
It should not be quoted as such. For quotations, please refer to the original edition printed in
W. Bublitz, M. von Roncador, H. Vater (eds.), „Philology, Typology and Language Structure, Festschrift for Winfried Boeder on the Occasion of his 65th Birthday“, Frankfurt a/M etc. 2002, 283-303



Alle Rechte vorbehalten / All rights reserved:
Jost Gippert, Frankfurt 2002

1.   

Ich transkribiere den georgischen Buchstaben q̇ari mit , um einfaches q für das altgeorgische nicht-glottalisierte qari verwenden zu können. [back / zurück]


2.   

Schuchardt (1896b: 279). Cf. Orbeliani (1965-1966: 2,264f.): ḳis msgavsi(a) da švenieri (so die Hss. ZABC des Lexikons; D hat nur ḳis msgavsia, i.e. “ist dem ḳi ähnlich”, in E ist das Wort “nicht erläutert” [ganumarṭavia]). [back / zurück]


3.   

Cf. Aḳaḳi Šaniʒe apud Čubinašvili 1984: V / VII. [back / zurück]


4.   

Cagareli (1881: 74 bzw. 72); zur Bedeutung der genannten Partikeln s. Fn. . [back / zurück]


5.   

Cagareli (1881: 74). Vgl. etwa für kve den Eintrag bei Tschenkeli (1974: 1552) s.v. kve1, wonach dieses (als Element des psch[awischen], chew[surischen] und ratsch[ischen] Dialekts) eine “zur Bekräftigung od[er] Hervorhebung dienende Partikel, im S[inne von]: ja, jawohl, freilich; wahrhaftig, wirklich, doch” ist. Für maša wird ib. 731 als zweite Bedeutung “(im S[inne] e[ine]r Zustimmung) wahrhaftig, bei Gott” verzeichnet. Auch aba, bei Tschenkeli (1974: 1) als int[erjektion] eingestuft, kommt mit seinen Bedeutungen “nun, ja, denn; los! wohlan! auf! vorwärts!” einer affirmativen Partikel nahe; vgl. dt. doch im Aufforderungssatz. – ac̣ uḳve, wtl. “jetzt schon”, sadame “irgendwo” und ertbamad “zusammen, gemeinsam; plötzlich” stehen demgegenüber weiter ab; eine Verwendung als abtönende Partikeln kann ich bisher nicht belegen, und auch Šanšovanis eigenes Beispiel für ac̣ uḳûē leistet dies nicht: mepeni vietgan miiġeben xarḳsa tkûēs ucxotagan, ac̣ uḳûē tavis upal arian ʒeni – “Die Könige, sagte man (?), erheben Tribut von einigen Fremden, jetzt aber sind die Söhne schon (?) frei.” [back / zurück]


6.   

Die einschlägigen Kapitel wären die über die Adpositionen (tandebuli), die Ad- und Präverbien (zmniszeda) sowie die Konjunktionen (ḳavširi); Niḳolaišvili (1970: 112-119) und Q̣ipiani (1882: 125-137). Auch die sog. “ḳalmasoba-”Grammatik von Ioane Bagraṭioni, die um das Jahr 1815 entstanden sein dürfte, erwähnt -q̇e in den einschlägigen Abschnitten nicht (tandebuli, ḳavširi, zmniszeda; Ḳoṭinovi 1986: 88-102). [back / zurück]


7.   

§ 11: Anṭoni (1998: 20); ähnlich mit akusq̇e “sie haben ≈ ihnen ist zueigen” der bereits bei Brosset und Schuchardt zitierte Satz raycaġa akusq̇e bolod uqmota asota mekonta saxelta “(dieselbe Deklination), welche auch die auf Konsonant endigenden Nomina haben” (§3; 1885: 9 / 1998: 13), oder estave akusq̇e brunuay q̇ovelta hrtulta amisganta “dieselbe Deklination haben alle mit diesem zusammengesetzten (Wörter)” (§ 9; 1998: 20). Es gibt bei Anṭoni jedoch auch Beispiele, bei denen die Pluralität des dativischen “Besitzers” nicht im Verb markiert ist; s. dazu weiter unten. – Die von Schuchardt (1896b: 279) als “sehr wichtig” hervorgehobene Feststellung in der “handschriftlichen Grammatik des Kapuzinermissionärs aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts”, wonach “`la qe non si aguinge mai al Nome', sondern nur ans Verb (S. 131)”, beruht offenbar auf Anṭonis § 99 (1998: 102), wo sich der Katholikos über einige der von ihm zuvor aufgelisteten tandebulni, i.e. “Adpositionen = Prä- oder Postpositionen”, äußert: amatni uḳuē romelnime, ese igi, u, uu, esi, modgam, re ṗirovansa da žamis kuēše danaḳuētebulsa zmnasa zeda ar daidebian, arcaġa q̇e saxelsa zeda “von diesen wiederum treten einige, nämlich u, uu, esi, modgam und re nicht an ein personal und temporal fixiertes (finites) Verb, und q̇e nicht an ein Nomen.” S. dazu weiter unten. [back / zurück]


8.   

Gvaxaria & Todua (1962: 47, Z. 16). Die Übersetzung Schuchardts (“die Magnaten Moabads hatten ein Geheimnis”) bezieht irrig den Gen. moabadisi auf das folgende didebulta statt auf das vorangehende xvašiadi; vgl. demgegenüber Amaschukeli & Chuzischwili (1991: 37) mit “und die Würdenträger kannten Moabads Geheimnis”. Dem pers. Original fehlt ein vergleichbarer Vers; an der entsprechenden Stelle verweisen Todua & Gvaxaria (1970: 63, Z. 27-28) in Fn. 18 lediglich auf den georg. Text. S. dazu weiter unten. [back / zurück]


9.   

So Čikobava (1962: 520); bei Tschenkeli (1974: 1671): “(bisw[eilen] im S[inne von] xolme /= jeweils/ gebr[aucht]”. [back / zurück]


10.   

Čikobava (1962: 520): tandebuli. 1. ḳutx[uri] (kartl[uri], kiz[iq̇uri], pereid[nuli], ingil[ouri], kv[emo]-imer[uli]) igivea, rac -ḳen; Tschenkeli (1974: 1671): “(khar[thlisch], khis[ikisch], ing[iloisch], u[nter]-imer[etisch]) s. -ḳen”. [back / zurück]


11.   

Čikobava (1962: 520): 2. ḳutx[uri] (pereid[nuli]) igivea, rac -gan1, -idan. [back / zurück]


12.   

Vgl. z.B. Boeder (1989: 171) mit dem Beispielsatz bavšvebs dauc̣eriat “The children obviously have written it”; Perfektformen transitiver Verben können prinzipiell als “inversiv” gelten. Boeders einfache Regel “Whatever the subject case marker, the third person plural of the subject is marked in the verb” (ib.) reicht dennoch, wie der Autor selbst einräumt, nicht aus, um das Auftreten von -t in allen Fällen zu klären. [back / zurück]


13.   

So Boeder (1989: 171): “some kind of animacy hierarchy”; vgl. auch ib. 181 fn. 15. [back / zurück]


14.   

Der komplette Text liegt elektronisch aufbereitet vor, womit auch ein vollständiges Wortformenregister verfügbar ist (cf. http://titus.uni-frankfurt.de/texte/texte2.htm#visram). [back / zurück]


15.   

Es sind dies die AT-Hss. A = H 1207; B = A 455 (“Bakar-Bibel”); E = A 243 und S = A 51 (“Mcxeta-Bibel”), alle für die gegebene Stelle erfaßt bei Gigineišvili et al. (1990), wo sie einer Redaktion zugeordnet sind. Zur selben Redaktion gehören ansonsten noch die Hss. K = Kut. 28 und D = H 885. [back / zurück]


16.   

Cf. Dočanašvili (1985: 4). Unter den Prophetenbüchern der Gelati-Bibel ist bisher nur das Buch Ezechiel ediert; der Text stimmt gemäß Ckiṭišvili (1976) mit demjenigen der Mcxeta-Bibel voll und ganz überein. [back / zurück]


17.   

Ein möglicher Kandidat ist der Bearbeiter der Mcxeta-Bibel, Sulxan-Saba Orbeliani selbst, der nach Dočanašvili (1986: 13) die Druckausgabe der ersten Ausgabe der Prophetenbücher auf der Grundlage der Gelati-Bibel redigierte und dabei eigene Zusätze einbaute. [back / zurück]


18.   

Prinzipiell kann das Altgeorgische wie auch das Neugeorgische als eine Sprache mit “pronoun dropping” gelten; cf. z.B. Boeder (1989: 161). [back / zurück]


19.   

In 11,16 divergieren die Ošḳi- und die Jerusalemer Bibel darin, daß die erstere hier die Pluralform arkut “sagt” hat; cf. Ckiṭišvili (1976: 35). [back / zurück]


20.   

Melikišvili 2000: “From the grammatical sphere we single out the following differentiating features charaterizing Gelati texts: a) suffix -q̇e for designation of the plurality of the noun in the dative case (especially in inversive verbs expressing possession, sense and perception) ... Suffix -q̇e is not met in Ioane Petritsi's works; it is alien to Petritsi's language while it is very often used in (other) Gelati texts ...” (ich danke der Autorin auch an dieser Stelle dafür, daß sie mir ihr Vortragsmanuskript zur Verfügung gestellt hat). [back / zurück]


21.   

Hier zitiert nach Seite und Zeile der Ed. Ḳeč̣aġmaʒe & Rapava (1983). [back / zurück]


22.   

Insgesamt 13 weitere Belege: 64,2; 91,2; 91,5; 95,12; 107,27; 110,26; 111,4; 111,5; 111,6; 121,3; 127,40; 129,35; 130,26. [back / zurück]


23.   

Der kritische Apparat in der Ausgabe Gvaxaria & Todua (1962: 622) verzeichnet keine Varianten für die Stelle. [back / zurück]


24.   

Cf. Lolašvili (1957: 108ff.), der sich u.a. gegen die bei Marr (1902: 68 n. 1) erwogene Gleichsetzung mit einer persischen Romanfigur Salman wendet. [back / zurück]


25.   

Vgl. hierzu bereits Lolašvili (1957: 104 ff.). [back / zurück]


26.   

Diese Namensform (gemäß dem Apparat bei Lolašvili 1957: 226 ohne Varianten; Marr 1902: žd schreibt hingegen dalida-) kommt bemerkenswerterweise derjenigen der Gelati-Bibel am nächsten, die dalida- hat; die übrigen verfügbaren Versionen von Ri. 16 (BDS) schreiben statt dessen dalila- (Gigineišvili et al. 1991: 176 ff.). [back / zurück]


27.   

Die Übersetzung geht davon aus, daß der Adverbial ṗalaṭad hier den Ort des Erscheinens angibt. Die alternative Deutung “Samson erscheint als Palast” wäre schwerlich zu rechtfertigen. – ġalaṭad ist als finaler Adverbialis eines Nomen actionis ġalati “Betrug” aufgefaßt; die Verwendung im Sinne eines Nomen agentis “als Betrüger” (anstelle von ġalaṭiani “betrügerisch” oder moġalaṭe “Betrüger”) kann ich nicht belegen. [back / zurück]


28.   

Die bei Lolašvili (1957: 226) erfaßte Lesart sčans-q̇e der Hs. C kann nicht beweisen, daß eine Objektsmarkierung impliziert ist. [back / zurück]


29.   

monaḳvlevad bei Lolašvili (1957: 195); monaḳlevad bei Marr (1902:žd). [back / zurück]


30.   

Lolašvili (1957: 226) verzeichnet nur učns-ve für die Hs. E; gemäß dem Apparat (104 / 108) betreffen die (gegenüber älteren Ausgaben) vorgezogenen Lesarten učns-q̇e und čans-q̇e jedoch nur die Hss. “der ersten Gruppe”. Für čans-q̇e kommt im übrigen auch Iterativität in Betracht, da Samson Delila mehrfach täuscht. – Eine freie Paraphrase der beiden Stellen könnte etwa so lauten: “Jeder, der, wie Holofernes von Judith, von einer Frau umgebracht wird, würde sich glücklich schätzen, wenn er statt dessen von dir, Tamar, umgebracht würde; und jeder, der, wie Samson, in betrügerischer Absicht in den Palast kommt, wäre glücklich, wenn du, Tamar, ihm wie Delila den Kopf scheren würdest.” [back / zurück]


31.   

Vgl. die neugeorg. Paraphrase bei Lolašvili (1957: 254 s.v. mzeba). [back / zurück]


32.   

So explizit bei Nataʒe (1992: 35) ad loc.: “-q̇e ist eine Partikel zur Bezeichnung der Objektspluralität; sie deutet an, daß sie ihnen (Rosṭevan und Avtandil) jeweils (mehrere) Pfeile überreichten und nicht nur je einen” (Übs. J.G.). [back / zurück]


33.   

Auch das direkte Objekt, c̣amalsa “Arznei”, ist singularisch; die Annahme bei Nataʒe (1992: 179) ad loc. (532), wonach -q̇e hier die Pluralität des Objekts unterstreiche, beruht auf einer Lesung c̣amalta “Arzneien”. [back / zurück]





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Copyright Jost Gippert, Frankfurt a/M 29. 6.2002. No parts of this document may be republished in any form without prior permission by the copyright holder.