Achtung!
Dies ist eine Internet-Sonderausgabe der Rezension von Jürgen Uhlich, Die Morphologie der komponierten Personennamen des Altirischen (Witterschlick/Bonn 1993) von Jost Gippert (2000).
Sie sollte nicht zitiert werden. Zitate sind der
Originalausgabe in “Beiträge zur Namenforschung” 36/2, 2001, 233-234 zu entnehmen.

Attention!
This is a special internet edition of the review of Jürgen Uhlich, Die Morphologie der komponierten Personennamen des Altirischen (Witterschlick/Bonn 1993) by Jost Gippert (2000).
It should not be quoted as such. For quotations, please refer to the
original edition in “Beiträge zur Namenforschung” 36/2, 2001, 233-234.




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Jost Gippert, Frankfurt 2001
















Jürgen Uhlich, Die Morphologie der komponierten Personennamen des Altirischen, Beiträge zu Sprachwissenschaften 1, Witterschlick/Bonn: Verlag M. Wehle 1993, XXXVI, 309 Seiten



Das vorliegende Buch stellt die im Rahmen des Promotionsverfahrens publizierte Fassung der im Jahre 1991 von J. Uhlich an der Universität Bonn vorgelegten Doktordissertation dar. Es ist als eine vorläufige Ausgabe anzusehen, da “eine erweiterte Fassung, die insbesondere ein vollständiges Wörterbuch der komponierten Personennamen des Altirischen bieten wird, [...] zur Zeit noch in Vorbereitung” ist (S. IV). Da man bisher nicht absehen kann, wann das angekündigte Werk erscheinen wird, erscheint es gerechtfertigt, die vorliegende Ausgabe kurz für sich zu besprechen, auch wenn ihre Drucklegung bereits einige Jahre zurückliegt.
      Die Arbeit gliedert sich in vier klar voneinander abgegrenzte Teile: Eine Einführung, in der sich der Autor ausführlich mit den definitorischen Problemen auseinandersetzt, die das Thema ‘altirische komponierte Personennamen’ impliziert (zum Beispiel die Frage, inwieweit neben der eigentlichen altirischen Überlieferung und ihren früheren Vorstufen, vor allem der sogenannten Ogaminschriften, auch spätere, das heißt mittelirische Zeugnisse berücksichtigt werden können; S. 1-12), und die mit allgemeinen Ausführungen “zum sprachlichen Aussagewert von Personennamen” (nämlich “für eine indogermanistische Untersuchung”: S. 13) schließt; ein umfangreiches Kapitel, das “Philologische und sprachwissenschaftliche Bemerkungen zur Bearbeitung des Materials” übertitelt ist und in dem es im wesentlichen um das Verhältnis zwischen (präsumptiven) Lautungen und ihrer graphischen Wiedergabe in lateinschriftlicher und Ogam-Schreibung, aber auch um lautliche Veränderungsprozesse geht, die für die (Vor-)Geschichte des Altirischen charakteristisch sind (für komponierte Personennamen vorrangig relevant ist zum Beispiel die Frage der “Behandlung des Kompositionsvokals”, S. 73); ein grundlegendes Kapitel über “Kompositionslehre”, das heißt zur “Einteilung” und zur “Form” von Kompositaltypen des Altirischen im Kontrast mit denjenigen anderer indogermanischer Sprachen; und ein Namenverzeichnis, in dem für mehr als 300 der im Hauptteil behandelten Namen (sowie einige Namensbestandteile, das heißt Vorder- oder Hinterglieder) die verschiedenen Bezeugungsformen (in Ogam-Inschriften, lateinischer und irisch-handschriftlicher Überlieferung; Sigle B) sowie etymologische Deutungsversuche (Sigle E) zusammengestellt sind1 (S. 144-309).
      Nicht nur durch diesen Index, der das argumentativ verwendete Material bequem erschließt, erscheint das Buch gut geeignet, die irische Onomastik, die vielfach noch bis heute auf A. Holders ‘Alt-Celtischem Sprachschatz’ (1-3, Leipzig 1896-1910) beruht, an den inzwischen erreichten Entwicklungsstand der Keltologie und der Indogermanistik heranzuführen und sie somit aus ihrem Schattendasein herauszuführen. Als besonders erfreulich sei dabei hervorgehoben, dass Uhlich nicht nur bei den etymologischen Deutungen, sondern auch hinsichtlich der Interpretation ogaminschriftlicher Belege stets bemüht ist, Aktualität zu wahren, indem er sich im letzteren Falle nicht einfach auf die in R.A.S. Macalisters ‘Corpus Inscriptionum Insularum Celticarum’ (Dublin 1945-49) vorgelegten Lesungen verlässt; so wird zum Beispiel s.v. Amol(n)gaid die von D. McManus2 verfochtene Lesung AMMLLO[ ]ṬT gegenüber Macalisters AMMLLOŊITT vorgezogen, die der Rezensent aufgrund einer am 3.4.1996 durchgeführten Autopsie weitgehend bestätigen kann (AMML(L)[OG  ]T)3.
      Es bleibt jedoch festzuhalten, daß J. Uhlichs Dissertation weder das in den Ogaminschriften enthaltene einschlägige Namenmaterial noch etwa dasjenige der handschriftlichen Überlieferung vollständig erfasst. Im Index sind eben nur solche Lemmata angeführt, die innerhalb des Hauptteils behandelt worden sind, und auch diese sind nicht vollständig aufgelistet; darüber hinaus würde man sich Informationen über das Fortleben der altirischen Namen im späteren Irischen wünschen, worüber man im vorliegenden Buch nichts erfährt. Ein den reichhaltigen irischen Namenschatz abdeckendes Onomastikon bleibt somit nach wie vor ein Desiderat; man kann nur hoffen, dass der Autor die Verpflichtung, die er mit der Ankündigung einer erweiterten Fassung eingegangen ist, baldmöglichst einlösen wird.

Frankfurt am Main

Jost Gippert





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