Alfred Bammesberger (Hrsg.), Register zur Zeitschrift für Vergleichende Sprachforschung Band 1-100 (1851-1987), bearbeitet von Ivo Hajnal, Christiane Schaefer, Gerhard Schaufelberger und Sabine Ziegler. Göttingen: Vandenhoeck und
Ruprecht 1997, 324 Seiten
Der im Jahre 1987 erschienene Centenniumsband der von Adalbert Kuhn begründeten und fortan mit seinem Namen verknüpften ‘Zeitschrift für Vergleichende
Sprachforschung auf dem Gebiete der Indogermanischen Sprachen’, bis zu ihrer
Umbenennung in “Historische Sprachwissenschaft” (mit Band 101, 1988) gemeinhin
auch einfach ‘Kuhns Zeitschrift’ genannt, fand ein reges Echo in sprachwissenschaftlichen Fachorganen wie auch darüber hinaus (zum Beispiel in einem Radiobericht von Oswald Panagl im Österreichischen Rundfunk, 16.4.1988). Der jetzt
vorliegende Registerband ist einer Anregung von Bernhard Forssman
1 zu verdanken, wie man dem Vorwort des Herausgebers entnehmen kann (S. 7). Er bietet
neben einem kompletten, alphabetisch nach den Autoren geordneten Register der in
den Bänden 1-100 publizierten Aufsätze einen hauptsächlich nach Sprachen sortierten Sachindex. Nicht enthalten sind, obwohl sie bei der Herstellung des Registers
“aus den jeweiligen Bandregistern kompiliert wurden”, eigentliche Wortindizes, “da
sie weit über 1200 Seiten umfassen würden”. Der Herausgeber regt aber an, “Anfragen” hierzu an ihn zu richten (S. 8).
Dass ein komplettes Wort(formen)register somit nicht publiziert zur Verfügung
steht, schmälert den Nutzen des Bandes in der Tat erheblich. Dabei gilt es zu
bedenken, dass die Kuhnsche Zeitschrift insbesondere in ihren Anfängen ganz wesentlich etymologisch ausgerichtet war, wie allein schon ein Blick auf die S. 93ff.
erfassten Beiträge des Begründers, A. Kuhn, selbst zeigt. Der Sachindex enthält zwar
hier und dort explizite Wortformen, jedoch nicht als eigenständige lemmatische Einträge; so ist zum Beispiel griech. γάλλαρος unter “Griechisch: SONSTIGES:
Hesych” (S. 258) erfaßt. Onomastiker werden sich ebenfalls mit Zufallsfunden begnügen müssen; so erscheinen zum Beispiel unter “Iranisch: SONSTIGES” (S. 276)
einige wenige Verweise auf Beiträge, die iranische “Personennamen” behandeln
(Band 36: 556ff.; 37: 140ff., 492ff.; 38: 241ff., 270ff., alle übrigens aus den
Jahren 1900-1902), zur “Wiedergabe altiranischer Namen” im Elamischen, Griechischen, Lateinischen und “in Keilschrifttexten (assyr., babyl.)” sowie, explizit, zum
Gestirnsnamen “
Tištriia (Sirius)”, man sollte sich aber nicht darauf verlassen, daß
das alles Einschlägige in Band 1-100 erschienene sei. In der Tat vermisst man jeglichen Hinweis darauf, daß der Sachindex auch abgesehen vom Fehlen des Wort(formen)verzeichnisses selektiv ist, und man wird nicht darüber aufgeklärt, nach
welchem Verfahren die Selektion vorgenommen wurde. So wird man, um nur ein
Beispiel anzuführen, unter “Indogermanisch: SYNTAX” das Stichwort “Infinitiv”
vergebens suchen; unter “Altindisch: SYNTAX” erscheint “Infinitiv” durchaus (mit
Verweis auf MORPHOLOGIE); dortselbst ist unter dem untergeordneten Stichwort
“prädikativer Infinitiv” unter anderem der (von Dorothy Disterheft verfasste)
Beitrag aus Band 95 (1981, 110-121) erfasst (“The Indo-Iranian Predicate Infinitive”), nicht jedoch die in Band 97 (1984, 205-220) erschienene (vom Rezensenten vorgelegte) Auseinandersetzung mit den zum Teil unhaltbaren Thesen dieses
Aufsatzes, in der es nicht zuletzt auch um die Frage der Rekonstruierbarkeit urindogermanischer Infinitivkonstruktionen geht (‘Zum `prädikativen' Infinitiv’). Man
sollte sich in diesem Zusammenhang vor Augen halten, daß es jederzeit möglich
sein wird, sich von einer rezenteren Untersuchung ausgehend ältere Literatur zu erschließen, niemals jedoch umgekehrt; insofern verdienen auch in einem mehr als
100 Jahre der Forschungsgeschichte abdeckenden Register die jeweils aktuellsten
Beiträge ein besonderes Augenmerk.
Unklar bleibt bei dem vorliegenden Werk weiter, in welchem Umfang und nach
welchen Kriterien die in der Kuhnschen Zeitschrift erschienenen Rezensionen erfasst
worden sind. Die im Sachindex S. 304ff. unter “Rezensionen” zusammengestellte,
ihrerseits wieder nach Sprachen sortierte Liste erschließt im wesentlichen die Bände
1-19, spätere Bände werden offensichtlich nur in Ausnahmefällen genannt (so eine
Rezension zum Stichwort “Manichäismus” in Band 56:288ff.). Dass im Sachindex
prinzipiell nur auf Bandnummern und Seiten verwiesen wird, nicht jedoch auf Autorennamen, ist bereits wenig hilfreich; dass man aus der Rezensionenliste fast nirgends das jeweils besprochene Werk entnehmen kann (eine Ausnahme ist zum Beispiel “Wackernagel, Gramm.BandIII” unter “Altindisch”, S. 304), ist dann schon
ärgerlich. Warum es überhaupt nötig war, den Inhalt von Rezensionen unter diesem
Stichwort gesondert aufzulisten, statt ihn, nötigenfalls mit geeigneter Markierung,
bei dem jeweiligen Lemma einzuordnen, bleibt mir unverständlich.
Wenig hilfreich ist letztlich auch, dass es versäumt wurde, innerhalb des Verfasserverzeichnisses abgekürzte Vornamen von Autoren aufzulösen. So erscheint
Adalbert Kuhn selbst lediglich als Kuhn, A. (S. 93), und auch August Schleichers
Vorname bleibt auf A. reduziert. Für einen Autor namens Techen, der in Band 12
(1863, S. 42-49) einen Aufsatz über “weichbild” verfaßt hat, wird (wie im betreffenden Band selbst) gar kein Vorname verzeichnet. Angesichts dessen, daß die 100
Jahrgänge der Kuhnschen Zeitschrift in besonderem Maße den Werdegang eines
ganzen Faches, der Indogermanistik, widerspiegeln, hätte sich mit dem Register eine
hervorragende Gelegenheit geboten, die Publikationsgeschichte mit der Personengeschichte zu verknüpfen, indem nicht nur die Vornamen aufgelöst worden
wären, sondern auch, soweit möglich, Lebensdaten und Wirkungsstätten der Autoren
mitgeteilt worden wären; diese Gelegenheit ist leider versäumt worden.
Frankfurt am MainJost Gippert