Achtung!
Dies ist eine Internet-Sonderausgabe der Rezension von Alfred Bammesberger (Hrsg.), Register zur Zeitschrift für Vergleichende Sprachforschung Band 1-100 (Göttingen 1997) von Jost Gippert (2000).
Sie sollte nicht zitiert werden. Zitate sind der
Originalausgabe in “Beiträge zur Namenforschung” 36/2, 2001, 237-238 zu entnehmen.

Attention!
This is a special internet edition of the review of Alfred Bammesberger (Hrsg.), Register zur Zeitschrift für Vergleichende Sprachforschung Band 1-100 (Göttingen 1997) by Jost Gippert (2000).
It should not be quoted as such. For quotations, please refer to the
original edition in “Beiträge zur Namenforschung” 36/2, 2001, 237-238.




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Jost Gippert, Frankfurt 2001

Alfred Bammesberger (Hrsg.), Register zur Zeitschrift für Vergleichende Sprachforschung Band 1-100 (1851-1987), bearbeitet von Ivo Hajnal, Christiane Schaefer, Gerhard Schaufelberger und Sabine Ziegler. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht 1997, 324 Seiten



Der im Jahre 1987 erschienene Centenniumsband der von Adalbert Kuhn begründeten und fortan mit seinem Namen verknüpften ‘Zeitschrift für Vergleichende Sprachforschung auf dem Gebiete der Indogermanischen Sprachen’, bis zu ihrer Umbenennung in “Historische Sprachwissenschaft” (mit Band 101, 1988) gemeinhin auch einfach ‘Kuhns Zeitschrift’ genannt, fand ein reges Echo in sprachwissenschaftlichen Fachorganen wie auch darüber hinaus (zum Beispiel in einem Radiobericht von Oswald Panagl im Österreichischen Rundfunk, 16.4.1988). Der jetzt vorliegende Registerband ist einer Anregung von Bernhard Forssman1 zu verdanken, wie man dem Vorwort des Herausgebers entnehmen kann (S. 7). Er bietet neben einem kompletten, alphabetisch nach den Autoren geordneten Register der in den Bänden 1-100 publizierten Aufsätze einen hauptsächlich nach Sprachen sortierten Sachindex. Nicht enthalten sind, obwohl sie bei der Herstellung des Registers “aus den jeweiligen Bandregistern kompiliert wurden”, eigentliche Wortindizes, “da sie weit über 1200 Seiten umfassen würden”. Der Herausgeber regt aber an, “Anfragen” hierzu an ihn zu richten (S. 8).
      Dass ein komplettes Wort(formen)register somit nicht publiziert zur Verfügung steht, schmälert den Nutzen des Bandes in der Tat erheblich. Dabei gilt es zu bedenken, dass die Kuhnsche Zeitschrift insbesondere in ihren Anfängen ganz wesentlich etymologisch ausgerichtet war, wie allein schon ein Blick auf die S. 93ff. erfassten Beiträge des Begründers, A. Kuhn, selbst zeigt. Der Sachindex enthält zwar hier und dort explizite Wortformen, jedoch nicht als eigenständige lemmatische Einträge; so ist zum Beispiel griech. γάλλαρος unter “Griechisch: SONSTIGES: Hesych” (S. 258) erfaßt. Onomastiker werden sich ebenfalls mit Zufallsfunden begnügen müssen; so erscheinen zum Beispiel unter “Iranisch: SONSTIGES” (S. 276) einige wenige Verweise auf Beiträge, die iranische “Personennamen” behandeln (Band 36: 556ff.; 37: 140ff., 492ff.; 38: 241ff., 270ff., alle übrigens aus den Jahren 1900-1902), zur “Wiedergabe altiranischer Namen” im Elamischen, Griechischen, Lateinischen und “in Keilschrifttexten (assyr., babyl.)” sowie, explizit, zum Gestirnsnamen “Tištriia (Sirius)”, man sollte sich aber nicht darauf verlassen, daß das alles Einschlägige in Band 1-100 erschienene sei. In der Tat vermisst man jeglichen Hinweis darauf, daß der Sachindex auch abgesehen vom Fehlen des Wort(formen)verzeichnisses selektiv ist, und man wird nicht darüber aufgeklärt, nach welchem Verfahren die Selektion vorgenommen wurde. So wird man, um nur ein Beispiel anzuführen, unter “Indogermanisch: SYNTAX” das Stichwort “Infinitiv” vergebens suchen; unter “Altindisch: SYNTAX” erscheint “Infinitiv” durchaus (mit Verweis auf MORPHOLOGIE); dortselbst ist unter dem untergeordneten Stichwort “prädikativer Infinitiv” unter anderem der (von Dorothy Disterheft verfasste) Beitrag aus Band 95 (1981, 110-121) erfasst (“The Indo-Iranian Predicate Infinitive”), nicht jedoch die in Band 97 (1984, 205-220) erschienene (vom Rezensenten vorgelegte) Auseinandersetzung mit den zum Teil unhaltbaren Thesen dieses Aufsatzes, in der es nicht zuletzt auch um die Frage der Rekonstruierbarkeit urindogermanischer Infinitivkonstruktionen geht (‘Zum `prädikativen' Infinitiv’). Man sollte sich in diesem Zusammenhang vor Augen halten, daß es jederzeit möglich sein wird, sich von einer rezenteren Untersuchung ausgehend ältere Literatur zu erschließen, niemals jedoch umgekehrt; insofern verdienen auch in einem mehr als 100 Jahre der Forschungsgeschichte abdeckenden Register die jeweils aktuellsten Beiträge ein besonderes Augenmerk.
      Unklar bleibt bei dem vorliegenden Werk weiter, in welchem Umfang und nach welchen Kriterien die in der Kuhnschen Zeitschrift erschienenen Rezensionen erfasst worden sind. Die im Sachindex S. 304ff. unter “Rezensionen” zusammengestellte, ihrerseits wieder nach Sprachen sortierte Liste erschließt im wesentlichen die Bände 1-19, spätere Bände werden offensichtlich nur in Ausnahmefällen genannt (so eine Rezension zum Stichwort “Manichäismus” in Band 56:288ff.). Dass im Sachindex prinzipiell nur auf Bandnummern und Seiten verwiesen wird, nicht jedoch auf Autorennamen, ist bereits wenig hilfreich; dass man aus der Rezensionenliste fast nirgends das jeweils besprochene Werk entnehmen kann (eine Ausnahme ist zum Beispiel “Wackernagel, Gramm.BandIII” unter “Altindisch”, S. 304), ist dann schon ärgerlich. Warum es überhaupt nötig war, den Inhalt von Rezensionen unter diesem Stichwort gesondert aufzulisten, statt ihn, nötigenfalls mit geeigneter Markierung, bei dem jeweiligen Lemma einzuordnen, bleibt mir unverständlich.
      Wenig hilfreich ist letztlich auch, dass es versäumt wurde, innerhalb des Verfasserverzeichnisses abgekürzte Vornamen von Autoren aufzulösen. So erscheint Adalbert Kuhn selbst lediglich als Kuhn, A. (S. 93), und auch August Schleichers Vorname bleibt auf A. reduziert. Für einen Autor namens Techen, der in Band 12 (1863, S. 42-49) einen Aufsatz über “weichbild” verfaßt hat, wird (wie im betreffenden Band selbst) gar kein Vorname verzeichnet. Angesichts dessen, daß die 100 Jahrgänge der Kuhnschen Zeitschrift in besonderem Maße den Werdegang eines ganzen Faches, der Indogermanistik, widerspiegeln, hätte sich mit dem Register eine hervorragende Gelegenheit geboten, die Publikationsgeschichte mit der Personengeschichte zu verknüpfen, indem nicht nur die Vornamen aufgelöst worden wären, sondern auch, soweit möglich, Lebensdaten und Wirkungsstätten der Autoren mitgeteilt worden wären; diese Gelegenheit ist leider versäumt worden.

Frankfurt am Main

Jost Gippert





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