Thesaurus Indogermanischer Text- und Sprachmaterialien
TITUS PROJEKTE

 

Edition und Kommentierung der Litauischen Postille von 1573

 

Gemeinschaftliches Forschungsprojekt

der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

und der Universität Frankfurt (Vergleichende Sprachwissenschaft)"


Die Handschrift der anonymen litauischen evangelischen Postille von 1573 Auslegung der Evangelien durch das ganze Jahr, auch Wolfenbütteler Postille genannt, ist die erste bisher bekannte litauische Predigtensammlung. Die Postille besteht aus 295 Folioblättern und stellt einen der umfangreichsten litauischen Texte des 16. Jhs. dar, zugleich den ersten zusammenhängenden handschriftlichen Text. Damit ist das Manuskript eine der wichtigsten Quellen der litauischen Sprache-, Kultur- und Kirchengeschichte. Das einmalige Sprachdenkmal birgt wichtige Informationen über den litauischsprachigen Teil des Herzogtums Preußen im 16. Jh. Das Unikat wird seit 1648–49 in der Herzog August Bibliothek aufbewahrt, Sign.: Cod. Guelf. 11. 2 Aug. 2o.

 

Die Aufgabe des Forschungsprojekts

Die Edition und Kommentierung der Postille soll das Werk als sprach-, literatur- und kulturhistorisches Dokument erschliessen, so dass weitere Forschung daran anschliessen kann. Aufgaben der Edition sind:

Die Postille besteht aus 72 Predigten über die Sonn- und Festtagsperikopen für den Advent- und Osterzyklus (29 Predigten Advent–Ostern und 43 Predigten Ostern–Advent). In ihr sind Predigten aus Postillen der berühmten Theologen des 16. Jahrhunderts (Niels Hemingsen, Daniel Greser, Johannes Brenz, Arsacius Seehofer, Antonius Corvinus, Johannes Spangenberg, Martin Luther, Leonhard Culmann, Philipp Melanchthon, Jodocus Willich) übersetzt und zusammengestellt. Nur hinter 33 Predigten stehen Autorennamen. Die Quellen von anderen Predigten müssen noch gefunden werden. Die in Wolfenbüttel aufbewahrte Postille ist eine Abschrift, die der litauische Pfarrer von Georgenburg (Preußen) Johannes Bielauk 1573–1574 anfertigte. Der Originaltext dieser Predigten lässt sich bereits auf die Jahre von 1565 bis 1567 datieren. Die Handschrift entstand in Kleinlitauen, dem litauischsprachigen nordöstlichen Teil des Herzogtums Preußen, wo im Zuge der Reformation die volkssprachige religiöse Bildung gefördert wurde.

Die Postille scheint bis 1890 völlig vergessen worden zu sein. Ihre Entstehung, Geschichte und ihr Weg nach Wolfenbüttel lässt sich bis jetzt nicht vollkommen nachvollziehen.

Die Handschrift wurde zunächst graphisch digitalisiert. Der Text der Handschrift wird diplomatisch-getreu abgeschrieben. Um den Text möglichst exakt wiederzugeben, wurden spezielle Fonts entwickelt. Orthographie und Interpunktion werden konsequent beibehalten. Im Ergebnis soll der edierte Text die Entstehung des Manuskripts in allen Stufen nachvollziehen.

Das Projekt wird von der Fritz Thyssen Stiftung (Köln) gefördert und läuft durch die Zusammenarbeit der Herzog August Bibliothek, der Universität Frankfurt a.M. (Vergleichende Sprachwissenschaft) und des Institutes für Litauische Sprache (Vilnius).

 


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05.03.02

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